ſchaftlichen Geländes an. Nach dieſem Entwurf erfolgt die Klaſſifizierung des Geländes nach dem Verkehrswert, nicht nach dem Ertragswert. Finanzminiſter Dr. Buchenberger bezeichnete den Entwurf, der die Mäugel der heutigen Klaſſen⸗ eintheilung beſeitigen will, als den erſten Bau⸗ ſtein zu dem Werk der großen Steuerreform, das vorausſichtlich in der nächſten Budgetperiode zum Abſchluß kommen dürfte. Der Entwurf ſei gewiſſermaßen präjudizierlich für die kommende Steuerart. Für die durch das Geſetz erforderlich werdenden Umänderungsarbeiten werden im Nach⸗ tragsbudget 200000 Mk angefordert. Die Haupt⸗ grundſätze ſind in dem Entwurf enthalten, weiteres wird den Vollzugsordnungen vorbehalten. Karlsruhe, 3. April. Der Einzug des Erzbiſchofs Dr. Komp in Freiburg iſt nunmehr auf den 11. Mai beſtimmt. Die Vorbereitungen ſind bereits angeordnet. . Verſchiedenes. Ladenburg, 5. April. Geſtern Vor⸗ mittag fand eine Sitzung des Bürgerausſchuſſes ſtatt. Der erſte Punkt der Tagesordnung bildete die Publikation der Rechnung der Realſchule pro 1897. Dieſelbe wurde gegen die Stimmen der Fraktion der Niederſtbeſteuerten genehmigt. In zweiter Reihe folgte die Erhöhung des Averſums der Aerzte der Gemeindekrankenver⸗ ſicherung und wurde die Feſtſetzung des bisherigen Betrages von 700 auf 1000 Mark einſtimmig angenommen. Als weiterer Punkt Erhöhung des Preiſes für Särge und wurde dieſelbe nahezu einſtimmig abgelehnt. Sodann kam der Vorſchlag des Gemeinderats zur Beratuug dem Gewerbeverein einen Beitrag von 50 Mark zur Gründung einer Bibliothek zu überweiſen. Im Gemeindehaushalt iſt zur Hebung des Handels, Induſtrie und Gewerbes ein Betrag von ca. 600 Mark eingeſtellt, was damit gehoben werden kann, wird wohl Jedermann beurtheilen können. In Anbetracht deſſen und in Würdigung des guten Zweckes der Gewerbevereine, gewährte der Gemeinderath einſtimmig obigen Betrag. Der Bürgerausſchuß bewilligte gegen die Stimmen der Fraktion der Niederbeſteuerten und mehrerer Landwirthe den Betrag. Ferner wurde die Abtretung eines Geländes von ca. 2000 Quadratmeter, per folgte die Quadratmeter 1 Mk. an die Electricitätsgeſellſchaft 2 0 Dresden einſtimmig genehmigt. Die Beträg e der Bierpreſſionen werden künftighin durch die Gemeinde eingezogen und der Desinfector von der Gemeinde bezahlt. Bei der Erſatzwahl für das verſtorbene Mitglied Michael Koehler wurde Landwirt Franz Nilſon gewählt. Ueber die Haltung der Fraktion der Niederſtbeſteuerten in J dieſer Sitzung kommen wir in nächſter Nummer rück. 15 1 0 Ladenburg, 5. April. In Folge des neuen Hand werkergeſetzes werden voraussichtlich alle Lehrlinge am Ende der Lehrzeit einer Prüfung ſich unterwerfen, deren Einzelheiten von den Handwerkerkammern näher bezeichnet werden. Jeder Lehrling erhält i ordnungsmäßig beſtandenen Lehrzeit und der abgelegten Prüfung das Geſellenzeugniß, ohne welches er ſpäter den „Meiſtertitel“ führen, noch Lehrlinge ausbilden darf. „Der Geſetz⸗ geber, die Handwerker und Gewerbetreibenden erwarten von der geſteigerten Anforderung an die perſönliche Tüchtigkeit des Einzelnen eine weſentliche Hebung des ganzen Standes und glauben dem fleißigen, tüchtigen und gut aus⸗ gebildeten Handwerker eine größere Selbſtändig⸗ keit und lohnendere Erwerbsthätigkeit ſichern zu können. Da auf Oſtern die meiſten Lehrlinge ein⸗ geſtellt zu werden pflegen, ſo wollen wir nicht verſäumen, die Eltern Vormünder, Verwaltungen u. ſ. w. darauf aufmerkſam zu machen, das Wohl ihrer Söhne und Pflegebefohlenen dadurch im Auge zu behalten, daß ſie dieſelben, ſofern ſie ein Handwerk erlernen, bei tüchtigen Meiſtern, die einer gewerblichen Vereinigung an⸗ gehören, unterbringen weil dieſe die durch die Gewerbekammern zu