3 Verſchie dene. — Laden burg, 28. Jan. Zur Feier des Geburtsfeſtes des deutſchen Kaiſers veranſtaltete der Gemeinderat im Saale des Gaſthauſes zum Adler am vergangenen Mittwoch Abend ein Ban⸗ kett. Herr Bürgermeiſter Hartmann begrüßte die Erſchienenen mit warmen Worten und dankte namens des Gemeinderats für die überaus zahl⸗ reiche Beteiligung. Herr Profeſſor Metzger hielt die Feſtrede, in welcher die großen Verdienſte hervorgehoben wurden, die ſich Kaiſer Wilhelm in ſeiner nahezu zehnjährigen Regierung erworben hat. Unſeres allverehrten Großherzogs gedachte in warmen Worten Herr Stadtpfarrer Haas. Begeiſterten Applaus ernteten beide Redner. Der „Geſangverein“ und die „Sängereinheit“ trugen gut durchgeführte Männerchöre vor und wurde deiden Vereinen reicher Beifall gezollt. In recht anerkennender Weiſe iſt den Muſikvorträgen der Kapelle Hertel zu gedenken, welche ſich durch ihr ſchönes und exaktes Spiel die volle Zufriedenheit der Zuhörer erwarb. Noch Erledigung des Pro⸗ gramms begann der gemütliche Teil, wo bei Geſangs⸗ und Muſikvorträgen der Reſt der Nacht in heiterſter Stimmung verlief. Unter den erſteren Aufführungen möchten wir den Baßſolo, welchen Herr Schreinermeiſter Keßler zum Vortrag brachte lobend erwähnen. — Laden burg, 28. Januar. Die hier gaſtierende Theatergeſellſchaft Lindner gab geſtern abend im „Hirſch“ ihre zweite Vorſtellung. Leider war auch diesmal das Haus nur ſehr mäßig beſucht, was wir im Intereſſe der Geſellſchaft um ſo mehr bedauern, da dieſelbe aus guten Kräften zuſammengeſetzt iſt und ſich redlich Mühe giebt, den Anſprüchen des Publikums zu genügen. Be⸗ ſonders in Hrn. Lindner ſen. endeckten wir einen Komiker und Charakterdarſteller, der auch jeder größeren Bühne alle Ehre machen würde. Auch die jugendliche Liebhaberin Frl. L. Lindner fand ſich recht brav in ihre Partie; nur Hr. Lindner jun möchten wir als Liebhaber mehr Feuer und Hingebung im Sur V upfehlen. Alles zuſammen⸗ gefaßt können wir ole Vorſtellung als eine recht gute bezeichnen und die Geſellſchafk allen Freunden eines geſunden Humors aufs beſte empfehlen. — Schriesheim, 27. Jan. Bei der heute ſeitens des Gemeinderats und Bürgerausſchuſſes vorgenommenen Abſtimmung behufs Einreihung in den Weinheimer Amtsbezirk wurden für das Verbleiben im Mannheimer Amtsbezirk 32 Stimmen und für den Weinheimer Amtsbezirk 28 Stimmen abgegeben; 4 Herren enthielten ſich bedauerticher⸗ weiſe der Abſtimmung, und einige Mitglieder ſind zur Zeit krank. — Karlsruhe, 25. Jan. Heute kam vor dem Großh. Verwaltungsgerichtshof der ſchon mehrfach vertagte Fürſtenberg'ſche Erbſchaftsprozeß zur Verhandlung. Die fürſtliche Standesherrſchaft war durch Rechisanwalt Bender von Baden⸗Baden, die beklagte Steuerdirektion durch Rechtsawalt Dr. Regensburger aus Karlsruhe und die Agnaten des fürſtlichen Hauſes durch Rechtsanwalt Matheis von Karlsruhe vertreten. Die Verhandlung nahm 5 Stunden in Anſpruch. Die Urtheilsverkündig⸗ ung erfolgt am 1. Februar, Vormittags 9 Uhr. — Karlsruhe, 26. Jan. Die zweite Kammer nahm heute einſtimmig den Geſetzentwurf betreffend die Fortführung der Bodenſeebahn von Ueberlingen bis zur württemberg. Grenze und den Staatsvertrag zwiſchen Baden und Württemberg wegen Herſtellung einer Bahnverbindung zwiſchen Ueberlingen und Friedrichshafen an, ſowie eine Reſolution, nach Fertigſtellung der Bodenſeebahn alsbald die Fortſetzung der Bahn von Frickingen über Omingen nach Stockach und den Bau einer Bahn von Uhldingen nach Meersburg in Angriff zu nehmen. — Sinsheim, 26. Jan. Heute Nacht 1 Uhr wurde im hieſigen Bahnhofgebäude ein überaus frecher Einbruch verübt. Die Diebe gelangten an der Nordſeite durch einſchlagen einer Scheibe an der Eingangspforte in die Wartehalle und wollten auf gleiche Weiſe durch den Billetſchalter in das Büreau eindringen, wurden aber daran durch die Zwiſchenkunft des Stations verwalters geſtört. Blutſpuren an den beiden Fenſteröffnungen laſſen darauf ſchließen, daß die Diebe mit Aufbietung aller Gewalt ins Innere einzudringen verſuchten. — Köln, 25. Jan. Amtlich wird gemeldet: Heute früh 4.30 Uhr ſtieß der Güterzug Nr. 957, Niederlahnſtein⸗Speldorf, infolge Ueberfahrt des Güterzuges Nr. 905. Ein Lokomotivheizer vom Zuge 957 wurde getötet, ein Locomotivheizer und ein Bremſer desſelben Zuges ſchwer verletzt; zwei auf „Halt!