einſtellten. Auch wird die Gegenüberſtellung mit den zwei Verhafteten erſt dieſer Tage erfolgen. Da der Ueberfall bei hellem Tage ausgeführt wurde und Herr Disque von den Strolchen erſt zum Scheine angebettelt wurde folgedeſſen dieſelben kennt, wird bald Sicherheit in der Feſt⸗ ſtellung der Perſonen erfolgen. — Heidelberg, 30. Mai. Die feierliche Einweihung der Sternwarte wird, wie die „H..“ vernimmt, am 20. Juni in Anweſenheit Sr. K. H. des Großherzogs, welcher ſein Erſcheinen zugeſagt hat, begangen. Es findet zunächſt ein Feſtakt in der Aula der Univerſität ſtatt, worauf ſich die Feſtteilnehmer nach der Sternwarte begeben. Karlsruhe, 25. Mai. (Die Aufſtellung der Reichstagskandidaten) für die 14 Wahlkreiſe iſt nunmehr beendet und zwar wie folgt: 1. Wahlbezirk Konſtanz Oberſtiftungsrat Hug (Zentr.) Bürgermeiſter Hauſer natl.), Rechtsanwalt Benedey (D. V.), Schreiner Kron (Soz.). 2 Wahl⸗ bezirk Donaueſchingen Poſthalter Faller Kntl.), Bürgermeiſter Schüler (Ztr.), Rechtsanwalt Muſer (D. V.). 3. Wahlkreis Säckingen Pfarrer Schuler (Ztr.), Fabrikant Kraft (natl.). 4. Wahlkreis Lörrach Dr. Blankenhorn (ntl.), Rechts⸗ anw. Fehrenbach (3.), Rechtsanwalt Frühauf (freiſ.) 5. Wahlbezirk Freiburg Rechtsanwalt Marbe (3.), Kaufmann Rau (utl.). 6. Bezirk Lahr Fabrikant Schättgen (3), Miniſterialrat Weingärtner (ntl.). 7. Bezirk Offenburg Kaufmann Reichert, (Z.), Oberſt Rheinau (nutl.), Gaſtwirt Geis (Soz.). 8. Bezirk Baden Geiſtl. Rat Lender (Z.). 9. Wahlbezirk Pforzheim Landwirt Frank (natl.), Oberamtsrichter Gießler (Z.), Fabrikant Maiſch⸗ hofer (freiſ.), Schriftſteller Agſter (Soz.), Otto von Stockhorner (konſ.), 10. Wahlkreis Karlsruhe Profeſſor Heimburger (D. V.), Redakteur Geck (Soz.), Rechtsanwalt Dr. Schneider (natl.), Landgerichtsrat von Stockhorner (konſ.). 11. Wahlbezirk Mannheim Rechtsanwalt Baſſermann (natl.), Kaufmann Dreesbach (Soz.), Meſſer⸗ ſchmied Vogel (D. V.), Mechaniker König (3). 12. Wahlbezirk Heidelberg Rechtsanwalt Schumann (freiſ.), Oberamtmann Beck (utl.), Dr. Vogel (Antiſ). 13. Wahlbezirk Eppingen Major Köhn⸗ horn (natl.), Freiherr von Menzingen (3.), Lucke (Bund der Landw.). 14. Wahl bezirk Tauber⸗ biſchofsheim Landgerichtsdirektor Zehnter (Ztr.), welche hier Stellung ſucht, trat vorgeſtern 9 7 Uhr aus dem Hauſe eines Stellenvermittlers und fragte einen etwa 30 Jahre alten Mann, der gerade verüberging, nach der Kronenſtraße. Der Mann erbot ſich, ſie nach der Kronenſtraße zu begleiten und ihr Gepäck zu tragen. Die Fremde nahm dieſes Anerbieten an und war leichtſinnig genug, dem Manne unterwegs zu erzählen, daß ſich in dem Reiſetäſchchen auch 250 Mark befänden. Der Führer brachte ſie durch den Zirkel und die Moltkeſtraße bis zur neuen Infanteriekaſerne. Hinter der Kaſerne, wo ziemliche Dunkelheit herrſcht, ſchöpfte die Fremde Verdacht und erklärte, ſie werde keinen Schritt mehr weiter gehen. Der Mann rief ihr zu, wenn ſie ihre Sachen wieder haben wolle, dann möge ſie in den Wald kommen. Nach dieſen Worten