mit dem damaligen Prinzen Chlodwig zu Hohen⸗ lohe, dem jetzigen deutſchen Reichskanzler, aus welcher überaus glücklichen langjährigen Ehe Erbprinz Philipp Ernſt, die Prinzen Moritz und Alexander, ſowie die unvermählt gebliebene Prinzeſſin Eliſabeth entſproſſen ſind. Die Heim⸗ gegangene hinterläßt durch ihren edlen Charakter, ihr überaus liebenswürdiges Weſen und vor Allem durch die Werke chriſtlicher Liebe und Mildthätigkeit, denen ſie ſich, unterſtützt durch ihr großes Ver mögen, fortgeſetzt eifrigſt widmete, ein weit über ihren Familienkreis hinaus für immer geſegnetes Andenken. Berlin, 22. Dez. Prinz Max von Baden, der beim Gardeküraſſierregiment bisher als über⸗ zähliger Rittmeiſter geführt wurde, iſt geſtern zum Chef der 5. Schwadron des Regiments ernannt worden, Verſchiedenes. — Schriesheim, 23. Dez. Auf den Höhen der Bergſtraße iſt augenblicklich junger, zur Blüthe treibender Waldmeiſter zu finden. — Mannheim, 22. Dez. Anerkennnngs⸗ werthe Arbeitsfürſorge bethätigte vorgeſtern die hieſige Maſchinenfabrik und Eiſengießerei Bopp und Reuther anläßlich ihres am genannten Tage ſtattgehabten 25jährigen Geſchäftsjubiläums. Der Inhaber der Firma, Herr Karl Reuther theilte ſeinen Arbeitern und Angeſtellten mit, daß jeder Arbeiter für jedes Dienſtjahr bei der Firma ein Jubiläumsgeſchenk von 5 M, mindeſtens 5 M. und die Angeſtellten von über 10 Dienſt⸗ jahren ein volles und die übrigen Angeſtellten ein halbes Monatsgehalt erhalten. 1 — Offenburg, 22. Dez. Wegen Unter⸗ ſchlagung im Amt und Beſeitigung von Akten „wurde in Offenburg der 34jährige Aktuar K. Munz aus Hemsbach, der früher beim Mann⸗ heimer und zuletzt beim Kehler Bezirksamt angeſtellt war, zu 8 Monaten Gefängniß ver⸗ urtheilt. Derſelbe zog in Kehl unberechtigter Weiſe zwei Gelbſtrafen im Betrage von 2 und 3, Mark ein, verbrauchte das Geld für ſich. Die hierauf bezüglichen 6 Aktenſtücke verſteckte er. Nach ſeiner Entlaſſung reiſte er nach Mannheim, wo er verhaftet wurde. Im Gaſthaus, wo er Aogirte, fand man in einem Koffer 468 Hefte Polizeiſtrafakten, 138 Strafvollzugsbeurkundungen, ſowie 96 andere Aktenſtücke des Bezirksamts Mannbeim. Munz will bei dieſem ſo ſehr mit Geſchäften belaſtet geweſen ſein, daß ſich bald Geſchäftsrückſtände eingeſtellt hätten. Statt dem Dienſtvorſtand hiervon Anzeige zu erſtatten, ver⸗ ſteckte Munz die Aktenſtücke, welche von ihm hätten erledigt werden ſollen, in ſeiner Privatwohnung und nahm ſie dann mit nach Baden, Offenburg und Kehl und ſchließlich wieder nach Mannheim. In der ehemaligen Wohnung des Munz in Kehl wurde in letzter Zeit noch ein größerer Stoß von Mannheimer Akten gefunden. Die beſeitigten Akten belaufen ſich auf über 2000 Stück — Frankfurt, 23. Dez. Der geſtrige Polizeibericht enthält folgende Warnung: „Vor kurzem logirte ſich bei einer hieſigen Penſions⸗ beſitzerin ein Herr, angeblich Major a. D., ein. Gleich am nächſten Tage verſuchte der neue Miether von ſeiner Wirthsfrau Geld zur Be⸗ gleichung eines Wechſels zu erlangen. Glücklicher⸗ weiſe iſt dieſelbe auf dieſes Anſinnen nicht ein⸗ gegangen. Der Herr entfernte ſich hierauf, um, wie er ſagte, nach Darmſtadt zu reiſen, iſt aber bis sitzt in ſeine Wohnung noch nicht zurückgekehrt. Der angeblich Brand heißende Major a. D. iſt 1,75 — 1,78 Meter groß, ungefähr 40 Jahre hat blonde Haare und einen kurz gehaltenen blonden Vollbart. Es trug hellbraunen, ſteifen Filzhut, rehfarbenen Ueberzieher, breite weißſeidene Cravatte und Zuaſtiefel. Er führt einen feinen Reiſekoffer mit ſich. — Maudach, 23. Dez