8 . 5 London, 19. Mai. früh geſtorben. Verſchiedenes. O Ladenburg, 20. Mai. Vor einigen Tagen ging die Nachricht durch die Blätter, daß drei von Waldmichelbach nach Brühl beſtimmte Steinfuhrwerke, welche bei Ladenburg die ſogenannte fliegende Brücke benutzten, die jedoch der herr⸗ ſchenden Strömung nicht Stand hielt und mit fortgeriſſen wurde, nur dadurch einem Unglück entgangen ſind, daß ein entgegenkommender Schlepp⸗ dampfer ſie in der Nähe der Eiſenbahnbrücke noch rettete. Es warf ſich uns dabei die Frage auf, warum eigentlich eine Ueberbrückung des Neckars bei Ladenburg noch nicht beſteht, namentlich da eine ſolche für die Entwickelung der Orte Ladenburg und Neckar hauſen von emi⸗ nenter Bedeutung und für den Verkehr im Allge⸗ meinen von weittragendem Einfluß wäre. Die derzeitigen Einrichtungen — die Eiſenbahnbrücke für den Fußgängerverkehr und die Fähre für den Fuhrwerks⸗ dc. Verkehr — genügen den heutigen Bedürfniſſen bei Weitem nicht mehr. Deßhalb bleibt zunächſt die Verbreiterung der Eiſenbahn⸗ brücke anzuſtreben und da bei der Erbauung der⸗ ſelben eine Verbreiterung für den Fuhrwerksverkehr vorbehalten worden iſt, ſo würden die erforderlichen Schritte nur durch die intereſſirten Gemeinden zu unternehmen ſein. Zweifellos könnte hierdurch das bisher Verſäumte nachgeholt werden. F Ladenburg, 20. Mai. Geſtern nach⸗ mittag fand im Saale zum Hirſch eine ſtark beſuchte Verſammlung des kath. Männervereins „Conſtantia“ ſtatt, in welcher die Herren Ober⸗ amtsrichter Schmid und Cigarrenfabrikant Neuhaus⸗ Schwetzingen und Pfarrer Freund⸗Neckarau über die Ziele der Centrumspartei ſprachen. Als Kandidat für die Reichstagswahl iſt Herr Mechaniker König von Mannheim aufgeſtellt. Herr Stadtpfarrer Haas dankte den Herrn Rednern, beſonders Herrn Neuhaus und brachte ein Hoch auf dieſelben aus. * Ladenburg, 20. Mai. Ein wolkenbruch⸗ ähnliches Unwetter ging geſtern nachmittag über unſere Gegend nieder und hat hauptächlich in Schriesheim das Hochwaſſer die Bewohner die ganze Nacht zu Schutzmaßregeln gezwungen. In der allgemeinen Verwirrung ſollen auch einige Diebſtähle ausgeführt worden ſein. — Auch auf hieſiger Gemarkung hat der Bach hinter der Feuling'ſchen Leimfabrik ſeine Ufer verlaſſen und hat eine große Strecke bautes Land überſchwemmt. — Des Weiteren ſchreibt man: Ein heftiger Wolkenbruch iſt geſtern nachmittag über das Neckar⸗ thal niedergegangen; vor allem wurden die Orte Schlierbach, Neckargemünd und Schönau ſchwer heimgeſucht. Die niedergefallenen Schloſſen und Eisſtücke richteten große Verheerungen an. [Ladenburg, 18. Mai. Herr Karl Benz, Direktor der Rheiniſchen Motoren⸗Fabrik Mannheim, kaufte hier mehrere Grundſtücke im Flächenmaaß von 17 737 Quadratmeter zur Errichtung einer Fabrik. Sämtliche Abſchlüſſe erfolgten durch Herrn Georg Müller. — Roth (Amt Wiesloch), 18. Mai. (Obſt⸗ baumſchädlinge). Auf unſerer Gemarkung wurden Obſtbäume angetroffen, die mit auſternförmigen Schildläuſen, welche nur bei genauer mikroſkopiſcher