ein umfangreiches, eingehendes und äußerſt intereſſantes Werk erſcheinen laſſen. Der Stadt⸗ rat hat bereits die Summe von 199477 Mark bewilligt, zum Ankauf des Anweſens der gemein⸗ nützigen Baugeſellſchaft, die ſich ſeit Mai v. J. in Liquidation befindet. — Mannheim, 13. Jan. Das Rheiniſch⸗ Weſtfäliſche Kohlen⸗Syndikat, deſſen großartige Anlagen nahezu vollendet ſind, hat heute mit Lagerung und Umſchlag von Kohlen im Rheinau⸗ Hafen begonnen. — Als arbeitslos haben ſich 423 männliche Perſonen zur Beſchäftigung bei der Stadt gemeldet, wovon 309 in Arbeit ge⸗ nommen wurden. — In dem Calrlebach'ſchen Tabakmagazin ſtürzte die 17 Jahre alte Arbeiterin Eliſabeth Schmidt aus Wallſtadt aus einem oberen Stockwerk vier Etagen tief in den Keller, wo ſie zerſchmettert liegen blieb. — Rottweil, 10. Jan. (Ueberfall) Auf der Straße von Schwenningen nach Donau⸗ eſchingen wurde vorgeſtern ein Raubanfall ver⸗ übt, indem ein Handwerksburſche namens Cottalaus Agram, der mit zwei Collegen denſelben Weg machte, den vorausgehenden, ſingenden, nichts böſes ahnenden Lehrersſohn Hilſcher aus Reichenbach in Schleſien von hinten überfiel, zu Boden warf, mehrfach in das Geſicht ſchlug und ihm ſeine Barſchaft mit 1 % 80 3 abnahm, während der dritte gleichgültig zuſah. Der Verletzte konnte ſich nach Schwenningen zurückbegeben, wo er Anzeige vom Vorfalle erſtattete und nun im dortigen Spitale untergebracht iſt, infolgetelegraphiſcher Mittheilung an die Nachbarſtädte konnte Cottal heute in Donaueſchingen feſtgenommen werden. — Breaunſchweig, 14. Jan. Die hieſige „Landesztg.“ meldet: Heute wurde der Tiſchler Wilhelm Waldmann verhaftet und der Militär⸗ behörde eingeliefert. Er iſt beſchuldigt, im September 1897 aus den Munitionsräumen des Feldartillerieregiments Nr. 31 in Biſchweiler Zünder beſonderer Conſtruktion entwendet zu haben. Waldmann deſertirte im Jahre 1890, diente 5 Jahre in der franzöſiſchen Fremden⸗ 958 und verbüßte ſodann ein Jahr Feſtungs⸗ afe. — Haag, 12. Jau. Nach einer amtlichen Depeſche aus Batavia vom 6. d. M. iſt der Hauptort der Inſel Amboina durch ein Erdbeben Beck hat über die hieſigen Wohnungsverhältniſſe ollſtändig zerſtört worden. Fünfzig Perſonen 11 75 255 Leben gekommen. 200 Perſonen ſind verwundet worden. Die Offiziere der Garniſon und das bei der Inſel liegende Kriegsſchiff ſind rſehrt geblieben. 8 8 n 11. Jan. Im benachbarten Reinholdsheim ſind die Eheleute Gräfe, der Mann 80, die Frau 77 Jahre alt, die vor einigen Jahren die goldene Hochzeit gefeiert hatten, zu einer und derſelben Stunde 4 1115 — Stockholm, 13. Jan. Prof. Norden⸗ ſtjöld theilte in der Akademie der Wiſſenſchaften mit, dem Miniſterium des Aeußeren ſei eine Nachricht zugegangen, nach welcher zwiſchen dem 4. und 7. Auguſt 1897 in Britiſch⸗Kolumbien unter 53 Grad 20 Minuten nördlicher Breite und im 121 Grad 30 Minuten weſtlicher Länge, 7 Meilen nördlich vom Quesnelle⸗See von mehreren glaubwürdigen Perſonen ein Ballon beobachtet worden ſei Nordenſköld hält dieſe Nachricht für eine derartige, daß eine nähere Uuterſuchung empfehlenswerth ſein dürfte. 