ner) ehe umlung ung: Statun gelten Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. g und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 2 1898. Samstag, den 30. April Der ſpaniſch⸗amerikaniſche Krieg und die Mächte. Nachdem die Bemühungen der europäiſchen Großmächte, den Aus bruch des Uriegs zwiſchen Spanien und Nordamerika zu verhindern, an der ablehnenden Haltung letzterer Macht geſchei⸗ tert ſind — was bei der ängſtlichen diplomatiſchen Leiſetreterei der Botſchafter in Waſhington allerdings auch zu erwarten ſtand — bleibt den europäiſchen Hroßſtaaten bis auf Weiteres nichts mehr übrig, als die Rolle von Zuſchauern bei dem ſpaniſch⸗amerikaniſchen Waffengange zu ſpielen. Von Italien und England ſind denn auch bereits die ofſiziellen Neutralitätserklär⸗ ungen ergangen und von Frankreich wurde eine gleiche Kundgebung erwartet; dagegen iſt es mindeſtens noch ungewiß, ob auch OGeſterreich⸗ Ungarn und Kußland das ſelbe thun werden, während es Deutſchland beſtimmt abgelehnt hat, ſeine Neutralität in dem ſpaniſch⸗amerika⸗ niſchen Kriege amtlich zu verkündigen. Selbſt⸗ verſtändlich bedeutet eine derartige reſervirte Haltung nicht im Entfernteſten irgendwelche Stellungnahme des Deutſchen Reichs zu Gunſten einer der kriegführenden Parteien; aber die deutſche Regierung ließ ſich ſchon ebenſowenig im Kriege Japans mit China und dann in dem vorjährigen türkiſch⸗griechiſchen Urieg auf eine formelle Neutralitätserklärung ein, lediglich aus dem Grunde, um ſich nicht für alle Fälle die hände zu binden, und die nämliche Erwäg⸗ ung iſt auch diesmal gegenüber den ſpaniſch⸗ amerikaniſchen Händeln beſtimmend für die Keichsregierung zum Nichterlaß einer Neutral⸗ ſtätserklärung geweſen. — Merkwürdiger Weiſe ſcheint ſich nun England in einem gewiſſen Widerſpruch zu ſeiner ergangenen Neutralitäts⸗ erklärung ſetzen zu wollen, denn die Gerüchte von geheimen Abmachungen zwiſchen Nord⸗ amerika und England treten immer beſtimmter auf. Darüber, worauf dieſelben eigentlich zielen, iſt indeß noch nichts Näheres bekannt, man vermuthet nur, daß England durch allerhand freundſchaftliche Handlangerdienſte für die Union in dem ausgebrochenen Uriege der Nordameri⸗ kaner mit Spanien Tarifbegünſtigungen für ſich von der Union herauszupreſſen ſucht, eine Po⸗ litik, welche dem engliſchen Krämergeiſte aller⸗ dings ähnlich ſehe. Anderſeits wird nun freilich 3B. gemeldet, daß die engliſchen Behörden die in Hongkong ankernde amerikaniſche Flotte zum Verlaſſen dieſes Hafens aufgefordert hätten und ferner dem in Falmouth weilenden amerikaniſchen Torpedoboot „Somers“ die Erlaubniß zur Ab⸗ fahrt verweigert worden ſei, außerdem iſt der von der Unions regierung angekaufte engliſche Schnelldampfer „Irland“ in Quenstown bei Dublin behördlicherſeits angehalten worden. Aber dieſe öffentlichen Bekundungen ſtrikter Neutralität ſeitens der engliſchen Behörden wür⸗ den durchaus nicht verhindern, daß England den Bankees im Geheimen irgendwelche Dienſte leiſtet, darauf verſteht ſich ja die engliſche Politik vortrefflich; es wird denn auch verſichert, daß 3. B. engliſche Uriegsſchiffe in der Nähe der Azoren kreuzen, angeblich mit dem Auftrage, den Amerikanern ſofort