Ladenburg. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich:: Karl Molitor, Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeige Druck und Verlag von Karl Molitor 2 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. —— 1 — —— — P —— — ere — er 5 Samſtag, den II. Juni 1898. in „ ino 2 a ö 1 Stellung im Wahlkam ihr i i ü g, 2 5 pf und ihre Betheiligung falls der Handidat unterſtützt werden, welcher 5 5 Eme ahnung an die bürgerlichen an der Wahlhaͤndlung der Wahl ſozialdemo- dem Sozialdemokraten gegenüberſteht. Varleien. kratiſcher 10. gemeinſchaftlich ent⸗ Bei der Wichtigkeit der e d 5 gegenzutreten. ahlberechtigte, welche aus] Wahlentſcheidung darf kein ſtaatstreuer Wähler ich. 0 e e welcher ſich an Fraktionsrückſichten hoffnungsloſe Handidaturen [an der Wann fehlen, um durch die Er⸗ Au en Staa 5 0 770 5 von Poſadowsky aufſtellen oder aufrecht erhalten und damit die füllung ſeiner ſtaats bürgerlichen Pflicht für an Wa bet eußerung über das bei Wahl eines Kandidaten der bürgerlichen Par⸗ das politiſche und wirthſchaftliche Wohl der ir dil 0 8 ah 8. 1 N. 1 8 Verhalten wandte, teien in Frage ſtellen oder vereiteln, laufen] ſtaatlichen Gemeinſchaft auch perſönlich ein⸗ — hat den „Berl. N. N,“ die von letzterem er⸗ Gefahr, die ſozialdemokratiſche Bewegung un zutreten. 1 heilte Antwort zur Verfügung geſtellt. Bei mittelbar zu unterſtützen. Wer unſer Dater⸗ Mit ausgezeichneter Hochachtung 0 dem hohen Intereſſe, welches dieſes Schrift- land vor ſchweren inneren Erſchütterungen be⸗ Ihr ergebener ſtück auch für weitere Hreiſe bieten dürfte, laſſen wahren will, ſollte deshalb ſeine politiſchen Poſadowsky. 5 wir das ſelbe hier im Wortlaut folgen: Neigungen und Abneigungen der vornehmſten nd Euer Hochwohlgeboren beehre ich mich poliliſchen Pflicht unterordnen: der geſchloſſe⸗ Politiſches. auf das gefällige Schreiben vom geſtrigen Tage nen Frontſtellung gegen den revolutionären Berlin, 9. Juni. Dem kaiſerlichen Hofe eine ergebenſt zu erwiedern, daß meines Erachtens Sozialismus. ſtehen im Caufe des Jahres zwei beſondere U die bürgerlichen Parteien über ihre Haltung Zum Wohle aller Klaſſen der Bevölkerung Ereigniſſe bevor, eine Hochzeit in der Familie 0 bei den bevorſtehenden Wahlen nicht zweifelhaft „ * ſein können. Die ſozialdemokratiſche Partei hat ſich nicht nur ſelbſt in der Oeffentlichkeit als eine revolu⸗ ktionäre bekannt, ſondern ſie iſt auch thatſäch⸗ lich eine ſolche, da ihre ausgeſprochenen Siele „ Mul N 5 ö * muß der nächſte Reichstag eine ſichere Mehrheit aufweiſen, welche bereit iſt, die großen gemein⸗ ſamen Intereſſen unſerer Erwerbsſtände poſttiv zu fördern; zu dem Zwecke muß er der Re⸗ gierung einen feſten Rückhalt bei der Vorbe⸗ reitung und Entſcheidung der ſchwierigen Fra⸗ gen des internationalen Wettbewerbes bieten und entſchloſſen ſein, die Lage der heimiſchen Produktion und zwar beſonders der durch die moderne Entwickelung unzweifelhaft am meiſten gefährdeten Erwerbsſtände, der Landwirthſchaft und der Miitelklaſſen, einer vorurtheilsfreien, durch Lehrmeinungen und politiſche Kückſichten nicht beeinflußten Prüfung zu unterziehen. Im Intereſſe der Arbeiterbevölkerung wird es end⸗ lich der formalen Verbeſſerung und des weiteren Ausbaues der Arbeiterverſicherung unbedingt bedürfen. 