die Unabhänghigkeit Kubas erklärt. Es verlangt, Spanien ſolle ſich ſofort von der Inſel zurück⸗ ziehen, und ſtellt dem amerikaniſchen Präſidenten die Streitkräfte zur Verfügung. Der Minoritäts⸗ bericht, der auch die Anerkennung der gegenwär⸗ tigen kubaniſchen Republik fordert, wurde mit 191 gegen 150 Stimmen abgelehnt. Der Senat traf heute noch keine Entſcheidung. Verſchiedenes. — Ladenburg, 14. April. Die Volks⸗ ſtimme widmet unſerem Artikel über die Haltung der Fraktion der Niederſtbeſteuerten bei der letzten Ausſchußſitzung eine dreimal ſo lange Erwiderung. Wortſchwall und Schimpfen erſetzt Inhalt und Beweiſe. Da von Mannheim aus ſo genau über hieſige Verhältniſſe geſchrieben wird, ſo richten wir an dieſelbe Quelle die höfl. Anfrage, uns über folgende, in der Antwort enthaltene Sätze Auskunft zu geben: 1. „Nun iſt in Ladenburg eine Realſchule mit 68 Schülern, für welche die Stadt Ladenburg im Jahre 7000 Mk. Zuſchuß zu zahlen hat, was für den einzelnen Schüler etwa 103 Mk. ausmacht.“ — wo bleiben denn die andern 100 Schüler? 2. daß der Arbeiter — richtiger wohl der Zugehörige zur Klaſſe der Niederſtbeſteunerten — bei 42— 48 M. „gar nicht daran denken kann, ſeine Kinder die⸗ ſelbe beſuchen zu laſſen, falls er nicht dadurch Schulgeldfreiheit erwirbt, daß er ſeine Geſinnung an einen nationalliberalen oder ultramontanen Befürworter verkauft.“ Wo bleiben Namen und Beweiſe oder werden die nur ſozialdemokratiſchen Abgeordneten mitgetheilt? Angezeigt wäre es, die Volksſtimme würde ihren Leſern offen und ehrlich mittheilen, wie bei Schulgeldbefreiungen in Wirk⸗ lichkeit verfahren wird, denn in Mannheim iſt der Hergang der gleiche wie hier. Sie könnte auch dieſe Gelegenheit benutzen, um die von den hieſigen Anhängern der Sozialdemokratie verbreitete und verfochtene Lehre ins rechte Licht zu ſetzen, daß Schulgeldbefreiung und Ueberlaſſung von Lehrmitteln als Armenunterſtützung gelte und den Verluſt des Wahlrechts nach ſich ziehe, wäh⸗ rend laut Beſchluß des Bundesrathes das nicht der Fall iſt. — Mannheim, Geſtern Nachmittag ſich an der Schlachthauskurve der ein ſchrecklicher Unglücksfall. Ein Maurer aus Ilvesheim, Namens Kaſpar Löſch⸗ mann, der zu tief ins Glas geguckt hatte, wollte mit ſeinem 6 Jahre alten Töchterchen auf das Trittbrett eines Wagens des Zuges ſpringen, der ſich bereits in Bewegung geſetzt hatte. Hierbei gerieth das arme Kind zu Falle und gerieth ſo unglücklich unter ein Rad, daß dem bedauerns⸗ werthen Geſchöpfchen der linke Fuß am Knöchel abgefahren wurde. Der Maurer, der ganz gewiſſenlos gehandelt hatte, trug nicht die geringſte Verletzung davon. 5 — Wald⸗Michelbach, 14. April. Der hieſige Ortsvorſtand hat beſchloſſen, dahier eine höhere Bürgerſchule ins Leben zu rufen. Vorerſt dürfte die Schule zwei Klaſſen erhalten. Es iſt natürlich beabſichtigt, nach Bedürfniß weitere Klaſſen zuzufügen ev die Schule mit der Zeit in eine Realſchule zu erweitern. i — Durlach, 13. April. Ein ein⸗ undzwanzigjähriger Kaufmann ſah in der Nähe der Station Berghauſen gerade in dem Augen- blicke zum Wagenfenſter hinaus, als ein Zug, der von Karlsruhe kam, vorüberfuhr. Unglück⸗ licher Weiſe ſtand eine Coupéthür des vorüber⸗ fahrenden Zuges offen und verletzte ihn ſo ſchwer am Kopfe, daß er bewußtlos in das Kranken⸗ haus gebracht wurde. Möge dieſer Unglücksfall allen denjenigen Paſſagieren zur Warnung dienen, welche die nicht genug zu rügende Gewohnheit haben, während der Fahrt zum Wagenfenſter hinauszuſehen! — Brötzingen (A. Pforzheim), 13. April. In der Wirtſchaft zum „deutſchen Kaiſer“ in Brötzingen krakehlten am zweiten Oſtertag, Abends nach neun Uhr, mehrere Italiener und zertrümmerten einige Stühle. Der