“ ſtehenden Signales auf dem Bahn⸗ hole Hönningen auf eine Rangirabtheilung des Locomotiven und zwei Packwagen des Oüterzugez Rr. 957 entgleiſten und wurden erheblich beſchädig, Beide Hauptgeleiſe ſind geſperrt. — Berlin, 25. Jan. (Der „Fladderg⸗ daſch“ vor der Strafkammer) Vor der 9, Strafkammer des Landgerichts 1 wurde heute der Majeſtätsbeleidigungsprozeß des verantwortlichen Redakteurs des Kladderatatſch“, Trojan, verhan⸗ delt. Die Majeſtätsbeleidigung wurde bekannllich in einem Bilde gefunden welches der Kladderg⸗ taſch am 28 November vorigen Jahres veröffent, lichte. Wegen dieſes Bildes iſt damals daz Blatt mit Beſchlag belegt worden. Als Sach⸗ verſtändige waren geladen Profeſſor Manzel und Maler Gehrke. Manzel erſchien nicht, weil er die Genehmigung ſeiner vorgeſetzten Behörde zur Abgabe eines Gutachtens nicht erhielt. Tron behauptete eine Beleidigung des Kaiſers ſei mit dem bekannten Bilde nicht beabſichtigt. Es fe ein ſatiriſches Bild, deſſen Spitze ſich nicht gegen die Worte des Kaiſers, ſondern gegen die ortho⸗ doxen Zeloten richte. Dieſe Auffaſſung wurde von Gehrke beſtätigt. Der Staatsanwalt führe aus er gebe zu, daß der Kladderataſch eine pa⸗ triotiſch⸗Monarchiſche Geſinnung zeige und auß dem Boden der gegenwärtigen Staatsordnung ſtehe. Aber ſeine Bethätigung dieſer Geſinnung ſei nicht immer „zweifelfrei.“ Solche Kritik an Außerungen Sr. Majeſtät ſei Waſſer auf die Mühle derer, die der monarchiſcher Gesinnung Abbruch thun wollen. Im Hinblick auf die Perſönlichkeit, das Alter und Wertsſchäßzung, die der Angeklagte genieße, beantragte er das Mindeſtſtrafmaß: Zwei Monate Feſtung, ſowit Unbrauchbarmachung jener Nummer des Blalles Der Gerichtshof erkannte dieſem Antrag gemäß, Als mildernter Umſtand kam für den Angeklagten in Betracht, daß er ein patriotiſcher und könig; treuer Mann ſei⸗ — Paris, 27. Jan. In der Vorſtadt Lavilette entſtand geſtern eine Feuersbrunſt, welche die Rue Flandre zerſtörte. 4 Fabrikgebäude, gacunter die große Krautz'ſche Cartonfabrik, find niedergebrannt. 88 — Sheerneß, 26. Jan. Während heute bei einer Uebung an Bord des Kanonenbootes „Bouncer“ ein Schuß aus einem ſechszölligen Geſchütz abgegeben wurde, explodierte die Ladung, bevor der Verſchluß beendet war. Zwei Man wurden getötet, fechs verwundet. wir möchten nun wirklich jetzt, wo wir doch die Mittel dazu haben, unſer Leben etwas genießen, ehe das Alter naht.“ „Die ſchönſten Jahre hat man ohnedies ſchon vertrauern müſſen,“ fügte Hedwig hinzu. „Nun ihr habt doch wenigſtens von der Zukunft immer noch alles wunderbare erhoffen können, aber wenn man wie ich ſo jung, ſeine Beſtimmung Frau und Mutter zu werden, wie es in den ewigen Reden über die Frauenfrage ſtets heißt, erfüllt hat, dünkt einem das Leben bis⸗ weilen recht langweilig. Ich habe ja alles was man ſich als ein junges Mädchen einſt gewünſcht hat, einen ſtattlichen, liebenswürdigen Mann, ein hübſches geſundes Söhnchen, ein ſorgloſes Leben, mein Walterchen iſt ein allerliebſter kleiner Bengel, und doch fühle ich mich unbefriedigt, es liegt das wohl in unſerer Ruh und raſtloſen Zeit, wo ein jeder danach trachtet ſich Alles, was nur das Leben ſchönes bietet, zu eigen zu machen; zufrieden ſein, ſich genügen laſſen, das verſtehen wohl die wenigſten Menſchen heutzutage auf der Welt. Iſidore warf Hedwig einen ſchelmiſchen Blick zu, das war noch die alte Selma, die immer ſo weiſe zu ſprechen verſtanden. Sie waren ja dann beide echte Kinder ihrer Zeit, die mit dem Worte Genügſamkeit auch nichts mehr zu thun hatten. „Ja, da haben wir nun allerdings etwas vor Dir voraus,“ nahm Iſidore jetzt das Wort. Wir ſehen noch ſehr erwartungsvoll in die Zukunft und meinen, hinter dem Vorhang, der ſich jetzt vor uns aufthun ſoll, die wunderbarſten Dinge zu ſchauen.