„du Ladenburg. zeiger für Ladenburg und Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 1 0 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ N haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. a Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, 1 N 9 r Umgegend Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 45 Ladenburg. Ao. 21. 8 und die vereinigten Fraktionen der national⸗ liberalen Partei des Reichstags und des preußiſchen Abgeordnetenhauſes haben in gemeinſchaftlicher Sitzung vom 7. März be⸗ ſchloſſen, folgende Erklärung zu erlaſſen: „Wir wollen die Politik der wirthſchaftl. Sammlung, welche zum Schutze der nationalen Arbeit die Intereſſen von Candwirthſchaft, Handel, Induſtrie und Gewerbe zu vereinigen und die mittlere ihnen gemeinſam liegende Linie zu finden ſich bemüht, auf das Wärmſte unterſtützen, können aber darüber die Selbſt⸗ ſtändigkeit unſerer Partei, ſowie die nationalen, idealen und liberalen Anſchauungen, aus denen unſere Partei erwachſen iſt, nicht in den Hinter⸗ grund drängen laſſen. Wir erblicken in dem „wirthſchaftlichen Aufruf“ einen werthvollen Schritt zur Herbeiführung einer Einigung der verſchiedenen Intereſſen in Betreff der Handels⸗ verträge. Auch wir ſind der Ueberzeugung, daß bei dem Abſchluſſe künftiger Handelsver⸗ träge die Intereſſen der CTandwirthſchaft beſſer gewahrt werden müſſen, als bisher, müſſen aber anderſeits auch fordern, daß dem Be⸗ dürfniſſe der Induſtrie und des Handels nach N Handelsverträgen mit längerer Geltungsdauer Rechnung getragen wird. Nur auf dieſem Boden halten wir die Politik der wirthſchaftlichen d. Sammlung für möglich und erſprießlich. Die t dung Auslegung, welche dem Aufruf in anderem — Sinne gegeben werden kann und bereits gegeben worden iſt, nöthigt uns, die unſrige hierdurch feſtzuſtellen. Wir wiſſen uns in dieſer Auf⸗ faſſung der Politik der Sammlung und der mit derſelben zu verfolgenden Swecke einig Berlin, 9. März. Der Centralvor ſtand 8 — — 1898. mit denjenigen unſerer Freunde, welche den Aufruf unterzeichnet. Unterzeichnet ſind der Centralvorſtand und die Fraktionsvorſtände der nationalliberalen Partei. Berlin, 10. März. Der Reichstag begann am Montag die erſte Ceſung der Novelle zum Poſtgeſetz. Die Vorlage ſpricht in ihren hauptſächlichſten Punkten die Erhöhung der Gewichtsgrenze für einfache frankirte Briefe von 15 Gramm auf 20 Gr., die Ausdehnung des Geltungsbereiches der Ortsbrieftaxe und die Einbeziehung der Beförderung geſchloſſener Ortsbriefe in das Poſtregal aus. Letztere Be⸗ ſtimmung iſt gegen die Privatpoſtgeſellſchaften gemünzt, für dieſelben würde die Erklärung der Beförderung geſchloſſener Ortsbriefe zum Poſtregal den Todesſtoß bedeuten, denn die Einnahmen aus dem Briefmarken⸗Verkauf bilden für die allermeiſten Drivatpoſtanſtalten die Haupteinnahmequelle. Der Staatsſecretair des Keichspoſtamtes v. Podbielski begründete in längerer Rede die Vorlage, als deren Schwer⸗ punkt die gewährten Portoerleichterungen be⸗ zeichnend. Den Vorſtoß der Regierungs vorlage gegen die PDrivatpoſtgeſellſchaften bemühte ſich der Staats ſecretair nach Hräften zu rechtfertigen. Nach ſeinen Darlegungen bezahlen die Privat⸗ poſten ihre Angeſtellten ſchlecht, ihre Verwaltung iſt eine mangelhafte, unzuverläſſige und daher das correſpondirende Publikum ſchädigende, ihre Bedeutung für den Cokalverkehr iſt lange nicht eine ſo große, wie immer angenommen wird, u. ſ. w. Von einem Recht der Drivat⸗ poſten auf Entſchädigung im Falle des Inkraft⸗ tretens des neuen Poſtgeſetzes wollte Herr v. Dodbielski nichts wiſſen, nur in Bezug auf die Einſtellung von Beamten der PDrivatpoſtanſtalten bei der Keichspoſt ſagte er möglichſte Kück⸗ — eee e ſichtsnahme zu. In der ſich an die Rede des Staatsſecretairs anknüpfende Debatte bekundeten die Redner aller Parteien ihr volles Einver⸗ ſtändniß mit den verheißenen Portoermäßigungen, nur wurde hierbei von mehreren Seiten der Wunſch nach weiteren Portoerleichterungen u. ſonſtigen poſtaliſchen Reformen laut. Dagegen zeigten ſich Meinungsverſchiedenheiten in der Frage der Ausdehnung des Poſtregals. Der Freiſinnige Fiſchbeck bekämpfte dieſe Maßnahme und bedauerte es namentlich, daß die Regier⸗ ungsvorlage nicht ein Wort über die von den Privatpoſten zu beanſpruchende Entſchädigung erwähne. Der Conſervative Rettich ſtellte ſich dafür ganz auf den Standpunkt des Staats⸗ ſecretairs v. Podbielski, auch der Keichsparteiler Graf Bernſtorff theilte im Allgemeinen dieſen Standpunkt. Anderſeits äußerten die Abgeord⸗ neten Haſſe (nat. lib), Kintelen (Centr.), Dr. Tieber (Centr.), Dr. Barth (fr. Vereinig.), Simmermann (Antiſ.) mehr oder weniger Be⸗ denken gegen die vorgeſchlagene Ausdehnung des Poſtregals und ſtimmten darin überein, daß dann wenigſtens den Drivatpoſtgeſellſchaften und ihren Angeſtellten eine angemeſſene Ent⸗ ſchädigung zu Theil werden müſſe. Letztere Anſchauung machte auch der Conſervative Dr. v. Buchka geltend, während der Sozial⸗ demokrate Wurm dieſe Entſchädigung nur den Angeſtellten, nicht aber auch den Geſellſchaften ſelbſt zugeſtanden wiſſen wollte. Am Dienſtag ſetzte der Reichstag die Ecörterung der Poſt⸗ geſetz⸗Novelle fort und überwies dieſelbe ſchließlich einer Commiſſton. i (Oſtaſten). Kußland tritt immer be⸗ ſtimmter in Oſtaſien auf. Es hat von der chineſtſchen Regierung den Abſchluß eines Ver⸗ trages verlangt durch welches Kußland die dauernde Beſetzung von Port Arthur und Aſchenbrödel. 5 Novelle von Fanny Stöckert. 13. Fortſetzung. 1. A (Nachdruck verboten.) il „Es bedarf wirklich keiner Ueberlegung weiter“ ce . wollte Horſt einwenden. — Der Oberſt aber klopfte 32 ihm lächelnd auf die Schulter. ö „Kommen Sie, begleiten Sie uns, meine Frau erwartet mich, wir wollen eine Spazierfahrt machen, a der Frühlingsabend verſpricht wundervoll zu werden. erlenn Horſt konnte natürlich eine ſolche Aufforderung nicht abſchlagen, und ſo nahm er dann auf dem . Rückſitz des eleganten offenen Wagens Platz, der — Frau Oberſt gegenüber, eine feine hochgebildete Dame, die ihn bald in die lebhafteſte Unterhaltung zu 9 ziehen wußte. Die jungen, feurigen Pferde, die den ganzen 1 bei Tag im Stall geſtanden, jagten jetzt im raſenden itor Tempo, der Siegesallee im Tiergarten herauf, und 1 der Kutſcher bot ſeine ganze Kraft auf, ſie zu einer — etwas gemäßigteren Gangart zu beſtimmen. „Die Thiere ſind zu wild und unbändig, hier in den belebten Straßen dürfte man gar nicht mit 4 ihnen fahren,“ meinte die Frau Oberſt. l „Wenn wir nur nicht noch mal ein Unglück erleben.