Verſchiedenes. — Mannheim, 1. Juni. In hieſigen ohlenhändlerkreiſen bildet gegenwärtig die am erfloſſenen Samstag durch die Großh. Staats⸗ waltſchaft erfolgte Beſchlagnahme der Geſchäfts⸗ ücher einer großen Mannheimer Kohlenfirma en Geſprächsſtoff. Wie die „N. B. L.“ hört, oll die Staatsanwaltſchaft durch eine Denunzig⸗ ion, welche von einem früheren kaufmänniſchen Angeſtellten der Firma ausging, zu dem erwähnten orgehen veranlaßt worden ſein. Nach erfolgter Beſchlagnahme wurde der in Bad Kiſſingen ſich ur Kur aufhaltende Firmen⸗Chef erſucht, wegen er Angelegenheit hierher zu kommen. Leider urde derſelbe kurz nach Erhalt der Nachricht, ohl infolge der hervorgerufenen Aufregung von inem Herzſchlage befallen, dem er auch ſofort rlegen iſt. Die Firma wird beſchuldigt, ſchon eit einer Reihe von Jahren bei Kohlenlieferungen tinderwerthige Waare beigeladen zu haben, wodurch ie Käufer benachtheiligt ſein ſollen. Weiter ird noch bekannt daß ſich für die Richtigkeit er Denunziation bis jetzt keine belaſtenden Anhaltspunkte ergeben haben. Die genannte Firma beabſichtigt da das Verfahren in Folge des Todes des Inhabers zur Einſtellung kommt, die gänzliche Grundloſigkeit der Anſchuldigungen an geeigneter Stelle nachzuweiſen. — Mannheim, 2. Mai. Der Bürger⸗ ausſchuß genehmigte einſtimmig die Einverleibung der Gemeinde Neckarau in Mannheim. Neckarau früheren Angeſtellten denunziert wurde, iſt die Firma Raab, Karcher u Cie. Der verſtorbene erſte Chef hieß Karcher. Die Firma weißt die gegen ſie erhobenen Beſchuldigungen mit Ent⸗ rüſtung zurück. — Karlsruhe, 31. Mai. In der ge⸗ ſtrigen Nacht ſuchte aus dem Zuchthaus zu Bruchſal ein Sträfling zu entfliehen, er wurde aber von dem Militärpoſten bemerkt und, da er auf mehr⸗ maliges Anrufen nicht antwortete, durch einen Schuß zu Boden geſtreckt. Der Tod trat alsbald ein. — Tauberbiſchofsheim, 1. Juni. In dieſen Tagen wurden elf Zigeuner wegen Bettelns und wegen Landſtreicherei verhaftet und in das hieſige Amtsgerichtsgefängnis eingeliefert. Wie verlautet, ſollen die Gauner in Königheim zählte nach der letzten Zählung 10000 Einwohner. — Die große Kohlenfirma, welche von einem dafür ein Honorar von 79 Mk. () zahlte, die hübſche Summe von 420 Mk. entwendet haben. — Tauberbiſchofsheim, 1. Juni. Wie der hieſige Amtsverkündiger meldet, wurde in Hohenſtadt die unverheiratete Karoline Herold als Hilfsrathſchreiber amtlich verpflichtet. Es dürfte dies wohl der erſte weibliche Rathſchreiber im Großherzogthum Baden ſein. — Baden Baden, 31. Mai. Die großh. Obſtbau chule Auguſtenburg, Poſt Grötzingen bei Durlach, wurde vom Miniſterium ermächtigt, in der Zeit vom 20. Juni bis zum 2. Juli einen Obſtbaukurſus für Perſonen reiferen Alters, für ältere Landwirte, Liebhaber und Freunde des Obſtbaues abzuhalten. Der Unterricht in dieſen Kurſen iſt ein theoretiſcher und praktiſcher und erſtreckt ſich auf Obſtbaumzucht und Obſtbaum⸗ pflege, einſchließlich der Pflege und Anzucht der Zwergobſtbäume, und