23. Mal 1806 eiſteramt. nann. rl ea abe In. cher asche 1% 17 2— 1 11 7 rechend billig. u Ladenbug Bohnen gen artec * * ich in chael Blä zufen zännchen). 8 Ladenbau ichene er D. Bat. mmer mit ſchm fee morgels 1 M zu vet miele d. d. Bl. — imme mel, rey ö iert zu vermil“ . mech Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. err 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. Mittwoch, den 1. Juni 1898. Die Sozialdemokratie und die Reichstagswahlen. Die diesmalige Wahlbewegung im Reiche wird nicht zum Wenigſten durch das Fehlen einer wirklichen Wahlparole charakteriſiert, und unter dieſer Erſcheinung haben alle Parteien gewiſſermaßen zu leiden. Am peinlichſten em⸗ pfindet den erwähnten „Uebelſtand“ vielleicht die Sozialdemokratie, denn ſie bedarf ſtets eines aufregenden Agitationsſtoffes, um auf die breiten Maſſen ihrer Anhänger einzuwirken, mit einem ſolchen Zugmittel iſt es jedoch diesmal eben ſchlecht beſtellt. Weder ſteht eine Militärvorlage noch eine größere Steuervorlage in Aus ſcht, beides Dinge, mit denen ſonſt die Sozialdemo⸗ kratie in früheren Wahlzeiten die „Genoſſen“ gruſeln machte, und die jüngſte Flottenfrage, die ſich bei den Wahlen vom ſozialdemokratiſchen Standpunkte aus noch einigermaßen als Ver⸗ hetzungsmittel bei den Wählermaſſen hätte be⸗ nutzen laſſen, iſt infolge der Genehmigung des Flottenverſtärkungsgeſetzes ſeitens des verab⸗ ſchiedeten Keichstags natürlich gegenſtandslos geworden. Da greift denn die ſozialdemokratiſche Parteileitung krampfhaft nach allerhand Cücken⸗ büßern, um ihr Agitationslampchen brennend zu erhalten. Mit beſonderer Vorliebe werden von ihr die aufgetauchten Gerüchte über die angebliche Bedrohung des Reichstagswahlrechts ausgeſchlachtet und den „Genoſſen“ in größt⸗ möglich ſter Aus ſchmückung zur kräftigen Ab⸗ ſchreckung vor den reaktionären Plänen der verbündeten Regierungen vorgetragen. Daneben muß auch wieder die deutſche Kolonialpolitik unter ſpeziellem Hinweis auf den Erwerb in Hiautſchou herhalten, um den in den Spuren der Herren Singer und Bebel wandelnden Teilen der deutſchen Arbeiterſchaft und des ecards deutſchen Uleinbürgertums zu beweiſen, wie die Volksgroſchen verſchleudert werden. Schließlich fallen die ſozialdemokratiſchen Hetzapoſtel in der Preſſe und in den Wahlverſammlungen erneut über die Sozialpolitik her und ſuchen deren Bedeutung für das Wohl der deutſchen Arbeiter ⸗ ſchaft herabzuſetzen, wie es nur irgendwie an⸗ geht. Maum bedürfen indeſſen die ſozialdemo⸗ kratiſchen Ausſtreuungen über die behauptete Bedrohung des Keichstagswahlrechts noch einer beſonderen Widerlegung, nachdem durch die Berliner Regierungspreſſe in bündigſter Weiſe verſichert worden iſt, daß die verbündeten Ke⸗ gierungen gar nicht daran denken, an dem beſtehenden Keichstagswahlrecht zu rütteln. Ebenſo wenig beſitzen die ſozialdemokratiſchen Vorſtöße gegen die Kolonialpolitik wegen der angeblichen Beeinträchtigung der Arbeiter⸗ intereſſen und noch weniger gegen die Sozial⸗ politik irgendwelche Berechtigung; gerade in letzter Beziehung iſt doch ſchon längſt feſtgeſtellt, welch“ weitreichende Wohlthaten die geſamte durch die berühmte