r gehefttt haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 8 Buchbar. Für die Redaktion verantwortlich!: Ka rJ Molitor, s Betrag 5 8 Ladenburg. 8 anko vom 8 Stuttgart 3 vorzügltzß „ A ;ñĩ werden. 5 Der erdichtete Chauvinismus der dDeutſchen Friedensgeſellſchaft vor nde dem bad. Landtag. 5 Harlsruhe, 28. Jan. Vor der zweiten ugniſſe Kammer des Landtags gelangte heute die Petition der Ortsgruppen Mannheim, Pforz . nellen heim, Offenburg, Honſtanz und Lörrach der Deutſchen Friedensgeſellſchaft wegen Reform D des Schulunterrichts zur Beratung. Die Petition iſt mit 2000 Unterſchriften verſehen, uſten,] darunter 250 von Volksſchullehrern, und geht Ver⸗ dahin: Die Kammer möge bei der Kegierung zialitat] darauf hinwirken, daß 1) in dem Unterrichte ind der] an den Volks⸗ und Mittelſchulen alles chau⸗ 9. viniſtiſche Beiwerk beſeitigt, 2) die Geſchichte enz. der Kriege nur in ihren allgemeinen Umriſſen, 5) dagegen die Multurgeſchichte der Völker in rob verſtärktem Maße gepflegt, 4) namentlich auch die Geſchichts⸗ und Leſebüͤcher einer ſorgfältigen kel Sichtung und Prüfung des Stoffes in dieſem rel. Sinne unterzogen werden. Die Petenten hoffen, „daß eine Umgeſtaltung des Unterrichts in f dieſem wahrhaft humanen und darum wahr⸗ gettladn haft religisſen Sinne ſeitens der badiſchen Regierung gewiß Nachahmung finden werde dito. in einzelnen Staaten und mit der Seit auch —— außerhalb Deutſchlands anfeuernd wirken werde.“ c Die Petitionskommiſſion, Abg. Werr (Str.) ſtellt mit 9 gegen 8 Stimmen den Antrag, die Petition der Regierung zur Henntnisnahme zu überweiſen. Der Kegierungs vertreter, Ober⸗ ſchulratsdirektor Geh. Kat Dr. Arnsperger, iſt mit der Kommiſſion durchaus im Einverſtändnis, wenn im Bericht hervorgehoben werde, daß der Patriotismus mit allem Nachdruck in der Schule geweckt werden müſſe. Ein Bedenken, daß bei dem Unterricht, der dieſen Patriotismus in unſeren Schulen wecken ſolle, chauviniſtiſche Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ 0 10 g und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpus Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen r deren r zeile ode 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 8 — e. Mittwoch, den 2. Februar e Ideen durch Darſtellung kriegeriſcher Ereigniſſe gefördert würden, liege der Unterrichts verwalt⸗ ung völlig fern. Der Chauvinismus ſei gar nicht in der deutſchen Natur gegründet. (Bravol) Er glaube, vielmehr, die Unterrichtsverwaltung müſſe darauf ſehen, daß nicht gerade das Gegenteil, übermäßige Wertſchätzung des Fremden, platzgreife. Die Aufführung krieger⸗ iſcher Ereigniſſe im Leſebuch ſei nicht ſo exorbitand, daß man darauf beſtimmte Schlüſſe ziehen könnte. Die Multurgeſchichte werde beim Unterricht ſtrengſtens berückſichtigt. Die Uom⸗ miſſton mache es ſich leicht, indem ſie der Regierung anheimſtelle, „alles chauviniſtiſche Beiwerk fernzuhalten“, ohne ſelbſt zu bezeichnen, was ſie als unter dieſen Begriff fallend hält. Er behaupte, daß, was von chauviniſtiſchem Beiwerk ferngehalten werden müſſe, überhaupt nicht in den Leſebüchern enthalten ſei. Man wiſſe nicht, nach welchen Geſichtspunkten die Drüfung ſtattfinden ſoll. Namens der Unter⸗ richtsverwaltung verwahre er ſich gegen die Sumutung, poetiſche Erzeugniſſe zum Gebrauch der