1 8 — Zittau, 12. Januar. In dem böhmi⸗ ſchen Städtchen Rumberg iſt die umechaniſche Weberei von Julius feiffer niedergebrannt. Der Schaden dürfte annähernd 1 Million Mark betragen; 400 Arbeiter ſind brotlos. — Petersburg, 12. Jan. In der ſüdlichen Krim herrſcht große Kälte und koloſſaler Schneefall. Viele Menſchen ſind erfroren und eine große Anzahl Weinberge vernichtet. — Newyork, 12. Jan. Gegen Mitter⸗ nacht wütete ein Wirbelſturm bei Fortſmith und zerſtörte einen Teil der Stadt. Dann zog er nach Weſten gegen Little Rock und zerſtörte dort eine große Zahl von Gebäuden, ebenſo in der Stadt Alma. In Fortſmith brach an mehreren Stellen Feuer aus. In Alma und Fortſmith wurden mehrere Perſonen getötet. — Eine wackere That deutſcher Seeleute, der Bemannung des Hamburger Dampfers „Melita Bohlen“, der am 7. an Cux⸗ haven auf der Rückreiſe vorbeifuhr, verdient der Erwähnung und das umſomehr, als ſie engliſchen Seeleuten galt, die im entgegengeſetzten Fall vielleicht ein weniger aufopferndes Verfahren beobachtet hätten. Der Dampfer hatte 32 engliſche Schiffbrüchige an Bord, die in der Baſtay⸗Bai 5 am 31. Dezember während eines ſchweren Sturmes von ihrem wrack gewordenen und auf der Seite reibenden, die Notflagge zeigenden Dampfer gerettet worden waren. Kapitän Niſſen erzählte, daß ſeine Leute trotz des ſchweren Sturmes und der hohen See in drei Bootfahrten unter Ein, ſetzung des eigenen Lebens die Schiffbrüchigen ſämtlich gerettet hätten. Sie befanden ſich ſehr elend, mehrere hatten ſchwere Verletzungen. Der wrack gewordene engliſche Dampfer war ganz nen und führte ſeine erſte Reiſe aus. — Die Wahrſcheinlichkeit über den Ausgang der Andrͤeſchen Nor pol⸗ luftſchiffahrt ſind von einem ſehr erfahrenen Fachmanne, Hauptmann Moedebeck, in folgender Weiſe abgeſchätzt worden: „Es liegt die Wahr⸗ ſcheinlichkeit von 1 d vor, daß Andrcbe bei ge⸗ nügender Windſtärke undzutreffender Windrichtung über den Nordpol und über Franz Joſefs⸗Land in der Richtung nach Sibirien gelangt und vor Erreichung des Feſtlandes niederſinkt, ſich aber mittels Boot und Schlitten rettet. Eine Wahr⸗ ſcheinlichkeit von 49 / hat bei ſchwachem Winde und zu langſamem Vorwärtskommen folgender Ausgang: Ein niedergehen nach 5 24 Stunden oder früher und ein zurückkehren nach der däni⸗ ſchen Inſel mittelſt Boot und Schlitten. Die letzten 50 %% ꝓWahrſcheinlichkeit ſprechen für ein Umkommen im Eismeer durch Extrinken oder durch Verhungern auf treibender Scholle. Das ſtimmt leider mit allen andern nüchternen Ur⸗ teilen, die über diefe verwegene Fahrt abgegeben worden ſtnd. Wünſchen wir den Luftſchiffern glückliche Heimkehr! Daun aber ſollten rings um den Nordpol mehrere Eisbären mit polizei, licher Vollmacht aufgeſtellt werden, welche ſede neue derartige Nordpolluftſchiffart zu verhindern hätten. Die Luftſchiffahrt ſteht als wiſſenſchaft⸗ licher Betrieb noch viel zu ſehr in den Anfangs⸗ gründen, als daß ſie ſchon zu ſolchen waghalſtgen Fahrten ausgebeutet werden könnte. Humoriſtiſches. — Kindlich. Der kleine Karl (zu ſeinem Großvater, der eben beim Glatteis auf der Straße hingefallen iſt): „Ach Großpapa das war hübſch, mach das noch einmal!