Anzeiger für Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ n bei Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 0 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Druck und Verlag von Karl Molitor, . Ladenburg. Famſtag, den 26. März 1898. 8 3 muthigen die ſeltſamen Erfahrungen, welche rühren, um noch mit anderen Mitteln endli ie Organiſation des Handwerks. man in Oeſterreich mit dem dort geltenden vorwärts zu e Beſonders müßten 5 Am kommenden J. April tritt das vom andwerksgeſetz, das neben der Errichtung von Mitglieder des Handwerkerſtandes ihr Auge eichstage in ſeiner vorigen Seſſion beſchloſſene wangsgenoſſenſchaften noch die Einführung auf die Bildung von Genoſſenſchaften, wie eſetz über die Organiſation des Handwerks des Befähigungsnachweiſes ausgeſprochen hat, ſolche ja ſchon in anderen Erwerbsgruppen . erlerun um größeren Theile in Kraft. Es ſind dies durchaus nicht zu einem Fortſchreiten auf der ſegensreich beſtehen, richten, mögen es nun die Beſtimmungen über die Innungen, die betretenen Bahn der Swangsorganiſation des Credit⸗ oder Rohſtoff- oder Verkaufs⸗Genoſſen⸗ „Bl. nnungsausſſchüſſe und die Innungsverbände, Handwerks, es ſteht zu befürchten, daß man ſchaften ſein. Weiter empfiehlt ſich die intenſive owie über die Lehrlingsverhältniſſe im All⸗ auch in Deutſchland zu ähnlichen haltloſen Beachtung des gewerblichen Fortbildungs⸗ und emeinen, während vor Allem die von den Suſtänden im Handwerksbetriebe gelangen Fachunterrichts, in welcher Hinſicht der Hand⸗ andwerkskammern handelnden Beſtimmungen wird, wie ſie in Geſterreich durch die dortige werkerſtand beſonderer Unterſtützung von Staat 2 rſt zu einem noch feſtzuſetzenden ſpäteren Seit⸗ Gewerbenovelle gezeitigt worden ſind. und Gemeinde gewiß ſein darf. Schließlich lernen unkle praktiſche Geltung erlangen ſollen. Es Dabei ſoll allerdings nicht in Abrede wird ſich das Handwerk immer mehr den ſt auch ganz gut ſo, daß mit der Verwirklich⸗ geſtellt werden, daß die Organiſation des modernen Verhältniſſen im ganzen Geſchäfts⸗ Bäcktt ng dieſes letzteren Theiles des neuen Hand⸗ Handwerks hie und da vielleicht doch manches gebahren anpaſſen und ſich namentlich alle eim erkergeſetzes einſtweilen noch gewartet werden Erſprießliche zur Folge haben wird. So kann Vortheile des Maſchinenbetriebes, ſoweit ſie N oll, es müſſen doch erſt die Unterlagen in man wohl von den Organiſationsarbeiten eine überhaupt für das Handwerk verwerthbar ſind, watza en veränderten Verhältniſſen entſprechenden Hebung und Stärkung des Solidaritätsgefühls aneignen müſſen, ebenſo ſeine Geſchäftsführung nteren Handwerksorganen geſchaffen werden, unter den Handwerkern erwarten, welches bis mehr auf kaufmänniſchen Fuß einzurichten ehe aus den Wahlen der letzteren die Hand⸗ jetzt ſehr zu erwünſchen übrig ließ; auch auf haben; Großvaters Seiten ſind eben auch für erkskammern als die Urönung des geſammten das FLehrlingsweſen dürfte die Organiſation das Handwerk auf immer vorüber. ebäudes hervorgehen können. Ob nun freilich in manchen Punkten von heilſamem Einfluſſe 5 ie