Botſchaft Kaiſer Wilhelms J. vom Jahre 1881 eingeleitete ſozialpolitiſche Geſetzgebung in erſter Linie für die deutſche Arbeiterſchaft im Gefolge gehabt. Man darf überzeugt ſein, daß auch unter den politiſch klarer blickenden Mitläufern der ſozialdemo⸗ kratiſchen Partei viele ſind, welche mehr und mehr die Hohlheit der Phraſen der Partei⸗ leitung erkennen und gewiß ſich ihre eigenen Gedanken über die tönenden Verſicherungen und Deklamationen der Führer machen. Wenn dieſelben darum bei den jetzigen Reichstags⸗ wahlen lediglich auf die alten verbrauchten, Freund und Feind ſattſam bekannten, ſozialiſti⸗ ſchen Schlagworte angewieſen wären, ſo würde es nicht zum Beſten mit den Wahlausſichten der ſozialdemokratiſchen Partei ſtehen, mit ab⸗ gebrauchten „Schlagern“ und Verſicherungen, die niemals eingelöſt werden, läßt ſich auf die „Genoſſen“ immer ſchwieriger ein nachhaltiger Eindruck machen. Aber da kommt der Sozialdemokratie wiederum ihr beſter Bundesgenoſſe bei Wahl⸗ kämpfen zu Hilfe, die Serſplitterung und Un⸗ einigkeit unter den bürgerlichen Parteien. Dieſe bedauerliche Erſcheinung tritt in der gegen⸗ wärtigen Wahlbewegung in beſonderem Grade hervor. Von einem Suſammengehen der bür⸗ gerlichen Parteien gegen den gemeinſamen Feind der heutigen ſtaatlichen und geſellſchaftlichen Oroͤnung kann nur aus einer verhältnismäßig kleinen Anzahl von Wahlkreiſen berichtet werden; in den weitaus meiſten Wahlkreiſen, und zwar gerade mit in ſolchen, welche von der Sozial⸗ demokratie ernſtlich bedroht werden, ſtehen ſich die verſchiedenen bürgerlichen Parteien erbittert gegenüber und ſuchen einander nach Kräften zu ſchaden. Es ſteht zu fürchten, daß die Sozialdemokratie zu den Stichwahlen von dieſer gegenſeitigen Erbitterung zwiſchen den bürger⸗ lichen Parteien wiederum am meiſten profitieren wird, und lediglich aus dieſem Grunde iſt die Umſturzpartei allerdings berechtigt, der heran⸗ genahten Wahlentſcheidung mit Suverſicht ent⸗ gegenzuſchauen, die andern Verhältniſſe würden ihr eine ſolche Siegesſtimmung kaum geſtatten. Verſchiedenes. — Neulußheim, 30. Mai. In dem Befinden des Herrn Dis que iſt eine weſentliche Beſſerung eingetreten und kann derſelbe bis Aus⸗ gang dieſer Woche nach Mannheim verbracht werden. Eine Vernehmung hat bis jetzt noch nicht ſtattgefunden, da bis Samstag ſich Gehirnkrämpfe Schwer erkämpft. Roman von H. von Ziegler. 97 4 (Nachdruck verboten.) Eine unendliche Bitterkeit gegen die eigene Mutter regte ſich in Eva, ſie kämpfte ſchwer mit ſich, ehe ſie des Gefühls Herr wurde; dann aber zogen andere Bilder vor ihr vorüber, ſie ſah ernſte forſchende Männeraugen auf ſie gerichtet, ſie hörte die Stimme des Geiſtlichen, der ſie dem Gatten in Freud und Leid anvertraute und über alles fort gellte die Stimme des Wahnſinnigen in ihre Ohren: „Ich bin kein falſcher Spieler, zeigt mir die falſchen Würfel!“ „Wann geht morgen der erſte Zug nach W. „Um ſieben Uhr, Frau Gräfin.“ „Wir wollen mit demſelbeu fahren, aber Mama ſoll nicht geweckt werden. Ich ſchreibe ihr noch.