die Rheingrenze wolle, und das dürfe in den Schulbüchern doch noch dargelegt werden. Ein Geibel ſches Gedicht darum fortzwlaſſen, weil der Ausdruck „Erbfeind“ darin vorkomme, bezeichnet er für nicht angängig. Die Schulen ſollten nur feſtſtehende Renntnis vermitteln, dazu gehöre das Ringen und Streiten der Parteien nicht, das müſſe von der Schule ferngehalten werden. Abg. Binz (utl.) proteſtiert gegen die Venedey'ſchen Ausführungen über die Friedensliebe der Franzoſen, inſofern damit behauptet werden ſoll, als ob die deutſche Politik nichts für Frieden und Ehre des deutſchen Volkes gethan habe. Bei dem Gros des franzöſiſchen Volkes lebe der Chauvinismus und die Revanche⸗Idee in ungeſchwächter Kraft fort. Gerade die letzten Tage hätten eine Probe davon gegeben, daß es nur eines Funkens bedarf, um den Revanchegedanken in hellen Flammen auflodern zu laſſen. Abg. Kopf (C) polemifiert gegen die Redner der Rechten und für den Kom⸗ miſſionsantrag in einer Weiſe, daß er zweimal vom Präſidenten zur Ordnung gerufen wird. Dem Abg. Reichardt wirft er Indiskretion vor und über verſchiedene Mitglieder des Hauſes könne er ſich nicht parlamentariſch ausdrücken. Der Regierungsvertreter erwidert ihm, die Regierung finde keinen Anlaß, die Petition in dem Sinne, wie es die Kommiſſion wünſche, anzunehmen. Abg. Mampel (Antiſ.) hält es für eine Ver⸗ fündigung an ſeinen Pfälzer Landleuten, wenn er für die Petition ſtimmte. Nachdem noch Abg., Fieſer (ntl.) das Verhalten der Abgeordneten der Mehrheit der Petitionskommiſſion gegenüber dem Werrſchen Kommiſſionsbericht gegeißelt, wird die Debatte auf Montag vertagt. Es ſind noch elf Redner vorgemerkt. In namentlicher Abſtimmung wird der Kom⸗ miſſtonsantrag gegen die Stimmen der National⸗ liberalen, Konſervativen und Antiſemiten und des Abg. Birkenmayer (Etr.) mit einer Stimme Mehr⸗ heit (29 gegen 28) darauf angenommen. (Schluß der Sitzung.) Verſchiedenes. — Neckarhauſen, 2. Februar. Der Männergeſangverein hielt am vergangenen Sonn⸗ tag Abend im Gaſthaus zur Krone ſeinen Vereins⸗ ball ab, der den Verhältniſſen des Vereins ent⸗ ſprechend, recht gut beſucht war. Herr A. Betzold, Vorſtand des Vereins, hielt eine kurze Anſprache, des Gründers und langjährigen Bäckermeiſters Spieß ge⸗ dachte und denſelben als treues und ſtrebſamez in welcher er Vorſtandes des Herrn Mitglied pries und auf denſelben ein dreifaches Vol ausbrachte. Herr Spieß iſt jetzt bereits 38 Jahre Mitglied und kann derſelbe gewiß auf manche Bereinserlebniſſe zurückblicken. Dem Präſidenten des Lügenklubs wurde von dem Mit⸗ gliede Schreckenberger I. ein prachtvoller Orden überreicht, was demſelben große Freude bereitete; zum biſten. ö und humoriſtiſche Vorträge zur Auf wurden für letztere Produktionen den Herren N Betzold und Schreckenberger 11. Anerkennung gezollt. Herr Gaſtwirt Maas erwarb ſich für ſeine flotte Bedienung großes Lob und veranlaßte auch die Eingeladenen und Mitglieder bis zur frühen Morgenſtunde in guter Stimmung beiſammen zu bleiben auf dieſen Abend befriedigt zurückblicken. Dr. G. Staufen, 31. Jan. Nachdem die Petition an den Landtag wegen Straßenver⸗ beſſerung nun über 13,000 Unterſchriften aufzu⸗ weiſen hat, wird ſie heute vorläufig an die Großh. Regierung und Ende dieſer Woche an die Kammern abgehen. Die immer noch in großer Anzahl täglich eingehenden weiteren Unterſchriften werden nachgeſandt, darum nur weitergeſammelt, auch die kleinſte Anzahl von Namen iſt willkommen! Bis Ende dieſer Woche ſollte aber Alles in Staufen ſein. — Daß unſere Bittſchrift von Erfolg gekrönt ſein wird, iſt kaum mehr in Zweifel zu ziehen, nachdem auch in der Preſſe durch ganz Baden derſelben theilweiſe begeiſterte Sympathie entgegengebracht wird. Aber eben dieſe Begeiſterung im ganzen Lande, welche in ſo kurzer Zeit jene große Anzahl von Unterſchriften zuſammengebracht hat würde uns auch ermuthigen, im Falle eines faſt undenkbaren Mißerfolges energiſch weiter zu agitiren; wir