5 Sollte keine Ausſicht vorhanden ſein, einem Handidaten zum Siege zu verhelfen, welcher dieſe Geſammtauffaſſung theilt, ſo ſollte jeden⸗ und eine Keiſe des Uaiſers, deren hiſtoriſche Bedeutung jedem in die Augen ſpringt. Die Vermählung ſoll eine erſte in neuer Generation ſein, die Vermählung der älteſten Nichte des Haiſers, der einzigen Tochter ſeiner Schweſter Charlotte, der Prinzeſſin Feodora von Sachſen⸗ Meiningen. Die Feier findet am 24. Septem⸗ ber in Gegenwart des Haiſerpaares, der Hai⸗ ſerin Friedrich, des Herzogs von Sachſen Coburg und des Prinzen von Wales ſtatt. Das zweite be⸗ vorſtehende Ereigniß iſt die Keiſe des Kaiſers nach Paläſtina. Es iſt ſeit den Kreuzzügen das erſte Mal, daß ein deutſcher Maiſer die heiligen Stätten beſucht. Als der ſpätere KHaiſer 0 III. nach der Einweihung des Suez⸗ anals im Jahre 1869 nach dem heiilgen Lande zog, war er nur erſt Kronprinz von Preußen. Wenn die Kaiſerin Auguſte Viktoria ihren erlauchten Hemahl nach dem Orte be⸗ gleitet, ſo wird in der Weltgeſchichte überhaupt zum erſten Male der Fall eintreten, daß eine 1 aun, in der Beſeitigung der beſtehenden Staatsord⸗ L. n nung ſowie in der Aufhebung des Privat⸗ eigenthums und ihre Mittel häufig in der gen terroriſtiſchen Beſchränkung der perſönlichen fiahlt hüßz Freiheit der Arbeiter beſtehen. Es kann nur Lucht 3 auf theoretiſchem Mißverſtändniß, auf politi⸗ dun ſcher Aurzſichtigkeit oder auch vielleicht auf — Mangel an Muth beruhen, wenn dieſe Sach⸗ llage von mancher Seite nicht erkannt oder ab⸗ len, ſichtlich verdunkelt wird. Die bürgerlichen Par⸗ teien, welche unzweifelhaft gewillt ſind, die beſtehende Staatsordnung aufrecht zu erhalten, len, haben demgemäß auch dem Deutſchen Reiche lohln gegenüber wie gegen ſich ſelbſt aus Gründen der Selbſterhaltung die Verpflichtung, durch ihre Mull s 1 Schwer erkämpft. W Cöoi Romaß von H. von Ziegler. fan, 11. Nachdruck verboten.) it 1 Auch der ernſte Profeſſor fühlte ſich mehr und 1406 mehr in den Zauberkreis der wundervollen, blauen II Augen gezogen; furchtbar kämpfte er mit ſich und i der mahnenden Stimme in ſeiner Bruſt, und die i 7 himmelhohen Berge blickten ſchweigend nieder zu — dem Menſchenkinde, ohne ſeine Qnal zu lindern! 14410 Profeſſor Schönau hatte den Ruf an eine ent⸗ J fernte Univerſität als Geſchichtslehrer erhalten und angenommen — wenn dieſe Sommertage vorüber waren, nahm er wohl auf immer von Gräfin Eva und ſeiner Liebe Abſchied; nein, nicht von ſeiner Liebe, die nahm er mit ins neue Leben, als Him⸗ melsſtrahl eines geträumten Glückes, welches ihm ja nie zu theil werden konnke. . Auch Eva blieb nicht unberührt von dem ernſten Blicke der Augen, welche ſich ſchon damals in der Kirche tief in ihre Seele geſenkt. Oft war es ihr, als müſſe ſie bitterlich weinen und dann wieder hell aufjubeln in alle Welt; „Sie ſagen es wäre die Liebe!