auf die Verwertung des letzteren führte ein benachbarter einem Herrn, welcher ſich wahrſagen ließ und Obſtes. Die Teilnehmer an dieſem Kurſe können Koſt und Wohnung in der Anſtalt gegen eine tägliche Vergütung von 1,40 M. erhalten. Un⸗ bemittelten Teilnehmern können dieſe Koſten ganz oder teilweiſe nachgelaſſen, entfernter Wohnenden können die Reiſekoſten ganz oder teilweiſe erſetzt werden. Anmeldungen ſind mit Leumundszeugnis und, wenn auf Vergünſtigung Anſpruch erhoben wird, unter Beilage eines Vermögenszeugniſſes, bis ſpäteſtens 12. Juni bei dem Vorſtande der Obſtbauſchule ſchriftlich einzureichen. — Wieſenthal, (A. Bruchſal), 1. Juni. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die des Neu⸗ lußheimer Raubmordverſuchs verdächtigen beiden Individuen am Tage vorher einen Ueberfall auf den hieſigen Gaſtwirt Kaſt jr., welcher an dieſem Tage ſeine Hochzeit feierte, abgeſehen hatten. Nachdem ſich die beiden Stromer in mehreren Häuſern informirt hatten, daß Herr Stations⸗ kommandant Schley auswärts auf einem Patrouillen⸗ gang weile und daß das gut ſituirte junge Brautpaar mit dem Abendzug eine Hochzeits⸗ reiſe anzutreten beabſichtige, drangen ſie in em⸗ pörend frecher Weiſe in die Feſträume ein, wo die Hochzeits⸗Geſellſchaft in fidelſter Stimmung beim Gelage ſaß, den Bräutigam ſtramm fixirend und beläſtigend. Dabei ſtellte ſich der eine taub⸗ ſtumm und überreichte dem Bräutigam einen mit Bleiſtift beſchriebenen Zettel. Auf die Bitte des Feſtgaſt die beiden in die unteren Räume und ließ ſie Die Bewirtung ſchien indeß nicht frugal genug geweſen zu ſein oder nicht na ihrem Geſchmack ausgefallen zu ſein, weshalb ſie dem ſie zuvor ſchon ſich der energiſchen Zurecht, weiſung der Gaſtwirthin wiederſetzt hatten Auf die Drohung, man werde die Gendarmerie gegen ſie requiriren, antworteten ſie mit Hohngelächter, Als ſie ſich bald darauf aus dem Staube machten war auch nahezu für das Brautpaar die Zeit zum Aufbruch gekommen. Zweifellos hatten dit Strolche die 1200 Meter lange Straßenſſreche belagert, um das nachfolgende Brautpaar abzu⸗ faſſen und zu berauben. Ein glücklicher Zufall fügte es jedoch, daß das letztere nicht nach dem fuhr und zwar in Begleitung von 5 Chaiſen mit Hochzeitsgäſten. Auf dieſe Weiſe wurde der Plan eines verhängnißvollen Anſchlags vereitelt, Dagegen wird die Famielie Kaſt gegen die Gauner Strafantrag wegen Hausfriedensbruch ſtellen. — Thorn, 1. Juni. Bei dem Brande eines Hauſes in der Jakobsvorſtadt fanden in der letzten Nacht 5 Perſonen den Tod in den Flammen, ein Arbeiter mit Frau und Kind, ſowie ein zweiter Arbeiter und ſein 2jähriges Kind. Eine Frau, die durch das Fenſter auf die Straße ſprang, verletzte ſich ſchwer. Die Urſache des Feuers wird auf Brandſtiftung zurückgeführt. Landwirtſchaftliches. * Apfelbaumgeſpinnſtmotte. Jett ſchon, wenn auch weniger bemerkbar, findet man an den Apfelbäumen ſchleierähnliche Raupenneſter, in denen ſich viele kleine Räupchen befinden. Wie