Talienwan und das Kecht eine von der trans⸗ manſchuriſchen Bahn über Mukden nach Port Arthur abzweigende Bahn zu bauen, zuge⸗ ſprochen wird. Angeblich hätte Rußland für die Beantwortung dieſer Forderungen nur eine kurze Friſt geſtellt und im Falle einer Ablehn⸗ ung der Forderungen den Einmarſch ruſſiſcher Truppen in die Mandſchurei angekündigt. Nun, China wird ſich gewiß beeilen, dieſe ruſſiſchen Forderungen, die übrigens in London begreifliche Beklemmung erregen, anzunehmen, es bleibt dem hilfloſen chineſiſchen Coloß ja gar nichts anderes übrig. Verſchiedenes. — Mannheim, 9. März. (Eine Stiftung von einer Million Mark) hat Herr Commerzien⸗ rath Lanz anläßlich ſeines 60. Geburtstages zu Gunſten ſeiner Arbeiter gemacht. Die Zinſen ſollen zur Unterſtützung bedürftiger Arbeiter ver⸗ wendet werden. — Mannheim, 9. März. (Großes Arbeiterfeſt.) Der Inhaber der weltberühmten bekannten landwirthſchaftlichen Maſchinenfabrik, Herr Heinrich Lanz, feierte geſtern mit ſeinen Arbeitern ſeinen 60. Geburtstag. Am Abend brachten ihm die Arbeiter, 2000 an der Zahl, einen ſolchen impoſanten Fackelzug, wie man in unſerer Stadt ſelten zu ſehen Gelegenheit hat. Nach demſelben verſammelten ſich die Beamten und Arbeiter mit ihren Frauen in dem zu einem prächtigem Feſtſaal umgeſtalteten Montierſaale der Fabrik; auch Vertreter aus den Filialen von Wien, Regensburg 2c. waren erſchienen, ſo daß ca. 3000 Perſonen an dem von dem Jubilar geſtifteten Feſtmahle theilnahmen. Jeder Theil⸗ nehmer erhielt zu dem Mahle, das aus Schmor⸗ braten mit Makkaronie, Schinken, Salat und Schweizerkäſe und für die Frauen aus Konditor⸗ waaren beſtand, eine Flaſche Wein. Während des nachfolgenden Banketts gab es Münchener⸗ Bier und Cigarren, ſoviel jedem beliebte. Darauf folgte noch ein Tänzchen, das bis in die frühen Morgenſtunden währte. Heute haben ſämmtliche Arbeiter frei bei vollbezahltem Tag. a — Schwetzingen, 9. März. In Altluß⸗ heim wurden drei Perſonen wegen Meineids und 2 Perſonen wegen Verleitung zum Meineid ver⸗ haftet. In der vorletzten Schöffen gerichtsver⸗ handlung ſtand ein Fortbildungsſchüler vor den Schranken, weil er in der letzten Neujahrs nach nicht nach Menſchen, Kamaraden, die dieſes A9 ſtück mitanſahen, behaupteten dann unter Eid, er 975 nur 5 ihm vorbeigegangen. Jetzt aber mußten ſie doch zugeſtehen, daß er ihn wirklich rſchoſſen habe. 19 U 9 9. März. Wegen des Juwelen⸗ und Ordensdiebſtahls, welcher gegen den Herrn Präſidenten Hentig verübt worden iſt, hat Herr Henting neuerdings auf die Herbeiſchaffung der geſtohlenen Werthgegenſtände und des Beweismaterials zur Ueberführung des Diebes eine Belohnung von 1000 Mark, auf die Ermittlung des Verbrechers allein eine Belohnung von 500 Mark ausgeſetzt. — Straßburg, (Ein entſetzliches Ver⸗ brechen) wurde in Leyr verübt, Der frühere Briefträger Joſeph Anzilon wurde von ſeinem 24jährigen Sohne anläßlich eines Streites getödtet. Nach der That verſchnitt der Unmenſch den Leichnam mit einer Säge und warf die Fleiſchtheile in einen Weiher, wo ſie entdeckt wurden. Die Mutter des Vatermörders ſoll am Mord betheiligt ſein. Der Mörder wurde lt. „Frankf. Ztg.“ verhaftet. — Kehl, 10. März. Heute Vormittag gerieht hier der 20 Jahre alte Bierbrauer Friedr. Walter aus Lombach, beſchäftigt in der Bier⸗ brauerei von Gebr. Eidel, in die Transmiſſion und wurde von derſelben an die Decke geſchleudert. Der Tod trat ſofort ein. Der Verunglückte war ein braver und ruhiger Arbeiter bei ſeinem Dienſt⸗ herrn ſehr beliebt; ſehr wahrſcheinlich iſt Un⸗ vorſichtigkeit Urſache des Unglücks. — Konſtanz, 9. März. Hinſichtlich des Geſetzentwurfs betr. die Sicherung der Bauforder⸗ ungen hat ſich die Handelskammer in einem an das Großh. Miniſterium des Innern erſtatteten Gutachten dahin ausgeſprochen, daß die Lieferanten als Baugläubiger gelten ſollten, ſoweit ſie mit dem Bauherrn in unmittelbarem Vertrags⸗ verhältniß ſtehen. Auch ſollte die Friſt zur Geltendmachung der Bauforderung der Baugläu⸗ biger von 6 hauf 3 Monate abgekürzt werden; ferner wird für das Schätzungsverfahren eine zweite Inſtanz als wünſchenswerth erachtet. Im Uebrigen ſteht die Handelskammer auf dem Boden des Geſetzentwurfs. 