verſchwand er auf Nimmer⸗ wiederſehen. Ein Sergeant, der zufällig des Weges kam brachte die Beſtohlene in die Stadt urück. f — Gberbach, 30. Mai. Der 21jährige Schiffer Karl Rupp, welcher auf einem bei Mann⸗ heim ankernden Schiffe bedienſtet war, fiel in der Nacht vom Schiff und ertrank. Seine Kleider und Wertgegenſtände waren in beſter Ordnung in der Kajüte. N — Schiltach i. K., 28. Mai. Geſtern nachmittag 4 Uhr ereignete ſich in dem ſogenannten „Stollen“, einem zum Schotter⸗ und Cementwerk in Schenkenzell gehörigen Steinbruche, ein be⸗ dauernswertes Unglück, dem zwei Menſchenleben zum Opfer fielen. Zwei Arbeiter, Italiener, die mit Rollwagen in den Stoll einfuhren, wurden durch ſich loslöſende Geſteinsmaſſen verſchüttet. Während der eine ſofort todt war, lebte der andere noch einige Stunden, ohne indeß das Bewußtſein wieder erlangt zu haben. — Pforzheim, 27. Mai. Der Sohn des Weingärtners Pfeil hatte einem Bekannten drei Mark geliehen. Als dieſer gar keine Miene machte das Geld zurückzuzahlen, erinnerte er ſeinen Schuldner, den er zufällig in einem Wirtshauſe traf, daran, daß es doch endlich einmal Zeit ſei, die Schuld zu begleichen. Der Gemahnte ging, ohne ein Wort zu erwiedern, hinaus, lauerte dem Pfeil auf und bohrte ihm ſein Meſſer in die Bruſt, ſo daß der Tod ſofort eintrat. Am näch⸗ ſten Tage ſtellte ſich der Mörder der Staats⸗ einer ganzen Reihe von rheinheſſiſchen Orten Pfarrhofe Zigeuner und baten um die Ta eines ihrer Sprößlinge. Ohne weiteres vollzog die Geiſtlichen, evangeliſche wie katholiſche, d Taufakt und trugen denſelben in die Kirchenb ein. Selbſtverſtändlich bettelten die Zigeuner da den Pfarrer an. Wie wäre auch ein Zigenn leben denkbar ohne Bettelei! Die Trinkgel ſcheinen nicht gering geweſen zu ſein, denn frechen Gauner laſſen die Kinder jetzt in ed Pfarrdorfe taufen. So ſoll ein Kind bereits 20 bis 30 mal getauft worden ſein, bald nach epan⸗ geliſchem, bald nach katholiſchem Ritus. Allein mit dem Taufakte iſt die Sache noch nicht abgethan, 0 Nach zwei bis drei Wochen kehren die Strolche 0 zum Pfarrer zurück und laſſen ſich einen Tau⸗ 1 ſchein ausſtellen. Bei dieſer Gelegenheit bel Auen ſie natürlich den Geiſtlichen von neuem an, dieſer giebt, wenn auch nur in der Abſicht, da Geſindel los zu werden. Auf dieſe Weiſe treiben die frechen Nomaden mit unſeren heiligſten Reli gionsgebräuchen empörenden Unfug. Es wäre wirklich die höchſte Zeit, die Landbevölkerung von dieſem läſtigen Geſchmeiß zu befreien. Die Feuer⸗ ſpritze, vor welcher die waſſerſcheuen Geſellen allerdings heilloſen Reſpekt haben, nützt auf die Dauer nichts. Man bringe doch das braune Volk kurzweg über die Grenze! — Graz, 27. Mai. Der Blitz ſchlug in die Jahn'ſche Dynamitfabrik bei Peggau. Eine Hütte flog in die Luft, ein Arbeiter wurde gerötet, zwei verwundet. Litterariſches. Ein Büchlein, das manchem willkommen ſein wird, der in der Konjugation der franzöſiſchen Zeitwörter nicht ganz ſattelfeſt iſt, bietet der Verlag Leopold Zolki