beſſer ſein. — ac Kinley ſoll erklärt haben, die Vereinigten Staaten würden die Philippinen einſtweilen als Pfand für die von Spanien zu zahlende Hriegsentſchädigung behalten, ſollte letztere nicht erfolgen, ſo würde dieſe Inſelgruppe an eine europäiſche Macht, am liebſten an Eng⸗ land verkauft werden. Mac Kinley wird die Mobiliſirung und Concentration der regulären und freiwilligen Truppen der Weſtſtaaten in San Franzisko anordnen, um dieſelben zur Beſetzung der Philippinen bis zum Friedens ſchluß zu verwenden, nachher würden, wie aus Waſhington weiter gemeldet wird, die Inſeln einen Theil der Hriegsſteuer bezahlen müſſen. Verſchiedenes. — Ladenburg, 6. Mai. Am kommenden Sonntag feiert der Geſangverein „Sängerbund“ hier das Feſt der Fahnenweihe, an dem ſich 19 auswärtige Vereine beteiligen werden. Von morgens 9 Uhr ab findet der Empfang der Vereine und um 3 Uhr mittags der Feſtzug ſtatt. im „Würzburger Hof“ und „Schiff“ abgehalten. Der Feſtplatz befindet ſich auf dem ſtädtiſchen Turnplatze. — Die Aufwärtsbewegung in Getreide hat durch die Zollaufhebung in Frank⸗ reich eine neue Anregung gefunden. „N. B. L. auf das Beſtimmteſte mittheilen, daß die deutſchen Hauptzollämter, welche für den Getreideverkehr in Betracht kommen, telegraphiſch vom Bundesrath die Weiſung erhalten haben, die Getreidebeſtände noch heute telegraphiſch nach Berlin aufzugeben Es ſcheinen demnach bei der Reichsregierung ähnliche Erwägungen Platz zu greifen, wie ſie in Frankreich zur Aufhebung der Es liegt in der That die Zölle geführt haben. Gefahr vor, daß das in Deutſchland lagernde Getreide nach Frankreich ausgeführt und Deutſch⸗ land dadurch von Getreide noch mehr entblößt wird, als es heute ſchon der Fall iſt. geſtern 5 M. per Tonne im Preiſe geſtiegen, weil Alles für Frankreich genommen wird mit Rückſicht darauf, daß die Zollabſchaffung vorläufig nur bis zum 30. Juni dauern ſoll. Roggen, Gerſte, Hafer und Mais ſind ebenfalls ſehr feſt. — Heidelberg, 2. Mai. Geſtern er⸗ eignete ſich in dem Porphyr⸗Steinbruch zu Doſſenheim, Eigenthum der Gebrüder Leverenz in Die Tendenz iſt ſehr feſt und nahe Abladungen von Weizen ſind gegen Von Abends 8 Uhr ab wird Feſtball Auch kann die Heidelberg, ein gewaltiger Erdrutſch. Di koloſſale Reibung erzeugten Funken waren ſo ſtark, daß Augenzeugen ſagen, ſie hätten den Es ſtürzten Phorphyrfelſen von 1 Kubikmeter zu Wie e Lerchenbäume wurden mit in die Tiefe geriſſen. — Philippsburg, 3. Mai. Maikur mit tragiſchem Ausgange hat ſich am 1. Mai, bairiſcherſeits, unſerm N gegenüber, abgeſpielt. Der dortige Rheinwald, genannt Schwarzwald, iſt der Schauplatz dieſer traurigen Scene. Jahren, zur nächtlichen Kur in dieſen für gleiche Partien gleich nahen, ſehr idylliſchen grünen Wald und begegneten ſich erſtlich friedfertig, jedoch führte das von den Mechtersheimern mit⸗ gebrachte „Fäßchen Bier“, das den Lingenfeldern höhniſch zum Mitgenuß verweigert wurde, zum blutigen Streit. Mit Meſſern und Knüppeln bewaffuet ſtürzten