e üiſſe Erſchein j enstag und Freitag Abend. 2 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ 5 len haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 3 Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. ten, zer- litt] No. 6. der b — 1 Politiſches. e HKarls ruhe, 16. Jan. (Flottenvorlage A 1 nd Keichsfinanzreform) veranlaßten in geſtriger ban Sitzung der zweiten Kammer eine hochpolitiſche au. Pebatte und entſchiedene Kundgebung zu Gunſten ö der Vermehrung der Keichsflotte. Ins beſondere ler! waren es die Abgeordneten der nationalliberalen (D. 6. Fraktion, Binz, Fieſer und Flüge, die energiſch nutz n zu Gunſten der Flottenvorlage und der Finanz⸗ Ane reform im Reich eintraten. Bezüglich der 5 5 5 erſteren erklärte Finanzminiſter Dr. Buchen⸗ 75 berger, er konne als gewiſſenhafter Finanz⸗ 12 1 miniſter die Anforderungen für die Flotte nicht U 3 als zu hohe bezeichnen, und wenn er auch ein 5 Drophetentum ablehnen müſſe, ſo habe er doch rel keinen Grund an der Annahme der Flotten⸗ vorlage zu zweifeln. Die badiſche Regierung en werde jederzeit mit ihrem zuſtimmenden Votum icht. zur Stelle ſein, wo es ſich um die Erhaltung , Frau und den Ausbau des ſeiner Seit mit großen — Opfern erungenen, koſtbaren nationalen Be⸗ n ſitztums handelt, zu deſſen unentbehrlichem gaſſe). Küſtzeug, auch eine leiſtungsfähige, mit der r Erped. Entwicklung des deutſchen Welthandels verkehrs gleichen Schritt haltende Flotte gehört. Bezüglich — der Keichsfinanzreform erklärte der Finanz⸗ hen miniſter, die neuen Geſetze bedingten einen kleinen 93 Fortſchritt gegenüber der Hette ſchwerer Ent⸗ Speicher täuſchungen, die die Cöſung dieſer Frage gebracht. 8 Die verbündeten Regierungen hätten einen igel. bedeutenden Grad von Selbſtloſigkeit bewieſen, — indem ſie auf einen Teil der Ergebniſſe aus der Frankenſteinſchen Klauſel verzichteten. Der Finanzeffekt dieſer Reſignation äußere ſich in Baden mit einem Ausfall von 800 000 Mk. Indes müſſe an der Reform weiter gearbeitet werden, es ſollen klare Verhältniſſe geſchaffen werden, die eine Harmonie zwiſchen den Ueber⸗ Anzeiger für Ladenburg und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 15 Ladenburg. F Mittwoch, den 19. Jaunar weiſungen und den Matrikularbeiträgen ſichern. Ein Vorſchlag, der zwar nicht der vollkommenſte ſei, aber doch eine weit vollkommenere Cöſung als bisher in ſich ſchließe, gehe dahin, es ver⸗ bleiben alle Zölle, Tabakſteuer, die Keichsſteuer mit Ausnahme der Branntweinſteuer dem Keich. Die Matrikularbeiträge bleiben bis zu einer Maximalhöhe von 100 Millionen beſtehen. An die anweſenden Mitglieder des Reichstags richtete er den Appell, auf eine Keichsfinanz⸗ reform im Sinne einer dauernden Organiſation hinzuwirken. — Die Handelskammer in Lahr hat eine Petition an den Keichstag zu Gunſten der Flottenvorlage gerichtet. Berlin, 16. Jan. Die Feier des Urön⸗ ungs⸗ und Ordensfeſtes wurde auf Allerhöchſten Befehl des Haiſers heute begangen. Su dieſer Feier hatten ſich die hier anweſenden Perſonen denen der Kaiſer heute Orden⸗ und Ehren⸗ zeichen verliehen hat, im Königlichen Schloſſe verſammelt. Der Haiſer begab ſich ſodann