5 ſoll. Seine treue wie zwei andere, ſondern nach dem Hund eines Waldhüters geſchoſſen haben 2 E Aus ver Schwe Mun She Vater Rhein, der bei den äquatorialen Verh niſſen dieſes ſchneeloſen Winters für den kommende Sommer waſſerlos zu werden drohte, hat ſch beim Erwachen des Frühlings die nöthiger Schneevorräthe die ihm das dürftige Sommer waſſer verbürgen, allmählich vom Himmel herum geholt. In dem ganzen rieſigen Ouellgehiete ſind ſo ergiebige Schneefälle geweſen, wie ſie e ganzer Winter kaum hätte ergiebiger liefern könne, Die nördliche Gotthardtſtraße iſt ſtellenweiſe vollig verſperrt geweſen, zumal noch ein Aus ſtand der ſchneeräumenden Wegeknechte dazu kam Unaufhörlich donnern die Lawinen zu Thgl, Die Gotthardtbahn ſcheint dank ihrer vorzüglichen Lawinenſchutzvorrichtungen noch glimpflich wegzn⸗ kommen. 5 — Arco, 10. März. Die Waldungen von Magulieſa ſtehen ſeit zwei Tagen in Flammen. Jeder Löſchungsverſuch iſt bisher vergeblich geweſen. Der Schaden iſt ein unge heurer. — Belgrad, 9. März. Seit zwei Tage wütet hier ein ſo heftiger Südoſt⸗Sturm, daß die Dampfſchiffahrt auf der Donau eingeſtellt werden mußte. Mehrere Fiſcherkähne ſind gekenten, Bäume entwurzelt und Dächer aufgehoben. — [Künſtliches Indigo.] Die fran zöſiſche Zeitſchrift „Revue induſtrielle“ ſchreiht; „Der großen deutſchen, unter dem Namen „Boh, Anilin⸗ nnd Sodafabrik“ bekannteu chemiſchen Fabrik ſcheint die künſtliche Herſtellung des Jude gos gelungen zu ſein. Der Stoff wurde bereſts in den Handel gebracht und die Geſellſchaft fol beſchloſſen haben, eine Summe von mehr als eie Million zum Bau einer neuen Fabrik auszuſete, Der Werth der neuen Erfindung muß daher zur Zufriedenheit erprobt worden ſein, wenn eine ſe praktiſche Verwaltung einen ſolchen Entſchluß gefaßt hat, nachdem ſie innerhalb der letzten 28 Jahren die nahezu ebenſo hohen Patentkoſten uud außerdem jährlich nahezu 100,000 Frank fi Verſuche in ihrem Laboratorium ausgegeben Haß Auch die Engländer haben ſich, ebenſo wie it Franzoſen von den Deutſchen Überflügeln affe, und die letzteren haben nun einen Vorſprugg gewonnen, welcher ſich ſchwer wieder einholeh laſſen wird.“ So etwas hört man gerne. wunderſchön, und die Menſchen darauf doch ſo elend. Welten fern dünkte ſie die Zeit zu liegen wo auch ſie noch ſolcher Frühlingstage ſich erfreut, traumhaft reichte jene Zeit zurück: Sie ſah ſich ein lebensfrohes Kind an der Hand ihrer Eltern durch den thüringer Wald wandern, hinauf zu den Höhen; wie aus weiter Ferne vernahm ſie die Stimme ihrer ſanften frommen Mutter wie ſie ihr vom lieben Gott erzählte, der die herrliche weite Welt erſchaffen, und da oben im blauen Himmrlsraum wohne, und wie ſie immer gut und fromm bleiben ſolle. — Gut und fromm! O ja ſie war es geweſen ſo lange treue Elternaugen über ſie gewacht, aber als ſich dieſe für immer geſchloſſen, da waren die Tage gekommen, wo ſie mit den höchſten Mächten begonnen zu hadern und zu rechten und nun war ſie glücklich angelangt an jenen Grenzen der Verzweiflung. a Warum nur dieſe Erinnerung aus der Kind⸗ heit Tagen, jetzt zu dieſer Stunde, die Stimme der längſt verſtorbenen Mutter! War das Alles eine Mahnung von Gott, der ihr gebot, auszuharren, der Verzweiflung keine Macht über ſich gewinnen zu laſſen, den Kampf von Neuem aufzunehmen, ihr alles daran zu ſetzen, um zu überwinden und zu ſiegen. In all dieſe Gedanken tönten plötzlich die Stimmen des vollen Lebens hinein; gellende Kinderſtimmen, Hilferufe, Iſidore wandte ſich um, dort drüben hinter den Bosquet's war ein Kinder⸗ ſpielplatz, ſchweren Herzens