Anzeiger fü 1 90 7 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unte haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor N r Ladenburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Ladenburg. — — — 5 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. * Karlsruhe, 21. März. Heute wurde im Münſter in Freiburg von dem Weihbiſchof Dr. Knecht von der Kanzel verkündet, daß der Biſchof Dr. Komp von Fulda einſtimmig zum Erzbiſchof von Freiburg gewählt worden ſei. 9e een k Biſchof Georg Ignaz Komp von Fulda, geb. yolilt 5. Juni 1828 zu Hammelburg in Unterfranken, dert ſtudirte Philoſophie und Theologie, ward 1853 dum Prieſter geweiht, 1856 Lehrer am Klerikal⸗ — ſeminar in Fulda, 1860 Profeſſor und bald darauf Regens des Priſterſeminars daſelbſt und 1882 e Domkapitular. Der Papſt ernannte ihn zum päpſtlichen Hausprälaten. Nachdem er nach dem alm, Tode des Biſchofs Weyland vier Monate die Diözeſe Fulda verwaltet hatte, wurde er im Juli 1894 ſelbſt zum Biſchof von Fulda gewählt und vom Paſt und der preußiſchen Regierung beſtätigt. Berlin, 21. März. Der Reichstag förderte am Freitag die Weiterberathung der Vorlage, betr. die Reform der Millitairſtraf⸗ prozeßordnung, von § 172 bis mit § 231. Faſt die geſammte Sitzung wurde jedoch durch die Debatte ausgefüllt, welche ſich bei erſt⸗ genanntem Paragraphen erhob, der von der vorläufigen Feſtnahme von Offizieren handelt. Doch galt die Discuſſion nur theilweiſe dem Inhalt von § 172 und den hierzu geſtellten Abänderungsanträgen, ſie bewegte ſich vielmehr zum größeren Theil auf allgemeinem Gebiete, denn ſie geſtaltete ſich zu einer erregten Er⸗ örterung der Vorgänge von 1848. Abg. Bebel ergriff wiederholt das Wort zu leidenſchaftlichen Reden, in denen er von ſeinem ſozialdemo⸗ kratiſchen Standpunkte aus die Bedeutung des 18. März 1848 beleuchtete, und zwar that dies der ſozialiſtiſche Parteiführer in ſo maßloſer Weiſe, daß er ſich wiederholt einen Ordnungs⸗ 6 Ve. 24. 10 Mittwoch, den 23. Mär:; 95 55 politisches. 8 ruf des Präſidenten zuzog. Vortheilhaft von der leidenſchaftlichen Einſeitigkeit Bebel's ſtach die ruhige Art ab, in welcher der Freiſiunige Munckel den 18. März 1848 feierte. Mit Entſchiedenheit traten den Maßloſigkeiten Bebels Uriegsminiſter v. Goßler, die Conſervativen v. Puttkamer⸗Plauth und Dr. Uropaſcheck, ſowie beſonders auch Herr v. Benigſen ent⸗ gegen, der in wirklich ſtaatsmänniſcher Kede die wahre hiſtoriſche Bedeutung der 48er Vorgänge gegenüber deren Charakteriſirung durch den Sozialiſtenführer hervorhob. Die ganze leiden⸗ ſchaftliche Debatte endete mit einer Fluth per⸗ ſönlicher Bemerkungen, worauf § 172 in der Commiſſionsfaſſung genehmigt wurde, wonach alſo die vorläufige Feſtnahme eines Offiziers nicht nur dann erfolgen kann, wenn er auf friſcher That bei Begehung eines Verbrechens betroffen wird, wie die Regierungsvorlage beſtimmt, ſondern auch, auf friſcher That bei Begehung eines Vergehens, das den Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte nach ſich zieht, betroffen wird. Auch die übrigen Paragraphen bis mit § 231 gelangten ſämmtlich in der