„Milttairärzte“, die ſich aus einer Anregung der Abg. Kopſch (fr. Volksp) und Bebel (ſoz.) wegen ſorgfältigerer Unterſuchung einzuſtellender Recruten in Bezug auf deren geiſtige Beſchaffenheit zu einer Erörterung über die jüdiſchen Militaträrzte ent⸗ wickelte. Bei den weiteren Capiteln des Ordi⸗ nariums gelangten die hohen Fleiſchpreiſe, die Verbeſſerung der Mannſchaftskoſt, das Thema von den Ahlwardt'ſchen Judenflinten und die Frage der Beſeitigung der inneren Umwallung von Danzig auf's Tapet, nirgens jedoch geſtaltete ſich die Discuſſion intereſſanter. Budapeſt, 25. Febr. Der Uaiſer beſtellte 5 Millionen Pronze⸗Medaillen, welche er anläßlich ſeines 50jährigen Regierungs⸗ Jubiläums an ſämtliche aktive Ofſtziere, Unter⸗ offiziere und Soldaten verteilen laſſen wird. An dem Jubiläumstage wird der Haiſer ein Offtzierdiner geben und gleichzeitig bekannt machen, daß ſämmtliche Offiziere, welche 50 Jahre und Unteroffiziere, die 25 Jahre gedient haben, vom Inbiläumstage ab bis zu ihrem 5 f a 5 Betheiligung war eine ſehr zahlreiche. Ableben aus der kaiſerlichen Privatſchatulle ein Gnadengehalt erhalten. Verſchiedenes. — Ladenburg, 24. Febr. Der Vorſtand des hieſigen Vorſchuß⸗Vereins legte in geſtriger Sitzung dem Aufſichtsrath die Billanz und Gewinn⸗ und Verluſtrechnung für das abgelaufene 29. Geſchäftsjahr vor. Das Jahr 1897 ergibt einen Umſatz von % 8 562 438 — und einen Reingewinn von „ 19 502 —. Der Auſſichts⸗ rath beſchloß, der am 20. März ſtattfindenden Generalverſammlung wieder die Vertheilung einer Dividende von 6%%ĩ in Vorſchlag zu bringen. — Ladenburg, 25. Febr. Bei dem Brande in Neckarhauſen konnten die Bewohner der niedergebrannten Wohnhäuſer nichts retten als das Leben, ſind deshalb ohne jede Kleidungsſtücke 5 und Hausgeräte. Richten deshalb an alle Menſchen⸗ freunde die herzliche Bitte, die hart Betroffenen mit Gaben zu unterſtützen. — Ladenburg, 25. Febr. Vom Sonn⸗ tag, den 27. Februar bis 6. März werden hier Miſſionspredigten abgehalten. Die feierliche Ein⸗ führung der Miſſionäre findet am Sonntag morgens halb 10. Uhr in der St Galluskirche ſtatt. Jeden Nachmittag 2 Uhr und abends 8 Uhr werden Miſſionspredigten abgehalten. Beicht und Commüioh i von Dienſtag bis mit Samſtag jeweils nachmittags 3 Uhr und von Mittwoch bis Sonntag von morgens 6 Uhr an. Am Sonntag den 6. März nachmittags 3 Uhr findet die Weihe der Kreuze, Roſenkränze, u. ſ. w. und die Schlußpredigt ſtatt. — Karlsruhe, 85 Febr. mittag 4 Uhr fand die Beerdigung f Ars 2 „Münch Allgem. Ztg.“ Dr. Julius Jolly auf dem hieſigen Friedhof, ſtatt. Ihr wohnten der Erbgroßherzog, der Miniſter Nokk, Buchenberger von Brauer, der preußiſche Geſandte von Eiſendecher, ſowie die Spitzen der ſtaatlichen wie ſtädtiſchen Behörden bei. Namens des Groß⸗ herzogs legte der Vorſtand des geheimen, Kabinetts Freiherr von Babo einen Kranz nieder. In der Trauerrede wurde der Satz bemerkt, daß für Jolly die augenblickliche Stellung zu noch größerem geweſen ſei. Am Grabe ſprachen Namens der Redaktion der „Allg. Ztg.“ Redacteur Tournier, ferner Namens des hieſigen Journaliſten⸗Bereins Redacteur Herzog. Die des Chefre⸗ — Aus Baden, 23. Febr. Brauereien.] Gar häufig ſind die Klagen über das allzu dünne Bier, das oft gar keinen Gehalt habe. Doch es ſoll noch beſſer kommen. Im Reichstag nämlich wurde feſtgeſtellt, daß es in Berlin und ſonſt ſogen. „kalte“ ſie ein Hektoliter Bier kaufen, dazu vier Hekto⸗ liter Waſſer miſchen, in dieſe Miſchung eine Portion Sacharin hineinthun und das ganze mit großem Provit als „Malzbier verkaufen. Auch im Badiſchen ſoll es ſchon einzelne derartige Bierpanſcher geben. — Don aueſchingen, 21. [Geſtohlene Orden und Brillanten] Dem Präſidenten der fürſtenbergiſchen Verwaltung. Juſtizrath Henting iſt auf der Reiſe nach Berlin aus einem als Eilfrachtſtück