Schulen umzuändern. Wenn das Haus den Antrag der Hommiſſion annehme, werde die Regierung den Antrag mit größter Sorgfalt prüfen, ein großes Ergebnis könne er aber nicht in Ausſicht ſtellen. (Auf den Gallerien wird Bravo gerufen, ſo daß der Präſident die Räumung bei wiederholten Uundgebungen an⸗ droht.) Abg. Ceimbach (nl.) iſt mit ſeinen Freunden von der Stellungnahme der Kegierung befriedigt. Die Geſchichte ſeit 1870 beweiſt, daß der alte Haiſer und ſeine erſten Ratgeber für den Frieden waren. Nun habe ſich eine Vereinigung zuſammengefunden, die noch ein beſonderes Friedensbedürfnis bekunden und deren Friedensliebe ſich bei den Friedenskon⸗ greſſen meiſt dadurch dokumentieren, daß ſie ſich in die Haare geraten. In Deutſchland ſei man kein 2 des Urieges, aber man wolle auch die Ehre nicht preisgeben. Er proteſtiere gegen jeden Verſuch, die Perle der deutſchen Dichtkunſt zu entfernen! (Bravo!) Redner bittet, über die Petition zur Tagesordnung überzu⸗ gehen, das ſei ſchon mehr, als die Petition verdiene. Abg. Frhr. v. Bodman (C) hat der Petition zugeſtimmt, obwohl ihm im Leſebuch nichts chauviniſtiſch erſchiene. Abgeordneter Armbruſter (C) iſt ebenfalls für die Petition, obwohl er den Patriotismus aus den Dichtern gelernt. Abg. Wepgold (nl.): Das ganze deutſche Volk ſei friedlich, und doch kommen dieſe Friedensgeſellſchaften und unterſtellen uns, daß wir Chauvinismus pflegen. Er habe als Schulmann noch nie etwas davon bemerkt, daß der Chauvinismus und der Haß gegen das Ausland großgezogen worden ſei. Er begreife nicht, wie die Friedensgeſellſchaft vorreden wolle, wir pflegten den Chauvinismus. Abg. Birken. maper (C.) wird gegen den Kommiſſions antrag ſtimmen, weil eine gegenteilige Abſtimmung ſeiner ganzen Vergangenheit widerſprechen würde. Die Schiedsgerichte haben keinen Wert. Karlsruhe, 29. Jan. Die zweite Hammer ſetzte heute die Debatte über die Petition der Deutſchen Friedensgeſellſchaft wegen Keform des Schulunterrichts fort. Die Tribünen ſind wieder überfüllt. Erſter Kedner iſt Abg. Venedey (D.), der energiſch für die Petition und den Hommiſſions antrag iſt. Er behauptet, in Deutſchland werde Chauvinismus getrieben, namentlich erhebt er den Vorwurf gegen die nationalliberale Preſſe, Chauvinismus gegen Frankreich zu treiben. Daß die Franzoſen die Kheingrenze erſtrebten, ſei nicht wahr. Der Kegierungs vertreter Dr. Arnperger erwidert, es ſei Thatſache, daß das franzöſiſche Volk Aſchenbrödel. 5 Novelle von Fanny Stöckert. „Fortſetzung. (Nachdruck verboten.) a „Da ſiehſt Du's wie unſer Eins in dieſer ſogenannten Geſellſchaft beurtheilt wird!“ ſagte Hedwig noch ganz erregt, als ſie mit Iſidore von dem Beſuch zurückgekehrt war. „Wir zählen nicht mit, wir ſind die Stiefkinder des Schickſals, die Aſchenbrödels des großen Weltmärchens, die Ver⸗ Pfund achteten, die Parias! Jetzt erſt freue ich mich wirklich einzudringen in die Geſellſchaft, eine Rolle nz. darin zu ſpielen, und dieſem naſeweiſen jungen — Lieutenant will ich es noch lehren, was eine ol! Lehrerin zu bedeuten hat!“ U Iſidore lachte; „ſchilt mir den nicht, ſein D. G. Geſicht hat noch ganz den Ausdruck ſorgloſen tzigen Glücks, und ich muß ihm Recht geben, es hat npen⸗ einen Reiz ſolch ein junges ſorgloſes Antlitz.