ſich die Lingenfelder auf die Mechtersheimer und es entſtand eine furchtbare Keilerei. Ein Lir genfelder Burſche wurde ge⸗ tödtet, der Sohn des Metzgers Bauchens ſchwer verwundet, abgeſehen don den andern zahlreichen ſchweren und leichteren Verwundungen. Große Trauer herrſcht heute in den beiden Gemeinden. Die ganze Geſellſchaft iſt verhaftet. — Obernzell (Bayern), 30. April. (Ha⸗ gelwetter.) Das durch ſeine landſchaftlichen Reize beſonders zur jetzigen Jahreszeit einem Paradies gleichenden Obernzell bietet ſeit geſtern abend ein Bild der ſchrecklichen Verwüſtung, welches ſich erſt heute früh vollſtändig überblicken läßt. Betritt „Bach“ entlang führt, ſo iſt von dem eigentlichen Straßenkörper nichts mehr zu ſehen. Dort wo ehedem Straße und Trottoir ſich befanden, wälzen ſich ſchmutzig gelbe Waſſermaſſen dahin, während das frühere Bett des ſogenannten Eggerbaches, der neben der Straße tief unten vorbeifloß (ca. 4 Meter), vollſtändig mit Steingerölle, Felſen⸗ trümmern und entwurzelten und abgegnickten Baumſtämmen ausgefüllt iſt und einer förmlichen Wildnis gleicht. Dieſe Strecke reicht bis zum Gaſthauſe des Eggersdorfer und es dürfen Wochen vergehen, bis ſie dem Verkehr kann wieder über⸗ geben werden. Sämtliche Hintergebäude als da Eindruck gehabt, als ob es fortwährend blitze. Samstag Abend wanderten i 19 Jünglinge aus Lingenfeld, ſowie 21 ſolcher letztere 2—3 Kubikmeter enthaltend, aufgetürmt⸗ f g im im Alter bis zu zwanzig e i woſelbſt noch eine Unmaſſe entwurzelter Fichten man die Straße, welche den ſogenannten Marktteil ſind Remiſen und Holzſchuppen, auch mehrere Eine Rheinſtrand e durch Wände von Häuſern ſowie ſämtliche Brſſchen und Stege wurden von der Waſſerflut mitgenommem Doch das ſchrecklichſte Bild bietet ſich dem Beſchauer bei der Großmühle und dem Hausbeſitzer Koll Vom ſog. Haſelwurzelbachthale ſchoſſen die Fluten hinein direkt auf die Großmühle zu, den Garten und die Straße vollkommen demoltrend und ſich in die Stallungen ergießend. In den letzteren fan man heute früh 7 Kühe ertrunken, auf denen mehrere tote Schweine lagen. Stallung ſelbſt und Wohngebäude, die vor 10 Jahren abgebrannt ſind, haben keinen weſentlichen Schaden erlitten, Hinter der Mühle liegen Berge von Felſentrümmern, Ebenſo auf den nächſt der Straße gelegenen Wieſen, und Tannen liegen. Ca. 100 Säcke mit Weſzen und Mehl ſind verloren. Maurer Koll, deſfen Anweſen in nächſter Nähe des unſcheinbaren ſo⸗ genannten Silberbächleins liegt, erlitt ebenfalls großen Schaden. Das Bächlein wurde zum reißen⸗ den Strom und nahm Stadel und Holzremiſe dez Koll mit ſich fort; unmittelbar vor der Mündung in die Donau wurde ein gähnender Abgrund auf⸗ geriſſen, in welchem bequem ein Dampfſchiff zu⸗ fahren könnte. — Die ganze Nacht wachte Obern⸗ zell: circa zwanzig Waſſerbauarbeiter und ſänmt⸗ liche Fabrikarbeiter von Obernzell ſind damit beſchäftigt, den ſo ſchwer Betroffenen die erſee Hilfe zu bringen. Hanz Europa ae e eſſe die Vorgänge in und bei Cuba, den