uten N la R e 100 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ en . ſte“ — Ladenburg. tere . —u—ĩ — — No. 43. wet Der ſpaniſch-amerikaniſche Krieg. Ueber die Uriegslage iſt eigentlich wenig ö zu ſagen. Die Blätter ſuchen zwar ihre Spalten 0 mit allen möglichen und unmöglichen Mel⸗ dungen zu füllen, welche dann als Grundlage zu allerlei Vermutungen über kommende Er⸗ lt. eigniſſe dienen müſſen, aber weder dieſe Mel⸗ Fr dungen noch viel weniger die daran geknüpften Vermutungen haben bei näherer Unterſuchung 1 irgend welchen Wert. Der Urieg tobt jetzt ſeit 0 einem Monat; allein abgeſehen von der ſoge⸗ 3 nannten Seeſchlacht am Eingange der Bucht von Manila, die doch ſchließlich auch nur in der gefahrfreien wie ruhmloſen Vernichtung alter, nur zu Truppentransporten benutzter ſpaniſcher Kriegsſchiffe durch ein modernes fal, Areuzgeſchwader beſtand, haben die Amerikaner hie die auf einen raſchen Sieg ſowohl in den weſt⸗ i indiſchen Gewäſſern als auch auf Cuba ſelbſt fahl rechneten, nichts Bedeutendes vollbracht. Bei q Euba aber muß die Entſcheidung fallen. Was die Ergebniſſe des erſten Monats auf dem Ariegsſchauplatze anbetrifft, ſo ſchlugen ſämtliche , Angrißße auf die cubaniſche keüſte fehl, ſo daß in den Vereinigten Staaten die Erkenntnis durch⸗ brach, daß eine Candung auf Cuba ſich frühe⸗ . ſtens und günſtigſten Falles nicht vor September werde bewerkſtelligen laſſen. In dem Augen⸗ blicke, da dieſes Ergebnis einigermaßen greifbar in die Erſcheinung trat, erſchien endlich das 90 Cap Verdeſche Geſchwader des ſpaniſchen Ad⸗ ä mirals Cervera vor Cuba. Drei Wochen Anzeiger für Ladenbur Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 1 7 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. meme; — —-— — — Samstag, den 28. Mai 1898. Cerveras zu täuſchen. Cervera lief wohlbe⸗ halten in Santiago ein; der Admiral bewies ſich als ein Meiſter in der Aunſt, den Feind irre zu führen. Die amerikaniſche Kriegsführung verriet, ſoweit die beiden Geſchwader unter Sampſon und Schley in Frage kommen, un⸗ erkennbare Anzeichen hochgradiger Nervoſität. Seit 5 bis 4 Wochen fuhren ſie planlos umher. Schley war mit geringen Unterbrechungen auf Recognoscirungsfahrten, ohne jemals einen feindlichen Schornſtein zu Geſicht bekommen zu haben. Samſons Blockadegeſchwader machte eine Reihe zweckloſer Coups, griff bald hier bald dort harmloſe Müſtenbefeſtigungen an, verbrauchte ſehr viele Kohlen und verſchoß bedeutende Mengen von Munition, ohne einen einzigen praktiſchen Erfolg zu erzielen. Cerveras Seſchwader that bislang nichts, und dies be⸗ deutet in dieſem Falle einen Gewinn gegenüber dem Feinde. Gleich dem römiſchen Feldherrn abius Maximus Cunctator beſchraͤnkte ſich dmiral Cervera darauf, den Feind irre zu führen und zu ermüden, wich aber einer Schlacht aus. Gelingt es ihm, dieſe Strategie ſo lange fortzuſetzen, bis das Erſatz⸗Geſchwader aus Cadix in den oſtindiſchen Gewäſſern eintrifft, dann haben die Amerikaner nicht mehr die unbedingte Ueberlegenheit zur See, die ihnen Cervera jetzt nicht ſtreitig machen will. Alles in allem genommen, muß man auf eine un⸗ erwartet lange Dauer des Urieges rechnen, falls es den amerikaniſchen Admiralen nicht binnen 14 Tagen gelingt, das Geſchwader Cerveras zu vernichten. Sollten aber die ver⸗ einigten ſpaniſchen Geſchwader unter CTervera und Camara einen Sieg über die Amerikaner davontragen, dann ließe ſich das Ende des Krieges gar nicht abſehen. Die Aufſtändiſchen —— — . ͤ—e— — ——— —e D auf Cuba und den Philippinen erweiſen ſich als höchſt unzuverläſſige Bundesgenoſſen der Amerikaner. Die Stellung des ſiegreichen Helden Dewey vor Manila dürfte ganz gewiß nicht beneidenswert ſein, zumal da er auf Nach⸗ ſendung von Landtruppen vorläufig nicht rechnen darf. Der Mißbrauch der ſpaniſchen Flagge durch die Amerikaner bei dem Verſuche, in den Hafen von Guantanamo zu gelangen, hat mit Recht den ritterlichen Sinn der Spanier ſchwer verletzt. „Die Truppen der Union“, ſchreibt der Madrider „Liberal“, „waren gezwungen ſich unſere Hleider anzuziehen, um wie Diebe ſich in unſer Haus zu ſchleichen; ohne dieſe Er⸗ fahrung hätten wir niemals geglaubt, daß das Volk eines Waſhington und eines TCincoln ſo ſchnell zu einem Haufen von Prahlhänſen und Strauchdieben herabſinken konnte.“ Verſchiedenes. * Ladenburg, 27. Mai. Eine größere Baufirma aus Mannheim kaufte von der Gemeinde Ladenburg die beiden Grundſtücke: Alter Turn⸗ platz in den Gießengärten und das Grundſtück Wallſtadtſtraße und Bach, am Eiſenbahndamm gelegen, zu baulichen Zwecken. Die Grundſtücke waren bereits 2 Jahre dem Verkauf ausgeſetzt. Der Verkauf erfolgte durch Herrn Georg Müller II. — Ladenburg, 25. Mai. (Sonderzug nach Hamburg.) Das Geſuch des Kreisvertreters des 10. deutſchen Turnkreiſes, Fritz Nußhag in Straßburg, an die Generaldirektionen der Staats⸗ eiſenbahn in Baden, Elſaß⸗Lothringen und der Pfalz wegen eines Sonderzuges zum Hamburger Turnfeſt wurde dahin beantwortet, daß am 21. Juli von Baſel über Karlsruhe, Frankfurt ein Sonderzug nach Hamburg geführt wird. Der Zug geht mittags 1 Uhr von Baſel ab und er⸗ — hindurch hatte die Furcht vor dieſem Geſchwader aten, wechſelnde Paniken in den großen Hafenſtädten der Oſtküſte der Vereinigten Staaten hervor⸗ gerufen. Mit großem Geſchick verſtanden es fe die Spanier, ihre Gegner über die Bewegungen 0. 8 35 e 5 Schwer erkämpft. . Roman von H. von Ziegler. 210 5 Nachdruck verboten.) uin Poſaus Gedanken ſchweiften weit ab. So⸗ 12 eben hatte ihn Profeſſor Schönau im Hotel beſucht, d der hier in B. an der Univerſität Geſchichte docierte 5 Heng beide Herren lernten ſich im letzten Jahre zu Sin⸗ 1, f torf kennen, ſpielten viel miteinander Schach und Schönau kam, den Grafen zu ſeiner Vermählung zu fl. beglückwünchen. — Der ſtattliche Gelehrte war ſehr bleich; auf 1 Poſaus Fragen antwortete er nur, er habe tiefe 1 Familientrauer bekommen. Die Einladung des 0 Grafen, ihn, wenn er ſeine Großmutter aus Sintorf chin abhole, doch noch im Schloſſe zu beſuchen, hatte er dankend abgelehnt, weil er nur einen Tag in l. Sintorf bleiben wollte, vorher aber noch in W. 15 Geſchäfte habe. 5 — Bei dem Namen zuckte Poſau zuſammen. „Was haben Sie denn dort zu thun Herr Profeſſor ?