Unterſuchung von den St. Joſeſchildläuſen zu unterſcheiden ſind, beſetzt waren. Zur Bekämpfung dieſes ſehr ſchädlichen Inſekts, zumal wenn es in Mengen auftritt, empfiehlt es ſich, die Obſtbäume welche kränkeln, einer genauen Unterſuchung zu unterziehen, ob die „auſternförmige Schildlaus“ nicht ſchon eine weitere Verbreitung gefunden hat. — Walldorf, 17. Mai. (Aſtor⸗Denkmal.) Sonntag, 22. Mai, findet die feierliche Enthüllung des Aſtordenkmals auf dem Marktplatze gegenüber dem Rathauſe ſtatt. Die Vorbereitungen zu der Feier ſind bereits in vollem Gange; Walldorf wird ſein ſchönſtes Feſtgewand anlegen. Eine höhere Weihe erhält das ſchöne Feſt dadurch, daß der Großherzog und die Großherzogin der Feier der Denkmalsenthüllung beiwohnen werden. Der Großherzog trifft, wie gemeldet wird, mit ſeiner hohen Gemahlin nachmittags halb 2 Uhr in Wies⸗ loch ein. Die Rückreiſe erfolgt um 4 Uhr. — Karlsruhe, 19. Mai. Es dürfte intereſſant ſein, über die Größe der badiſchen Stadtgemarkungen näheres zu erfahren. Es gab eine Zeit, wo die Einwohnerzahl einer Gemeinde von der Größe ihrer Gemarkung ab⸗ hängig war. Das iſt heute ganz anders geworden, wie folgende Statiſtik beweiſt: Zwei Gebirgs⸗ gemeinden, die eine im Schwarzwald, die andere im Odenwald, ſtehen, was die Größe ihrer Gemarkungen betrifft obenan. Die Gemarkung der Stadt Villingen mißt nicht weniger als 68 / Quadrat⸗Kilometer oder 68500 Hektare 19000 badiſche Morgen. Ihr am nächſten kommt Eber⸗ bach mit nahezu fünfzig Quadrat⸗Kilometer (über 15000 Morgen); nach dieſen Kleinſtädten mit kaum fünf bis 6000 Einwohnern kommt enn Großſtadt (für badiſche Verhältniſſeh, nämlich Freiburg mit 58 ¼ Quadrat⸗Kilometern hieran Baden⸗Baden mit 50% Ouadrat⸗Kllometern Es folgen der Reihe nach Walden mit 8, een Heidelberg urd Eppingen 33, Bruchſal mit 3 [ . Durlach und Breiſach mit je 31, Ettlingen mit 1 4% b 1 30, Weinheim mit 26, Tauberbiſchofsheim Mos 1 0 . fn bach, Mannheim mit je 24 Quadrat⸗Kilometern i 15 10 (6667 badiſche Morgen): mit der Gemarkung 44 1 60 Käferthal hat Mannheim über 40 Ouadrat⸗Kilo⸗ 10 Ehn meter und nach Einverleibung von Neckarau wird fang 75 ſich die Stadt über 58 Quadrat⸗Kilometer aus⸗ 11 ee dehnen, gewiß ein reſpektabler Umfang für ein bea Gemarkung, welche überdies zum größten Theſl 110 alis einmal überbaut werden dürfte. Donaueſchingen L nau hat 23, Bretten 22, Pforzheim 21, Naſtatt, ren Ueberlingen, Ladenburg, je 19, Lahr 17 Een p. Duadrat⸗Kilometer u. ſ. f. Den kleinſten Umfang von allen Stadtgemarkungen hat Konſtanz, nämlich [ . nur 5% Quadrat⸗Kilometer. Die Gemarkung 0 n iu pe Karlsruhe umfaßt ohne die abgeſonderte Gemark⸗ ung Hardtwald nur 11 Quadrat⸗ Kilometer ſie gehört alſo ebenfalls zu den kleinſten Stadt gemarkungen. Unter die kleinſten Gemarkungen gehören ferner Wertheim, Emmendingen und Lörrach mit je nur 7 Ouadrat⸗Kilometern. — Pforzheim, 17. Mai. Vor dem Gaſt⸗ hof „zum grünen Hirſch“ gerieten mehrere Burſchen in einen Wortwechſel, der bald in Thätlichkeſten