die Ernennung des Generals Jamont zum Vicepräſidenten des oberſten Kriegsrathes, wodurch dem General die Funktionen eines Generaliſſimus übertragen werden. Die Ernennung des Generals Zurlinden zum Generalgouverneur von Paris iſt ebenfalls vollzogen worden. Verſchiedenes. — Leutershauſen, 16. Jan. Als Donnerſtag / 7 Uhr der von Weinheim kommende Zug der Nebenbahn in die Nähe von Leuters⸗ hauſen gekommen war, brach plötzlich eine Schafherde aus ihrer in der Nähe der Bahn gelegenen Hürde aus und ſtürzte ſich, durch das Licht der Lokomative angelockt, auf den Bahn⸗ körper. Mit Volldampf fuhr der Zug in die Schafe hinein, da ſie während der herr⸗ ſchenden Dunkelheit niemand vom Zugperſonal bemerkt hatte. Der Zugſührer brachte augen⸗ blicklich den Zug zum ſtehen. Allein das Unglück war bereits geſchehen. 15 Hämmel hatte die Maſchine ſchon erdrückt. Alsbald wurden die todten Tiere nach Leutershauſen gebracht und dort zum Verkaufe zu billigen Preiſen ausge⸗ hauen. — Karlsruhe, 14. Jan. (Der Groß⸗ herzog) hat antwortlich der Neujahrs⸗Gratulation ein Handſchreiben an das Präſidium des Badiſchen Militärvereinsverbandes gerichtet, das ſich durch hochpatriotiſchen Sinn auszeichnet. In dem Schreiben ſagt der Großherzog: „Der Verluſt meines geliebten Bruders (Prinz Wilhelm) iſt eine Heimſuchung, deren Bedeutung von Ihnen Allen in ihrem ganzen Wert erkannt wird Seine vorbildliche Wirkſamkeit wird noch ſpäteren Ge⸗ nerationeu zur Nacheiſerung dienen. Die Teilnahme vieler Vereine an der zu Karlsruhe ſtattgehabten Feier der Enthüllung des Denkmals für Kaiſer Wilhelm J. hat mir die erwünſchte Gelegenheit gegeben, mich von den patriotiſchen Geſinnungen der treuen alten Soldaten von Neuem zu überzeugen. Dieſe Kundgebungen waren nur der Ausdruck der Geſinnungen Aller Vereine des Landesverbandes. Dieſe Zuverſicht läßt mich hoffen, daß es Niemanden gelingen wird, den ſo feſt be⸗ gründeten Geiſt der Vaterlandsliebe zu beeinträcht⸗ igen. Die treuen alten Soldaten kennen die Wege der Ehre und Treue, von denen keine Ver⸗ ſuchung ſie zu erſchüttern vermag. Zu meinen Wünſchen für das neue Jahr zähle ich ganz beſonders 8 5 n e 8 . 25 12 die Hoffnung, daß es mir vergönnt ſein möge, wiederum in dem mir ſo werten Kreis der Vereine des Landesverbandes erſcheinen zu können, um mit Ihnen Allen den Ruf zum Ausdruck zu bringen: Unſer Kaiſer und das deutſche Reich 55 unſer liebes Heimatland, hurrah! gez. Friedrich. Stuttgart 15. Jan. (Brand des Gar⸗ niſonlazerethes). Das große Garniſonlazareth in der Rothebühlſtraße iſt heute früh kurz nach 11 Uhr, auf bis jetzt unaufgeklärte Weiſe in Brand ge⸗ rathen und ſteht in vollen Flammen. Die Kranken konnten ſämmtlich rechtzeitig gerettet werden. Das Gebäude iſt ganz verloren. — Berlin, 15. Jan. Aus Spandau wird gemeldet, daß Major von Plehn vom 5. Gardegrenadier⸗Regiment heute in Spandau bei einer Felddienſtübung mit dem Pferde ſtürzte. Er wurde gegen eine Telegraphenſtange geſchleudert und blieb ſofort todt. — Berlin, 15. Jan. Im kaiſerlichen Geſundheitsamte iſt heute, unter dem Vorſitz des Direktors des Geſundheitsamtes, Dr. Köhler eine Conferenz beſtehend aus Landwirthen, Thier⸗ ärzten und Bakteriologen, zuſammen getreten, um über die Erforſchung und Abwehr der unſerer Landwirtſchaft ſo ſchwer ſchädigenden Maul⸗ und Klauenſeuche zu berathen. Dieſen Berath⸗ ungen ſind zu Grunde gelegt die Ergebniſſe der experimentellen Forſchungen der beiden Comiſſio⸗ nen, die über dieſe Seuche im Geſundheitsamte und im preuſiſchen Inſtitut für Infektionskrank⸗ heiten ſeit April vorigen Jahres arbeiten. — Folgende Warn ungen veröffentlicht der „Reichsanzeiger“: In deutſchen Blättern werden von E. Waller, 2 Haſtings Street, Kings Croß, in London