“ öder Ihr Mann beruhigte ſie lächelnd, gab aber — doch Befehl in etwas weniger belebte Wege einzu⸗ lenken, und vor allen die Spielplätze zu vermeiden. „Kinderlärm können meine Pferde abſolut nicht vertragen,“ wandte er ſich an Horſt, „es iſt wirklich als ob ſie an der Modekrankheit litten, und nervös wären.“ Der Kutſcher lenkte jetzt das Gefährt nach einer weniger belebten Gegend hin, und Horſt, wie ſie in etwas gemäßigterem Tempo dahin fuhren, ließ den Zauber des herrlichen Frühlingstags voll auf ſich wirken. — Er war glücklich, weil er in ſeinen Entſchlüſſen feſt und unbeirrt gelieben, ſeit es ihm klar geworden, daß die Liebe, die ſein Inneres erfüllte, ſein Höchſtes, kannte er nur noch ein Ziel, das zu erreichen er ſein Alles einzu⸗ ſetzen hatte. Mit heißer Sehnſucht, dachte er an Iſidore, wie hatte er es nur ſo lange ertragen, ſie nicht einmal wiederzuſehen, in all dieſen ſchönen Frühlingstagen hätte ſie ſchon ihm zur Seite gehen ſollen! Er hatte zu bedächtig, zu überlegt gehandelt, ein Glück, wo es uns winkt, ſollte ſofort ergriffen werden, denn nichts iſt flüchtiger denn Erdenglück, wer weiß, ob er nicht dafür noch büßen mußte, daß er ſo lange gezögert, es ſich zu eigen zu machen. — Ach und ſie war ihm ſo nahe — dort drüben an dem dunkeln Ge⸗ wäſſer lehnte ſie an dem Baumſtamm, es iſt eine große Veränderung mit ihr vorgegangen, ſeit wir ſie nicht geſehen, Sorge und Noth haben ihren Stempel unbarmherzig auf das junge Antlitz ge⸗ drückt, die Augen haben den hellen Glanz verloren, ſcheu mit geſenkten Blicken war ſie durch die Frühlingsſchöne gewandert, und nun ſtand ſie hier, und ſtarrte auf das dunkle Waſſer. Ihre Gedanken ſind verzweifelt, hinein, hinein, ſcheint es ihr aus der Tiefe zuzurufen, die trüben Wellen ſchlagen über Dich zuſammen, und alles iſt vorüber. — Nein, nein! ſtöhnt es da auf in ihrem Innern, ein Reſt von Jugendluſt, ein leiſes Hoffen, ein Schimmer von Glauben an das Glück lehnt ſich da auf, gegen ſolche finſtern Gedankeu. — Nein, dort liegen auf dem Grund des See's kalt, ſtarr, todt. Und vielleicht würde ſie doch ans Land geſchwemmt, und dort gefunden, und dann käme einer des Wegs daher, in deſſen Seele große gute Worte geſchrieben ſtehn, der keiner niederen That fähig, und der auch von ihr nicht ſchlecht gedacht; und ſähe ſie hier nun liegen todt — eine Selbſt⸗ mörderin! Würde es nicht verächtlich um ſeine Lippen zucken, über ſie, die feige in den Tod gegangen. Gleichviel aus welchem Grunde ſie die ihr zu ſchwer gewordene Bürde von ſich geworfen, es blieb immer eine verächtliche That, für welche ein Mann, wie er, keine Entſchuldigung finden würde. Jetzt glitzerte es hell auf, auf den trüben Wellen wie lauter Goldfunken; die ſcheidende Sonne hatte auch hier einen Aoſchiedsgruß hingeſandt. Und wie es da ſo glitzerte und flimmerte, wie der weiche Abendwind durch das zarte Grün fuhr, da erſchloß ſich auf einmal Iſidorens Augen die ganze zauberiſche Schönheit ſolch eines ſcheidenden Lenzestags. Warum aber war dieſe Welt ſo