treffenden Anordnungen im Lehrlingsweſen zu überwachen verpflichtet werden. — Frankfurt a. M., 4. April. Die Polizei hat geſtern in der Münzgaſſe eine Falſch⸗ münzerwerkſtätte mit vollſtändiger Ausrüſtung auf⸗ gehoben. Ein Lederarbeiter und ein anderer Ar⸗ beiter wurden in Kaſtel bei der Ausgabe der her⸗ geſtellten Fünfmarkſtücke verhaftet. Ein dritter Verbrechensgenoſſe wird noch geſucht. E Berlin, 3. April. Grünethal hat nunmehr ſein Geſtändniß durch intereſſante Einzelheiten ergänzt. Er behauptet, er habe etwa 250 Stück Tauſend⸗ und 200 Stück 5 1 2 te Hundertmarkſcheine, alſo ungefähr 250 900 f dann auf Grund der in rechtswidriger Weiſe ſich angeeignet und die geſtohlenen Scheine in ſeiner Wohnung mit Stempel und Nummer verſehen. — Witwe Des dem on a. In eiſen Kloſter in Venedig iſt vor kurzem ein ſchr höchſt intereſſantes Manufkript entdeckt worden welches vom Jahre 1542 datiert und die täglichen Aufzeichnungen eines Geſandten von Kandia bei der Republik Venedig enthält. In dieſem Tae; buch findet ſich auch die ganze Lebensgeſchichtz Othellos. Der Verfaſſer, des Manuſeriptes welcher den Helden des Shakeſpeareſchen Dramas pz ſönlich gekannt hat, erzählt hierin deſſen Ankunſt in Venedig, die Einzelheiten ſeiner militäriſchen Laufbahn, ſeine Hochzeit, ſeine Abreiſe nach Cypern und ſein Ende. Nach dem Bericht dieſez Augenzeugen hat aber Desdemona lange Zeit Othello überlebt! Litterariſches. „Alles ſchon dageweſen!“ Dies Work des bekannten Weiſen wird Lügen geſtraft, wen man die ſoeben erſchienene Aprilnummer de Univerſal⸗Moden⸗ und Familienblattes „Moe und Haus“, Verlag John Henry Schwerin, Berlin, einſteht, das außer einem im große Styl gehaltenen Modenblatt mit Modengene⸗ bildern, zu jeder 14tägigen Nummer einen großen Schnittmuſterbogen bringt; ferner eine gehalt volle, reich illuſtrirte Belletriſtik, zu welcher u. f Nataly von Echtruht und Dr. Adalbert don Hansſtein Oſtergaben beigeſteuert haben; eig illuſtrirte Hausfrauenzeitung; eine vierſeitige Muſikzeitung (darunter eine nachgelaſſene Com poſition Karl Loewes); ein Damen⸗Wigzblat „Humor“; eine mediziniſche Zeitſchrift „Aerzllicher Rathgeber“; eine illuſtrirte Jugend zeitschrift Kinderwelt“, eine Räthſel und Schach⸗ Zeitung; eine Handarbeiten⸗Zeitung ete. Dennoch koste Mode und Haus nur eine 1 Mk, vierteljährlich mit Sſeitiger Romanbeilage, Colorit und Muſter⸗ friſuren 1,25 Mk. Abonnements bei allen Buch⸗ handlungen und Poſtanſtalten Gratisprobe⸗ nummern durch erſtere und den Verlag Johg Henry Schwerin, Berlin W. 35. “Des Karfreitags wegen erſcheint die nächſte Nummer am Samſtag. muß halt ich mit gutem Beiſtand vorangeh'n. Hat der ſchlechte euch geſtern net den Vorſchlag g'macht die Wallfahrt'skirch Herrgottsruh ausz' rauben? Aber dasmal hat er ſich verrechnet! Die Mutter will nix davon wiſſen und der Vater auch net. Und Du wirſt ihm wohl auch net Beiſtand leiſten und eine ſolche Todſünd auf Dein G'wiſſen lad'n —“ 5 „G'wiß net, wenn die Mutter net mitthun will,“ ſagte Aliſi verwirrt, „aber Hisl, der is ganz Feuer und Flamm' dafür der wird ſich wohl kaum abhalten laſſen!“ 1 „Zwei allein können nix ausrichten,“ erwiederte Walpi haſtig. „Aber Du mußt halt auch g'wiß feſt bleib'n Aliſt, und mußt Dich net, wie ſo oft wieder übered'n laſſen von die Zwei —“ „Aber ſie werden mir arg zuſetzen,“ ſagte Aliſt unſchlüſſig. „Du haſt leicht red'n, aber die Zwei rauchen keinen Guten, und ich muß alleweil den Kürzeren zieh'n, wenn ſie einrucken über mich und mir den Pelz ausklopfen.