W. C. Gelddarlehen an ehrbahre Leute gegen Unterſchrift angeboten. Dieſe Anzeige geht von derſelben Schwindlergeſellſchaft aus, die im Sommer v. J. gleiche Anzeigen unter dem Namen L. Hue, 6 Haſtings Street, in Hamburger Blättern veröffentlicht hat. Da anzunehmen iſt, daß die Schwindler nach Veröffentlichung dieſer Notiz abermals Namen und Adreſſe in ihren An⸗ zeigen ändern werden, ſo ſei hier nochmals ganz allgemein darauf hingewieſen, daß bei der An⸗ knüpfung von Geſchäfts verbindungen nach dem Auslande auf Grund derartiger Anzeigen die größte Vorſicht anzuraten iſt. — Neuerdings verſendet eine Antwerpener Firma, die ſich „Kommanditgeſellſchaft Th. Keßler u. Co.“ nennt, ſchaft durch Unterzeichnung einer Beitrittser⸗ klärung erfolgen. Solch früher Beitritt ver⸗ pflichtet jedoch durchaus nicht zu ſofortiger Preisliſten nach Deutſchland, in denen ſie der, zinsliche Wertpapiere und Schuldverſchreibungen gegen monatliche Teilzahlungen zum Kauf ar bietet, Nach den eingezogenen Eckundigungen handelt zz ſich hierbei um die Fortſetzung eines Schwindel unternehmens, das ein gewiſſer Adam Molsberger in Gemeinſchaft mit einem Georg Dilles ebenfalg von Antwerpen aus unter den Firmen „Antwerpen Kommiſſtonsbank“ und „Internationale Ban Antwerpen“ betrieben haben. Es kann dahe auch bei der Anknüpfung von Geſchäftsverbind⸗ ungen mit der „Kommanditgeſellſchaft Th. feßler u. Co.“ in Antwerpen nur die größte Vorſich anempfohlen werden. Landwirtſchaftliches. . Die „Ceres“ deutſche Verſicherungsg⸗ ſellſchaft gegen Hagelſchaden a. G. in Berſig betreibt in Nord⸗ und Mitteldeutſchland ein aus⸗ gedehntes Geſchäft und hat ſich durch prompfe und noble Schadenregulierung das Vertrauen der Land wirthe erworben. Dieſe Geſellſchaft sucht ſich auch in Süddeutſchland auszudehnen und hat zu dieſem Behufe in Mannheim eine Syh direktion errichtet. — eee Obſchon Gegenſeitigkeits⸗Anſtalt verſichert dieſelbe wie jede Aktien⸗Geſellſchaft zu feſten Prämien. Sie ermöglicht dieſes, indem ſie einen etwaigen Nachſchuß durch Rückverſicherung deckt, Schon jetzt kann der Eintritt in die Geſell⸗ Prämienzahlung; vielmehr braucht dieſe erſt bez Aushändigung der eigentlichen Police zu erfolgen, welche auf Grund einer bis ſpäteſtens am 18, Juni einzureichenden ſpeciellen Deklaration dem Verſicherten zugeſtellt wird. Aber gleichwohl it derjenige, welcher eine Beitrittserklärung unter⸗ ſchreibt, ſofort verſichert, ſo daß der Landwirt, wenn ſeine Früchte vor dem 15. Juni beſchädigt werden, Anſpruch auf Entſchädigung machen kann, obwohl er noch keine Zahlung geleiſtet hat. Der große Nutzen ſolchen Verfahrens wird jedem Landmann einleuchten und keiner olle verfehlen, bei der „Ceres“ deutſche Verſicherungs⸗ Geſellſchaft gegen Hagelſchaden a. G. in Berlin ſchon jetzt Deckung zu ſuchen. Logendiener den Mantel aus der Hand, den dieſer ſoeben Iſidore um die Schulter legen wollte. „Sie geſtatten meine Gnädigſte?“ flüſterte er. Der kleine Ritterdienſt wurde herablaſſend an⸗ genommen, und dann gingen ſie zuſammen, als ge⸗ hörten ſie zueinander, die Treppen hinunter. Wenn die Pforten des Opernhauſes ſich hinter ihr ſchloſſen, dann war der ſchöne Traum vorüber, ſagte ſich Iſidore und warf einen ver⸗ ſtohlenen Blick auf ihren Begleiter. Er war hübſch intereſſant, ſo recht eine Erſcheinung und Verwirrung im Mädchenherzen anzurichten. O wer den Traum feſthalten, wer ſo weiterleben dürfte im ſorgloſen Genießen alles deſſen was das Leben ſchönes bot. Gar zu ſchnell waren die letzten paar Mi⸗ nuten verſtrichen, plaudernt von dem eben gehabten gelangt, da aber harrte Frau Braun und ſah ſpähend auf Iſidore, die da wirklich ankam, wie der Vornehmſten Eine, gar nicht als ginge ſie im geliehenen Gewande einher. „Meine Bealeiterin,“ ſagte ſie zu dem jungen Offizier und wollte ſich ſo ſchnell wie möglich von ihm trennen. „O gnädiges Frälein nur noch ein Wort!