re Ladenburg. Erſcheint jeden 9 und Freitag Abend. N Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ . i haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 1 ür die Redaktion verantwortlich:: Karl Molitor, Anzeiger für Ladenburg und Amgegend. Druck und Verlag von Karl Molitor, 2 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. — Piolitiſches. . Ischl Darmſtadt, 26. Jan. Die „Darmſtädter A Seitung“ veröffentlicht eine Kaiſerliche Kabinets⸗ erwische!) ordre, wodurch von 5 Bataillonen des In⸗ die ſcn, fanterie⸗Regiments Haiſer Wilhelm II. (Groß⸗ genden n, herzoglich heſſiſches Nr. 116) zur Erinnerung en der S0 an die Parade bei Homburg am 4. September von den ha 1897 und zum bleibenden Seichen der hohen empfoble Freude, ſich als Chef des Regiments zu wiſſen, Ofg. be Fahnenbänder verliehen werden. In einem W. gar aus dieſem Anlaß an den Großherzog ge⸗ — ( richteten Schreiben ſagt der Haiſer: „Es iſt Mir eine große Freude geweſen, Meinem lig heſſiſchen Kegimente einen neuen Schmuck für mer, gun die ruhmreichen Fahnen zu verleihen. Ich icherplh n hoffe, daß Mein Regiment wie in vergangenen u penn Tagen, ſo auch in Sukunft alle Seit bereit ſein Ane wird, für Fürſt und Vaterland, ſowie für Haiſer 1 und Keich Alles einzuſetzen.“ Der Großherzog erwiderts; „Ich danke aufrichtig für die große ung Aus zeichnung, welche Euer Majeſtät dem imme, ˖ KRegimente haben zu Theil werden laſſen. Eurer Majeſtät heſſiſches Regiment, wie die ganze Großherzogliche Diviſion und Wir ſelbſt haben nur ein Siel: Su ſein alle Seit bereit, lere ungen im Seil für des Keiches Herrlichkeit einzutreten. Berl in, 26. Jau. Der Dampfer „Darm⸗ Winher ſtadt mit dem Truppentrans port iſt in Niaotſchau ee eingetroffen. ethen Berlin 27. Jan. Nach einem Tele⸗ Wohum gramm aus Tieutaufort in China ſoll in der Nacht von Sonntag zu Montag auf dem äußerſter Depeſchenpoſten in Tſimo, an der Hiao⸗iſchau⸗Bucht, ein Wachpoſten, der Matroſe Schulz, von dem Ureuzer „Mania“ durch chineſiſches Geſindel ermordet worden ſein. Dorthin und nach der Stadt Hiaotſchau ſind Kompagnien detachirt worden. e 1 Samſtag, den 29. Jaunar 1898. engerer Hevn = Berlin, 26. Jan. Nachdem im Laufe des 24. Januar die Ueberſiedelung der kaiſerlichen Familie aus ihrer bisherigen Sommerreſidenz, dem neuen Palais bei Potsdam, in das Berliner Keſtdenzſchloß vollzogen worden iſt, werden ſich nunmehr die weiteren Winterfeſtlichkeiten am Berliner Hofe programmgemäß abſpielen. Sie haben ihre Fortſetzung mit der am Donnerſtag ſtattgefundenen Feier des 39. Geburtstages des Kaiſers erfahren, welche in glanzvoller Weiſe und unter Theilnahme zahlreicher auswärtiger Fürſtlichkeiten verlief. Am J. . wird dann die herkömmliche große Cour bei den kaiſerlichen Majeſtäten nachfolgen. Die Kaiſerin Friedrich konnte am 25. Januar einen Tag ſchmerzlich⸗ſeligen Gedenkens begehen, den ihrer vor 40 Jahreu erfolgten Vermählung mit dem damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen. Anläßlich der 40. Wiederkehr ihres Hochzeitstages empfing die hohe Frau vom Kaiſerpaare ein herrliches