Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. 5 Fur Ne ee verantwortlich': Nat! . Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren 195 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. 2 Druck und Verlag von Karl Molitor, 92 rrau cht, Vorüber ging's beſchwingten Fußes. Wohl manche Menſchenſeele lauſcht Dem Vachhall ſeines Scheidegrußes. Ein Bächlein war's dem Schoß der Seit Als froh begrüßter Quell entſprungen. Nun hat es die Vergangenheit, N Das nimmerſatte Meer umſchlungen. Und hat es dir ein Leid gebracht, Das unvermutet dir gekommen, So hat es auch wohl über Nacht Ein andres mit hinweg genommen. Und wieviel Freude, wieviel Glück Verlieh es doch den Menſchenkindern! Das Gute, Schöne bleibt zurück, Das 99 zu Bren und zu mindern. zurück das Jahr, Gedenke ſeiner nicht in Trauer, 5 Wenn dir's ein Jahr der Freude war: 15 iſt kein Glück von ewig'er Dauer. icht zage, wenn es dir den Schein Der Sonne nimmer konnte ſpenden; Jetzt bricht die neue Seit herein, Das junge Jahr kann Vieles wenden. Das Alte ſinkt, es weicht die Nacht, Ein neues Jahr beginnt zu lichten. Der Neujahrs morgen iſt erwacht Mit neuem Siel und neuen Pflichten Des neuen Jahres Sonne glüht Verheißungsvoll der Welt entgegen. Mit Sott voran! Verborgen blüt Im Seitenſchoß 5 5 . So grüß ich dich, du neues Jahr! Und wenn das erſte Morgenläuten Vom Turm herabklingt hell und klar, So mög' es Heil und Glück bedeuten, Gott geb' uns Uraft und Feſtigkeit Su Allem, was er uns beſchieden, Und ſchenk uns jetzt und allezeit Ein fröhlich Herz und ſeinen Friede Jun Jahtesnechſel entbieten wir allen unſeren Geſchäftsfreunden, Abonnenten und Inſerenten unſere beſten Glückwünſ che. Ladenburg, den 31. Dezember 1897 Redaction & Expedition des Ladenburger Wochenblattes. 1 1 An un Handiberker! Der Landesausſchuß der Bad. Gewerbe⸗ vereine hat mittelſt Rundſchreibens an alle Gewerbevereine folgende Mahnung ergehen laſſen: „Durch das neue Reichsgeſetz vom 26. Juli 1897 iſt es eine der erſten Pflichten der beſtehen⸗ den Gewerbevereine, mit aller Kraft darauf hin⸗ zuwirken, die Zahl ihrer Mitglieder, wenn irgend möglich zu erhöhen und darauf zu ſehen, daß die Zahl mindeſtens zur Hälfte aus Handwerkern beſteht, damit die Gewerbevereine wahlberechtigt zur Handwerkerkammer werden, bzw. bleiben. Die Aufmunterung zum Beitritt kann nicht ohne Erfolg bleiben, wenn alsbald in weiten Kreiſen des Handwerks bekannt gegeben wird, daß zur Handwerkerkammer alle Handwerker — mit wenig Ausnahmen — ihren Beitrag zu bezahlen haben, dagegen zur Kammer nur wählen dürfen, wenn ſie Mitglied eines Gewerbevereins, einer Innung oder ſonſtigen gewerblichen Vereinigung ſind. Die Gewerbevereine ſind, namentlich dort, Im Banne des Wahns. Novelle von H. von Limpurg. Nachdruck perboten. Fortſetzung Er ſeufzte tief auf. Wo ſollte das hinaus? Durfte er denn wagen, ihr junges Leben an das ſeine zu feſſeln, mußte er ihr nicht eher fliehen, um kein Thor dieſen großen, träumeriſchen Augen gegen⸗ über zu werden ? Armer Albrecht! Das Leben war ihm bis⸗ her noch viel ſchuldig geblieben, und zeigte es ihm von ferne ein Kleinod, aber er durfte nicht näher treten, um es zu erfaſſen, es als ſeinen koſtbarſten Beſitz am Herzen zu bergen — nein, denn er hatte bereits die Jugend des Lebeus überſchritten und Hertha erblühte erſt eben zur köſtlichen Roſe!