“ e — Still er Troſt. Kollekteur: „Ihr Logs Herr Lieutenant, iſt leider nicht herausgekommen.“ Lieutnant: Das iſt das Loos des Schöfeß auf der Erde!“ 5 Minuten hatte ſie das elegante Koſtüm angelegt, und Frau Braun erging ſich in Bewunderung wie wundervoll es ſäße, wie ausgezeichnet die lachs⸗ farbene Seite und der rothe Sammt der Garnierung ihr ſtände. „Alle Welt würde Sie für etwas ſehr Vor⸗ nehmes, für eine Prinzeſſin halten, wenn Sie in dem Coſtüm im Opernhaus erſchienen!“ rief ſie ganz begeiſtert, indem ſie noch einige kleine Aen⸗ derungen vornahm. f „Prinzeſſin Aſchenbrödel,“ meinte Iſidore ſpöt⸗ tiſch. „Das Geld zu einem Billet fürs Opernhaus hat mir die gnädige Frau gegeben, aber nur zum dritten Rang, da würde ſolche Eleganz nicht hin⸗ paſſen.“ „Ja, die reichen Leute,“ erwiderte Frau Braun, ſie glauben, ihnen allein gebührt Alles, und beſonders Frau von Barnewitz iſt eine der Hochmüthigſten. Eigentlich müßte man ihr einmal ein Schnippchen ſchlagen. Behalten Sie das Coſtüm an, Fräulein Behrens, und gehen Sie damit nach dem erſten Rang, ich laſſe gleich ein Billet beſorgen und bringe Sie ſelbſt hinüber nach dem Opernhaus. Von dem dritten Rang aus kann ich dann mein Werk be⸗ wundern, wozu ich ſonſt doch keine Gelegenheit habe.“ Die kleine luſtige Frau neſtelte unter dieſen Worten lachend an Iſidore herum, und dieſe ſah innend auf ihr Bild, welches der große Pfeilerſpiegel hr ſo fremd und ſchön zurückgab. Es war ein toller Einfall von Frau Braun, nd ihre im Grunde vornehme Natur empörte ſich gegen ein derartiges gemeinſchaftliches Handeln mit einer Frau, die in der Bildung tief unter ihr ſtand, und doch hatte der Gedanke, in dieſem eleganten Coſtüm, in welchem ſie ſich ſelbſt kaum wieder er⸗ kannte, im Opernhauſe zu ſitzen, etwas Verführeri⸗ ſches, Berauſchendes für ihren etwas ſehr zum Abeuteuerlichen neigenden Sinn. 0 „Ein Hauptſpaß wäre es!“ fuhr Frau Braun fort, und ordnete mit gewandter Hand das ſchwarze, glänzende Haar des ungen Mädchens. „Schmuck brauchen Sie nicht weiter, die ſilberne Broche und das Armband ſind ausreichend, und Ihre Handſchuhe ſind wie immer tadellos.“ i Iſidore befand ſich wie im Banne einer dunklen, zwingenden Macht. Gedankenlos ſtreifte ſie die Hand⸗ ſchuhe über, die ihr Frau Braun reichte, hörte es ruhig mit an, wie dieſelbe jetzt Auftrag gab, ein Billet zum erſten Rang für die Frau Baronin zu beſorgen, ohne Einwendungen zu machen. Die geſchäftige Dame holte jetzt einen großen mit Atlas gefütterten Mantel herbei und warf ihn über die elegante Toilette. Iſidore ließ auch das geſchehen, erſt als das Billet jetzt gebracht wurde, ſchien ſie ſich zu beſinnen und die gewagte Situation ihr klar zu werdeu. Sie warf den Mantel ab und neſtelte an dem Kleide herum. „Ich kann unmöglich damit nach dem Opern⸗ hauſe gehen,“ ſagte ſie, und griff nach ihrem ſchwarzen Caſchmirkleide. „Aber liebſtes beſtes Fräulein, es iſt ja nur ein ganz harmloſer Spaß!