ſind verſichert, daß wir nach dem Material, welches wir jetzt zur Hand haben, mindeſtens die 10 bis 20fache Anzahl von Unterſchriften zuſammenbringen würden. Doch dürfte dies kaum nöthig werden, da nicht erwartet werden kann, daß ſich die Regierung und die Kammern einem ſolch einmüthig von allen Ständen und aus allen Gauen des Landes ausgeſprochenen Wunſche völlig verſchließen werden. Hoffen wir nun das Beſte für uns und und unſere Thiere Wien, 27. Jan. (Profeſſor Schent) deſſen Entdeckung auf embroyologiſchen Gebiet neuerdings allgemeines Aufſehen erregt, hat ſich endlich über die Hauptgrundlage derſelben, wi „ 8 5 folgt geäußert: „Meine Entdeckung beruht auß der wiſſenſchaftlichen Thatſache, daß das Bln eines erwachſenenMannes fünf Milionen Blu körperchen. als Träger des belebenden und er, nährenden Sauerſtoffes enthält, das Blut einer zum Dank hiefür gab er eine ſeiner größten Lügen erwachſenen Frau nur vier Millionen Mlutler⸗ In den Pauſen kamen Männerchöre führung und perchen. Auf dieſer Differenz beruht überhaupt der ganze Unterſchied zwiſchen der geiſtigen und körperlichen Arbeitskraft und Leiſtungsfähigkeit, des Mannes und der Frau. Dieſes Miſchungs⸗ verhältniſſes iſt auch in dem kleinſten Ouantun Blut eines Mannes und einer Frau enthalten. Es muß nun dahin gewirkt werden, daß ſchon bei der Blutbildung in Embryo der Gehalt an und können dieſelben in jeder Beziehung 5 5 Dies iſt mir durch meine Entdeckung gelungen Blutkörperchen dem des Mannes entſpricht, und zwar durch eine geeignete Ernährung und Einwirkung auf den Stoffwechſel. Wie das ge ſchieht, möchte ich allerd ings nicht verraten, doch kaan ich nach einer gewiſſen Zeit ſtets mit Be ſtimmtheit meine Vorausſage machen. Meine jahrelangen Verſuche haben ſich bei Menſchen und Tieren, die mehrere Junge haben oder auß Eiern ausbrüten, die Mehrzahl der Junges Männchen ſind. Bei meinen Verſuchen mit Hühnern habe ich die Eier derſelben nummeriert und beſtimmt, aus welchen männliche und weib⸗ liche Junge ausſchlüpfen und es iſt faſt in allen Fällen einget offen. Der Vernichtungskampf des Mag⸗ yarentums gegen das Deutſcht um nimmt immer ſchärfere Formen an und ſchlägt Wege ein, die in einem Kulturſtaate gerade unerhört ſind. Zu der Magyariſierung der Ortsnamen, die unlängſt durchgeführt wurde, hat ſich muß mehr die Magyariſierung der Familiennamen geſellt. In den letzten Tagen iſt infolge eines ver⸗ traulichen Erlaſſes Bauffys eine Aufforderung an alle Staatsbeamten ergangen, ſoweit ſie nicht Magyaren ſind, ihre Familiennamen ſofort zu magyariſiren, widrigenfalls ihnen jede welle Ausſicht auf Beförderung abgeſch nitten werde, Den niedern Beamten und Bedinſteteten wurde einfach für den Seigerungsfall die ſofortig Entlaſſung angedroht. oft wie eine ſüße Vergeſſenheit aller Dinge, wenn ſie ſo, in den Tag hinein, nur ihrem Vergnügen lebten. Die Vergangenheit war vergeſſen, begraben in dieſer leuchtenden reichen Gegenwart, daß die⸗ ſelbe enden würde und mußte, daß die trüben Schatten des Daſeins, auch über ihre Tage ſich wieder breiten würden, wollte ihr zu Zeiten durch⸗ aus nicht in den Sinn. „O laß, laß, ſchweig mir von ſolchen Dingen,“ wehrte ſie ſtets, wenn Hedwig hin und wieder einmal daran erinnerte, daß ihre beiderſeitigen Er⸗ ſparniſſe auf erſchreckende Weiſe zuſammenſchmelzen und daß es wohl bald an der Zeit ſei, andere, weniger leichtſinnige Zukunftspläne zu machen. „Kommt Zeit kommt Rath,“ meinte Iſidore auch heute ſorglos lachend, als Hedwig, während ſie einige Schulhefte zuſammen ſuchte, wieder der⸗ artige Aeußerungen machte. „Wann wirſt Du nun endlich dies entſetzliche Schulmeiſtern aufgeben?“ fragte Iſidore dann kopfchüttelnd, „Ich begreife wirklich nicht, wie Du dazu überhaupt noch ſammeln kannſt bei all dieſen Zerſtreuungen. „Ganz werde ich es wohl leider nicht auf⸗ geben können,“ erwiederte Hedwig; „ich habe aber um Urlaub gebeten, und angegeben daß ich mich mit Sprachſtudien in dieſer Zeit beſchäftigen möchte.