aufgegeben Reiſekoffer der Brillant⸗ ſchmuck ſeiner Gemahlin und aus dem Ordens⸗ käſtchen verſchiedene hohe Orden, darunter ein Comandeurkreuz 1. Cl., geſtohlen worden. Den Werth des Geſtohlenen ſchätzt man auf mehrere tauſend Mark. Auf die Entdeckung des Diebes ſind 300 Mark Belohnung ausgeſetzt worden. — Landshut, 22. Febr. Am hellen Tage ſchnitt heute auf der Straße nächſt Lands⸗ hut ein Bauernſohn einer Dienſtmagd den Hals ab. Heute Nach⸗ die Brücke „Kalte Brauereien giebt, deren einzige Thätigkeit darin beſteht, daß Biolles bei Aix les bains ereignete ſich ei ſchweres Brandunglück. Der Oekonom Moirkt entzündete beim Füllen der Petroleumlampe durch ö Unvorſichtigkeit den Petrolenmvorret. g ſeine ſchlafende Frau und ſein Kind wege id retten wollte, wurde ihm durch den Qug en e Rückzug abgeſchnitten und alle drei fanden en Tod in den Flammen. — London, 24. Febr. Bei Wells (Jor⸗ olk) ſchlug das zu Wells gehörende Küſtenwach⸗ boot letzte Nacht, als es zum Regierungskutter fahren wollte, um. 5 Mann erkranken. Daz Boot des Regierungskutters, welches Vorxate landen wollte, ſchlug ebenfalls um und die Be mannung ertrank, — Privas (Dep. Ardéche), 24. Februgr, Ein ſchreckliches Unwetter brach heute Nacht he unſere Stadt herein. Der Donner dröhnte mit außerordentlicher Heftigkeit, während der Schnee in dichten Flocken niederfiel. — Pontalſtz, Heute Nacht gegen 11 Uhr wurden mehrere rasch aufeinanderfolgende Erdſtöße wahrgenommen. — Wie aus Bellgrade gemeldet wird, fand bei Loh geray ein bedeutender Bergrutſch ſtatt. die Felsmaſſen riſſen in ihrem Sturze eine Naß von Häuſern nieder. Weitere Einzelheiten fehleg, — Einebrennen de Inſel. In Logdog eingetroffene Berichte aus Ausſtralien melde, daß die Inſel Tasmanien (Van⸗Diemenslanz) die Perle des großen Ozeans, in Flammen ſtehs Seit mehr als vierzehn Tagen wütet dort ei furchtbarer Brand, deſſen Entſtehungsurſache unbekannt iſt. Ein heftiger Nordwind facht dit Flammen an, welche die unermeßlichen Walter von denen die Berge bedeckt ſind, zerſtören. fz ſind leider auch viele Menſchenleben dem pn; herrenden Elemente zum Opfer gefallen und zyt ſchon nach den bisherigen Angaben 54 Perſonen, Der Schaden iſt ein außerordentlich großer. Humoriſtiſches. — Immer dieſel be. Freundin; Sag, welches waren denn die letzten Worte Dei Mannes?“ Trauernde Wittwe: „Ach, Du weißt doch, das letzte Wort habe ich ſtets gehabt.“ — Le hrer: „Wenn Du von Dei Mutter 2 Butterbrote u. von Deinem Vater ebene viel bekommſt, was haſt Du dann?“ Schüle „Dann, habe ich gerade genug.“ — — einmal der einzige vorurtheilsloſe Mann und da ſtand er vor ihr — der Rittmeiſter von Horſt! Eine ſeltſame Bewegung bemächtigte ſich Iſt⸗ dorens. Es lag etwas ſo ritterliches, Vertrauen erweckendes in des Rittmeiſters Haltung, und in ihrem verſtörten Innern wollte es aufdämmern wie ein großes ungeahntes Glück. Ja es ſchien Iſido⸗ ren, als müſſe ſie, wenn ſeine Hand ſie ſtützte, geborgen ſein für alle Zeiten. Doch Thorheit! Träume! Er näherte ſich ihr vielleicht nur, um ſich an ihrer Niederlage zu weiden. Nun dieſe Genugthuung, ſie verzweifelt, gedehmüthigt zu ſehen, ſollte er wenigſtens nicht haben. Dafür wollte ſie ſorgen. Aber jetzt erklang die ſympathiſche Stimme des Rittmeiſters ſehr vertrauenerweckend; „Geſtatten Sie, gnädiges Fräulein, daß ich Sie zu Tiſch führe?“ fragte er mit einer leichten Verbeugung. b „Mich zu Tiſche führen! Wollen Sie mich vielleicht verſpotten, Herr Rittmeiſter!“ kam es aber doch erregt von Iſidorens Lippen. „Nun ich dachte, Sie beabſichtigen Allem zu trotzen, das Feld nicht zu räumen, vorhin wenigſtens äußerten Sie ſich ſo!