Kampf zwiſchen der alten und neuen Welt, auf den ſich ſchließlich der ſpaniſch⸗nordamerikaniſche Krieg zu⸗ ſpitzen wird. Uur rechten Zeit ſtellt ſtellt ſich da die rührige, kartographiſche Anſtalt G. Freytag & Berndt, Wien VII/1, mit einer „Karte des ſpaniſch⸗nordamerikaniſchen Kriegs⸗ ſchauplatzes“, im Maßſtabe 1: 20 Mill. ein, der zur beſſeren Ueberſicht noch eine „Karte von Cuba“ im größeren Maaßſtabe (1 5 Mill), ſowie eine ſehr inſtruktive, vergleichende Zuſammen⸗ ſtellung der Landarmeen und Flotten Spaniens und der vereinigten Staaten beigegeben iſt Die Karte iſt äußerſt nett und ſauber ausgeführt und gegen Einſendung von nur Mk. — 38 fl. — 20 franko von jeder Buchhandlung, wi auch vom Verlage H. Freitag && Berndt, Wien VII/1 direkt erhältlich. viel böſes in der erſten Ehe erfahren, entſchließt ſich ſo bald nicht zu einer zweiten.“ ö Beinahe trotzig ſtand die hübſche Bäuerin vor dem Gelehrten und ſchüttelte ernſt das Haupt; ſie beſaß ſo ſcharfen Verſtand und klares Urtheil, daß kein Argumentieren bei ihr half. „So nennt man Euch wohl nicht mit Unrecht die „wilde Anne,“ begann er nach einer Pauſe, „Ihr ſeid wie ich denke auch herb und abweiſend in Eurem Weſen.“ „Ja,“ nickte ſie, in voll anſehend, „ich bin ſchlimm, wie die Leute es ſagen und, wenn es mir auch immer hinderdrein leid thut, wenn ich heftig und poltrig war, ſo bleibt doch der Name.“ 5 „Das iſt ſchlimm, Frau Anne!“ „Nicht doch, ich lache darüber. Der da droben ieht, daß mein Herz nicht bös iſt, und das iſt die Hauptſach'; mögen doch die Menſchen von mir reden, was ſie wollen. Die Frauen neiden mir den Rothhof und die ledigen Männer denken, ſie könnten durch mich zu demſelben gelangeu, und beides kommt mir gar ſehr erbärmlich vor.“ „Ihr ſeid eine ſeltſame Frau! Habt Ihr denn nie die Welt außerhalb Eurer Berge kennen gelernt?“ „Nein, Herr Profeſſor. Seid Kindesbeinen leb' ich hier und werd' wohl auch auf dem Hof ſterben. Vaters Bruder war München, der lehrte mich all das, was die Leute hier nicht wiſſen. Dann kam mein ſpäterer Mann den hab' ich genommen, weil es der Vater ſo wollte und ich noch zu jung war, um „Nein“ zu ſagen. Fünf Jahre ſind wir verherrathet geweſen, ſeit drei Jahre bin ich Witwe — und dank's meinem Schöpfer auf den Knieen. Aber ich weiß nicht, ob ich noch einmal das Heirathen durchmachen könnt'!“ „Wer trug die Schuld Eurer unglücklichen Ehe 2“ „Wohl zumeiſt ich ſelbſt. Seit der Mutter Tode hatte mich kein Menſch lieb gehabt, denn ein Studierter aus der Vater war rauh und wortkarg; ſo ver⸗ langte ich denn von meinem Manne gar ungeſtüm Liebe, doch er verſtand nicht, was ich wollte. Er war träge, wenn auch nicht bös und kümmerte ſich ſchließlich garnicht mehr um mich, weil ich immer zürnte und ſchalt.“ „Ich meine, Frau Anne, Euer Vater trug meiſt die Schuld.“ „Ich hab' gar oft bei mir gedacht, Herr Pro⸗ feſſor, daß es den Eltern zur Sünd' angerechnet werden kann,“ wenn ſie ihre Kinder ſo jung und ohne Lieb heirathen laſſen; ich möcht's auch immer jeder Dirn' zurufen, die Hochzeit machen will: „Beſinn' Dich zur rechten Zeit, ob Du ihm auch gut biſt, ſonſt ſag' lieber nein, ehe es zu ſpät wird.