“ — Die Villa des Generals war ſchon zum Em⸗ pfange der Neuvermählten feſtlich geſchmückt, doch die Ankunft derſelben verzögerte ſich, ohne daß man wußte weshalb. Natürlich beunruhigte ſich der alte Herr höchſtlichſt. Am Nachmittag hielt vor der Thür eine Droſchke, eine tief verſchleierte Dame ſtieg heraus, während die ihr folgende Zofe den Kutſcher ablohnte und das Gepäck mitnahm. Starr und bleich, nur mit dem Kopf der er⸗ ſtaunten Dienerſchaft zunickend eilte Eva die Treppe hinan, nach dem Zimmer des Großvaters; an der Thür blieb ſie ſtehen, preßte die Hand aufs Herz und murmelte qualvoll: „O, wär's doch erſt vorbei! wie ſoll ich's über die Lippen bringen!“ Der General wandte ſich bei ihrem Eintritt gleichgültig um, als er jedoch die geliebte Enkelin erkannte, ſprang er freudig bewegt in die Höhe. „Evi, Liebling, iſt das möglich? Ihr kommt ohne Sang und Klang! Aber was iſt mit Dir!“ Befremdet hielt er inne; Evas blaue Augen blickten ihn ſo todestraurig an, ihre ſüße Stimme ſprach müde, tonlos: „Großpapa, ich habe mich zu Dir geflüchtet — mit meinem Schmerz —“ Entſetzt fuhr Herr von Waldheim zurück. War das ſeine roſige, lächelnde Evi oder eine böllig Fremde? Zitternd nahm er ihre eiskalte, kleine Hand in die Seine und frug noch dringender: „Eva, Kind, ſprich deutlicher, was iſt geſchehen? Wo iſt — Dein Gatte?“ Vollenden konnte er nicht, die Stimme ſchien ihm zu verſagen, aber die arme, junge Frau neigte das blonde Köpfchen an ſeine Wange und ſagte voll herzzerreißenden Jammers: „Der Graf — iſt wahnſinnig, Großpapa!“ Vorbei war der Winter, und mildere Lüfte be⸗ gannen zu wehen; allmählich lockte die Aprilſonne Halme und Gräſer hervor, und wie buntflimmernde Juwelen lag um die Waldheim'ſche Villa ein Kranz bon Schneeglöckchen⸗ und Märzbecherbeeten, dazwi⸗ ſchen duftende Hyacinthendolden, alles Lieblinge der jungen Gräfin Poſau. Eva war wirklich beim Großvater geblieben, trotz aller Einwände der Mutter und ſollte nun mit dem ſoweit wieder hergeſtellten Gatten nach Schloß Sintorf überſiedeln. Sie hatte nach und nach ihre bisherige Heiterkeit und Friſche wieder⸗ gewonnen, der Verkehr mit dem lieben alten Manne that ihr unbeſchreiblich wohl, und nur der Gedanke an ihre Wiedervereinigung mit dem Grafen gab ihr einen Stich ins Herz. f Heute hatte ſte denn auch endlich dem Direktor jener Heilanſtalt, wo ſich Poſau befand, angezeigt, daß ſie Mitte Juni dieſen nach Schloß Sintorf ab⸗ holen werde. Ihr ſchönes Geſicht war ſehr bleich, doch das Auge blickte klar, und der feſtgeſchloſſene Mund trug ein Gepräge energiſcher Willenskraft, als ſie jetzt an des Großvaters Zimmer klopfte. „Herein,“ rief er, doch erſt als Eva auf der Schwelle ſtand, merkte ſie, daß der Großvater nicht allein war; doch nun konnte ſie nicht mehr zurücktreten. „Komm nur näher, Liebling, ich habe Beſuch. Herr Profeſſor Schönau, meine Enkelin, Gräfin Poſau,“ ſtellte er die beiden Perſonen einander vor. Einen Moment ſtockte der Herzſchlag der jungen Frau, und auch der ernſte blonde Mann ſchrack zu⸗ ſammen, dann jedoch verbeugte ſie ſich wie die Sitte es wollte, obſchon der innere Aufruhr ſich ſobald nicht beruhigte. Das waren ja jene ge⸗ heimnisvolle Augen, die ſie nimmermehr vergeſſen konnte, trotzdem ſie nur für Minuten hingeſchaut hatte.