as vier Jahre alte Kind eines Metalldrehers erſchluckte einen Apfelſinenkern und erſtickte dabei. gekauft hatte, bekam vor Schreck die Krämpfe und mußte mittelſt Droſchke nach Hauſe gebracht werden. in Arzt, der gerade vorüberging, machte ver⸗ ſchiedene Verſuche, das Kind zu retten, allein er konnte ſchließlich nur konſtatiren, daß der Tod bereits eingetreten war. i 5 SRK. Karlsruhe, 9. April. Es wird mitgeteilt, vor einiger Zeit habe ſich in Kalifornien ein großes Syndikat gebildet, welches in dem Sacramento⸗Thale in dieſem Staate drei Rüben⸗ zuckerfabriken zu errichten und dafür auf aus⸗ gedehnten Ländereien Zuckerrüben anzubauen ge⸗ denke. Dem Syndikate ſei es erwünſcht, aus europäiſchen, Rübenzucker produzirenden Staaten geeignete, in der Rübenkultur bewanderte Arbeiter und Anſiedler heranzuzieheu. Zu dieſem Zwecke ſoll ein Herr Willard E Green nach Deutſchland geſandt werden. Angeſichts der vielfachen Klagen von Anſiedlern, welche für derartige kaliforniſche Kolonien früher gewonnen wurden und die dabei ihr eingezahltes Geld verloren haben, werden wir von zuſtändiger Seite erſucht, auswanderungs⸗ luſtige Landwirte rechtzeitig auf die Gefahren auf? Ueber das in Frage ſtehende kaliforniſche Unternehmen, bei dem auch europäiſche Kapitaliſten betheiligt zu ſein ſcheinen, iſt Näheres bis jetzt nicht bekannt; wahrſcheinlich beabſichtigt merkſam zu machen. man aber auch in dieſem, wie in früheren Fällen, den Anſiedlern, welche Rübenbau betreiben ſollen, kleine Parzellen Landes auf Abſchlagszahlung zu verkaufen. Dabei ſcheitern aber erfahrungsgemäß die Anſiedler im allgemeinen daran, daß ſie Grund⸗ ſtücke, die für eine vortheilhafte Bewirthſchaftung allzu klein ſind, zu übertriebenen Preiſen erhalten und den ſchuldig gebliebenen Kaufgeldreſt hoch verzinſen müſſen, während der Ertrag für Nach⸗ zahlungen nicht ausreicht, ſo daß ſie nach einiger Zeit gezwungen ſind, den Beſitz im Stiche zu laſſen. Für deutſche Ackerbauer dürfte es ſomit keinesfalls räthlich ſein, auf derartige Vorſchläge einzugehen, ſo lange die Unternehmer nicht volle Garantie dafür leiſten, daß durch die geſtellten Bedingungen dem Auſiedler wirklich Gelegenheit geboten wird, das Grundſtück vollſtändig zu erwerben und aus dem Ertrage deſſelben ſeinen Lebensunterhalt zu ewinnen. — Leitmeritz, 9. April. Der Bergrutſch ie Großmutter, welche dem Kinde die Apfelſine bei Klappai nimmt immer größere Dimenſtonen an. Die Riſſe des Straßenbergs vermehren ſich rapide. Nachdem bereits geſtern 27 Wohnhäuſer und eine große Anzahl Wirthſchaftsgebäude ſpurlos in der Tiefe verſchwunden waren, ſtürzte heute das Schulhaus ein. Die Kirche drohte jeden Augenblick einzuſtürzen. Der ganze Ort mit 167 Wohnhäusern, der 800 Einwohner zählt, iſt in eminenter Gefahr; alle menſchliche Hilfe erſcheint vergebens. — (Der Werth des deutſchen Vieh⸗ ſtandes) hat ſich von 1892 — 1897 um rund 450 Millionen Mark erhöht, alſo jährlich um 90 Millionen, während die Zunahme in den vorhergehenden 10 Jahren nur 800 Millionen oder jährlich 80 Millionen Mark