“ Eine völlig gleichgültige Antwort Schönaus ze hatte den Grafen allerdings beruhigt und ſeine Gedanken kehrten nun abermals zu der Gegenwart 1 zurück. Da plötzlich blickte er ſtarr ins Antlitz ſeiner Braut; ſonderbar! Eine unauslöſchliche Angſt überfiel ihn dabei. Als der Wagen vor dem Portale des Gottes⸗ hauſes hielt, ſprang der Bräutigam hinaus, um ſeiner Hand mußte ſie alle Selbſtbeherrſchung auf⸗ bieten, um nicht laut aufzuſchreien vor Grauen. Es war ihr, als halte eine unſichtbare Macht ſie zurück, als flüſterte eine hohle Stimme: „Zurück vou Altare, ſo lange es noch Zeit iſt. Du ſchwörſt falſch, Unſelige — Du liebſt ihn nicht!“ „Ach, Dein Schleier blieb hängeu liebe Eva,“ hörte ſie den Grafen kaltblütig ſagen, ehe er ihr den Arm bot, hatte er mit rauhem Griff das feine Gewebe vom Wagen geriſſen, daß ein großer Riß ſichtbr wurde. Die junge Braut wurde jetzt ebenſo roth, als ſie bisher blaß geweſen; ſie hatte aus dem Kreiſe der neugierigen Zuſchauer ringsum die Worte vernommen: „Ein böſes Zeichen! Das giebt ein Unglück.“ Nur mühſam ihre Thränen bemeiſternd, ſchritt Eva an des Grafen Seite durch die Kirche hin zu dem reichgeſchmückten Altare, feierlich umwogten Orgel⸗ töne das ſtattliche Paar, aber ſie fanden keinen Wiederhall in den Seelen desſelben. Seitwärts an einem Pfeiler lehnte ein hoch⸗ gewachſener, ernſter Mann, den Blick feſt auf das bräutliche Weib gerichtet und unwillkürlich begegne⸗ ten ſich beider Augen. Da meinte Eva plöͤtzlich einen andern vor ſich zu ſehen, im Helm und Küraß, das hübſche, fröhliche Antlitz in eifrigem Geſpräche zu ihr neigend. Nein, er war es nicht; ſeit Monaten ſchon verſchlummerte Viktor von Oelzen im kühlen Grabe. Weshalb erinnerte ſie des Fremden Züge Eva behilflich zu ſein, aber bei dieſer Berührung gerade in dieſer ernſten Stunde an jenen? Auch Graf Poſau hatte ähnliche Empfindungen. Wie eine Viſton tauchte der ſchöne Offizier vor ihm auf — und hinter ihm blitzte der Lauf eines Piſtols. Hah, war das nicht ein Schuß geweſen, der dröhnend durch die Kirche hallte ? Große Schweißtropfen perlten an ſeiner Stirn, irren Blickes ſchaute er bald auf die mamorblaſſe Braut, bald nach dem Geiſtlichen, der in warmen Worten den Bund der Verlobten ſegnet „Dein Volk ſei mein Volk!“ Eva ſeufzte ſchwer auf und ſchaute abermals in jene ſchwermüthigen Männeraugen dort drüben; nur ein Herzſchlag lang glitt der Gedanke durch ihre Seele: wenn die Worte ihm gelten würden und nicht dem unheimlichen, düſteren Manne an ihrer Seite! Sie liebte Graf Poſau nicht, und dennoch ſollte ſie jetzt im Angeſicht des Höchſten und inmitten zahloſer Zeugen ſchwören, ihm ewig treu zu bleiben! Drüben fahr die weiße, wohlgepflegie Hand des Fremden über ſeine Stirn; auch er athmete ſchwer als das Brautpaar ſich nun erhob und näher zum Altare trat. Graf Poſau's „Ja“ klang laut und ſicher; beim Ton eigener Stimme ſchwand die gräßliche Viſion von vorhin, und er athmete wieder freier. Jetzt kam die Reihe an Eva. Der Geiſtliche wiederholte ſeine Frage, ob ſie des Grafen Weib ſein wolle in guten und in böſen Tagen, ob ſie ihm treu bleiben wolle bis der Tod ſie ſcheide —