“ „Halt Dich nur zum Vater'“ ſagte Walpi ufmunternd. „Sie werden ſich hüten, Dir was thun, wenn Du bei ihm biſt. Und wenn ich 6 ich bitt Dich mit ufg hobene Händ', folg Deiner Schweſter, die 8 5 ewiß von Herzen gut mit Dir meint! Du biſt noch ſo jung, du kannſt ſchon wieder z ruckg' bracht werd'n auf den rechten Weg. Du wirſt doch net a blutge's End' nehmen oder Dein jung's Leben im Zuchthaus vertrauern woll'n. Js s denn net viel ſchöner wen D' fleißig arbeiten und ein ordent⸗ liches Leben führ'n thuſt? Alle Leut ſind nachher wieder freundlich mit Dir und hab'n Dich gern' Seg'n wenn Du s Beten und 's Kirchengehn nimmer verſäumſt. Komm gieb mir die Hand drauf daß D' mir folgen und umkehren willſt —“ Mit geſenktem Kopfe hatte Aliſt zugehört. „Du meinſt's gut bei mir, Walpi,“ ſagt' er dann leiſe. Ja ich ſeh's ein, daß Du Recht haſt! Ich will Dir folgen und mich beſſern, da haſt meine Hand!“ 5 f Das Mädchen ergriff ſie und drückte ſie an ihre Bruſt. „Ich dank Dir, Aliſi, ich dank Dir tauſendmal!“ ſagte ſie gerührt. „Ich bin ganz glücklich, daß meine Wort Eingang gefunden hab'n bei Dir, und ich mach mich jetzt mit leichtem Herzen auf den Weg.“ f Lautes Gelächter, das in dieſem Augenblick von der Hausthüre her erſcholl, ließ die Beiden emporfahren. Auf der Schwelle ſtand Hiesl, der ſich vor Lachen die Seiten hielt, und hinter ihm wurde die dürre Geſtalt des Wildgruber Hans ſichtbar. Der Lange ſchnitt eine greuliche Grimaſſe und tälſchelte den Lauf des Gewehres, das er in den Händen hielt. „Das is werth, daß man's anſchaut,“ rief Hiesl, der ſich immer noch nicht beruhigen konnte, „die Bekehrung des heiligen Aloiſius —“ „Geh weiter“ unterbrach ihn aber der Lange verächtlich. Laß den dummen Buben in Ruh, mit dem is nix anzufangen! Der ſoll einen Weiberkittel anziehen und hinte'rn Ofen kriechen, das is das Geſcheideſte was er thun kann.“ Raſch verſchwanden die beiden in dem dunklen Gange. Aliſi, dem die Spottredenten das Blut in die Wangen getrieben, wollte ihnen nachſtürzen aber das Mädchen klammerte ſich an ihn und hielt ihn feſt. Nun wandte ſich der Grimm des Burſchen gegen Walpi, und ſtieß ſie ſo heftig von ſich, daß und auch unſer Herrgott giebt Dir Glück und will nix z'ſchaffen haben mit Dir!“ Er ſtürzte in das Haus und warf die Thür krachend hinter ſich in's Schloß. . Wie verſteinert blieb Walpi noch einige Sekunden ſtehen,“ dann wankte ſie ſtumm und bleich in das Haus zurück. Eine halbe Stunde ſpäter verließ ſie dasſelbe wieder und ſchritt raſch, ohe ſich noch einmal umzublicken, auf dem Feldſträßchen dahin. Bald darauf verſchwand ſie im nahes Walde. —“ Am Abend des nächſten Tages ſaß die Schachermüllerin auf der Bank vor der Hausthüe und blickte von Zeit zu Zeit ungeduldig nach den Walde hinüber. Plötzlich fuhr ſie empor und legte die Hand über die Augen, denn ſie hatte dort eig weibliche Geſtalt, die am Waldesſaume ſtand und ſich dann langſam gegen die Mühle in Bewegung ſetzte, erſpäht. „Das is ſie,“ murmelte ſie vor ſich hin, nachdem ſie einen ſcharfen Blick hinfber⸗ geworfen. „Aus'gricht ſcheint's hat's net viel, ſonſt thät's net ſo daherſchleichen wie a Schneck. Daz hab ich mir z'erſt denkt, denn die Bas in Inder dorf is net von Gebenhauſen. Da werden wir ö halt jetzt doch noch nach Münka fahren und Pfarrer von St. Peter aubetteln müſſen. Das is ja a mildthätiger Herr, und ich weiß 8 gewiß, 1 der uns net mit ganz leere Händ' heingehen äßt!“ Ein ſeltſames Lächeln ſpielte bei dieſen Worten um ihre Lippen. Sie ſtand auf und ſchritt dem Mädchen, das nicht mehr weit vom Hauſe entfernt war entgegen. „Ich ſeh' Dir's am G'ſicht an, rief ſie der Heranſchreitenden ſchon von ferne zu daß Du einen Metzgergang g'macht hast. Gel Du haſt nix ausg'richt' bei dem Neidkrag'n? Die Müh' hätt'ſt Dir ſparen können!“ 8 ſie einige Schritte ſeitwärts taumelte. Geh mir aus'm Weg, Betſchweſter!“ knirſchte er. Ich Fortſetzung folgt.