“ Freilich, dann mahnte eine andere ernſte Stim⸗ me: „Du biſt Egons Weib und darfſt nicht an jenen denken, für welchen dein Herz pocht und dein Auge aufleuchtet in Wonne und Weh!“ So brachte jeder Tag neue Kämpfe, neues ſchmerzliches Glück und doch waren dieſe beiden Menſchen zu ſchwach, um mit feſter Hand die Fäden zu zerreißen, welche ſie täglich inniger um⸗ ſpannen. Noch wäre es Zeit geweſen. Eine einzige Perſon beobachtete mit pſpcholo⸗ giſchem Scharfblick Profeſſor Schönau und die Gräfin: die Rothhofsbäuerin. Immer wilder, ungezügelter wuchs der Haß in ihr empor gegen jenes ſchöne, vornehme Weib mit den lieblichen Zügen, der ſüßen Stimme; ſie wußte um das Empfinden dieſer beiden Menſchen faſt noch ehe ſie ſie zuſammen geſehen, ein ſonder⸗ barer Herzensinſtinkt verrieth es ihr. Kaum noch dachte ſie an ihr den Aloys Stolz⸗ ner gegebenes Wort, nur der eine Gedanke fand in ihrer Seele Raum: „Sie können einander nie und nimmer angehören! Himmel und Hölle ſtehen da⸗ zwiſchen.“ Sie kam ſoeben aus der Kirche, doch wie ſtets mit ruheloſem Herzen und zerfahrenem Sinn. Am Himmel ſtanden ſchwere Wetterwolken ſcharf gegen den blauen Himmel abgegrenzt, die Luft war glühend heiß, kein Lüftchen regte ſich und ohne Zweifel mußte ein Wetter heraufziehen. Im Feiertagsrocke, die kurze Pfeife im Munde, ſchleuderte Aloys Stolzuer ſeiner Braut entgegen, welche ſtattlich aber auch unahbar wie immer da⸗ herkam; Er liebte ſie trotz dieſer Kälte, denn er meinte noch immer, dieſelbe zu beſiegen. letzte Heuwagen vor dem drohenden Wetter einge⸗ bracht. Gott geſegn's! Das Gewitter wird ſchwer, welches heranzieht und ich meine, die Johannis⸗ feuer werden arg verregnen.“ „Ueberhaupt iſt es Unſinn, all das ſchöne Holz umſonſt zu verbrennen,“ entgegnete die Bäu erin verſtimmt, „es giebt nur wüſten Lärm zwiſchen Mannesvolk und den Mädchen.“ „Je nun, ſie wollen doch auch einmal vergnügt ſein,“ begütigte Aloys, „das Leben wird noch zeitig genug ernſt.“ „Ja,“ nickte ſie ſchwer betonend, „es giebt kaum mehr Glück in der Welt.“ „Aber Anne,“ rief der Bauer, ärgerlich übe ihr mürriſches Weſen, „weshalb biſt denn gegen jeder mann ſo wiederwillig? Drückt Dich ein Kummer, ſo ſag's immerhin, aber ſei nicht ſtets ſo bös zu mir.“ „So ſcheint Dich wohl Dein Wort zu reuen.“ höhnte ſie, „nimm's immer zurück, dann iſt unſer Verlöbniß zu Ende.“ „Anne,“ ſagte er traurig, „biſt ja doch nicht ſo ſchlium — Du haſt geweint, Deine Augen ſind noch roth.“ f „Laß mich in Ruh, Aloys,“ wehrte ſie herb, „ich trag' mein Herz nicht auf der Zunge.“ „So geh zur Frau Ahne, ſie wird Dir zum Rechten verhelfen.“ „Grüß Gott, Anne,“ nickte er gutmüthig, „da wären wir fertig. Auf dem Rothhof iſt eben der g „Nein,, ſagte ſie rauh, „die hilft mir auch nicht. Sie und der Herr Profeſſor ſind vornehme Leute, die es nicht kümmert, wenn unſereins —