ausartete. Der 20 Jahre alte Taglöhner Heinr. Rieger aus Mosbach griff ſogleich zum Meſſer und bohrte dasſelbe dem 27jährigen Taglöhner Chriſtian Pfeil aus Hornheim ins Herz. Pfeil war auf der Stelle tot. Der ruchloſe Mörder wurde ſofort verhaftet und ins Unterſuchungs⸗ gefängnis abgeführt. — Grünsfeld, 19. Mai. Heute nach⸗ mittag hatten wir gegen 4 Uhr ein Gewitter, welches einen ganz bösartigen Verlauf nahm. Hagel in der Größe von Taubeneiern fielen her nieder, Das ſchlimmſte war jedoch das Hochwaſſer, welches in raſender Schnelle, alles mit ſich reißend, unſern Ort umzingelte. Das Waſſer drang in Keller und Ställe und es mußte ſo ſchnell es ging, aus⸗ geräumt werden. Der Schaden iſt bis jetzt un⸗ berechenbar. Wir haben ſeit langer Zeit ein ſolches Unwetter nicht mehr gehabt. — Amſter dam, 18. Mai. Ein Wirbel wind zerſtörte die Stadt Birma in Indien. 500 Perſonen ſind dabei umgekommen. kubilzunng 4 29 8 in niken empf. e, War Salih u ritun unden 1 95 Spucnüyf 6 10 Tuintgeſ 9 Getr al mem Se e nt knügzle, i un Veiwe a Erlang d d beſdbars een bebe An nt demi draußen noch zu tanzen,“ meinte launig der alte Herr. „Nicht für mich, Herr General, ich tanze un⸗ beſchreiblich gern, beſonders mit einer guten Tänzerin.“ „Hm, Sie meinen doch meinen Liebling, die Eva? das Prachtmädchen kann alles!“ Und doch muß man ſich hüten, zu tief in dieſe blauen Augen zu blicken.“ „So muthlos, Herr von Oelzen, trotz Seiner Majeſtät Rock, den Sie tragen?“ „Ich beſitze kein Vermögen, Herr General, und darf einem geliebten Weſen nicht von Herzen reden.“ „Ach was! früher ſprach das Herz zuerſt und dann der Beutel.“ „Herr General,“ ſprach tiefernſt der junge Offizier. „Ich bin meinem Vorſatze untreu ge⸗ worden und habe von dem geſprochen, was in meinem Herzen verborgen bleiben ſollte. Sei es drum! Ja, ich liebe Fräulein von Lingen, treu und ehrlich, aber eben deshalb will ich Ihr ſon⸗ niges Daſein an mein Leben nicht ketten.“ „Liebt Eva Sie gleichfalls?“ „Ich weiß es nicht, Herr General.“ „Potz Element, Herr Lieutnant, ſind ſie zag⸗ haft! Wenn Sie noch länger zaudern, kommt Ihnen der grämliche Menſch, der Graf zuvor, meine Tochter begünſtigt ihn auffallend, aber was an mir liegt will ich thun das Kind vor ihm zu retten, denn er gefällt mir nun gar nicht. Alſo, Muth Kamerad, wenn Eva Sie liebt, verſchaffe ich Euch Kommiszulage und gebe ſelbſt noch etwas in die Wirthſchaft, damit das Kind beim Regiment bleibt.“ „O, Herr General! Träume oder wache ich! Wär's möglich.“ „Gewiß,“ nickte der alte Herr, „und unn gehen Sie wacker zum Angriff vor, das rathe ich Ihnen!“ 1 „Kommen die Damen morgen zum Kaſino⸗ konzert?“ „Natürlich. Eva muß dabei ſein, wo nur ein Fiedel klingt. Aber noch eins, Oelzen, Sie werden das Kind glücklich machen, nicht wahr?“ „So war mir Gott helfe, Herr General, ihr Glück ſoll meines Lebens ganzer Inhalt ſein!