U N iaſen Tagz 10 akoh 0 Ladenburg. Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. 0 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ . haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. . 8 die Redaktion verantwortlich: Kar! e Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und weben 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Mittwoch, den 23. Februar er, Sühne 3 ö 11 9. Fon „1848. — f Bedeutſame hiſtoriſche Gedenktage ſind heraufgezogen, am kommenden 24. Februar vollendete ſich ein halbes Jahrhundert ſeit dem Dit Aus bruche der franzöſiſchen Revolution, welche ig. pr d. den Thron des „Bürgerkönigs“ Ludwig Philipp 8 N wie mit elementarer Gewalt hinwegfegte und l⸗Oel zur Errichtung der zweiten Kepublik führte. f Dies Ereigniß aber leitete das „Sturm und Drangjahr“ ein, zu dem ſich das Jahr 1848 geſtalten ſollte, denn die Einführung der 2. nen Kepublik in Frankreich gab den Anlaß zu jener ö gewaltigen Bewegung, welche halb Europa bis Line zu den Grenzen des Czarenreiches durchzitterte 9 1 und einſchneidende politiſche Folgen zeitigte. 0 Mam SGewiß hatte ſchon der Pariſer Baſtillenſturm 05 des Jahres 1789 eine große Epoche in der an 10 ficke Geſchichte Europas eröffnet, dennoch iſt der nen, Sul n, Zutlch und empfehl C. L. Ein Unterſchied zwiſchen den fränzöſiſchen KRevo⸗ lutionen von 1789 und von 1848 bemerkens⸗ werth genug. Denn damals blieb das revo⸗ lutionäre Frankreich allein im Gegenſatz zu dem übrigen Europa, die Wogen der Pariſer Februar⸗Revolution aber fanden ihren brauſen⸗ den Widerhall durch die revolutionären Unruhen, welche theils noch im Caufe des Jahres 1848, theils im nächſtfolgenden Jahre in Deutſchland und Oeſterreich, in Ungarn, Polen und in Italien ausbrachen, und die nicht nur politiſche Syſteme umſtürzten, wie z. B. das berüchtigte Metternich'ſche Regime in Oeſterreich, ſondern auch ſo manche Fuͤrſtenthrone und Dpynaſtien ſelber ſchwer erſchütterten. Nimmermehr jedoch hätte der Funken der franzöſiſchen Februar⸗ revolution ſo raſch im Auslande zünden können, wäre nicht daſelbſt allenthalben ſo viel politiſcher Sündſtoff ſchon aufgehäuft geweſen, den die Unebelung durch die herrſchenden Factoren im Staate und über die Verhinderung jedes wahren Fortſchrittes in der politiſchen Entwickelung der einzelnen Nationen erzeugt hatte. Dieſer Un⸗ wille über das herrſchende drückende reactionäre Syſtem war in dem „geographiſchen Begriff“, der damals Deutſchland hieß, ebenſo vorhanden, wie in Oeſterreich, in Ungarn und in dem gleich Deutſchland national zerriſſenen Italien, kein Wunder daher, wenn dann die ſiegreiche Er⸗ hebung in Frankreich ihre Wellenkreiſe auch über die anderen Cänder zog und daſelbſt eben⸗ falls mehr oder weniger ſchwere revolutionäre Suckungen hervorrief. Speziel in unſerem deutſchen Vaterlande aber bildeten die blutigen Märztage in Berlin den Mittelpunkt der gährenden Bewegung von 1848, wie ja unmittelbar vorher auch die öſterreichiſche Hauptſtadt ihre blutigen März⸗ unruhen zu verzeichnen hatte. Ihren Gipfel⸗ punkt erreichte die Berliner Bewegung mit jenem Suſammenſtoße zwiſchen dem Militair und den bewaffneten