“ „Das ſind ehrliche, kreuzbrave Anſichten, Frau Wenn nur alle Leute ſo dächten.“ „Nun, Herr, wenn ich auch Euer Lob nicht verdien', ſo freut's mich doch' daß Ihr mich ver⸗ ſteht.“ 5 „So lebt denn wohl für heute, Rothhofs⸗ bäuerin, ich beſuche Euch nächſtens; kommt Ihr nur auch bald zum Großmütterchen, ſie wird ſich herzlich freuen.“ Freundlich bot er ihr die Hand ohne zu be⸗ merken, daß ſie dunkelroth wurde, als ſie die Ihrige hineinlegte, ihre Augen leuchteten ſtolz und lange nachdem die hohe Geſtalt verſchwunden war, blickte ſie ihr noch träumeriſch nach. Dann raffte ſie beinah mechaniſch die Heugabel auf, welche ihren Händen entglitten war; ſie mußte ja noch hinüber zu der letzten Wieſe, doch für heute war ihr das Intereſſe an der Arbeit bergangen. Sinnend ſchaute ſie zu den mächtigen Bergen auf, für die nun erſt der Sommer kam, nachdem der ſchimmernde Schneemantel hinweggeſchmolzen. War denn das die „wilde“ Anne vom rothen Hof? Heiß und Anne. unaufhaltſam ſtürzten Thräuen aus ihren Augen; ſie, die ſeit der Mutter Tode nicht mehr geweint trotz allem Kummer und Schmerz, erſchrack beinah über dieſen jähen Gefühlsausbruch. Was hatte ez zu bedeuten? Warum pochte ihr Herz und zauchzie doch dabei ? Tief in Gedanken verloren ſchritt ſiides Profeſſor Schönau dahin, und es war ihm nicht möglich ſich abzuwenden von der herben, doch vecht ſchaffenen Menſchenſeele, in die er ſoeben einen Blick gethan. Jene Sehnſucht nach Liebe, die in Frau Anne lebte konnte auch er nur zu gut; ſie ein bisher unerfüllter Wunſch ſeines Herzens. Schon frühzeitig hatte er den Vater verloren, an dem er voll heißer Zärtlichkeit gehangen, und ſeine Mutter ſchloß bereits nach wenigen Jahren eine neue Ehe. Wie ein Donnerſchlag traf dies den zwölffährigen Knaben, denn nun, meinte er, würde ihm auch die wenige Liebe entzogen, die ihm die Mutter erzeigk, Als dann ſpäter ſein Stiefbruder geboren wurde, übertrug Friedrich Schönau die ganze leiden⸗ ſchafliche Neigung ſeines weichen, tiefen Geiſthes auf das Kind, welches er wie ſeinen Augapfel bes hütete. i Jahre vergingen, aus den Knaben wurden Männer. Viktor, der Stiefbruder, trug des Kafſerz Rock als ſchlanker, ſchöner Offtzier, während Friedrich an der Univerſität zu B. .. den Profeſſorentitel errungen hatte. Beide hingen noch immer voll in niger Liebe aneinander und unterhielten einen kegen Briefwechſel; nichts deſtoweniger fühlte ſich Schönan recht einſam Seine Eltern waren geſtorben, hei⸗ rathen wollte er nicht, denn bisher hakte er nid kein Weſen, daß ihm Liebe einflößte und ſo nahm er endlich die alte Großmutter zu ſich, um im Weſen zu haben, daß ihn liebte und für ihn lehne. Ach, die prächtige alte Frau! Mit hellen Auge und ſchlichtem Sinn ging Sie freundlich durchs Leben, von allen geliebt und verehrt, 1 1 8 — * 11 23 . ee FE 1 2 2 7 5