—— Sähſt Du mich freundlich an, Gern ſtürb' ich dann!“ 0 Hertha und mit zitternden Akkorden tte das Lied aus. Da rauſchte plötzlich dicht neben dem tief be⸗ wegten Manne ein ſeidenes Gewand, eine kleine, weiche Hand legte ſich auf ſeinen Arm, und eine halblaute Stimme drang an ſein Ohr! „Wie froh bin ich, Sie endlich wie der daheim zu haben, Albrecht! all dieſe Jahre!“ Er zuckte zurück wie von einer Viper geſtochen, und eine dunkle Röthe des Unwillens ſtieg in ſeine Stirn. „Ich habe Ihnen wohl niemals Veranlaſſung gegeben, gnädige Frau, derlei Gedanken zu hegen,“ erwiederte er ſchroff, „Sie wiſſen ja am beſten, daß und wann ich Ihnen die Grenzen bezeichnete, in denen ſich unſer beiderſeitiger Verkehr bewegen ſollte.“ „Aber ich habe es nie geglaubt, und glaube es auch heute nicht, daß Sie ſo grauſam ſein und — und meine Freundſchaft abermals zurückweiſen würden. Albrecht können ſie denn gar nicht ver⸗ geben? Können Sie ein reiches Frauenherz nicht entſchuldigen ?“ Der Geſang, den Hertha von Neuem begonnen hatte, verſtummte jählings. Hertha ſchob ihren Stuhl ſo ungeſtüm zurück, daß er polternd umfiel und trat vom Inſtrument fort. „Es wird ſo heiß im Zimmer,“ bemerkte ſie gepreßt, „ich kann die Töne nicht mehr finden.“ Die Unterhaltung ſtockte vollſtändig und man trennte ſich zeitig an dem Abend; die Damen ſchienen ſehr reiſemüde zu ſein. Als oben Mutter und Tochter ſich an der Thür ihres Schlafzimmers Es war ſo einſam ohne Sie trennten, preßte Frau Bertha krampfhaft und mit einem triumphirenden Ausdruck Herthas Hand. Mein liebes Kind,“ flüſterte ſie erregt, „nun werde ich bald am Ziele ſein, und — und wenn ich die Orange in mein Haar flechte.“ „Dann werde auch ich die Gräfin Fuentos,“ lachte Hertha bitter auf, „ich gratulire Dir Mama zu dieſem raſchen Erfolge.“ Und dann floh ſie wie ein gehetztes Reh in ihr Stübchen, ſchob den Riegel vor, ſank am Bett in die Kniee und weinte zum Herzbrechen. Ihr war, als ſei die Sonne herabgeſunken vom Himmel, um nie, ni: wieder zu ſcheinen, als ſei ihr Herz in Stücke zerriſſen und liege zuckend am Boden. Ja, was war's denn, was ſie ſo tief erregte? Erſt heute, vorhin beim Geſange war's mit über⸗ wältigender Macht in ihrer Seele erwacht; ſie liebte ihren Oheim, liebte ihn mit der erſten heißen, tiefen Innigkeit eines keuſchen, treuen Mädchenherzens! Und ſie hatte gemeint, in dem ernſten Blick des Freiherrn, in dem feuchten Schimmer der vorhin ſein Auge genetzt, ein ähnliches Empfinden zu erkennen, ein Empfinden, daß ihrem pochenden Herzen ſolch berauſchendes Glücksgefühl gegeben, — und nun war's urplötzlich Nacht, finſtre Nacht in ihr geworden: er liebte ihre Mutter, nicht lange dauerte es mehr, und ſie würde als ſein Weib vor die Welt treten ſtolz und triumphirend, ſelbſt über die eigene Tochter. „Und zur ſelben Stunde ſchritt drüben im andern Flügel des Schloſſes ruhelos der ernſte Freiherr umher, um die Gedanken zu beſchwichtigen, welche ſein Hirn durchſtürmten und ihn ſo glücklich