“ bat Raven. — „Mein Name iſt Waldemar von Raven, darf ich nicht erfahren mit wem ich das Vergnügen habe. „Neiu, nein, das iſt ein Geheimniß ich — ich bin Aſchenbrödel aus dem Märchen,“ ſagte Iſidore. — Leben Sie wohl.“ Das hübſche blaſſe Antlitz neigte ſich ihm noch einmal grüßend zu, und dann war ſie ſeinen Blicken verſchwunden, gleich einem holden Märchen⸗ hatte ſie in höchſter Haſt mit „Gott lob daß alles ein Ende hat,“ Kunſtgenuß, waren ſie jetzt zu der Ausgangspforte f dieſe jetzt tief aufathmend. „Ordentliche angſt habe ich ausgeſtandeu da oben in der Hitze. Ich weiß auch nur gar nicht, wie ich auf den Unſinn ge⸗ kommen bin, aber daran iſt nur mein Bruder ſchuld mit ſeinen ſozialdemokratiſchen Anſichten, ewig plärrt er einem davon in die Ohaen, ſchließ⸗ lich denkt man wirklich manchmal er hat Recht damit. Oben auf dem Olymp iſt mir das Gewiſſen ordentlich erwacht; es iſt alles Unſinn, was mein Bruder ſagt, wovon ſollte unſereiner denn leben, wenn die reichen Leute uns nichts zu verdienen geben wollten, und bezahlen laſſen wir es uns doch gauz gehörig, auch Sie, Freulein ſind auf das Geld der reichen Leute angewieſen!“ O Elſa, o Lohegrin, o du ſchlanker Sohn des Mars, wie wichen all die Geſtalten, und alle Träume Iſidorens, die dieſelben hervorgezaubert vor ſolchen Reden. In der Wohnung von Frau Braun riß dieſe ihr die koſtbare Robe faſt gewalt⸗ ſam vom Leibe. Na Gott ſei Dank, Schaden hat ſie nicht ge⸗ nommen!“ rief ſie, indem ſie ſie beſichtigte und dann ſorgſam in einen Carton verpackte. Nie im Leben aber mache ich ſolchen Unſinn wieder; wenn erſt die Reue und die Angſt über Einem kommen, dann iſt es vorbei mit allem Spaß und aller Freude.“ 9 2. ziemlich einſilbig ihr beſcheidenes wieder angelegt und trat nun Iſidore hatte ſchwarzes Gewand ihre Heimfahrt an. Frau von Barnewitz empfing ſie mit großer Freundlichkeit, als ſie den Carton erblickte, der das erſehnte Gewand enthielt. Arglos und Ahnungslos, daß ſchon ſo mancher meinte [ Blick darauf geruht, nahm ſie es heraus. „Ich möchte es ſogleich einmal anprobieren, vielleicht helfen ſie mir etwas,“ wandte ſie ſich bittend an Iſidore. Dieſe war natürlich ſofort bereit dazu, und entwickelte ziemliche Gewandheit dabei In weni⸗ geu Minuten ſtand Frau von Barnewitz in dem eleganten Koſtüm vor dem Spiegel, ſich mit ſelbſt⸗ gefällegen Miene betrachteud. Vor Iſidorens Augen aber ſtieg ſchön und traumhaft eine andere Geſtalt auf, umwallt von den ſchönen ſchweren Stoffen, und wie aus weiter Ferne ertönte der Brautchor aus Lohegrin, und dann tauchte ei junges ſchwärmeriſches Männerautlitz vor ihr au, Ihre dunklen Augen blickten dabei wie in weite Fernen, ſo daß Frau von Barnewitz ſie ber⸗ wundert auſah. „Was iſt Ihnen nur Fräulein?“ fragte ſie. „Sie ſehen aus, als ſpazierten ihre Gedanken Gott weiß wo herum; wie finden Sie meine nelle Robe? Sitzt ſie nicht ausgezeichnet? Iſt die Far⸗ benzuſammenſtellung nicht prachtvoll?“ Fräulein Iſidore begann pflichtſchuldig ihre Bewunderung über die Robe ausſprechen, und wurde dann buldvoll entlaſſen. Sie legte ſich an dieſen Abend mit einem Gefühl zur Ruhe, als wäre es eine Unmöglichkeit wie bisher, als müſſe ſie alles daran ſetzen, die Ziele zu erreichen, die ihrem erregtem Geiſt vorſchwebten, aber wie? Sollte Sie aber ihre Erſparniſſe zuſammen raffen und damit ſorglos hinausſteuernin das volle reiche Leben, e mit vollen Zügen genießen bis die letzte Mark des mühſam erſparten Geldes dahin war? Was dau Würde es dann nicht noch viel unerträglicher ſein, wieder in Dienſte zu gehen? Fortſetzung folgt. N 1 n *