die etwaige Annäherung des nach den amerikaniſchen Gewäſſern beſtimm⸗ ten ſpaniſchen Geſchwaders zu ſignaliſiren. — Sollte nun England trotz ſeiner offiziellen Neu⸗ tralitätserklärung wirklich in einer ſolchen theil⸗ weiſen Begünſtigung der Nordamerikaner fort⸗ fahren, ſo könnte hieraus unter Umſtänden die Möglichkeit erwachſen, daß ſich auch die anderen Großmächte zu irgendwelcher Hineigung zu der einen oder anderen kriegführenden Partei hin gedrängt ſähen. Sollte man in London in der That einen ſolchen allgemeinen Conflikt aus Anlaß der bewaffneten Aus einanderſetzung zwi⸗ ſchen Nordamerika und Spanien wegen Cubas wünſchen 7 Es iſt dies doch nicht gut anzu⸗ nehmen, ſo daß man wohl erwarten darf, Eng⸗ land werde ein ferneres und auffälligeres Sym⸗ pathiſiren mit Nordamerika vermeiden, zumal die vermuthliche Rechnung der engliſchen Staats⸗ männer auf praktiſche Unterſtützung der britiſchen Politik in Oſtaſien durch die Union ganz gewiß falſch ſein würde. Jedenfalls erwächſt den Großmächten in dem begonnenen Urieg zwiſchen Nordamerika und Spanien die gemeinſame Aufgabe, den Schiffsverkehr der neutralen Staaten gegen Uebergriffe ſeitens der Krieg⸗ führenden zu ſchützen. Bei den Vankees giebt ſich die Neigung zu ſolchen Uebergriffen bereits jetzt kund, und was die Spanier anbelangt, ſo könnten ſie durch die Ausübung ihres KHaper⸗ rechts leicht zu einer mißbräuchlichen Anwendung des ſelben verführt werden. Es gilt daher, in dieſer Beziehung die Bewegung der Uriegs⸗ ſchiffe Nordamerikas und Spaniens und eventuell der ſpaniſchen Kaperſchiffe ſpeziell im Atlanti⸗ ſchen Ozean nach Möglichkeit zu überwachen, zu welchem Swecke eine entſprechende maritime Vertretung der europäiſchen Mächte in den amerikaniſch⸗kubaniſchen Hewäſſern wünſchens⸗ werth wäre. Die amerikaniſchen Kriegsſchiffe „New⸗York“ „Cincinnati“ und „Puritan“ bombardirten am Mittwoch die Forts von Matanzas. Das Gefecht begann 12 Uhr 45 Minuten Nachmittags und dauerte eine halbe Stunde. Die Spanier ſollen große Verluſte erlitten haben. Die Amerikaner hatten keine Verluſte. Die ſpaniſche Flotte in den Gewäſſern der Philippinen geht dem aus der Mirs⸗Bay kommenden amerikaniſchen Geſchwader entgegen. Die Schachermühle ne baheriſche Dorfgeſchichte von Friedrich Dolch. 2. (Nachdruck verboten.) „Brauchſt mir net zu drohen,“ unterbrach ihn der Lange kalt. „Ich weiß ſchon, was ich zu thun hab'! Ich werd' ſchon ſorg'n dafür, daß Du net in die Lage kommſt mich verrathen z' müſſen. Aber Du biſt jetzt wieder a bisl ausg'ruht und wirſt wohl ein' klein' Marſch aushalten können Da haſt meine Feldflaſche! Nimm noch ein' ordent⸗ lichen Schluck, und nachher woll'n wir uns auf die Füß' machen.“ . Er zog eine Korbflaſche aus der Seitentaſche ſeiner Jacke und hielt ſie dem Burſchen, der ſich fröſtelnd vor dem Feuer niedergekauert hatte, hin. Hiesl nahm ſie mechaniſch und wollte ſie eben an die Lippen ſetzen, als er plötzlich einen ſo gewaltigen Schlag auf den Kopf erhielt, daß er mit einem gurgeln⸗ den Schrei auf das Geſicht niederfiel. Er wollte ſich aufraffen, aber auf's Neue ſauſte der Gewehr⸗ kolben auf ihn nieder, und erſt lies der Mörder von ſeinem Ofer ab, als es kein Lebenszeichen