Blumenarrangement, aus den ſeltenſten und koſtbarſten Blüthen zuſammengeſtellt. Die Erklärung welche vom Staats ſecretair v. Bülow in der Budgetcommiſſton des Keichs⸗ tages bei der Berathung des Stats des Aus- wärtigen Amtes abgegeben worden ſind, zeichnen ſich wiederum durch Beſtimmtheit, Energie und Klarheit aus, wie alle bisherigen Hund⸗ gebungen des jetzigen Ceiters unſerer auswärtigen Politik. Von beſonderem actuellen Intereſſe ſind die Auslaſſungen des genannten Kegierungs⸗ vertreters über die Dreyfus⸗Affaire und über die deulſch⸗chineſiſche Angelegenheit. Uräftig wies Herr v. Bülow nochmals die Unterſtellung, als ob Organe des deutſchen Keiches je in irgendwelchen Beziehungen zu dem jetzigen Ex⸗ Capitain Dreyfus geſtanden hätten, zurück, im Uebrigen betonend, daß die guten offiziellen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Frankreich durch den Dreyfuslärm keinerlei Trübung er⸗ fahren hätten. Dieſe Erklärungen des deutſchen Staats ſecretairs ſollen in Frankreich nachhaltigen Eindruck gemacht haben. Was den Swiſchen⸗ fall mit China anbelangt, ſo iſt aus den be⸗ treffenden Darlegungen mit Befriedigung zu entnehmen, daß China ſämmtliche Genug⸗ thuungsforderungen Deutſchlands wegen des Ueberfalls auf die deutſchen Miſſtonaire in Süd⸗Schantung bedingungslos zugeſtanden hat, daß aber trotzdem deutſcherſeits an dem ver⸗ tragsmäßigen Erwerb von Kiaotſchau energiſch feſtgehalten werden ſoll. Weiter hat ſich Herr v. Bülow auch über die griechiſchen und portu⸗ gieſiſchen Finanzangelegenheiten, ſoweit deutſche Intereſſen in dieſelben hineinſpielen, geäußert und hierbei verſichert, daß die deutſche Kegier⸗ ung die Kechte der deutſchen Staatsgläubiger 5 Griechenlands und Portugals nach Kräften wahren werde. Auch die kretiſche Frage berührte der Staats ſecretair, allerdings nur in reſervirter Art, hervorhebend, daß Deutſchland auf Kreta keinerlei directe politiſche oder wirth⸗ ſchaftliche Intereſſen — verfolgen habe. Schließlich wurde von Herrn v. Bülow noch die Verſicherung abgegeben, daß ein reichs⸗ deutſches Berufsconſulat in Prag errichtet werden würde. — Die abgegebenen Erklärungen beleuchten auf's Neue die erfreuliche Thatſache daß die Ceitung der auswärtigen Angelegenheiten des Reiches wieder in beſtem, zielbewußtem Sinne erfolgt, daß Herr v. Bülow weiß, was er will, das deutſche Volk darf alſo mit Ver⸗ trauen auf die weitere Wirkſamkeit dieſes s blicken. 5 Aſchenbrödel. Nobelle von Fanny Stöckert. Nachdruck verboten Fortſetzung Meine Wohnung habe ich glücklicher Weiſe ſchon am erſten gekündigt, als hätte ich dieſe Wendung der Dinge geahnt. In den nächſten Tagen können wir das neue Heim beziehen.“ So ordnete Hedwig alles an, und Iſidore war ſehr zufrieden damit, da ſie in ſolchen Dingen durchaus keine Erfahrung hatte. Nur bei der Aufſtellung der Möbel in der neuen Wohnung zeigte Iſidore viel Geſchick und Geſchmack, ſo daß das Ganze wirklich einen harmoniſchen, beinah ſtylvollen Eindruck machte. „Ich habe ausgerechnet, daß wir mit Deinen und Meinen Erſparniſſen vielleicht ein Jahr dies herrliche Leben führen können,“ ſagte Hedwig, als ſie beide an einem ſchönen Oktobermorgen zum erſten Mal in dem neuen Heim am Frühſtückstiſch ſaßen, denn Schulden dürfen wir nicht machen, das iſt gegen meine Grundſätze.