Handwerksreform in ihrer gegenwärtigen ſein, ebenſo auf das gewerbliche Schulweſen. . Politiſches. eſtalt mit ihrem eigentlichen Hernpunkte, den Darüber hinaus jedoch ſind ſchwerlich tief⸗ Harlsruhe, 22. März. (Im Candtag) wangsinnungen, dem hart um ſein Daſein greifendere Wirkungen des neuen Geſetzes brachte heute der ſozialiſtiſche Abgeordnete ingenden Handwerkerthum wieder auf einen anzunehmen, und wenn etwa in den Ureiſen der Geiß das Verbot des Abhaltens von Feiern rünen Zweig wird zu helfen vermögen, dies ausgeſprochenen Innungsfreunde gehofft wird, an den Gräbern der 1849 ſtandrechtlich Er⸗ ürfte ſchon jetzt zu bezweifeln ſein. Dieſe die Swangsorganiſation werde nunmehr alle ſchoſſenen in Mannheim zur Sprache. Miniſter weifel ſcheinen ſchon jetzt leider nicht un⸗ bisherigen Beſchwerniſſe des Handwerks be⸗ Eiſenlohr billigte das Verbot des Mannheimer erechtigt, weil das Geſetz über die Organiſation ſeitigen und denſelben neue Quellen des Wohl- Bezirksamts. Die Bewegung von 1849 ſtehe es Handwerks ohne jede Rückſicht auf die ſtandes und Gedeihens erſchließen, ſo wäre das in keinem Suſammenhang mit der 1848er modernen Verkehrs verhältniſſe, auf die Ent⸗ eine Berkennung der thatſächlichen Verhältniſſe; Bewegung. Im Jahre 1848 ging eine mächtige, altung des Großbetriebes und die Concentration mit mechaniſchen Mitteln, zu welchem ja im faſt einmütige Bewegung durch das ganze es Abſatzes, auf die Differenzirung der Arbeit Grunde die verfügte Swangsorganiſation gehört, deutſche Volk, weil es glaubte, daß nun endlich und den Maſſenverbrauch gemacht worden iſt, iſt das bedrängte Handwerk von heute kaum der Tag gekommen ſei, wo Deutſchland ſich 155 W 9 55 — Wa nne N 18 s ſtellt in Wahrheit eine Arbeit des „grünen „wieder auf die Strümpfe“ zu bringen. Das zu einem freien, einigen Machtweſen erheben F. Sahl. CTiſches“ dar, derartige bureaukratiſche Produkte Handwerk wird daher auch nach dem Ausbau könnte. Die Regierungen hätten damals jeden haben ſich aber noch niemals in der Praxis ſeiner neuen Organiſation gut thun, die hände Widerſtand aufgegeben, das Parlament in des Lebens bewährt. Außerdem jedoch er⸗ nicht in den Schooß zu legen ſondern ſie zu Frankfurt ſei zuſammengetreten, bei der Beratung Die Schachermühle 5 einem Lappen zu reinigen. ſcho' wieder für ein Disputat,“ ſagte ſie, während Eine bayeriſche Dorfgeſchichte von Friedrich Dolch. „Was iſt's jetzt mit der Kocherei ?“ brummte ſie die Schüſſel auf den Tiſch stellte. Dem Vater 3 Machdruck verboten.) der Alte mürriſch während das Mädchen ein g ſchieht ganz Recht, wenn er nir anders als 5 s grobes Tuch über den Tiſch breitete. Kann man Waſſerſupp'n und Erdäpfel auf'm Tiſch find t. Er Ein ſtämmiges verwahrloſt ausſehendes Weib bald ebas z'ſehn kriegn, Es is doch ſchon zum wills net beſſer hab'n! Meinſt denn vielleicht die ſtand am Herde, grell beleuchtet von den lodernden Teufelholen, alle Tag ſchier nix anders mehr als bratenen Tauben flieg'n Dir nur grad ſo ins Flammen. „No, kommſt dengert (doch) amal?