bnung 2 windung einer traurigen Seit der Zerſpliuerung nun Jahrzehnten zu einer ſchönen Sitte gemacht. Ordnung und ein Beſchützer und Förderer aller friedlichen Gewerbe, Künſte und Wiſſenſchaften lage des Kaiſers, daß er in der Pflege freund⸗ verbünden deutſchen Fürſten wie auch in der Freundſchaft zu den mit dem deutſchen Reiche in Bundesgenoſſenſchaftsverhältniſſe ſtehenden Herrſchern von Oeſterreich⸗Ungarn und Italien kommen, am liebſten hätte ſie ſich Frau von Bar⸗ newitz und dieſem unheimlichen Rittmeiſter, der an dem ganzen Unglück ſchuld war, noch einmal in all dem Glanz präſentirt, aber das ging nicht gut an. So bewunderte ſie ganz allein ihre elegante Er⸗ ſcheinung, die der Spiegel zurückgab, und über⸗ dieſe nun erſchien, ſie zu ermahnen, daß es die höchſte Zeit war, da war es zu ſpät, ſich noch umzuziehen; Kleid in den Koffer werfen, ein Jäckſchen überziehen drücken. rollen im Salon vernommen, an das Fenſter ge⸗ ſchlanke Geſtalt ſah ungemein und vornehm aus. und lockte mit dieſem Ruf auch ſeine Couſine an Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 1 die Redaktion verantwortlich: Karl Molitſor, 5 Ladenburg. r nnr F Mittwoch, den 26. Jaunar Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. ere . — — 1898. r Zum Geburtstage des Kaiſers. Die Treue und Lopalität des Staatsbürger in Bezug auf die Keichsverfaſſung und die Liebe und Dankbarkeit des Volkes für das große Herrſchergeſchlecht der Hohenzollern, welches zu Deutſchlands nationaler Wiedergeburt und Großmachtſtellung den weſentlichen und maßgebenden Beitrag lieferte, und nach Ueber⸗ an der Spitze der verbündeten deutſchen Fürſten und Stämme dem neu erſtandenen Reiche wieder einen Führer, einen Kaiſer gab, haben es ſeit den Geburtstag des Haiſers zu feiern, der in Preußen zugleich in alter Anhängilchkeit als das Geburtsfeſt des Königs und Landesherrn begangen wird. In raſch dahinfließenden Strome der Seit merkt der in einer haſtenden Seit lebende Menſch kaum, wie ſchnell die Jahre dahin eilen, und faſt überraſcht nimmt man Kunde davon, daß unſer geliebter Kaiſer Wilhelm der II., der in noch jugendlichem Alter die Haiſer⸗ und Hönigskrone von ſeinen Vätern ererbte, nun am 27. Februar 1898 bereits in das vierzigſte Lebensjahr eintritt. Mit Kraft und Ausdauer und dem unermüd⸗ lichen Pflichteifer der Hohenzollern waltet der Haiſer ſeines hohen Amtes, ein Schirmherr des Keiches, ein Wächter über Geſetz und zu ſein. Gern gedenken wir auch am Geburts⸗ ſchaftlicher und herzlicher Beziehungen zu den einen mächtigen Faktor für gie Friedenspolitik des deutſchen Keiches erblickt und auch gefunden hat; und daß ferner auch die Freundſchaft, welche der Haiſer Wilhelm mit dem Saren Nikolaus der II. von Kußland unterhält, der Weltlage ihren dauernden friedlichen Charakter gegeben haben. So iſt es den auch dem Kaiſer möglich geweſen, im friedlichen Sinne nach dem Wahlſpruche der Kaiſerproklamation vom 18. Januar 1871 ein Mehrer des Keiches zu ſein und ſelbſt auf friedliche Weiſe einen wichtigen Beſitz im fernen Aſien zu erwerben. Mag in Geſundheit und Kraft es dem Kaiſer auch ferner vergönnt ſein, ſeines hohen Amtes zu walten! In der franzöſiſchen Kammer prügelt man ſich. Der Parlamentarismus zerſtört ſich ſelber, keine Reaktion iſt am Ruin ſeines Anſehens thätig, die Volksvertretung beſorgt es allein, das Anſehen zu untergraben, das ſie genießt oder früher einmal genoß. Vor einigen Wochen war es in Wien, jetzt iſt der Ton der Gaſſe und der Fauſtkampf in Paris an der Tages⸗ ordnung. In Wien war der nationale Haß der Tſchechen und Polacken gegen das Deutſch⸗ thum die bewegende Uraft, in Paris iſt der „Fall Dreyfus“ zur Urſache geworden. Immer höher toben die Wellen, die dieſer Prozeß und ſeine Folgen und Folgerungen ſchlagen. Die Armee wird mit einem Sprüh⸗ regen unangenehmer Entdeckungen überſchüttet, Miniſter und Generäle und hohe Beamte werden in den Strudel gezogen, und in der Deputirtenkammer legt man ſich die Wahrheit mit dem Argument der Fauſt aus. Der Abgeordnete Jaurès hat das Ver⸗ halten der Regierung gegen Sola für feig erklärt, und die Monarchiſten beſchimpfen den Redner. Der Sozialiſt Serault⸗Kichard ſtürzt auf die Monarchiſten los und wird von den Hammerbeamten, den Huiſſiers, gepackt; aber das hilft nichts, in einer Sekunde ſind die Recht und die Sozialiſten im Hhandgemenge. Man ſieht nur noch einen Menſchenknäuel, der hin⸗ und herwogt, und erhobene Fäuſte, die au die Geſichter niederfahren. Präſident Briſſon ergreift ſeinen Hut und verläßt ſeinen Sitz Jauréès ſteht mit unterſchlagenen Armen au der Tribüne. Da klettert der Ulerikale Graf Bernis von rechts auf die Tribüne und verſetzt Jaurés einen Fauſtſchlag, einen derben Hieb auf das Auge. Nun beginnt man ſich auch auf der Tribüne zu prügeln. Im Saale ſpielen ſich die großen Kämpfe der Griechen gegen die Trojaner ab, die Rechte ſtreitet mit der Tinken in erbittertem Handgemenge umher. Derville wirft Birnis ein Tintenfaß in's Geſicht. Und genau ſo wie in Wien — erſchienen bald darauf die Soldaten. 