“ Aber der Menſch denkt und Gott lenkt! ſollte anders kommen! Am zweiten Tage nach dem Ballabend ſtanden mehrere Ordonanzen wartend vor der noch ver⸗ ſchloſſenen Thür der Waldheim'ſchen Villa. Die Sonne ſtand hell am Himmel und ſoeben ſchlug die Thurmuhr die ſechſte Morgenſtunde. „Wenn nur endlich geöffnet würde,“ brummte einer der Soldaten, „wie lange ſollen wir hier ſtehen und warten,“ „Ich möchte wohl näheres hören,“ bemerkte ein andrer, „gleich nachdem das Unglück geſchehen, ſchickte man mich fort.“ „Als es mir der Oberſtabsarzt ſagte, da hätte ich wie ein Schuljunge aufweinen mögen.“ „Mir iſt auch trübe ums Herz,“ nickte ein alter Unteroffizier, „wir hatten in alleſamt lieb.“ „Nun müſſen wir klingeln, es dauert doch zu lange.“ Auf den ſchrillen Ton der Glocke näherten ſich drinnen Schritte, ein Dienſtmädchen ſchloß auf und frug ziemlich ungnädig: „Was ſoll's denn ſchon ſo früh?“ „Dringende Meldung für den Herrn General.“ „Er ſchläft noch,“ lautete die kurze Antwort. „So muß er geweckt werden, meine Meldung iſt von höchſter Wichtigkeit.“ Des Unteroffiziers barſcher Kommandoton ſchüch⸗ terte das Mädchen ein, ſie ging und bald darauf wurden die Soldaten zum General beſchieden. „Guten Morgen Leute! Iſt etwas vorgefallen?“ Es Was gieb't ſo zeitig? 7205 In ſtrammer Dienſthaltung, aber mit aſch⸗ fahlem Geſicht trat der Unteroffizier vor und melde „Zu Befehl, Herr General! Heute Nacht hat ſich — in ſeiner Wohnung — der Lieutnant bon Oelzen — erſchoſſen!“ „Was ſagen Sie da!“ ſchrie der General, it höchſtem Entſetzen aufſpringend, als habe er micht recht gehört. „Es muß ein Irrthum ſein — es iſt ja nicht möglich — Oelzen!“ „Heute früh 4 Uhr — fand man — ihn kot kaun d Malt n fte Pte An kuteldhng 0 dun Win Al c. 1 1 80 An krpfegt wird een krgſilt e Ale 1 Bein u deter g Aan bang, die 00 Aan fuhr der alte Soldat eintönig fort, während es in e eite ſeinem wetterharten Geſicht heftig zuckte. . Wan ug eg „Allmächtiger Gott,“ ſtöhnte Waldheim, ſich aneh in mit der Hand vor die Stirn ſchlagend, „mein lieber, n de braver Oelzen! Da muß ein entſetzliches Ver⸗ When! hängniß obwalten!“ uke rah de i Der Unteroffizier fuhr in ſeinem Berichte fort, Ale Sid von Zeit zu Zeit innehaltend, um ſich zu ſammeln, W ben denn die Stimme drohte ihm zu verſagen. Maut n 0 „Die Wirthsleute des Herrn Lieutnant haben A dater dab den Schuß gehört und wollten öffnen, doch die Wa in dn Thür war verſchloſſen, und als man ſie endlich n due. aufbrach — fand man — den Herrn Dieutnant dan an — am Boden liegend. Ob er ſchon tot gedveſen — weiß ich nicht.“ . „Es iſt gut,“ ſagte Waldheim nach einer Paus etwas gefaßter, „ich komme gleich ſelbſt. Aber daß Sie hier im Hauſe reinen Mund von dem — glück halten. Die Damen reiſen heute ab und ſollen nichts erfahren. Verſtanden ?“ — a Bald darauf ſtand der General vor dem stilles Toten und ſchaute tief ergriffen in deſſen Antlitz. Außer dem Revolver in der krampfhaft geſchloſſeuen 8 Hand fand ſich bei Oelzen nichts, was über deſſen * Ace hu räthſelhaften Selbſtmord Aufſchluß hätte geben . können. Und doch mußte darüber ein Geheimmiß Wa ud 6 obwalten. ö 5 8 88