Volksmaſſen, der außer zahlreichen Verwundeten auf beiden Seiten dem Militair achtzehn, den „Aufrührern“ aber mehr als 200 Todte koſtete. Leider war es unnütz vergoſſenes Blut, wie der weitere Verlauf der Dinge bekundete, an welchem auch die blutigen Ereigniſſe des Jahres 1849 in Deutſchland, die Straßenkämpfe in Dresden, und die Auf⸗ ſtände in Baden und in der Pfalz, nichts mehr ändern ſollten, das Sehnen im deutſchen Volke nach größerer politiſcher Freiheit wurde ſchließlich auf lange hinaus wieder unterdrückt. Und dennoch hat gerade das Jahr 1848 den Unter⸗ grund zu der ſpäteren herrlichen nationalen Entwickelung Deutſchlands gelegt, das tolle Jahr war zugleich das Geburtsjahr eines 1898. unmittelbar nach den Berliner Barrikaden⸗ kämpfen regte und welches dann in der deutſchen Nationalverſammlung zu Frankfurt a. M. die alten Wünſche nach nationaler Einigung der deutſchen Stämme und nach Erneuerung der alten Kaiſerherrlichkeit ſo laut erklingen lies. Die edelſten Geiſter ſtanden damals an der Spitze dieſer ſo mächtig aufflammenden Be⸗ wegung, Männer, wie Arndt und Uhland, Caube, Dahlmann, Jakob, Grimm, Gervinus, Wilhelm Jordan und zahlreich andere, ſie waren überzeugte und begeiſterte Vorkämpfer des deutſchenekinheits. und Kaiſergedankens, der freilich ein Jahr ſpäter mit der Ablehnung der Hönig Friedrich Wilhelm IV. von Preußen von der Frankfurter Nationalverſamlung an⸗ gebotenen deutſchen Kaiſerkrone auf Jahrzente hinaus ſo kläglich ſcheiterte. Wohl, damals fiel ein ſchwerer Mehlthau auf die aufgeſproßten Blüthen der politiſchen und nationalen Hoff⸗ nungen des deutſchen Volkes, die Frühlings⸗ träume des Jahres 1848 wurden durch die nachfolgende Seit ſtarrer Reaction in faſt allen deutſchen Staaten vernichtet, zum guten Theile infolge der Ausſchreitungen der ſtattgehabten bewaffneten Erhebung unter ungeeigneten Führern, wie Struve, Hecker, Jacoby. Was aber die 48er Bewegung nicht erreichte, das brachten 22 Jahre ſpäter das unvergleichliche Genie und die eiſerne Thatkraft eines Otto von Bismark überraſchend zu Stande, aus dem Schlachtdonner von 1870 ſtieg krahlend das Werk des neuen deutſchen Kaiſerreiches empor, mit ihm erfüllten ſich ſo glanzvoll die Ideale der deutſchen Patrioten von 1815 und von 1848. 0 1 der Völker über ihre 8 deutſchen nationalen Kren das ſich ſchon 1 5 * F fofen Gimpel eingefangen; und mir drohte ein gleiches dieſe Grazie, dieſe Fürſtliche Haltung, die mich 0 * Geſchick!“ ſchon damals überraſchte, als ich ſie an jenem uchtet Aſchenbrödel „Du glaubteſt doch ſie zu lieben!“ Herbſtabend in die Droſchke ſteigen ſah, nein, eine herd 5 Novelle 235 Fanny Stöckert. „Nun ja, es iſt ja auch nicht zu leugnen, niedrig denkende und niedrig handelnde Natur iſt m brei, 18 9. Fortſetzung (Nachdruck erbte daß ſie ſehr liebreizend iſt,“ erwiederte Raven mit ſie unmöglich. Ich bin überzeugt, jugendlicher ſehr geringſchätzigem Ton. Uebermuth, das Vollbewußtſein von Geſundheit, 25 Raven at ſich, als bedürfte er eines Haltes einer Stütze, feſt auf den Arm des Freundes ge⸗ lehnt. Dieſer aber ſchien das nicht zu bemer⸗ ken, ſeine Blicke verfolgten unabläſſig