“ bemerkte Horſt ſanft. „Ja vorhin wollte ich es, weil ich eine Thörin war, eine Träumerin, die unter Palmen wandelte, was man bekanntlich nicht ungeſtraft thun darf, wie die arme Ottilie uns kund thut, und damals waren denn doch noch andere Zeiten, aber wer jetzt noch ſo albern iſt, und dieſe trügeriſche Welt nicht mit klaren und nüchternen Blicken anſchaut, den ereilt die gerechte Strafe, wie Sie an mir ſehen.“ 85 „Ob dieſe Strafe gerecht iſt, das wollen wir jetzt ſehr dahin geſtellt ſein laſſen. Vorauszuſehen war es allerdings, für Jemand, der die Geſellſchaft und ihre lächerlichen Schwächen kennt, daß es ſo kommen mußte,“ entgegnete Horſt ruhig. „Man hält es hier nicht der Mühe werth, nachzudenken, den Dingen auf den Grund zu gehen. Schablonen⸗ haft und oberflächlich bewegt man ſich nach ſehr beſtimmten und ſehr falſchen Geſetzen, und nach dieſen Geſetzen mußten Sie natürlich verurtheilt werden.“ „Ja es iſt eine wunderliche Welt,“ erwiderte Iſidore im ſorgloſeſten Plaudertone, denn ſie hatte jetzt ganz ihre Sicherheit wieder gewonnen. Sie ging dann, von Horſt begleitet, nach einer der Ruhebänke, um ſich dort von einem Diener, den ihr Begleiter herbeirief, die Schlittſchuhe ab⸗ ſchnallen zu laſſen. 9. „Horſt hat wieder einmal philanthropiſche Anwandlungen,“ ſagte einer ſeiner Kameraden, in⸗ dem er lächelnd auf das Paar hinwies. l „Nun er, bei ſeiner Stellung in der Geſell⸗ ſchaft kann dergleichen ſchon riskiren,“ erwiderte ein anderer der jungen Offiziere. „Er liebt ja das Abſonderliche und ihm ver⸗ zeiht man auch Alles. Warum nur?“ „Weil er eben ein ganzer Mann iſt, der feſt und unbeirrt ſeine Wege geht!“ ließ ſich da ein älterer Herr vernehmen. Betroffen ſahen die jungen Offiziere den Sprecher an. Sie hielten ſich doch auch für ganze Männer, ja, für Helden in jeder Beziehung. ̃ „Aber ſagen Sie mir nur, meine Herren, was in aller Welt iſt denn geſchehen? Warum traf Fräulein Behrens, jedenfalls doch eine der Hübſcheſten, diſtinguirteſten Erſcheinungen hier, auf einmal dieſe allgemeine Nichtachtung?“ Mit dieſer Frage trat jetzt ein junger Referendar zu der Gruppe heran. N „Haben Sie denn die Scandalgeſchichte noch nicht vernommmen ?“ rief man ihm zu, und einer der jungen Herren berichtete dann mit vieler Weit⸗ ſchweifigkeit, daß Fräulein Behrens Geſellſchafterin oder Kammerjungfer oder ſo etwas Aehnliches de Frau von Barnewitz geweſen, und in den eleganten Toiletten ihrer Gnädigen öffentliche Vergnügungeg beſucht hätte, und als das entdeckt worden, d natürlich mit Schimpf und Schande dave e worden wäre, da habe ſie ſich ſogar in i e Geſellſchaft hineinzudrängen gewußt. Dust 50 Zuſammentreffen hier mit Frau von Barnewig aber nun heute alles an den Tag gekommen. eh Commerzienrath Reichmann, der liebenswürdige Ber⸗ anſtalter dieſes herrlichen Feſtes heute, ſei natürlich außer ſich über dieſen Skandal. f Na ſie wird ja wohl die Geſellſchaft num a Nimmerwiederſehen verlaſſen und in das Dunkel zurückſinken, oder in einer anderen Sphäre, we eher geduldet wird wieder auftauchen,“ ſchloß N redſelige Menſch ſeinen Bericht. Horſt, wohl ahnend wie über ſein Thun ge urtheilt wurde, gab unterdeß, unbekümmert um das Aufſehen, welches er erweckte, Iſidoren das Geleit bis nach der Garderobe. „ „Denn meines Bleibens iſt doch wohl nch länger mehr hier,“ hatte ſte lächelnd, mit ien Blick zurück auf die dem Eßſaal zuſtrömende Geſell⸗ ſchaft gemeint. Sorgfältig hatte Horſt ſie in ihren Mann gehüllt, und nun ſtand er, ſich von ihr verabſchiedend, am Wagenſchlag. Im Scheine der Gas flame ſchauten ſie ſich in die Augen. 5 Würden ihre Wege ſie je wieder zuſahnkel führen? Dieſe Frage ging ihnen beiden durch den Sinn in demſelben Moment, und kaum gedet wurde ſie zum brennenden Wunſch. Aber weder die Frage noch der Wunſch wurde ausgeſprochen. Pferde zogen an, ein letzter flüchtiger Gruß, ad eine Welt voller Vorurtheile und unüberwindlicher Mächte lag zwiſchen ihnen. 1 2 Fortſetzung folgt. Die — Paris, 28. Febr. du den dee ee