betragen hat. Unſer Viehſtand nimmt alſo nicht ab und ent⸗ werthet ſich nicht; er hat im Jahrzehnt 1882 bis 1892 um 800, im Jahrfünft 1892 bis 1897 um 450 Millionen Mark zugenommen, zuſammen in 15 Jahren alſo um 1250 Millionen. Sehr ungünſtig iſt dagegen das Ergebniß der erſten Federviehzählung, man hat nur 3% Millionen Gänſe, 1½ Millionen Enten und 31 Millionen Hühner. Daß mit dieſen Zahlen der Bedarf des Inlandes an Geflügel, Eiern und Federn nicht zu decken iſt, liegt auf der Hand und man iſt zur Zeit auf eine ſtarke Einfuhr angewieſen. Im Durchſchnitt der Jahre von 18921896 betrug die Einfuhr an Geflügel, Eiern und Bettfedern jährlich 105 Millionen Mark, im Jahre 1897 ſogar nahezu 130 Millionen Mark, und die Eiereinfuhr allein hat im Jahre 1894 68,5, 1897 85,6 Millionen Mark betragen, während auf lebendes Federvieh im Jahre 1897 23,4 Millionen Mark entfallen gegen 16,0 im Vorjahre. Die gewonnenen Zahlen in Verbindung mit der ſtarken und fortgeſetzt ſteigenden Einfuhr ſprechen eine „Mahnung für umfaſſendere Maß⸗ nahmen zur Hebung der Geflügelzucht“ aus. — Eine hiſtoriſche Lüge. Gelegent⸗ lich der Enthüllung der drei Standbilder in der Siegesallee in Berlin erinnert die „M. Allg. Ztg.“ an eine Erzählung, die ſich an die Errichtung der Siegesſäule knüpft. Nur ſchwer konnte ſich Kaiſer Wilhelm J. mit dem Gedanken befreunden, daß das auf der Weſtſeite der Säule befindliche Relief⸗Mittelfeld, welches die Ueberreichung des bekannten Briefes Napoleons behandelt, ihn in Begleitung des Kronprinzen und mit ſeinem Gefolge zu Pferde darſtellt, wie er in kurzen Galopp auf den franzöſiſchen General Reile, den Ueberbringer des Briefes, der vom Pferde abge⸗ ſeſſen iſt, zureitet. Alle Einwände, das derartige Freiheiten durch künſtleriſche Rückſichten und zu ſchärferer Charakteriſirung geboten ſeien, wurden von dem beſcheidenen kaiſerlichen Herrn mit der kurzen Kritik wiedergelegt: Es iſt aber doch nicht wahr .. . Ich habe nicht zu Pferde ge⸗ ſeſſen, das ziemt ſich nicht, wenn man jemand ſo empfängt; ändern ſie das!“ Der ausführende Bildhauer gerieth in Verlegenheit; er ſuchte den Kaiſer von ſeiner Meinung abzubringen; nachdem er ihm noch einmal als letzter Verſuch einen eingehenden Vortrag gehalten hatte gelang ihm ſein Vorhaben. Der Kaiſer entſchied ſich zuleht doch für die Ausführung der Skizze, wie wir ſie heute kennen. Stets aber erklärte er, der Fries ſei eine „hiſtoriſche Lüge.“ Unlauterer Wettbewerb „Opal“ Infolge der Reklame, welche die Firma Wachsmuth & Cie. in Ottenſen, Fabrikantin der „Hühner augenringe in der Uhr“ in ausgedehnteſter Wee auch für ihr angeblich „untrügliches“ Fleckenwaſſer „Opal in der Tonne“ in Scene ſetzte, hatte ch ſ. Zt. eine Anzahl Beſitzer chemiſcher Reinigungs. anſtalten, worunter auch die Hofkunſtfärberei und chemiſche Waſchanſtalt Ed. Printz in Karlsruhe, veranlaßt geſehen gegen Wachsmuth c Cie, Klage zu erheben. Durch die in der Schlußverhandlusg vor dem kgl. Landgericht zu Altona am 28. Fehr, d. J. nach den verſchiedenſten Richtungen hin durch Wachsmuth