8 Verſchiedenes. — Mannheim, 24. Jan. (Meiſtenkurſe in Mannheim.) Auf Anregung des Gewerbe u. Induſtrievereins bzw. Gewerbevereins und Hand; werkerverbandes hier und mit Aller höchſter Genehmigung des Großh. Miniſteriums des Innuern findet am 31. Januar bis 12. Februar d. J. ein Uebungskurſus in Holz und Marmor⸗ malen für Meiſter dahier ſtatt, welcher von Herrn Decorationsmaler Weber in Karlsruhe geleitet wird, an dem ſich auch auswärtige Meiſter betheiligen. Heidelberg, 22. Jan. Heute Morgen zwiſchen 4 und 5 Uhr wurde in dem Geſchäfte des Herrn Optikers W. ffaff (Hauptſtraße 63) ein ſchwerer Einbruchsdiebſtahl verübt. Der Aſchenbrödel. Novelle von Fanny Stöckert. f Nachdruck verboten Fortſetzung Es war eine Art Galgenhumor über ſie ge⸗ 5 hörte darüber noch das Rollen der Droſchke welche die Kammerjungfer für ſie beſtellt hatte, und als ſie konnte nur noch ihr ſchwarzes nd das Pelzbarett über den lockigen Scheitel Der Rittmeiſter war, als man das Wagen⸗ treten und erblickte nun im hellen Schein der Gas⸗ flammen Fräulein Iſidore in all ihrem Glanz, die rothe Seite glizerte in den Lichtſtrahlen, und die „Das iſt wirklich koſtbar!“ rief er laut auf das Fenſter. „Die junge Dame fangt an mich zu intereſ⸗ ſiren,“ fuhr er dann fort, „ſie hat allem Anſchein nach Witz, Geiſt und Temparament; Dazu iſt ſie wunderhübſch und anmuthig. Sie könnte einem über manche Daſeins müdigkeit hinweghelfen. Schade daß die Kutſche mit ihr davon rollt, ich hätte mit ihr fahren können der Hauptſtadt zu.“ „Nun das wäre doch etwas compromittirend für Dich, in Geſellſchaft dieſer Abenteuerin zu fahren!“ ſagte Frau von Barnewitz ziemlich ſpitz. „Eine Abenteuerin nennſt Du ſie, die bis vor 2 Stunden noch Deine Geſellſchafterin war!“ „In dieſer Toilette geht ſie doch ſicher heute noch auf Abenteuer aus,“ bemerkte Frau von Barnewitz verächtlich. „Dann trägſt Du mit die Schuld daran, warum haſt Du ihr ein ſolches Geſchenk gemacht.“ Es waren nun ziemlich abenteuerliche Pläne die da in wildem Chaos durch Iſidorens Hirn zogen, als ſie ſo in dem ſtürmiſchen Herbſtabend dahin fuhr. Leben und Genießen das war die Hoffnung dieſer Pläue. Iſidore hatte ſich in den verſchiedenen Stellungen, in welchem ſie bei vor⸗ nehmen Herrſchaften geweſen war, ein paar Hundert Mark erſpart, damit gedachte ſie ſich die erſehnten Lebensgenüſſe zu erkaufen, mochte danach dann kommen was da wollte, die paar Jugendjahre, nein die wollte ſie nicht mehr vertrauern; wie köſtlich ſchien es ihr allein ſchon das Gefühl frei zu ſein, unabhängig von den Launen anderer Menſchen, die — ſie ſo recht von der ſtolzen und launiſchen Seite kennen gelernt hatte. Als der Zug in der Reſidenz hielt, war es ihr, als müſſe Sie ſich in eine Droſchke erſter Klaſſe werfen und hinein fahren in das reiche, ſchöne lockende Leben. Aber der Verſtand ſiegte doch über ihr thörichte Freiheitsſchwärmerei. Sie wählte deshalb, ſeit Jahren an die äußerſte Sparſamkeit für ihre perſönlichen Aus⸗ gaben gewöhnt, nur eine Droſchke zweiter Klaſſe und fuhr damit nach der ſehr beſcheidenen Wohnung ihrer Freundin. N Die junge Lehrerin hatte ſich ſoeben einen Thee bereitet, die Lampe ſtand auf dem weißgedeckten Tiſch. Brod, Butter und ein Stück Sen , das war ihr ganzes Abendeſſen. Eben wollte ſie ſich zu dem einfachen Male niederlaſſen, da klingelte es draußen. „Mein Gott es wird doch kein Gaſt ſein!“ rief ſie erſchrocken, einen beſorgten Blick auf ihre winzige Theekanne und das beſcheidene Stückchen Schlackwurſt werfend, und ging dann die Thüre zu öffnen. „Iſidore!“ Du biſt es! Heute in der Nacht rief ſie der Eintretenden erſtaunt entgegen. „Ja, Du mußt mich heute ſchon einmal auf⸗ nehmen, Liebſte, den ich gehöre zu den Obdachloſen,“ ſagte Iſidore, indem ſie ihr Tuchjäckſchen auszog und das Pelzbarett auf einen Stuhl warf.