Commiſſionsfaſſung zur Annahme, und zwar beinahe alle ohne jede Debatte. Metz, 20. März. heute, als dem 70. Geburtstage weiland Prinzen Friedrich Carl von Preußen, fand hier in Gegenwart des Orinzen Friedrich Ceopold die Enthüllung des Denkmals für den Prinzen ſtatt. Anweſend waren ferner der kaiſerl. Statthalter, Fürſt zu Hohenlohe-Cangenburg, der kommandierende General des XVI. Armeekorps, General der Kavallerie Grafen Haeſeler, ſowie die geſamte Generalität des Armeekorps, u. A. mehr. Auch der Schöpfer des Denkmals, Profeſſor v. Miller⸗ München, war zugegen. Nach der Feſtrede des Generals Graf Haeſeler gab Prinz Friedrich Ceopold das Seichen zur Enthüllung des Denkmals. Oberpoſtdirektor Unauf dankte hierauf im Namen des Denkmalskomites dem KHaiſer, den Fürſten und allen Denen durch deren Unterſtützung das Denkmal errichtet werden konnte, worauf Bürgermeiſter Frhr. v. Kramer das Denkmal im Namen der Stadt übernahm. Hierauf verlas General Graf Haeſeler folgende Ordre des Uaiſers: „An der heutigen Enthüllungsfeier des Denkmals für weiland Seine Mönigliche Hoheit, dem Generalfeldmarſchall Prinzen Friedrich Karl von Preußen nehme ich den lebhafteſten Anteil. Ich gebe hierin Meiner großen Freude und Befriedigung darüber Ausdruck, daß dem unvergeßlichen, hochherzigen Prinzen und ruhm⸗ vollen Heerführer, der ſeine Truppen mit nie raſtendem Eifer im Frieden für die ernſte Arbeit des Krieges zu ſchulen wußte, damit ein unvergängliches, den kommenden Geſchlechtern zur Mahnung und Vacheiferung dienendes Andenken in der von ihm bezwungenen Feſte Metzgeſichert iſt, welches Zeuge ſeiner glänzenden Waffenthaten und einzig daſtehenden Erfolge war. Ich beauftrage Sie, dies bei der heutigen Feier bekannt zu geben und allen Denen, die ſich um die Errichtung des Denkmals verdient gemacht haben, Meinen Höniglichen, wärmſten Dank für das Gelingen des ſchönen Werkes auszuſprechen. Wilhelm J. R.“ Athen, 20. März. Vach einer Depeſche der „Na Mintſela“ hätten 2 türkiſche Soldaten in Volo den katholiſchen Prieſter Dalezio während derſelbe ein Tedeum anläßlich der Errettung des Königs celebrierte, durch Bajonett⸗ ſtiche ermordet. Der franzsſiſche und ruſſiſche Honſul hätten energiſche Reklamation erhoben. Der Metropolit von Volo beſchloß, daß die Feier des Leichenbegängniſſes in der orthodoxen Die Schachermühle. Eine bayeriſche Dorfgeſchichte von Friedrich Dolch. 2. (Nachdruck verboten.) Sie verſtummte und blickte haſtig gegen den Waldrand, denn in den Büſchen unter den hohen Tannen rauſchte es und ein Manu trat aus dem⸗ ſelben hervor. Regungslos ſtarrte das Mädchen den Ankömmling, der ihr freundlich zunickte, an. Er trug die dunkelgrüne Uniform der Landgendarmen, Ober⸗ und Untergewehr; auf dem blonden Kraus⸗ haar ſaß die Dienſtmütze, unter welcher die licht⸗ blauen Augen mit freundlichem Ernſt hervorblickten, das Geſicht war ſtark gebräunt, die Naſe leicht gebogen und ein ſtarker blonder Schnurrbart ver⸗ deckte halb den wohlgeformten Mund. „Grüß' Gott, Walpi“, ſagte er lächelnd. „Machſt noch allweil net Feierabend? Dir is halt net wohl, wenn Du net arbeiten kannſt von früh bis ſpat.