ſelbſt gemachten Verſuche hat ſich zur Evidenz ergeben, daß Opal, ſelbſt nach ſeiner an⸗ geblichen Verbeſſerung, nichts weniger als ein allgemein anwendbares Fleckenmittel iſt, ſondern in faſt allen Fällen die ihm angeprieſene Wirkung verſagt. Dies kann auch gar nicht anders ſein, da dasſelbe, nach den gemachten chemiſchen Ang⸗ lyſen, im Weſentlichen nur aus einem wäſſerigen Auszug von Quillayn⸗(Seifen⸗) Rinde beſteht. In dem am 4. März d. J. publizirten Urtheile des kgl. Landgerichts in Altona iſt die Firm Wachsmuth & Cie. wegen „unlauteren Wettbewerbs“ zu 100 Mark Geldſtrafe und den Koſten des Ver⸗ fahrens verurtheilt, ſowie den Klägern das Publi⸗ kationsrecht im Reichsanzeiger zugeſprochen worden. und zog ein abgegriffenes Gebetbuch aus der Taſche. Sie öffnete es und verſuchte zu leſen, aber ſie war zu zerſtreut und unruhig, und mit einem tiefen Seufzer ſchob ſie daher das Buch wieder in die Taſche. Ein paar Stunden waren vergangen, Walpi ſaß noch immer im Kirchenſtuhle und blickte häufig nach der Kirchenthüre, aber ihre Geduld wurde auf eine harte Probe geſtellt. „Jetzt verdrießt mich aber 8 Warten ſchon,“ ſagte ſie endlich aufſtehend, „Weiß unſer Herrgott was die Mutter für eine Abhaltung hat! Der geiſtliche Herr wird ſte halt zu einer Schal'n Kaffee eingeladen haben und ſie über allerhand ausfratſcheln (ausforſchen). Da wird's am geſcheideſten ſein, wenn ich zum Böguer hinunterſchau und in der Wirthsſtub'n auf ſie wart'. Vielleicht ſitzt ſie gar ſchon drunt' und hat's vergeſſen daß ſie mich hat abholen ſollen in der Kirch'.“ Raſch verließ ſie das Gotteshaus, und eilte durch den Rathhausbogen hinunter ins Thal. Schüchtern trat ſie in die Gaſtſtube des Bögner⸗ bräuhauſes, aber auch hier befand ſich die Geſuchte nicht, und enttäuſcht ließ ſie ſich an einem Tiſche, der hart am Fenſter ſtand, nieder. Die Kellnerin brachte ein Krug Bier und ſuchte ein Geſpräch mit ihr anzuknüpfen, aber Walpi war wortkarg und griff nach einer Zeitung, die auf dem Tiſche lag. Die Kellnerin entfernte ſich gar bald wieder und geſellte ſich zu einer luſtigen Geſellſchaft, die in einer Ecke der Stube ihre lärmenden Späße trieb. Gleichgiltig blätterte Wilpi eine Weile in der Zeitung und warf dann wieder einen Blick nach der Thüre, oder durch's Fenſter auf die Straße. Plötzlich zuckte ſie zuſammen, ihre Augen öffneten ſich weit und Schrecken und Entſetzen malte ſich in ihren Zügen. „Ja is 's denn möglich?“ ſtammelte ſtanden, beſchenkt, ſetzte ſie ſich in einen Kirchenſtuhl ſie erbleichend. „Träum ich denn oder bin ich wirklich wach? Da ſtet's ja in der Zeitung, daß Räuber die Wallfahrtskirch' in Herrgottsruh' aus⸗ geraubt und dem Dechanten Geld geſtohlen haben. Das kann doch net — — Herrgott im Himmel, was iſt das für ein Gedanken, der mir da auf einmal in den Sinn kommt! Ja is 's denn möglich, daß mich die Mutter hat auf ſolche Weiſ' hintergehn können? Jetzt wirds Licht in mir, jetzt weiß ich, warum mich die Mutter hinunter⸗ geſchickt zu der Baſ' nach Indersdorf. Sie haben mich auf die Seit räumen wollen, damit ich ihnen nix in den Weg hab legen können, und während ich bei der Baſ' geweſen bin, haben ſie die Schand⸗ that ausgeführt. O Mutter, Mutter, meiner Leb⸗ tag hät ich's net geglaubt, daß Du ſo gut um⸗ geh'n könnt'ſt mit Lug und Trug! Warum ſie aber in die Münchnerſtadt herein is? Ich glaub' jetzt feſt, daß ſie mir die Geſchicht' mit 'm Pfarrer von St. Peter auch nur vorgemacht hat, und daß ſte gar net in den Pfarrhof gegangen is.