mit den Prinzen und Prinzeſſinen unter Vor⸗ tritt der oberſten Hof-, Oberhof und Hofchargen nach dem Kitterſaal, wo der Präſes der General⸗ Ordenskommiſſion, Prinz zu Salm⸗Horſtmar, dem Kaiſer die bei dem diesjährigen Feſt er⸗ nannten Ritter und Inhaber von Orden einzeln vorſtellte. Die Haiſerin nahm an der Feier aus Geſundheitsrückſichten nicht theil. Nach der Vorſtellung wurden die neuen Kitter und Inhaber nach der Schloßkapelle geleitet. Demnächſt begaben ſich die allerhöchſten und höchſten Herrſchaften im Zuge unter Vorantritt der Hofchargen nach der Hapelle. Nachdem der Kaiſer von der Geiſtlichkeit empfangen worden war, begann der Gottesdienſt. Ober⸗ Hof⸗ und Domprediger Faber hielt die Lithurgie und die der Feier des Tages gewidmete Predigt. Nach Beendigung des Gottes dienſtes begab ſich 1898. der Kaiſer nebſt Gefolge nach der Branden⸗ burgiſchen Kammer und darauf zur Tafel, nachdem die Galladamen im Weißen Saale in der Bildergallerie und in den angrenzenden Gemächern bereits Platz genommen hatten. Der Haiſer brachte den Toaſt auf das Wohl der neuen und der alten Ritter aus. Haiſerin Friedrich nahm an der kirchlichen Feier und der Tafet theil. Berlin, 16. Jan. (Su den Vorgängen in China) wird neueſtes gemeldet, daß die Kreuzer „Deutſchland“ und „Gefion“ Samſtag morgen 8 Uhr Perim paſſierten. Eine weitere Meldung ſagt, daß Prinz Heinrich von Preußen der Ueberbringer eines Geſchenkes des deutſchen Kaiſers an den Kaiſer von China ſei. — Aus Weimar wird weiter berichtet, Fürſt Bismarck habe ſich zur deutſch⸗chineſiſchen Angelegenheit in dem Glückwunſchreiben, welches er zu Neu⸗ jahr an den Großherzog richtete, dahin geäußert, „er halte die diplomatiſche Aktion Deutſchlands gegenüber China für trefflich eingeleitet und durchgeführt.“ — Gegenüber der Btättermeld⸗ ung von den geplanten militäriſchen Maßnahmen in der Higo⸗Tſchau⸗Bucht erfährt die „Poſt“, daß die Entſendung des ſich gegenwärtig auf dem Wege nach Oſtaſien befindenden See⸗ bataillons eine proviſoriſche Maßregel iſt. Das Seebataillon iſt für die Verteidigung der heim⸗ iſchen Küſten unentbehrlich. Uebrigens herrſche heute an maßgebender Stelle noch nicht einmal Klarheit darüber, ob auch in Sukunft eine Sahl von 1500 Mann zur Beſetzung notwendig ſein werde oder nicht. Paris, 15. Jan. In dem heutigen Miniſterrath wurde beſchloſſen, General Sauſ⸗ ſier in den Ruheſtand zu verſetzen. Er wird jedoch als Titularmitglied im oberſten Uriegs⸗ rath verbleiben. Präſident Faure unterzeichnete ilzahlung. i h ertheilt. adenburg. ee — Aſchenbrödel. Novelle von Fanny Stöckert. N Nachdruck verboten Fortſetzung . ö f 3 Dieſer Anblick riß Iſidore unbarmherzig aus allen * immeln, ihr war es plötzlich, als blickte alles — ächelnd auf ſie, das arme Geſellſchaftsfräulein, das a in der Toilette ihrer Herrin hier unbefugter Weiſe ſaß. ſie kannte; ſie hatte ihre Stelle bei Frau von Barnewitz erſt im Mai angetreten, und war den Sommer über mit ihr auf Reiſen geweſen, von welchen ſie erſt ſeit kurzem zurückgekehrt, ſo war ſie auch in dem Bekanntenkreis der Frau Majorin n, noch ganz fremd. Ihre einzige Freundin, die ſie in der Stadt beſaß, war Lehrerin ein luſtiges, 5 ö übermüthiges Geſchöpf, die jedenfalls das größte 11 u Vergnügen an⸗ dem Spaß haben würde. Wenn 00 alles ohne üble Folgen für ſie blieb, dann konnte fel ſie ja ſpäter mit Hedwig Randohr zuſammen Mer darüber amüſiren. 