“ rief Frau Braun, die wie alle derartige Naturen, wenn ſie einmal einen eigenen Einfall haben, ſich förmlich darin verrannt hatte, „Sie ſehen ſo wunderſchön aus, wer weiß, ob Sie nicht Ihr Glück machen heute, man muß dem Glück immer Thür und Thor offen halten und mir das Alles wirklich wie ein großes, breites Glücksthor vor, durch welches Sie einziehen, um von nun an herrlich und in Freuden zu leben.“ Iſidore lachte, die Sache erſchien ihr auf ein⸗ mal wieder ganz harmlos und ſehr beluſtigend, und als nun Frau Braun ſie glücklich bis nach der Straße hinunter manöverirt hatte, und ſie im Glanze des elektriſchen Lichts in dem Menſchengewühl dahin⸗ gingen, da erfaßte es ſie inmitten des vollen Wel⸗ tenſtromes, auf welchem ſie ſelbſt munter dahin zu gletten ſchien, wie ein toller Rauſch von Lebenslust und Freude. Sie war jung und hübſch, und ugs das Schickſal ihr verſagt Reichthum, eine glänzende Lebensſtellung, das ließ ſich mit dieſen Eigenschaften vielleicht erzwingen. Das Operndaus war bald erreicht. Noch einmal ſah ſie ihre holde, verführerische Erſcheinung in den Spiegeln des Fohers an sich vorüberziehen, neben andern Damen und Herren der vornehmen Welt, dann begab ſie ſich in ihre Loge War es wirklich kein Traum? Noch vor kau zwei Stunden hatte ſie mit den trübſeligſten Gedanken auf den herbſtlichen Garten in F. herabgeſchaul, nun ſaß ſie hier gehüllt in Sammt und Seide n zog bewundernde und neugierige Blicke auf ſich. 0 wäre dieſes Scheindaſein Wahrheit, wäre ſie wirklich das, wofür ſie jetzt angeſehen wurde, — ſo aber beruhte alles auf Schein, auf Täuſchung. Sie glach dem armen ſchillernden Schmetterling, der, berauscht von ſeinem Farbenglanz, den Flug zu hoch genom⸗ men; ſein kurzes Daſein endet noch vor der Zet, mit zuſammen gefalteten Flügeln ſinkt er zur Erde, Doch wozu derartige Gedanken, die Gegenwart war ſo wunderſchön, ſie galt es zu genießen, ehe ſie die ſchillernden Flügel wieder zuſammen falkeh mußte. Die Ouverture hatte begonnen, und als feht der Vorhang aufging, war es ihr wirklich, als the ſich das breite Glücksthor, von welchem Frau Braun geſprochen, vor ihr auf, Hingeriſſen von dem se ſeltſamen Genuß gab ſie ſich ganz dem Zauber hin, den die Oper beim erſten Mal Hören ſtets auf junge muſikaliſche Gemüther ausübt, und vergaß momentan Alles, bis ihr Blick auf einmal, wie magnetiſch angezogen, oben in den höchſten Regione haften blieb, dort ſaß Frau Braun und nickte ih 72 nick vertraulich zu. e Fortſetzung folgt. 1 1 bull 11 ag a5 1 d 5 an r F 0.0 .