in Berlin O. 27 zum billigen Preiſe von 80 Pfennig. Es iſt die Konjugationstabelle von Leſuiſſe, enthaltend die vollſtändige Abwandlung von 122 der ſchwierigſten franzöſiſchen Verben. Im An hange ſind 316 Zeitwörter alphabetiſch geordnet mit der Ueberſetzung ausgeführt daneben die Angabe, ob die zuſammengeſetzten Zeiten mit avoir oder etre gebildet werden, und endlich der Hin weis auf ein gleichartig konjugiertes Verb aus der Zahl der im Haupttheil enthaltenen Modelle 5 zeigen, aber es eilt nicht — ich will die Herren nicht länger ſtören.“ Sie wandte ſich bei dieſen Worten halb zu dem Profeſſor, der ſie anblickte, als ſchwebe eine Märchenfigur vor ihm nieder. „Sie ſtören gewiß nicht, Frau Gräfin. Ich wollte bei meinem kurzen Aufenthalte in W. den Herrn General doch aufſuchen, der mich ſo liebens⸗ würdig unterſtützte —“ 5 „Oho, Herr Profeſſor, von einer kurzen Viſite ſoll nicht die Rede ſein. Sie werden bei uns eſſen, nicht wahr? Meine kleine Hausfrau rechnet es ſich zum großen Vergnügen, Sie bei ſich zu ſehen. Nicht wahr, Eva?“ „Wenn ich nicht ſtöre, Frau Gräfin?“ Eva's Augen ſtrahlten hell, und mit unbe⸗ chreiblicher Liebenswürdigkeit bot ſie dem Gelehrten ihre Hand: Willkommen Herr Profeſſor! Groß⸗ apas Freude ſind auch die Meinigen!“ Sie eilte hinaus, um ihre Anordnungen zu treffen, nd traurig wandte ſich der General an Schönau: 0 „Meine Enkelin hat ein trübes Geſchick; ihr Gatte ward noch am Hochzeitstage nach der Trauung ahnſinnig.“ f „Ich hörte davon,“ antwortete der Profeſſor, „Graf Poſau iſt mir von Sintorf her bekannt, wo ch im Sommer ſtets einige Wochen wohne. Ich gratulierte ihm noch zur Hochzeit, aber ſchon damals fürchtete ich für ihn, denn er war ſeltſam gereizt und jähzornig.“ „Ich weiß,“ nickte der General grimmig, „an ll dem Elend iſt allein meine Tochter ſchuld, denn ſie hat Eva zu der verwünſchten Ehe bewogen. Mit Ihrem Bruder wäre die Kleine gewiß glück⸗ icher geworden, er liebte ſie aufrichtig.“ „So war Graf Poſau — Viktors Neben⸗ auch meine Hilfe dabei — was dann geſchah weiß „Ja,“ nickte der General wehmüthig, „am Tage noch vor der unſeligen That ermuthigte ich Oelzen, ſeine Bewerbung fortzuſetzen, verſprach ihm ich nicht. Nur der Tote allein könnte Aufſchluß geben.“ „Wer weiß, ob nicht auch noch ein Lebender um die That weiß,“ ſtöhnte Schönau qualvoll, dann erhob er ſich. „Wenn Sie mir erlauben, Herr General, komme ich zurück, ſobald ich auf dem Kirchhof war.“ Wie ein Trunkener ſchritt draußen Profeſſor Schönau dahin; die Worte des Generals hatten ihn gleich einem Blitzſtrahl getroffen und das Dunkel gelichtet, welches über Viktors Tode ſchwebte. Zudem war er von neuem jenen ſüßen, zauberiſchen Augen gegenüber getreten, die ihm ſchon längſt alle Ruhe geraubt! Sie war eines anderen Mannes Weib und ſchwer vom Schickſal geprüft. Um ihn her wogte Blüthenduft, lichte Sonnen⸗ ſtrahlen glitten über Wieſen und Hecken; er ſah es nicht, er hörte nicht den jubelnden Lerchengeſang droben in der Luft, nur eine brennende Frage ſchnitt durch ſeine Seele: „War er es? War das Viktors Mörder?