. miſſion 6 . gegen die Stimmen der Socialdemokraten und des Ab⸗ geordneten Werner (Antiſ.) den in der heutigen Kegierungserklärung als annehmbar bezeichneten Antrag v. Bennigſen⸗Lieber an, nach welchem, falls die Marineausgaben in einem Etatsjahr 117 525 404 Mk. überſteigen, der Mehrbetrag nicht durch Erhöhung oder Vermehrung der den Maſſenverbrauch belaſtenden indirekten Steuern gedeckt werden darf. Der Antrag Kichter auf eine Keichsvermögensſteuer und der Antrag Bebel auf eine Keichseinkommenſteuer wurden gegen 4, bezw 3 Stimmen abgelehnt. Die zweite Leſung des Flottengeſetzes beginnt am Donnerſtag. Berlin, 17. März. Die Budgetkommiſſion des Reichstages nahm heute das Flottengeſetz in zweiter Leſung an Dagegen ſtimmten die Sozial⸗ demokraten, die Freiſinnige Volkspartei und die Volksp.) Am Mittwoch wird die Plenarberathung ſtattfinden. Verſchiedenes. — Mannnheim, 16. März. Die Mitglieder der Budgetcommiſſion des Landtages trafen heute Nachmittag kurz vor 3 dahier ein, um die der⸗ zeitigen Räume des Großh. Bezirksamtes im Kaufhauſe und den Theil des Schloßgebäudes (Töchterſchule), wohin bekanntlich das Bezirksamt verlegt werden ſoll, zu beſichtigen. Herr Geheimer Regierungsrath Pfiſterer, ſowie die Herren Be⸗ zirksamtmänner Schäfer und Dr. v. Strauß, ſowie Herr Oberbürgermeiſter Beck wohnten der Befichtigung bei. — Tübingen, 14. März. [Das ſchlafende Mädchen] zeigte laut „N. T.“ ſolch überraſchende Beſſerung des Befindeus, daß es bereits in den allgemeinen Krankenſaal zurückgebracht werden konnte. Die Kranke, deren Nahrungsaufnahme Körpergewichts zur Folge hat, konnte ſogar ſchon an die Luft gebracht werden. Es ſcheint fich haupt⸗ ſächlich um einen hyſteriſchen Zuſtand zu handeln. L Düſſeldorf, 15. März. [In Noth⸗ wehr.] Geſtern Nachmittag hat der Gendarm Otto im Vorort Rath einen verheiratheten Maurer, Vater von 5 Kindern, erſchoſſen. Die unglückliche Affaire hat ſich in folgender Weiſe zugetragen. Abgeordneten Jazdzewski (Pole) und Galler (ſüdd. ſich andauernd beſſert, was eine Steigerung des 14 an einem im Neubau in Rath beſchäftigte e 8 35 Maurer waren in Streit gerathen; Gendarm Otto wollte Ruhe ſtiften, wurde aber dabei von den Maurern angegriffen. Der Beamte zog, als er ſich bedrängt ſah, ſeinen Revolver und drohte zu ſchießen, wenn man nicht von ihm ablaſſe. Schließlich gab er einen Schreckſchuß ab, und als auch das nichts half, richtete er die Waffe auf den vorderſten ſeiner gefährlichen Angreifer, der von der Kugel ins Herz getroffen ſofort todt niederſar k ö 1 New. Pork, 16. März. Bei einem Brand im nationalen Muſikgebäude in Chicago kamen 15 Perſonen ums Leben. — Berlin, 18. März. Ein Fund von 44 000 Mk. in neuen Tauſend⸗ u. Hundert⸗Mark— Scheinen wurde auf einem hieſigen Friedhofe gemacht. Man ſcheint damit einem großartigen Schwindel auf die Spur gekommen zu ſein, der bis in die Reichsdruckerei führt. Als Beſitzer ner Scheine ſei ein penſionirter Oberfaktor er⸗ mittelt worden, gegen den jetzt ſo viel belaſtendes Material zuſammengebracht ſei, daß man an ſeiner Schuld nicht mehr zweifeln könne. Ueber Agrar-Kredit in Baden bringt eine ſoeben erſchienene Broſchüre Material bei, wie es in dieſer gedrängten Kürze und überzeugenden Zuſammenſtellung noch an keiner andern Stelle geboten worden iſt. Der Verfaſſer meint, auf drei Kapitalpunkten bedürfte unſere Landwirthſchaft Hilfe, wenn ſie „Landwirthſchaft“ bleiben ſolle: 1) Getreidepreiſe, die den Getreide⸗ bau möglich machen; 2) Schutz vor der Gefahr, den Viehſtand von einem Tag zum andern durch Handelskonſtellationen entwerthet oder durch ver⸗ ſchleppte Krankheit gefährdet zu ſehen, 3) des Geldes, d. h. des Perſonalkredits und Real⸗ oder Hypotheken Kredits in der Form aber, daß die Arznei