“ N „Ein Jahr nur!“ rief Iſidore etwas enttäuſcht „nun dann heißt es aber jeden Tag ausnützen, wir müſſen ein Tagebuch führen, damit wir ſpäter ein⸗ mal wiſſen, daß und wie wir gelebt haben wenn wir an der Erinnerung zehren müſſen.“ reinet. editiol. „Wir müſſen ſehen, daß wir uns reiche Mäuner erobern in dieſer Zeit!“ ſagte die praktiſch denkende Hedwig ganz ernſthaft, hübſch genug ſind wir ja beide, dazu die eleganten Toiletten, die wir uns beſtellt haben, ich dächte, da könnte es uns gar nicht fehlen.“ „Nein mit ſolchen berechnenden Gedanken mag ich auf keinen Fall in dieſes Leben treten!“ rief die ideal und ſchärmeriſch angelegte Iſidore entröſſet. „Leben will ich, auch heirathen, wenn es nach meinem Herzen ſein kann, aber nur nicht dergleiche Pläne ausſpinnen, das wiederſteht mir ganz und gar.“ „Nun, jeder nach ſeinem Geſchmack,“ ſagte Hedwig, „ich denke mir die Zeit zu Nutze zu machen, ſo viel in meinen Kräften ſteht.“ Am Nachmittag desſelben Tages wanderten ſie in ſehr elegantem Straßenkoſtüm von dannen, um zunächſt den Beſuch bei ihrer früheren Schul⸗ freundin Frau Regierungsrath Meißen zu machen. Sie ſahen beide ſehr fein und diſtinguirt aus, als ſie ſo elaſtiſchen Schrittes durch die Straßen gingen. Ein junger Offizier, der ihnen an einer Straßenecke begegnete, blieb ganz betroffen ſtehen, wandte ſich dann um und folgte ihnen bis zu dem Hauſe in der Belle⸗vue⸗Straße, wo der Regier⸗ ungsrath Meißen wohnte. Als er den Namen des Schildes geleſen, an deſſen Klingel ſie gezogen nickte er ſehr befriedigt. „Wie uuangenehm daß ich gerade jetzt Dienſt habe,“ murmelte er, „aber die Frau Regierungs⸗ rath weiß ja ihre Beſucher ſtets ſehr zu feſſeln, wenn ich mich beeile und nachher eine Droſchke be⸗ nutze, kann ich bald wieder hier an Ort und Stelle ſein und mich überzeugen, ob es nicht wieder ein Trugbild war, was mich, wie ſchon ſo oft, geäfft hat.“ Die junge Frau Regierungsrath Meißen ſaß etwas gelangweilt in ihrem Salon, als ihr die beiden Jugendfreundinnen gemeldet wurden. „Iſidore und Hedwig! Mein Gott welche Ueberraſchung,“ rief ſie freudig erregt, und eilte den beiden jungen Damen mit offenen Augen ent⸗ gegen. Sie wurden ſofort zu längerem Bleiben ein⸗ geladen und dann ſaß man gemüthlich plaudernd bei einander. Das Märchen von dem Lotterie⸗ gewinn kam ſo wahrheitstreu von Iſidorens Lippen, daß Sie Hedwigs aufrichtigſte Bewunderung damit erregte. 5 „O da gratuliere ich von Herzen! rief die Frau Regierungsrath Selma Meißen. Und nun bleibt ihr hier das iſt ja herrlich. Natürlich nehme ich euch ſofort unter meinen Schutz und Schirm und führe Euch ein in die Geſellſchaft. Zwei junge hübſche Damen, reich und unabhäng wie Ihr beiden, die werden doch ſicher überall mit offenen Armen aufgenommen werden.“ „Das wäre ja ſehr liebenswürdig von Dir, Selma,“ ſagte Iſidore, „denn offen geſtanden,