mehr von ſich gab. „Du wirſt mich net verrathen,“ murmelte er heiſer vor ſich hin, „und im Weg wirſt mir auch nimmer umgeh'n. Gern hab' ich's net gethan, aber ich hab' mir net anders helfen können! Was mach' ich aber jetzt mit dem Aas da? Am beſten wird's ſein, wenn ich 's in's Feuer werf' und ein' Arm voll Holz d'rauf leg'! Nachher wird er ſchön ſtad verkohl'n, und wenn wirklich ſpäter amal wer auf den Platz herkommt, kann er höchſtens noch a paar Beinl finden. Alſo friſch an'packt und nachher heißt's laufen ſo weit mich die Füß' tragen!“ Er faßte die blutüberſtrömte Leiche, zerrte ſie in die Flammen und bedeckte hierauf den Körper ſorgfältig mit Reiſig und Fichtenzweigen. Praſſelnd züngelten die Flammen empor, der Mörder griff raſch ſein Gewehr auf und floh, wie von Furien gepeitſcht, in das Dickicht des Waldes. Wie ein aufgeſcheuchter Hirſch brach er durch die Büſche, deren Zweige ihm das Geſicht peitſchten und ihm im Laufe hinderten. Plötzlich blieb er ſtehen und lauſchte. „Teufel,“ murmelte er mit bleichen Lippen, „jetzt bin ich verloren! Streifpa⸗ trouillen ſind in der Näh', ſie haben Hund' bei ſich und ſind mir auf der Spur!“ In dieſem Augen⸗ blicke tönte ganz deutlich Hundegebell, das ſich plötzlich in ein ſeltſames Klagegeheul verwandelte, aus der Ferne herüber. Mit einer wilden Verwün⸗ ſchung auf den Lippen floh der Mörder aus dem Dickicht in den offenen Forſt hinein und floh wie vom Winde gejagt unter den Bäumen dahin. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirne und das Herz klopfte ihm wie ein Schmiedehammer in der Bruſt; das Hunde⸗ gebell kam näher und näher, und jetzt brachen zwei krummbeinige Dachshunde aus den Büſchen hervor und hefteten ſich an die Ferſen. Einige Sekunden noch ſetzte er ſeinen Lauf fort, aber ſeine Kraft war erſchöpft, das Gewehr entfiel ſeinen Händen und taumelnd brach er zuſammen. Wenige Minuten ſpäter hatten ihn die Verfolger erreicht. Er wurde emporgeriſſen, gebunden und zurückgeſchleppt zu dem Ort ſeines Verbrechens. Die Feuerbrände waren auseinandergeriſſen und die halbverſengte Leiche ſeitwärts unter einem Baume niedergelegt worden. Raſch wurde aus Baumzweigen eine Tragbahre hergeſtellt, der Leichnam darauf⸗ gelegt und nach dem Dorfe geſchafft. Der Mörder der wie vernichtet vor ſich hinſtarrte wurde einſt⸗ weilen in das Ortsgefängniß gebracht und wohl bewacht. Dann wurde ein reitender Bote abgeſandt um die Gerichte von dem Vorgeſallenen in Kennt⸗ niß zu ſetzen, und noch am ſelben Abend traf der Unterſuchungsrichter ein und ließ ſich den Gefang⸗ enen vorführen. Auch Walpi ſollte einem Verhör unterzogen werden, der Richter mußte von ſeinem Vorhaben abſtehen, da das Entſetzen Walpi plötz⸗ lich auf's Krankenlager geworfen und ein hitziges Fieber bei ihr zum Ausbruch gekommen war. Da die beiden Hauptzeugen, der Gendarmerie⸗Komman⸗ dant und Walpi, alſo erſt ſpäter vernommen werden konnten, ſo war die Thätigkeit des Unterſuchungs⸗ richters bald zu Ende, und am nächſten Tag ſchon reiſte er, nachdem der Mörder in's Landgerichtsge⸗ fängniß eingeliefert worden war, wieder ab. — Einige Monate waren vergangen. Der Okto⸗ ber hatte ſeine nebelreiche Herrſchaft bereits begon⸗