nicht ſchlimmer wirke, als die Krankheit ſelbſt. Während für die beiden erſten Forder⸗ ungen das Reich einzutreten habe, müſſe die Geldfrage von den Landes⸗Regierungen gelöſt werden. Der Verfaſſer, — anknüpfend an eine Aeußerung in den Schriften des Vereins für Sozialpolitik, wonach nur die Landwirthſchaft bis heute verſucht habe, ohne Hilfe des geſammten Finanzapparats der Neuzeit auszukommen, — ſchil⸗ dert die Krankheit des heimlichen Wuchers. Er be⸗ ſpricht die in Baden zur Befriedigung des Perſonal⸗ kredits thätigen Kaſſen und kommt zur Ueberzeugnng, daß nur die ländlichen Darlehenskaſſen (Artdit Vereine) dem Perſonalkreditbedürfniß der Mittel: und Kleinbauern in vollem Umfange entſpuüchen N Bei den Betrachtungen über das Nealkrehſ weſen wird natürlich das Abkommen mt der Rheiniſchen Hypotekenbank ausführlich dargelegt und gezeigt, wie die Bank zwar bei dem Abfoun anerkennenswerthes Entgegenkommen behält habe, die an das Abkommen geknüpften Erwar ungen aber nicht in Erfüllung gegangen fee; die ländlichen Plandſchulden haben ſich eit dem Abkommen um 54,924,000 Mk. vermehrt die Darlehen der Rheiniſchen Hypothekenbank dieſer Zeit betragen 3,317,505 Mk., ſo daß den letzten vier Jahren rund 52 Milionen ny ländliche Pfandſchulden mit anderm Gelde gehe wurden. Als ſachliche Gründe für dieſe Erſcheh, ung ſeien anzuſehen der zu hohe Zinsfuß ( einem Kapitalzins von 3 ¼ 9%, der nahezu gu den Tag gezahlt werden müſſe, habe der land liche Darlehungsnehmer „den Strick um Hals“), die zu niedrige Beleihungsgrenze in die Möglichkeit einer Kündigung bei momentaye Zahlungsunfähigkeit. Da auch die Sparkaſſen die Erwerbstendenz immer mehr hervorkehrten, ſo e eine wirkliche Organiſation des ländlichen Krei weſens im Großherzogthum Baden als dringende Bedürfniß zu bezeichnen, dem durch die Errichtung einer Landeskreditanſtalt entſprochen werden — könne, die im engſten Anſchluß an die wirt ſchaftlichen Eigenthümlichkeiten Badens organ werden müßte. Der Wirkunskreis der rheiniſche 5 Hypothekenbank liege in der Hauptſache guße halb Badens (nach dem Bericht für 1896 komm lebt von den im Dahrlehungsgeſchäft angelegten 24 Millionenen nur 44 auf Baden). Sollte f mat aber die Errichtung einer Landeskreditanſta ö nicht ermöglichen laſſen, dann ſei es Pflicht dx Regierung, weiteren Hypotekenbanken die Ausgabe von Inhaberpapieren zu geſtatten. Die Rheiniſche Hypothekenbank könne oder wolle nicht helfe, Intereſſant ſind im beſonderem Maße des Ber faſſers Ausführungen über Werth und Nen bilität des Bodens. Er ſagt: Man muß f 3 allerdings wundern, daß die Regierung ( Van 15 2 ſtraffere und ſegensreichere Organiſation ds münden Realkredits noch nicht zum Abschluß gebtant Jontac hat. — Die Broſchüre iſt gegen Einſendung den 1 Ehif f 30 Pf. zu beziehen durch H. M. Poppen u. Sohn, J heine Verlagsanſtalt, Freiburg, Baden. Während ſie emſig den Rechen handhabte, ſang ſie eines jener Liedchen, die auf dem Lande aufſchießen wie das grüne Gras und der dunkle Wald, halblaut vor ſich hin: 5 J hab Dir in d' Aeugerln g'ſchaut, D' Aeugerlu ſan trab, Und i' hab' Dir's net z'ſag'n traut, Daß i' Di' liab'. J liab' Di ' ſo feſt, Wie der Baam ſeine Aeſt', Wie der Himmel die Stern', Grad' ſo hab' i' di' gern. J hab' Di' an's Herzel druckt, Buſſeln Dir geb' n, Treu Dir in de Aeugerln guckt Mei biſt Du g'wen. J liab' Di' ſo treu, Wie der Hirſch ſein G'weih, Wie der Himmel die Stern'. G'rad' ſo hab' i' Di — (Fortf ſolgt.) Aſchenbrödel. Povelle von Fanny Stöckert. Schluß. (Nachdruck verboten.) Auch Frau von Schenk und Iſidore mochten wohl dazu gehören, ſie lernten ſich bald verſtehen und letztere fand in der alten Dame eine liebe, mütterliche Freundin, der ſie bald ihr Herz ganz ausſchüttete, und auch