Wirth verlangte von den Leuten Schadenerſatz und da ſie nichts bezahlen wollten, wurde ihnen kein Bier mehr verabreicht. Nunmehr gab es an der Einſchenke einen Wort⸗ wechſel und als ſich in dieſem Augenblicke der in der Nähe ſitzende Ausläufer Leonhard Aydt von ſeinem Sitze erhob da dürften die Italiener angenommen haben, daß er ſich gegen ſie wenden wolle. Sofort wurde auf ihn mit Stöcken ein⸗ geſchlagen, und der mit einem Bleiſtock zweite oder dritte Schlag war ſo heftig, daß Aydt bewußtlos zuſammenſank. Der Schwerverletzte wurde in ſeine Wohnung gebracht, woſelbſt er noch in derſelben Nacht gegen 4 Uhr verſtarb. Zwei betheiligte Italiener wurden noch Nachts feſtgen ommen und ins Pforzheimer Amtsgefängnis eingeliefert. Aydt war 49 Jahre alt und ver⸗ witwet. 8 2 — Freiburg, 13. April. Der 1 des Herrn Erzbiſchofs Dr. Komp f nzug deſinitiv auf Mittwoch, 11. 1 1 ſetzt. Vorausſichtlich wird dem neuen Metto⸗ politen der oberrheiniſchen Kirchenprovinz he ſeiner Durchreiſe auch in Karlsruhe ein ſeſlichr Empfang bereitet, wie dies ſ. Zt. bei Erzbiſchsf Roos der Fall war. — Prag, 9. April. (Ueber den großen Bergrutich in der Ortſchaft Klappah) be 00 witz, der 27 Häuſer, glücklicherweiſe ohne Menſchenverluſt verſinken ließ, liegen folgende Meldungen vor. Das Dorf liegt an dem Abhange eines Berges, die Haſenburg genannt, der ſeine Baſalt Säulen 412 Meter hoch emporhebt. Aus dieſem Berge ſetzte ſich eine gewaltige Muſſe Erdreich in Bewegung. Einige Ortsinſaſſen haben ſchon vor drei Wochen eine Erderſchütterung wahrgenommen, doch hat die damals vorgenommene Unterſuchung keine Gefahr erkennen laſſen, Geſtern um 6 Uhr ſtürzte das erſte Gebäude e und bis Mitternacht verſanken 27 Wohnhäuſer ſowie mehrere Stallungen und Schuppen vor den Augeu der hilf⸗ und ratloſen Bevölkerung in einen ſich öffnenden, gähnenden Schlund. Die Kataſtrophe erinnert an die Stadt Brüx. 38 Familien mit je 5 bis 8 Köpfen ſind obdachlgz und wurden in Nothwohnungen untergebracht. Einzelne kampiren im Freien. Die Kirche und Schule befanden ſich bereits zur Beginn der Katoſtrophe in Gefahr. Ein Beobachter ſchreiht Ein Blick zur Höhe des Berges läßt Grauenhaftes Fahnen. Die ganze untere Hälfte des Berges rechts iſt in lawinenartiger Bewegung. Immer weiter dringt das Unglück. Ein Anblick wie nach eier Brandkataſtrophe oder nach einem Kriege, es hat den Anſchein, daß wenn nicht ein unerwartet glückliches Ereigniß eintritt, die ganze Ortſchaff ein Schutt⸗ und Trümmerhaufen wird. Allgemeſ werden als Grund der Kataſtrophe Regengüſſe ſowie das wahrſcheinliche Austreten unterirdiſcher Ouellen, die das Erdreich unterwuſchen und in Bewegung ſetzten, angegeben. Thatſächlich i auch eine oberirdiſche Ouelle verſiegt und die Röhrenwaſſerleitung von den in Bewegung befindlichen Erdmaſſen vernichtet worden. Bei alledem iſt es ein Troſt, daß kein Menſchenleben zu beklagen iſt. Aber die ohnehin arme Bevölkerung iſt nun durchaus an den Bettelſtab gebracht, und allgemein iſt der Jammer um die verlorene Exiſten „J' bin a junger Wildſchütz, A friſcher, kecker Bua, Und wenn i' geh' in's Schießen aus, So geh, e' in der Fruah. J' hab' mi' vergangen Wohl mitten in dem Wald, Hör' i' 'n Jäger pfeifen, Was gilt's jetzt kimmt er bald. Der Jager pirſcht ſie' näher, I' ſchau 'n trutzig o', Da ſchlagt er d' Augen nieder Und ſchleicht ganz ſtad davo'. I' hab's ihm a g'ſchworen, Wenn er a Wort thät ſag'! Er müſſet mir mein' Rehbock Auf'm Buckel heimzu trag'n O Du verjagte Bruthenn', Haſt denn koa G'wehr bei Dir, Und laßt Di' glei, ſo ſchreck'n Allhier in Dein Revier? Geh' heim, leg Dich nieder, Häng s Büchſerl an die Wand, Und nimm mir nur dei' Lebtag Gar koane mehr in d' Hand.