“ In dieſem Augenblicke erhob ſich draußen auf der Straße ein gewaltiger Lärm. Ein großer Auflauf entſtand, Kinder rannten ſchreiend um⸗ her, Hunde bellten, und aus den Fenſtern blickten Leute auf die Straße nieder. Gäſte und Kellnerinnen eilten neugierig vor die Thüre, um ſich nach der Urſache des Tumultes zu erkundigen. Jetzt wurden zwei Gendarmen in der Menge ſichtbar, und zwiſchen den beiden Poliziſten ſchritt bleich und hebend ein ſtämmiges Weib, das mit wut hfunkelnden Augen auf die Neugierigen ſtarrte und mit ſchäu⸗ mendem Munde wilde Schmähreden ausſtieß. Mit einem Aufſchrei war Walpi auf die Bank zurück⸗ geſunken. „Jeſus die Mutter,“ murmelte ſie mit erlöſchender Stimme, während Leichenbläſſe ihre Wangen überzog. „Die Mutter zwiſchen zwei f Schandarm! Jetzt weiß ich, warum ſie in die — Stadt herein iſt. Geraubte Sachen hat ſie heim⸗ lich verkaufen wollen, und dabei iſt ſie aufmährig gemacht (verrathen) worden. Maria, ſteh m bei, das iſt mein letztes End'!“ Sie verbarg das Geſicht in den Händen, fuhr aber ſogleich wieder empor und ſah ſich mit schen Blicken um. Raſch zog ſie dann, als ſie bemerkte, daß die Stube leer war, einige Nickelmünzen aus der Taſche und legte ſie auf den Tiſch. Hierauf entfernte ſie ſich haſtig durch eine Seitenthür und eilte auf die Straße hinaus. i Halb bewußtlos, von tauſend Gedanken beſtürmt, folgte Walpi in einiger Entfernung der Menge. „Heilige Jungfrau was ſoll ich thun; flüſterte ſie immer und immer wieder vor ſich hi, während ihre Blicke hilfeſuchend umherirrten. „J kann der Mutter net beiſteh'n, und wenn ich mich ſehn laſſen thät, thät's gewiß auch mich hinter Schloß und Riegel ſetzen. Es bleibt mir mr anders übrig, als mich auf der Stell aufn Weg z'machen und die Unglücksnachricht heimzubringen Am liebſten thät ich mich freilich in den Erdboden verkriechen oder fortgeh'n in die weite Welt, ſtieß ſie ſchluchzend hervor, „aber mein' unglücklichen Vater kann ich net im Stich laſſen!“ 2 Sie raffte ſich auf und eilte durch die Straßen, immer weiter und weiter. Die Stadt war län hinter ihr in Dunſt verſunken, die Abendſchakten breiteten ſich über die Gegend, aber ſie schleppte ſch fort, bis ihr die müden Füße den Dienſt verſagken und ſie erſchöpft am Wege niederſank. a Am Abend desſelben Tages ſaßen im Sommer hauſe der Oedenhauſener Dorfſchenke drei Burſche die den Bierkrügen ſo wacker zuſprachen, daß die Kellnerin, eine derbe, rotwangige Dirne faßt mich vom Tiſche weg kam. Die drei mochten auc ſchon Anſehnliches geleiſtet haben, denn die Köpfe waren bereits geröthet und die Zunge ſchwer, (F e (he