“ jiefer⸗ „Nun ſchaue nur nicht ſo tief in ſeine ſchwär⸗ erren; meriſchen Augen!“ 1, zu „Und warum nicht? Ich fordere jetzt Alles vom Leben, auch eine edle große Liebe!“ 1 „Eine edle, große Liebe!“ rief Hedwig und lachte hell auf. Nein danach trachte ich nicht über, ſolchen Unſinn iſt man ſchon drüber hinaus!“ Dieſe koſtbare Zeit, in der alle unſere Erſparniſſe in den Wind gehen ſollen denke ich anders aus⸗ Sie trat, während ſie ſo ſprach, vor den Spiegel, ſich aufmerkſam betrachtend. Das gold⸗ braune Coſtüm umſchloß knapp die zierliche biegſame Geſtalt, das blaſſe feine Geſicht, mit den großen luſtigen Augen, das reiche dunkelblonde Haar, Alles das zuſammen bot einen feſſelnden Anblick und die junge Dame ſchien auch ſehr zufrieden damit, ſie begann während Iſidore ſich an das Piano geſetzt, und einen Chopinſchen Walzer mit vielem Ausdruck und Verſtändniß ſpielte, ſich ihre Zukunftspläne mit faſt ſtrategiſcher Weisheit zurecht zu legen. Es ſollte ein anderer Kampf um das Daſein werden, als wie ſie ihn bis jetzt gekämpft ſie kämpfte jetzt mit den Waffen der Jugend, der Schönheit, und hatte etwas andere Ziele vor Augen wie einſtmals auf dem Seminar, wo ſie ihr armes Köpfchen mit allen möglichen gelehrten Dingen hatte vollpropfen müſſen, um durch ein gutes Examen ſich eine Exiſtenz zu gründen, welch eine jammer⸗ volle Exiſtenz aber, o wer ſie abſtreifen dürfte für immer. Wenn ſich ihre Zukunftspläne jedoch nicht verwirklichten, was doch ſehr wahrſcheinlich war, dann mußten die Waffen der Jugend und Schön⸗ heit wieder geſtreckt werden, und die verachtete Laufbahn mußte wieder zu Ehren kommen. Auch Iſidore hing, als ſie ihr Spiel jetzt geendet, in der Dämmerung des Herbſtabends ihren Gedanken nach. Beſtimmte Pläne zu machen, wie Hedwig es that, war jedoch ihre Sache nicht. Sie zunützen.“ 55 ihren Gedanken und Launen leiten. Nachläſſig in den Schaukelſtuhl lehnend, den Kopf in den runden Arm geſtützt, glich ſie ſo recht einer der modernen Salondamen, wie ſie uns auf der Bühne und auch im Leben häufig begegnen, Niemand, der ſie ſo geſehen, würde ein früheres Geſellſchaftsfräulein in ihr vermuthet haben. Wenn eine für Glanz und Reichthum geſchaffen, und für das geſellſchaftliche zerſtreuungsreiche Leben beanlagt war, ſo war es Iſidore, und das Schickſal war grauſam geweſen, ihr das, was ihr eigentliches Lebenselement war zu verſagen. Wie der ſeiner Freiheit beraubte Vogel, der die Stäbe ſeines Käfigs zerbrochen, nun jubelnd die Schwingen entfaltet, und ſich empor ſchwingt in den blauen Aether, ohne Zweck und Ziele, nur des wonnigen Daſeins ſich erfreuend, ſo vogelſrei war es Iſidoren ums Herz, jetzt, heute und in all den folgenden Tagen, in welcher Hedwig und ſie immer mehr feſten Fuß in der Geſellſchaft faßten, wo ſie durch Frau Regierungsrath Meißen eingeführt waren. Unter dem Schutz der liebens⸗ würdigen, feinen Frau fanden ſie überall die freund⸗ lichſte Aufnahme. Man fand ſie hübſch, eigenartig intereſſaut, Beide hatten die Gabe anzuregen, zu beleben, was in geſellſchaftlichen Kreiſen nicht zu unter⸗ ſchätzen iſt. Der fabelhafte Lotteriegewinn, don dem die Frau Regierungsrath hin und wieder Andeutungen gemacht, trug natürlich auch ſeinen Theil dazu bei, war ein Kind des Augenblicks und ließ ſich von ihnen die Wege zu ebenen. Iſidore überkam es 5