dieſe Räupchen ſchaden können, davon geben die in vergangenem Jahre heimgeſuchten, von Blättern entblößten Bäume ein trauriges Beiſpiel. Da die Räupchen noch bis Ende Juni die Bäume per⸗ heeren, daß ſtatt Zweigen voll Blätter und Früchte nur kahle Beſenreiſer zu ſehen ſind, ſo vernichte man die Geſpinnſte jetzt. Die Vertilgung erfolgt entweder morgens durch Abſchneiden der befallenen Zweigſpitzen und Verbrennen am Boden, oder durch Verbrennen der Geſpinnſte am Baum mit⸗ telſt der Raupenfackel. Wer keine Raupenfackel hat, binde eine Kerze an eine dünne Stange und verbrenne dann die Geſpinnſte. Sie fand erſt neulich in einer Bücherküſte des ſeligen „ſtudierten“ Oheims ein Gedichtbuch und darin eine beſonders ſchöne Stelle. Seitdem lag es neben ihren Schreib⸗ und Rechenbüchern mit einem bunten Leſezeichen an den Zeilen: „Seit ich ihn geſehen Glaub ich blind zu ſein, Wo ich hin auch blicke Seh' ich ihn allein!“ 1 . Nun, Anne habt Ihr keine Antwort für mich?“ frug Aloys Stolzner bitter; ihre Gleich⸗ gültigkeit ſchmerzte ihn doch mehr als er geſtehen mochte. Sie blickte zum Fenſter hinaus. Es war ſo grau und trübe wie in ihrer Seele und am lieb ſten hätte ſie laut aufgeſchluchzt, wenn ſich das für die Rothhofsbäuerin geſchickt. An dem Freier war ei⸗ gentlich auch nichts auszuſetzen; er liebte ſie, man kannte ihn als brav und fleißig, und obendrein in⸗ tereſſirte ſich der Herr Profeſſor für ihn. Langſam wandte ſie ihr noch immer geröthetes Geſicht ihm zu und ſagte, diesmal ohne den herben Stimmklang: „So meint Ihr, durch mich glücklicher zu werden? Wißtz Ihr nicht, daß man mich die wilde Anne nennt? Ich muß es Euch nur gleich frei heraus⸗ ſagen, daß ich Euch nicht ſo lieben kann, wie Ihr mich.“ „Ich hab's mir ſchon gedacht, Anne, aber ich bleibe dabei; werdet mein Weib!“ „Nun ſo überlegt Euch meine Worte bis morgen, Aloys; wenn Ihr dann noch derſelben Anſicht ſeid — ſo wollen wir zur Weinleſe Hoch⸗ zeit halten.“ Die Worte klangen gepreßt, faſt als ſollte zwiſchen dieſen beiden Menſchen ein Vertrag ge⸗ ſchloſſen werden. „Ueberlegen brauch' ich nichts, Anne,“ ſagte er nach einer Pauſe, während ſein Geſicht ſich auf⸗ hellte, „meine Liebe wird mit der Zeit auch die Eure gewinnen. Ich bin, Dank unſerem Profeſſor, auch ein anderer Menſch geworden, der nicht mehr flucht und tobt, ſondern ordentlich wirthſchaftet. Wenn wir nur immer gut zu einander halten, ſo ſoll's wohl gehen. Und nun kommt zur Einhol⸗ ung der Herrſchaft.“ Er nahm die Hand ſeiner Braut, die es ruhig geſchehen ließ, trotzdem es ihr zumuthe war, als lege ſich ein Zentnerlaſt auf ihre Seele. Sie war nun doch eine zweite Heirath ohne Lieb eingegangen! Vor dem Schloſſe ſtanden die feſtlich geſchmück⸗ ten Dörfler nebſt der Dienerſchaft und alle ſchauten erſtaunt auf das Paar, welches in den Kreis trat. Auch Profeſſor Schönau, der bereits zum Sommer⸗ aufenthalt anweſend war, lehnte ſeitwärts an einem Baum, um den Empfang mitzumachen. Tief in Gedanken verloren ſtarrte er vor ſich hin. Vor ihm tauchten jene blauen Augen von neuem auf, die ihn abermals gefangen genommen für immer und alle Zeiten; er wußte, daß er ſie fliehen müſſe — und dennoch that er's nicht, Graf Poſau war Ihr Gemahl? Aber wie, trug er nicht ein Kainszeichen auf der Stirn, flammend und leuchtend bis zum jüngſten Tage! „Sie kommen,“ rief jetzt der Schullehrer ganz aufgeregt, „wer wird die Blumen überreichen?