“ Der entſetzliche Verdacht folterte ihn, er mußte Gewißheit haben und wandte ſich ins Militärkaſino, um Einzelheiten jenes verhängnißvollen Tages zu erforſchen; doch der Wirth war tot, ſeit Neujahr ein anderer im Amte! Auch Oelzens ehemalige Wirthin wußte nichts über die That, und ſo zer⸗ fielen die erſt begonnenen Nachforſchungen in nichts. Endlich war es Zeit zu Waldheims zurückzukehren, zu jenen gefährlichen Frauenaugen, die ſoviel geweint hatten und doch auch ſo heiter aufleuchten konnten. Im Gartenſalon trat ihm Gräfin Eva freund⸗ lich entgegen. „Willkommen, Herr Profeſſor! Sie Privatier Klein (utl.). anwaltſchaft. Nicht nur als Lehrmittel läßt ſich die Tabelle tn — Karlsruhe, 26. Mai. (Die Dummen — Aus Rheinheſſen, 27. Mai. (Zi⸗ verwenden, ſie wird auch in der Praxis als ſterben nicht aus.) Eine auswärtige Haushälterin, geunerplage) In der letzten Zeit erſchienen in Nachſchlagebüchlein gute Dienſte leiſten. 5 „O vergieb mir, Großpapa,“ begann die eiſige Kälte durchs Herz zog; krampfhaft hielt ſeine „Doch nicht, Frau Gräfin; ich war beim An Gräfin entſchuldigend, „ich wollte Dir einen Brief Hand die Stuhllehne. Grabe meines Bruders.“ dem d „Ah, in der That; ich hörte, daß ein Ver⸗ wandter von Ihnen hier begraben liegt.“ „Frau Gräfin kannten ihn auch, Viktor bon Oelzen war mein Stiefbruder.“ „Was Sie ſagen, Herr Profeſſor!“ erſtauz blickte die junge Frau in die Höhe, „ach ich mochte den armen Herrn von Oelzen ſo ſehr gerne, und wir tanzten immer recht viel miteinander. Er muß damals bald nach unſerer Heimreiſe geſtorben ſein; er war ſo unbeſchreiblich traurig.“ Schönau biß die Lippen zuſammen und ſchwieg, Sollte er ihr ſagen, daß der Tote als Selbstmörder geendet? Eine Pauſe entſtand, dann blickte Eb freimüthig auf: „Nun weiß ich, weshalb mir ſchn [den damals in der Kirche Ihr Geſicht auffiel, Hert ir Profeſſor; Sie ſind Ihrem Bruder ähnlich. O, 8 nun freut es mich doppelt, Sie kennen gelernt z f ele haben; wir können von dem Toten reden — und 1 8 ich will Sie tröſten., f 1 A „Frau Gräfin, wie ſoll ich Ihnen für dieſz bu, warme Theilnahme danken. Im Sommer hoffe ich, Sie in Sintorf zu ſehen, wohin ich mit Großml⸗ W terchen für einige Woche überſiedle. Die liebe alt Nin l Frau iſt mein einziger Troſt, ſonſt ſtünde ich ſeht ahi f einſam in der Welt.“ Verſtohlen ſchaute ſie in ſein ernſtes, ſchwek⸗ müthiges Antlitz; es war ſicherlich geiſtig beden⸗ tender und intereſſanter als das des Toten. f „Ein jedes muß hienieden ſein Theil tragen, ſagte ſie leicht aufſeufzend, „Sie kennen auch mein Geſchick, Herr Profeſſor; es iſt wahrlich kein leichtes. Der Eintritt des Generals unterbrach die Un⸗ terhaltung, und man begab ſich gleich darauf zu Tiſch. Erſt nach der Mahlzeit ward im Bondost der jungen Frau der Kaffe eingenommen. buhler ?“ frug der Profeſſor, dem plötzlich eine haben die Stadt wohl angeſehen ?“ ee ener . in e eee Fortſetzung folgt. 115