all ihre leichtſinnigen Hand⸗ lungen beichtete, und als ſie dann im Schutz der feinen, allgemein beliebten Dame ſich wieder zeigte, und man ſich in die Ohren flüſterte, daß Horſt ihr heimlich Verlobter ſei, da urtheilte man plötzlich ganz anders über ſie, wie an jenem Eisfeſtabend. Die Gerüchte bewahrheiteten ſich dann ſehr bald; zum großen Verdruß Vieler, die ſich gerade für derartige „wirkliche Liebespaare,“ wie ſie eine junge Dame begeiſtert nannte, ſehr intereſſirten, zeigten ſich aber ſehr ſelten in der Geſellſchaft, auch ihre Trauung ging eines Tages in aller Stille vor ſich. „Unſer Glück braucht keine Zeugen und keine Neider;“ meinte Horſt, als ſie zur Kirche fuhren, wo die heilige Handlung nur in Gegenwart bon Schenks und einiger intimer Freunde Horſt's voll⸗ zogen wurde. Noch an demſelben Abend verließen ſie die Reſidenz, um in irgend einem ſtillen ſchön gelegenen Erdenwinkel ganz ihrem jungen Glück zu leben. Im Winter erſt zeigten ſie ſich hin und wieder in der Geſellſchaft, und wer zu den weniger Bevorzugten gehörte, die in ihrem Hauſe Eintritt hatten, der bekam immer wieder von Neuem den Eindruck, daß hier zwei Menſchen ſich ein volles reiches Glück gegründet, unbeeinflußt von äußern Dingen. Iſidore entfaltete immer mehr gute liebenswürdige Eigenſchaften, ihre früheren Fehler, ihr ſorgloſer Leichtſinn trat nur noch ſelten hervor, und gaben dann oft ihrem Weſen einen eigenen pikanten Reiz. i Eines Tages, es war der Jahrestag des Eisfeſtes, ſaß Frau Hedwig Dalcho in Iſidorens behaglichem Zimmer. Die alte Jugendfrenndſchaft hatte ſchließlich doch wieder ihre Rechte geltend gemacht, und wenn der Verkehr zwiſchen ihnen auch nicht gerade ein ſehr eifriger war, ſo beſuchten ſie ſich dann und wann wieder. b Frau Hedwig wie ſie ſo in höchſt eleganter Toilette auf einem Fauteil ruhte, machte einen etwas müden gelangweilten Eindruck, mit ſtillem Neid blickte ſie auf Iſidore, die ſo wunderſchön ſo ſtrahlend und glücklich ausſah, als hätte ſie ſoeben 91 85 1 7 Liebeskuß empfangen. „Bi u wirklich vollkomm ücklich Iſt?“ Nac e ch mmen glücklich Iſi? „Aber Hedwig, welche Frage! an der Seite eines ſolchen Mannes wie Horſt ſollte i nicht ſein ?!? . „Eines ſolchen Mannes“ wiederholte Hen leiſe vor ſich hin, und dachte an ihren langweilg Hans. Sie war es längſt müde auf ſeine albert Witze und banales Geſchwätz zu lauſchen, und dach trotz allem Luxus, der ſie umgab, manchmal mit Sehnſucht an das einfache Stübchen zur welchem ſie früher als Lehrerin gewohnt, Dau hatte das Leben mit all ſeinem Hoffen ius Wünſchen vor ihr gelegen, und die Ketten, die fe abzuſtreifen geglaubt, ſie horte ſie heute fut klirren, nur daß es jetzt goldene Ketten neh, womit ſie ſich hatte feſſeln laſſen. 8 Was hilft aller Reichthum, wenn man ibu mit langweiligen, eiteln und geiſtloſen Menſchen genießt,“ ſeufzte ſie jetzt ſo recht aus Herzensgruld. „O Iſi Du warſt wohl die Klügere don u beiden!“ „Ich bin mir wenigſtens nie untren geworden, Du weißt ja ein hochſtes Glück oder gar keins. „Und wenn unn dieſſes höchſte Glüc Dir nun nicht theil geworden was dann?“ „Dann giebt es eben ein höͤchſtes Elend, 05 alle Wünſche, alles Hoffen verſtummt, fagke dau ernſthaft und dachte an ein dunkles, ſtiles, Gewäſſer, über welchem lezte Sonnenſtrch . zitterten. Ein Schauer ging durch ihre Glieder, in dem Moment trat Horſt ein, Iſidore auf ihn zu, und ſchmiegte ſich zärklich an 105 in beider Augen ſtrahlte reiches unwandelbares Glück. i Hedwig aber ging ſtill und nachdenklich 0 dannen. Sie hatte ſich einſt ſo klug . Iſidore gegenüber, und nun mußte ſie duch zu 3 Einſicht kommen, daß dieſe, ſo unberechnend . unüberlegt wie ſie ſtets gehandelt, doch tauſendun glücklicher geworden war als ſte. — Ende,, bon