“ „Die Rothhofsbäuerin?“ meinte der Dorf⸗ ſchulze, ſie hat den größten Hof unter uns.“ „Nun denn, Frau Anne,“ drängte der erſte, „hier ſind die Ezianen; beim Ueberreichen müßt Ihr „Ihre Gnaden“ ſagen., „Laßt's immer gut ſein, Herr Lehrer. wohl wiſſen, wie ich zu reden hab'.“ „Hm, grob könnt Ihr ſein, Frau, und führt Euren Namen ganz mit Recht.“ Der Mann war ganz verblüfft, denn bisher galt er als der erſte Autorität im Dorfe. Aber da geſchah etwas Unerwartetes. Pro⸗ Werd' feſſor Schönau ſah mißbilligend zu der grollenden Bäuerin hinüber, welche plötzlich dunkelroth wurde und ſich zu dem derb abgetrumpften Lehrer wandte. „Nehmt's nicht übel, Herr,“ meinte ſie begü⸗ tend, „ich war wohl ein wenig rauh, doch ſolls nicht bös gemeint ſein.“ Die Reihe des Verlegenſeins war nun an den Lehrer ob dieſer eigenthümlichen Abbitte und glück⸗ licherweiſe überhob ihn das immer näher klingende Hochrufen von der Straße her einer weiteren Ant⸗ wort. Jeßt brauſte der Wagen von zwei feurigen Iſabellen gezogen, heran; obenauf ſaß Kutſcher und Diener in der Poſau'ſchen Livree und aus dem Wagen wehte ein heller Schleier. Der Graf dankte überraſcht und erfreut nach allen Seiten und meinte zu ſeiner Gemahlin: „Wir wollen morgen den Leuten ein Feſt geben, Eva; das ist alter Brauch in Sintorf.“ Die junge Frau nickte bejahend; ihr war ſo beklommen und angſtvoll zu Muthe bei dieſem Ein zug. Nur mit Aufbietung energiſcher Selbſtbeherk⸗ ſchung gelang es ihr, an des Gatten Seite ruhig die Freitreppe hinan zu ſchreiten, durch die spalte bildenden Leute durch' 3 Ein Murmeln der Bewunderung durchlief die Reihen; ſo ſchön und lieblich hatte man ſich die neu Herrin kaum vorgeſtellt; ſie eroberte im Sturm alle Herzen. Jetzt trat Frau Anne zu den Herrſchaften und überreichte mit innigen treuherzigen Worten deß Willkommens die ſchönen Ezianen, wofür die Gräff ihre Hand reichte und ſo freundlich dankte, daß die Bäuerin ganz verwundert aufſah. 8 „Ah, da iſt ja auch Profeſſor Schönau rief jetzt der Graf erfreut,, ſind Sie ſchon im Sommer quatier! Das freut mich herzlich. Liebe Eg erlaube mir daß ich Dir Herrn Fortſetzung folgt. die Feſtgeſellſchaft zum zweiten Mal ſtörten, nach hieſigen, ſondern nach dem Waghäusler Bahnhel⸗ 8 1 „ Profeſſor vorſtelle, meine Gemahlin. blinder, . gu, Mum 2 Hnſcher, 2 lle, ech a, Sire 1 Nurſon 0 bütgerl. 1 Huurdlion, 5 e bern, Nase ban , Fabril une, auf Atbeit uche Autliches Per ia Minis, ö. Ihre Hand w Ei dutangehilfe, n, Fubriarbei Dall. Perſor bn Wahl kf eine S uchi — — rllärn An len cher zu ö Fenn