1 „Es giebt ein Glück,“ tönte da Elſas Geſang im Duett mit Ortrud, zu ihr herauf. — Ein rei Glück, o ja vielen fällt es unverdient in den Schoß, zu dieſen auserwählten gehörte ſie aber en. bel nicht, ſie zählte zu den Tauſend und Abertauſend, Rubel die das Glück ſuchten raſtlos, unermüdlich, gleichviel Ein Glück war es noch, daß Niemand in welcher Geſtalt es ihnen vorſchwebt, einmal be⸗ gehren ſie oben zu ſtehen auf der Sonnenhöhe des Daſeins. Wieder warf ſie einen ſcheuen Blick herüber zu Frau Braun, die ihr das Thor des Glückes zu öffnen gemeint; in derſelben Minute ſagte ein Herr in der Loge ihr gegenüber: „Und ich bleibe dabei, es iſt eine Abenteuerin ſo reizend und vornehm ſie ſich auch aufſpielt. Zweimal habe ich es nun ſchon beobachtet, wie ſie mit ſcheuen Blicken hinaufſpäht nach dem Olymp, wahrſcheinlich vermuthet ſie dort unliebſame Be⸗ kannte.“ „Peſimiſt!“ rief ein anderer Offiziere welche die Loge beſetzt hatten. „Nur weil ſie zweimal nach oben geblickt, ſoll ſie eine Abenteuerin ſein! Sie iſt entſchieden eine hochgeſtellte Dame, die ſich vielleicht auf der Durch⸗ reiſe hier befindet.“ „Natürlich eine ruſſiſche oder polniſche Gräfin iſt es, es kann auch eine Nihiliſtin ſein!“ rief ein dritter lachend. „Ja auf dem ideellen Standpunkte wie ſie Raven, ſtehen wir leider nicht mehr,“ nahm der Rittmeiſter von Horſt der erſte Sprecher wieder das Wort. „Bei Ihnen bedarf es nur eines intereſſanten hübſchen Geſichts, um die ſchönſten Romane auszu⸗ ſpinnen, in welchem man dann ein Ritter ohne Furcht und Tadel, ſtets die Hauptrolle ſpielt der jungen vielleicht iſt es Ihnen vergönnt, der ſchönen Dame irgend einen intereſſanten Ritterdienſt zu erweiſen, dann natürlich werden ſie den letzten Act im Stiche laſſen, und ſich herüber nach den Feuyer begeben.“ Ueber das Geſicht von Ravens flog ein helles Roth. i ö „Spotten Sie nur,“ ſagte er, „aber wo unter all den Alltagsgeſtalten eine ſolche Erſcheinung einmal auftaucht, wie die der ſchönen Unbekannten, nun da erfaßt es mich wie innerer Jubel, da empfinde ich es in all dem ſchmalen Treiben, es giebt doch noch eine Poſie des Daſeins, es giebt noch ſeltene, bevorzugte Menſchenkinder, die in uns den Glauben wieder erwecken, an das Gute, Wahre und Schöne!“ „Schwärmer:“ rief der Rittmeiſter lachend. Aber eilen ſie ſich, der letzte Act wird gleich be⸗ ginnen, das ſchöne ſeltene Menſchenkind könnte Ihuen entwiſchen.“ Raven verließ wirklich die Loge und lehnte nun erwartungsvoll der Thür gegenüber, aus welcher Iſidore heraustreten mußte; gedämpft klang die Muſik hier an ſeine Ohren, nun verſtummte ſie ganz, eine letzte rauſchende Beifall ſalve noch, dann vernahm man das unverkennbare Geräufch ö des allgemeinen Aufbruchs, ſein geſpannter Blick 9 hing an der Thür, die jetzt geöffnet wurde, und 9 nun trat ſie heraus. Ganz und als hätte ner das f größte uud alleinige Recht dazu, nahm Raven dm .