“ a aufg'ſchmalzene Waſſerſuppen und Erdäpfel! Maul? Wenn Du grad ſo a zartes G'wiſſe haſt rief ſie der Eintretenden unwillig entgegen. „Du Das is a Freſſen für d' Säu' und net für ein wie a Heiliger, nachher mußt Du ſchon auch, wie brauchſt weiter net lang zu ſo ein'm lumpigen hungrigen Menſchen. Und der Hiesl laßt ſich auch die Heiligen, mit Waſſer und Brot z'frieden ſein. Füderl Gras! In der Zeit hätt ich die Arbeit wieder amal net ſeh'n! Wo iſt er denn eigentli'?“ Hätt'ſt die Buben fortg'hn laſſen, nacher könnt'ſt das an der Ofenbank lehnte, einzuölen oder mit der Abendſuppe in die Stube. „Was giebt's da zwanzigmal gethan. Mach' weiter, rühr Dich a „Wo er net ſein ſollt',“ ſagte das Mädchen Du letzt einen fetten Hammelbraten verarbeiten bisl! Trag's Geſchirr hinein in d'Stub'n und kurz. Wildſchieß'n is er gangen. Wirſt's ſehen ſtatt die Feldhendl da.“ deck auf. Die Andern drin warten ſchon lang auf Vater, das treibt er ſo lang, bis er amal nimmer Sie brach in ein höhniſches Lachen aus, der d' Suppen!“ heimkommt!“ 5 Alte aber machte ſich fluchend über das magere Walpi horchte ſtillſchweigend dem Befehle und „Da is mir net bang,“ knurrte der Müller. Gericht her. Mürriſch kam der junge Burſche näher trat in die ſtube. Auf alten Eichen⸗ „Der Bub hat' Augen wie a Luchs und ſchießt und nahm neben der Schweſter auf der Bank Platz. 5 5 1 0 ee beſſer wie d' Jager, der laßt ſich ſo leicht net Während des Eſſeus herrſchte Stillſchweigen; Nie⸗ und warf ſeinen röthlichen Schein auf das gefurchte übertölplen. Und er macht mir doch alleweil noch mand ſchien Luſt zu haben, das vorige Geſpräch Antlitz eines alten Mannes, der am Tiſche ſaß lieber a Wildſchütz, als ein Dieb — wieder aufzunehmen. . ü und finſter in die Flamme ſtarrte. Neben dem „Der Vater hat's ja net zugeb'n woll'n,“ 0 Plötzlich ließ ſich draußen vor dem Hauſe ein großen Kachelofen aber, der wie ein kleines miſchte ſich der junge Burſche in's Geſpräch, daß ſeltſamer Laut vernehmen. „Der Hans g ſchrie Häuschen ſich in der andern Ecke breit machte, wir zum Schafſtehl'n gehen. Der Hiesl hat ſich Aliſi und warf, den Löffel auf den Tiſch. „Habt's kauerte ein junger Burſche, der das ſechszehnte die G'ſchicht ſo ſchön ausg'ſtutirt g'habt, daß gar die Nachteul' g'hörr? Der Haus kommt! 5 Raſch Lebensjahr noch nicht erreicht haben mochte. Sein keine G'fahr dabei g'weſen wär.“ ſpraug er empor und eilte hinaus in's Freie. i Geſicht war auffallend hübſch, aber um den roſigen „Da hat der Vater recht ghabt,“ ſagte das 5 Bald darauf vernahmen die Zurückbleibenden Mund lagerte ein trotziger Zug, und die dunklen Mädchen ſcharf. „Der Hiesl is ein nixnutziger ſchwere Tritte und lachende Stimmen in der Hausflur, Augen blickten keck unter der ſchwarzen Zipfelmütze Burſch und Du ſollſt Dich net alleweil von ihm die Thüre öffnete ſich und eine lange Geſtalt ſchob a die er tief in die Stirn gezogen hatte, hervor. verführn laſſen, Aliſi 8 f . a ſich in die Stube. Der Ankömmling war hochge⸗ 5 Er war eifrig beſchäftigt, den Lauf eines Gewehres, In dieſem Augenblicke trat die Müllerin mit wachſen aber ungemein mager; aus dem ſcharfge Gehe