“ „Es thut ſchon noth, Herr Kommandant,“ erwiederte das Mädchen, das bald roth, bald blaß geworden war, beklommen. „Wenn ich mich net um die Feldarbeit annehm', bleibt alles lieg'n und ſteh'n. D' Mutter hat mit der Hausarbeit z'thun und die Andern. — . „Haben a Haar in der Arbeit g'funden,“ nickte der Commandant. „Weißt, Walpi, was ich thät, wenn ich an Deiner Stell wär'? Ich thät mir um ein'n Dienſt ſchau'n und davongeh'n. Daheim darfſt Dich abrackern Tag für Tag, und kein Menſch dankt Dir's. Es is ja himmel⸗ ſchreiend, wie Deine Leut mit Dir umgeh'n!“ „Ich thät ja gern fortgeh'n,“ erwiederte das Mädchen traurig, „lieber heut' als morg'n, aber wenn ich nimmer da bin, nachher geh'n halt meine Leut' noch g'ſchwindter dem Verderb'n zu. Ich hab doch oft ſchon allerhand Sach'n verhüten können durch mein Bitten und Abmahnen. Den Vater geb' ich noch net auf und den Aliſi auch net! Bei der Mutter hilft freilich kein Zured'n, die is inwendig verſteint und verbeint, und der Hiesl fragt nach Gott und der Welt nix mehr —“ „Und der Wildgrube Haus? Es geht ja a Gered', daß Du ihn heirathen ſollſt!“ Ein Strahl des Haſſes zuckte aus den Augen des Mädchens. Ja, 's is wahr,“ rief ſie mit bebenden Lippen, „die Mutter wills hab, n, aber ich laß mich net zwingen, eher ſpring' ich in d' Glon, wo's am tiefſten. Der Wildgruber is der ſchlechteſte Menſch, den 's giebt auf Gottes Erdboden, und wer mit ihm umgeht muß verderben an Leib und Seel', D' Brüder verführt er zu jeder Schlechtig⸗ keit, n' Vater und d' Mutter, hetzt er auf gegen alle Leut'. Mit ihm is der böſe Feind einzogen in unſer Haus, und er wird net ruh'n, bis er uns alle in's Unglück gebracht hat.“ „Der elende Kerl,“ ſagte finſter der Kommandant und ſtieß zornig das Gewehr auf den Boden. „Aber das Zuchthaus iſt ihm doch ſchon noch g'wiß. Heut' Nacht is wieder amal ein' brochen worden und zwar beim Grubhofbauern in Grubhof. Zwei Burſchen mit geſchwärzte G'ſichter hab'n auf den Grubhofer, der ſeine Knecht aufwecken ha woll'n g'ſchoſſen. Glücklicherweiſ' haben's ihn ne getroffen, weil er ſich decken hat können hinter einer Thür, und nachher habens Reißaus nehmen müſſen, wie die Ehhalten mit Heugabeln und Driſcheln daher gekommen ſind. Ein' großen Fang haben's damals alſo net g'macht, aber in' Zuchthaus können's ſpazieren auf a paar Jahr wegen Einbruch und Mordverſuch, wenn's auf⸗ 150 kommen — . Er ſchwieg und betrachtete das Mädchen mit forſchenden Blicken. Walpi war leichenblaß geworden und ihre Glieder zitterten ſo heftig, daß ſie ſich auf den Rechen ſtützen mußte. zehrende Angſt ſprach aus ihren Blicken; ſie be⸗ wegte die bleichen Lippen, aber kein Ton drang aus der zuſammengepreßten Kehle. „Na, ängſtig Dich nur net' fuhr der Komman⸗ dant, den die Angſt des Mädchens rührte, freund⸗ lich fort. „Hoffen wir, daß Deine Leut nichts zu thun gehabt hab'n mit der Sach'. Gut Nacht', Walpi! Und wenn Du vielleicht einmal a Hilf' brauchſt oder ein guten Freund, der die beiſtehn ſoll in Rath und That, nachher denk halt dran daß es einen Andreas Schachtner auf der Welt gibt. B'hüt Dich Gott!“ 2