“ 2 a „ Der Geſang brach ab und ging in Gelächter ber, denn der Lange deſſen Trunkenheit immer mehr zunahm, hatte ſeinen Krug auf den Boden fallen laſſen und blickte jetzt mit gläſernen auf die Scherben nieder. a „No Du haſt ein ſchön Brandari,“ ſagte iesl. „Zu Dir darf man auch ſchon ſag'n: geh eim und leg Dich nieder —“ „Fallt mir net im Traum ein,“ rief der Augen geſchupften Buben! Alles muß berſoffen ſein, das ganze Herrgottsruah laß ich mir durch die Gurgel laufen — “ Er konnte nicht weiter red'n, denn Hiesl hatte ſich blitzſchnell auf ihn geworfen und ihm die Hand auf den Mund gepreßt. Willſt Dein Maul halten, rauſchigs Vieh,“ knirrſchte er wüthend. „Ein Wörtel, wenn D' noch von Dir giebſt, nach⸗ her erdroſſel ich Dich, daß Dir d' Seel aus'm Leib fahrt! Wenn ein Menſch in der Näh' is und Dich hört ſind wir alle verloren!“ Keuchend rangen die beiden mit einander, denn der Trunkeue ſetzte ſich zur Wehre und ſuchte ſich von ſeinem Angreifer loszumachen. „Laß mich geh'n,“ rief er ſchwer athmend. Die Händ weg, ſag ich, oder es paſſirt ein Unglück! Mir kannſt das Maul ſo leicht net ſtopfen, wie dem Dechanten von Herrgottsruah'!“ Mit einem wilden Fluche drückte Hiesl den Trunkenen auf die Bank nieder. „Ich ſag Dir's zum letzen Mal,“ keuchte er. Nimm Deine fünf 5 zuſammen, oder Du haſt den letzten Schnaufer gethan!“ 5 In dieſem Augenblick ſtieß Aliſi einen Schreckensruf aus und taumelte leichenblaß auf ſeinen Sitz zurück. Da — da ſchau hin, Hiesl,“ ſtammelte er und wies nach der Thüre, „Teufel jetzt is 's g'fehlt!“ 5 5 Vor dem Sommerhauſe ſtanden mehrere Männer, an ihrer Spitze der Kommandant der Gendarmerie-Station. N „Da hört man ja ſehr auferbauliche Dinge,“ ſagte der Kommandant, der die drei Burſchen mit finſteren Blicken betrachtete. „Die werden auch das Gericht, denk' ich, intereſſiren, und deßhalb werdet ihr vor demſelben ſchon noch genauere Aus⸗ Trunkene. Jetzt fang ich's Trinken erſt recht an! Von euch laß ich mir lang nix ſchaffen, ihr ſagen machen müſſen. Es thut mir leid, daß ich ch 1 Unterhaltung ſtören muß, aber wir müſſen euch ſchon in ein ſicheres Ouartier bringen, ehe wir uns auf den Weg machen nach der Schachermühl'.“ Was woll'n 's von uns?“ rief Hiesl trotzig, Ich verſteh' kein Wort von dem Gered'!“ „Dann will ich deutlicher reden,“ ſagte der Kommandant ſcharf. „Wir haben die Anſchülleig ungen, die dir der Burſche da“ — er wies a den Langen, der wie vernichtet auf der Bank lag — „Dir vor wenigen Augenblicken in's Geſicht geſchleudert hat, gehört und wiſſen nun, daß ih Mitglieder der Bande ſeid, die die Wallfahrtskirche Herrgottsruh' ausgeplündert hat. Ich verhafte euch daher, ergebt euch in euer Schickſal —“ a Er ſprang raſch auf Hiesl zu und faßte ihn bei der Schulter. Zähneknirſchend riß ſich der Burſche los und taſtete nach ſeinem Beſteckmeſſer, allein der Kommandant drückte ihn, ehe er ed ziehen vermochte, mit Rieſenkraft auf die Bank nieder. Die Wirtsknechte hatten ſich inzwiſchen auf Hans und Aliſt, die nur geringen Widerſta leiſteten, geworfen und ihre Hände mit Stirickeh gefeſſelt. Auch Hiesl, der mit ſchäumendem Munde Flüche und Verwünſchungen ausſtieß, war bald überwältigt und gebunden. „Die Schufte hätten wir, ſagte der Kommandant erleichtert aufathmend⸗ Jetzt wollen wir ſie gleich ins Ortsgefängniz ſchaffen und morgen dann nach Dachau transporkite Seht euch einſtweilen nach irgendwelchen Waffen um, Leute! Ich hole jetzt den Bürgermeiſter und nachher wollen wir geſchwind in die Schachen mühl', hinüber und das Räuberneſt ausheben, Ich denke, wir haben da keinen ſchlechten Fa gemacht und wer weiß, was wir in der Mile Inthroniſation auf Donnerstag, 12. Mai feſtge⸗