war vorhin ſie dort vorüber gegangen, das Lachen und Jauchzen der Kinder hatte ihr ſo wehe gethan, ihr war es geweſen, als wäre ſie die einzige Traurige auf der ſchönen weiten Gotteswelt. — Und nun Gott im Himmel, in welch ein Bild des Schreckens hatte ſich dort alles verwandelt, hier galt es kein Beſinnen, vorhin hatte ſie ihr Leben für nichts geachtet, nun mochte ſie es einſetzen, dort die jungen bedrohten Leben zu retten, und mit einer guten That, wenn es ſein ſollte, aus dem Leben ſcheiden; dann konnte wenigſtens ihrer Niemand mit Verachtung denken, auch er nicht! Mit Windeseile flog ſie davon; gewordene Pferde raſten ſoeben dem Spielplatz zu, dort ſchien alles gelähmt wie vor Ent⸗ ſetzen, und niemand hatte den Muth, die Geiſtes⸗ gegenwart ſich den Pferden entgegen zu werfen, und das Entſetzliche dadurch abzuwenden; es gehörte vielleicht ein gewiſſer Muth der Verzweiflung dazu ſich in ſolche Gefahr zu begeben. — In Iſidorens Augen wie ſie ſo daher geeilt kam leuchtete derſelbe, beſeelt von dem Gedanken etwas Gutes und Großes zu thun, für ihre Mitmenſchen ſich aufzu⸗ opfern, wie einſt ein Anderer, fühlte ſie plötzlich Rieſenkräfte in ſich, mit feſtem Griff fiel ſie den Pferden in die Zügel. dieſelben bäumten ſich hoch auf, dann noch ein heftiger Ruck, wobei Iſidore zur Erde geſchleudert wurde, und nun ſtanden ſie ſtill, als wären ſie ſelbſt erſchrocken über den Anblick des jungen Mädchens, aus deren Stirn, die auf einen Stein geſchlagen, ein warmer Blut⸗ ſtrom quoll. Das Alles hatte ſich in wenigen Minuten zuſammengedrängt, abgeſpielt, aber der Flügelſchlag des Schickſals ſchwer gerauſcht, über die Häupter zweier Menſchenkinder, die ſich liebten. Ver⸗ nehmt Ihr ſie nicht, Ihr beiden, durch all das Schreien, Jubeln und Jauchzen den hehren Klang der Schick⸗ ſalsſtimme, wie ſie mit den Worten des Dichters Euch zurief: Wo zwei ſich lieben mit Himmelsflammeen, Geſchieht ein Wunder und führt ſie zuſammen.“ Die letzten Strahlen der Abendſonne beleuch⸗ teten em bunt bewegtes Bild, erregte Menſchen⸗ gruppen ſtanden zuſammen, die Kinder, ahnungslos in welcher Lebensgefahr ſie geſchwebt, hatten wieder zwei ſcheu zu ſpielen begonnen, jauchzend liefen ſie hin und her, bunte Bälle flogen durch die Luft, die Bahhs wurden in die Kinderwagen gepackt, es war hoh Zeit für ſie, daß man den Heimweg antrat, ghet ſchwer vermochte man ſich zu trennen und a einanderzugehen, immer wieder richteten ſich di Blicke nach jener Bank, wo man Iſidore ſorglih auf Tücher und Kiſſen gebettet hatte. — ki ii Stirn war ein weißes Tuch gebunden, und dart drängten ſich die etwas in Unordnung gerathenen dunklen Zöpfe hervor; die Augen hatte ſie wie tiefer Erſchöpfung geſchloſſen, und ſah daher nicht das beſorgte, leidenſchaftlich erregte Antlitz Was ſih jetzt über ſie beugte. — Ueber ihnen rauſchte e leiſe durch zartes, frühlingsgrünes Geüſt, Vogel ſtimmen zwitſcherten, von fernher tönte das ſchmel⸗ zende Lied einer Nachtigall. 13 „Es iſt wie ein Roman“ ſagte ein zunge Kinderfräulein ganz andächtig zu emer älteren Ge⸗ fährtin, indem ſie das ihr anvertraute ſchreiende kleine Kind zu beruhigen ſuchte, denn ſolch Kinder geſchrei gehörte ganz gewiß nicht in den Roman hine in. 2 „Die beiden werden ſicher ein Paar. Sich nur wie ſie daliegt, ganz wie Käthchen von Heil bronn, wie ich es einmal im Theater geſehen Hale, Ach, es giebt doch noch Poeſie und Romantik auf der Welt.“ 3 „Rede doch nicht ſo überſpannt,“ verwies ſie 10 andere jetzt überlegen. „Ein Roman! Welchen Unten Der, ein Offizier, nimmt ſie doch lange nicht, deln daß es mit der nicht weit her iſt, das habe ich vorhin 90 ſehen, als ſie hier vorbeiſchlich. Die iſt an einer e wiſſen Grenze angelangt, wo einem alles egal fk ſonß hätte ſie ſich nicht ſo kopfüber in die Gefahr gestehe das iſt auch eine von den Aſchenbrödels, o ga wir armen Mädchen. Fortſ. folgt) 0 b eh