Iſidore, us Schuit — verlange 15 anger Lin Maunhein die ſich ſo arglos und unbekümmert, im frohen . Bewußtſein ihrer Schönheit und Tugend, dem HII Vergnügen des Schlittſchuhlaufens hingegeben hatte. ö „Eigentlich iſt es grauſam, ihr das Ver⸗ empfehl gnügen zu ſtören,“ ſagte Horſt jetzt, wie für ſich 5 Merkel „denn im Grunde genommen, kann man es doch — nur einen harmloſen Jugendſtreich nennen, was ſie N 5 gethan hat. Jungen Herren werden Dutzend von ein noch . Jugendſtreichen verziehen, warum ſoll man da i dieſem bildſchönen, übermüthigen Mädchen nicht vier. auch jenen Streich mit dem Kleide verzeihen?“ Frrd. d. A Raven ſah verwundert zu ihm auf. „Du! Erpd. Während ich, der doch am Ende eher dazu Ver⸗ — aulaſſung hätte, keine Entſchuldigung für ſie finde. Was iſt ſie weiter als eine Abenteuerin, die ſich hinein gedrängt hat in die Geſellſchaft, in die ſie nicht gehört und wo ſie dannach trachtet, durch eine gute Partie feſten Fuß darin zu faſſen. Ihre kleine Freundin iſt ihr ja ſchon mit gutem Beiſpiel vorangegangen und hat ſich einen reichen corn Merkel „O wie mißbraucht doch grade Ihr, Ihr Idealiſten dieſes hohe herrliche Wort!“ brauſte da Horſt auf. „Lerne es erſt einmal kennen, dieſes allmächtige, das ganze Sein beherrſchende Gefühl! Liebteſt Du ſie wirklich, was frügeſt Du dannach jetzt, ob ſte früher Geſellſchafterin geweſen und als ſolche, getrieben von dem doch ſehr un⸗ ſchuldigen Verlangen, ihre jugendlichen Reize auch einmal in das rechte Licht zu ſetzen, einen unbe⸗ dachten Streich begangen. Wenn Du ſie liebteſt, machteſt Du ſie trotz alledem zu Deiner Gattin! Auf Vermögen brauchſt Du als reicher Erbe gar nicht zu ſehen!“ „Eine frühere Geſellſchafterin ſoll meine Frau werden! niemals! erwiederte Raven im herben Tone. „Sie iſt es ja nicht mehr.“ „Nun und was iſt ſie jetzt! Haſt Du eine andere Bezeichnung für ſie, als eine Abenteuerin die ſich unbefugter Weiſe in die erſten Kreiſe eingedrängt hat.“ a „Und in welchen ſie ſich ausnimmt wie ein Fürſtenkind,“ fügte Horſt hinzu. „Woher in aller Welt at das Mädchen Kunſt und Schönheit war es allein, was ſie zu all den Thorheiten getrieben. Aber was fangen wir an, meine Couſine befindet ſich ebenfalls hier in der Geſellſchaft.“ „Nun wirf Dich doch auf als Ritter von Fräulein Behrens und geleite ſie hinweg, die Reſidenz bietet ja manchen verſchwiegenen Winkel für pikante kleine Abenteuer,“ bemerkte Raven ſpöttiſch. Ein eigenthümlicher, halb mitleidiger, halb verächtlicher Blick aus Horſt's grauen Augen ſtreifte Raven bei dieſen Worten; ſchweigend ließen dann beide Herren ſich die Schlittſchuhe befeſtigen und eilten nun hinein in das bunte wogende Getümmel. Iſidore, die ſich ſoeben bon ihrem Begleiter getrennt, blickte verwundert hinter Raven her, der ohne ſie anzureden mit flüchtigem Gruß an ihr vorüber glitt. Ein jäher Schreck durchzuckte ſie, was hatte das zu bedeuten? Welche Wandlung war mit ihm vorgegangen? Wie finſter ſchaute er aus, wie blaß, wie verſtört war ſein hübſches, ſonſt ſo heiteres Geſicht; und wie die Antwort all dieſer bangen Fragen ſtand da plötzlich Horſt vor ihr. Einen Moment ſchauten ſie ſich. ſtaxx 9