“ „Nun dazu wirſt Du ſchwerlich Zeit finden,“ berſetzte Iſidore. „Heute zum Beiſpiel haben wir nicht weniger als drei Einladungen. Zunächſt zu Commerzienrath Dalcho zum Abendeſſen. Sehr ver⸗ lockend! Nicht wahr ?“ Hedwig erwiderte nichts, aber ein zartes Roth flog über ihr Geſicht. . „Der junge Dalcho iſt ein ganz reizender Jüngling“, fuhr Iſidore neckend fort. „Dazu dieſer wig! Dieſe Spazierfahrt geſtern in ſeinem eleganten Landauer war doch ganz herrlich. Heute Abend findeſt Du auch gewiß wieder Deine Lieblings⸗ blumen, Veilchen und weiße Camelien, auf Deinem Couvert.“ f „Spotte nur,“ verſetzte Hedwig, „ich weiß ganz genau, was ich will.“ Sie ſtülpte ſich mit der ernſthafteſten Miene einen rieſigen Hut auf, unter deſſen Bedeckung und mit den Büchern unterm Arm, ſie unbemerkt durch die Straßen zu ſchlüpfen pflegte, denn wer achtet wohl groß auf eine arme Lehrerin, der man ihren Beruf auf drei Schritte weit anſah. Leute, die in Landauern fahren, gewiß nicht. „Ein Gardeoffizier kann ſich freilich ſolchen Luxus nicht erlauben, dafür aber iſt er ſchneidig und von Adel!“ rief Hedwig lachend, indem ſie die Thür öffnete. „O Hedwig — das — das iſt auch ganz etwas anderes!“ „Natürlich das — das nennen die Menſchen Liebe.“ Die Thür flog in das Schloß und Hedwig eilte die Treppe herunter. Iſidore blickte ihr nach wie ſie jetzt die Straße herauf ging; ſo ehrbar und würdevoll, wie nur je eine Lehrerin durch die Straßen Berlins geſchritten. „Sie weiß, was ſie will und wird ſicher ihre Pläne auch verwirklichen,“ dachte Iſidore, aber wie ſollte ſie ihren Plan verwirklichen können. Sie wußte nicht, was ſie wollte; ſie lebte dahin wie in einem Rauſch, ohne Plan, ohne Zweck und Ziel; nur alles Schöne vom Leben fordernd, und war es ihr nicht auch zu Theil geworden? Alles? Auch eine Liebe? — Aus dem Rahmen reicher Erinner⸗ ungen der letzten Wochen trat leuchtend ein Bild heraus: Waldemar von Raven! Immer und überall große! Reichthum! Und wie huldigt er Dir, Hed⸗ liebenswürdigen Art und Weiſe huldigend. Lieht er ſie? Liebte ſie ihn? Oft genug hatte ſie die Frage ſchon an ſich geſtellt, ohne ſich darüber kla zu werden. Vielleicht war es doch nur die Gleich artigkeit ihrer Naturen, die ſie zu einander zh, und die ihren Verkehr zu einem ſo anziehendeg machten. Beide ſchwärmten ſie für alles Schöne, für Muſik, für Malerei und Plaſtik, in ihren Gez ſprächen und ihrem Gedankenaustauſch darüber, konnten ſie Alles um ſich herum vergeſſen. Es war ſo ſchön in irgend einem traulichen Winkel der verſchiedenen Salons, in welchen ſie ſich fanden, i ſolchen Geſprächen neben einander zu ſitzen, Eon certe, Theater, die Bildergallerien, Alles bot ſteis reichen Unterhaltungsſtoff; wie klar, mit welchen Verſtändniß wußte er darüber zu ſprechen, und woe gern lauſchte ſie ihm, und doch — doch — wenn er ihr ſo gegenüber ſaß, die ſtrahlenden Blicke gu ſie gerichtet, dann kam ihr oft der Gedanke, daß ihr die Stunde wohl noch nicht geſchlagen, wo daß ganze Sein von einem großen, allmächtigen Gefühl erſchüttert, — das mußte doch ganz anders geit wie wenn Frühlingsſtürme über die winterliche Erde brauſen, und es aus tauſend Stimmen ruft; E wache! Erwache! Und vor ſolchen Frühlings stürmen der Seele da mußte die ganze, reiche ſchöne Zeit jetzt in ein Nichts verſinken. — — Aber pie oe nigen Sterblichen wird das zu Theil, das fi Auserwählte, zu denen ſie ſchwerlich zählte. G5 war jedenfalls klüger, ſie ließ ſich an dem Lebe jetzt genügen, und begehrte nichts weiter oder noch beſſer wäre es, ſie machte es ſich in der Weiſe Nutze wie Hedwig, die mit klarem Blick feſt nud unbeirrt einem glänzenden Ziele zuſtrebte. Aber nein, das konnte ſie nicht, und das Beſte war dau ſchon, ſie dachte, grübelte und reflektirte nicht weiter, ſondern nahm die Stunden der Gegenwart wahr! war er an ihrer Seite geweſen, ihr in ſeiner offenen [Das war das Endreſultat ihres Nachſinneng, ( f .