“ In dem Moment meldete das Stubenmädchen den Lieutenant von Raven. Ueber Iſidorens Züge ergoß ſich ein dunkles Roth. Der Vorhang that ſich auf, und das Leben erſtand vor ihren Augen in wunderbarer Schöne. Strahlenden Antlitzes trat der junge Offizier ein, die Blicke feſt auf Iſidore gerichtet. Nein, es war keine Täuſchung, ſie war es wirklich, die Langgeſuchte, das Aſchenbrödel aus dem Märchen wie ſie ſich genannt, heute erfuhr er aber ihren Namen, und nun ſollte ſie ganz gewiß nicht wieder ſpurlos entſchwinden. „Ich habe das Vergnügen ſchon gehabt, wandte er ſich nach der Vorſtellung an Iſidore, leider nur das eine Mal bis jetzt. Wie das Aſchenbrödel aus dem Märchen waren Sie ver⸗ ſchwunden und in der ganzen großen Stadt keine Spur von Ihnen zu entdecken.“ „Ich bin auch erſt ſeit zehn Tagen wieder in Berlin,“ erwiederte Iſidore. Frau Selma war natürlich ſehr intereſſirt zu eafahren, wo man ſich ſchon geſehen, und Raven erzählte unbefangen die kleine Begegnung. „Nun ſoll ſie aber nicht wieder verſchwinden, unſer Aſchenbrödel,“ lachte die junge Dame als Raven geendet. „Die beiden jungen Damen haben eine Wohnung in der Königgrätzerſtraße und ich werde es übernehmen, ſie in die Geſellſchaft einzuführen. „Ah wirklich!“ rief Raven. „Nun wenn die Damen ritterlichen Beiſtandes bedürfen ſollten, ſtelle ich mich zur Verfügung.“ „Wir werden Sie beim Wort nehmen!“ ſagte Hedwig, mit ihren munteren blauen Augen luſtig zu ihm aufſehend. Wir ſind wirklich ſchutzbedürftig.“ „J wir ſind eigentlich noch ſchlimmer daran als das arme Aſchenbrödel,“ ſetzte Iſidore hinzu „ſie hatte doch wenigſtens eine Stiefmutter und Schweſter, wir beide aber ſtehen ganz allein in der Welt. „Wollen Sie wirklich ſo ganz allein hier leben? fragte Raven etwas verwundert. „Haben müſſen Sie noch 20 Mark nachzahlen! Sie denn keine alte Tante oder Couſine, die Sit als Dumme angagieren könnte. „Ich denke über ſolche veralteten Anſichten, daß junge Mädchen nicht allein ohne ein derarlig unnütze Möbel exiſtiren können, iſt man doch et längſt hinaus!“ verſetzte Hedwig. f „Denken Sie doch einmal nur allein an die zahlloſen Lehrererinnen hier in der Reſidenz, ſie können gerade knapp leben von ihrem ſpärlichen Gehalt, eine dame d'oneur können ſie ſich micht noch halten. „Nun ja Lehrerinuen,“ Offizier ziemlich geringſchätzig. N In Hedwigs Antlitz flammte es zornig auf, In der Regel ſind es kluge gebildete Mädchen, denn das Lehrerinuenexamen zu machen, erfordert viele Kenntniſſe.“ „Das will ich ja durchaus nicht beſtreiten, mein gnädiges Fräulein, aber dieſe arme Lehrek innen, Bonnen Stützen, Geſellſchaftsſräuleins, ſie mögen noch ſo klug und hübſch ſein, ſind eben doch Stiefkinder des Schickſals, ſie können in de Geſellſchaft eine Rolle ſpielen, und in in ihres Geſichtszügen liegt doch meiſtens etwas Miß bet gnügtes. Ein ſorglos glücklicher Ausdruck gehör aber unbedingt ein hübſches Geſicht.“ Er ſah bei dieſen Worten Iſidore mit he wuudernten Blicken an und bemerkte nicht daß muthwillige Augenzwinkern der beiden andert Damen. 1 ſagte der junge Fortſetzung folgt. Humoriſtiſches. e r Beim Heiratsvermittler, „Fünf⸗ zig Mark verlangen Sie? Wenn ſich die Frau nun nach drei Monaten wieder ſcheiden läßt? Dau f e, 9