Eine Meſſer⸗ affaire mit ſchlimmen Folgen ſpielte ſich dahier ab. Nach kurzen Zwiſtigkeiten machte der Maurer Heinrich Dietrich von ſeinem mitführenden feſt⸗ ſtehenden Meſſer Gebrauch und brachte dem Acker er Fr. Kaiſer II., der ſich anſcheinend in den Wort⸗ wechſel eingemengt haben ſoll, mehrere Stiche in den Kopf bei. — Straßburg, i. E., 21. Dez. Die 19jährige Tochter des Regierungsraths V. hatte ſich vor kurzem mit vier andern Mädchen der Lehrerinprüfung unterzogen. Dieſer Tage wurde das Reſultat bekannt, und als nun das Mädchen zu Hauſe erführ, daß ſie nicht beſtanden hatte verließ ſie bei der Eröffnung unter lautem Aufſchrei die elterliche Wohnung. Bei dem gerade herr⸗ ſchenden Schneewetter vermochten die beſtürzten Angehörigen ihre Spur nicht zu folgen. Zwei Tage darauf wurde die Leiche des jungen Mädchens in der Ill bei den gedeckten Brücken 5 an einem Wehr gefunden. Die Unglüchliche. die wohl aus übergroßem Ehrgeiz zu dem Schritt?“ kam, war bisher als ein lebensfrohes Mädchen bekannt. — Berlin, 22 Dez! Der Reichsanzeiger ſchreibt: Von den Niederlanden aus verſucht ein neues Bankinſtitut „De Fondſenbank⸗Haag“ das deutſche Publikum durch ſchwindelhaften Loos handel zu ſchädigen. Auch ihm iſt es, wie der bereits im „Reichsanzeiger“ erwähnten „Holländiſchen Bank“, hauptſächlich um Bildung ſogenannter Serienloosgeſellſchaſten zu thun, deren Theilnehmer nach Entrichtung erheblicher, die 7 Anſchaffungskoſten der Looſe weit überſteigender Beträge, faſt nie einen Gewinn erhalten. Es kann deßhalb nur davor gewarnt werden, auf Anerbietungen dieſer Bank einzugehen. Auch ſei darauf hingewieſen, daß Perſonen, die Antheil⸗ ſcheine von Serienloſen im Inlande vertreiben oder Mitglieder von Serienloosgeſellſchaften an⸗ zuwerben ſuchen, ſich auf Grund der Reichs⸗ gewerbeordnung und des Reichsgeſetzes über die Anzahlungsgeſchäfte ſtrafbar machen. — Dortmund, 22. Dez Auf Kaiſer⸗ ſtuhl 11 fand eine Schlagwetterexploſton ſtatt. Bis jetzt ſind 8 Todte und 7 Schwerverwundete zu Tage gefördert. In der Grube ſind noch 8 Todte. — Petersburg, 23. Dez. In Dorpat iſt beim Bau der katholiſchen Kirche das Gewölbe über dem Altarraum eingeſtürzt. Sämmtliche Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. 5 ſind todt mehrere ſchwer verletzt. Der Ort der Kataſtrophe bietet einen ſchauerlichen Anblick. — Zürich, 22. Dez. Der cand phil. Hermann Stockinger aus Ludwigshafen, früher in Frankfurt, hat ſich nach der „Frkf. Ztg.“ mit Cyankali vergiftet. Ein hinterlaſſener Brief beſagt, daß er einen großen Theil ſeines Ver⸗ mögens in Monte Cirlo verſpielt habe. 5 Heiteres. — Hausherr: „Wen geben wir den alten Kokette Wanda bei unſerm Souper zum Tiſch⸗ nachbar?“ — Gattin: „Den Amtsrichter — dem hat ſie geſtern, als ſie als Zeugin vorgeladen war, ihr Alter nennen müſſen!“ — Schwierig. „Nun, iſt wohl der Stat⸗ iſtiker Huber recht erfreut über dte Geburt eines Stammhalters?“ — „Ueberglücklich! Er zählt ihn den ganzen Tag!“ f SS S . — daz ſte ihn nicht mag, weiß ich das beſſer, ſie liebt ihn unbeſchreiblich “ Ein etwas mißtrauiſcher Blick des Freiherrn ſtreifte die Sprecherin, dann entgegnete er langſam: „Nun, meine gnädige Frau, überlaſſen Sie nur ſelbſt dem Mädchen ihre Zukunft, ſie iſt alt genug, um ſich darin keine Vorſchrift machen zu laſſen.“ „Hertha beſitzt ein eigenthümliches Mißtrauen, ihre Gefühle darf man nicht errathen, ſonſt zieht ſie ſich zurück wie eine Schnecke in ihr Haus. Aber ich hoffe doch, daß ſie Fuentos Bewerbungen erhören wird, noch ehe er von hier abreiſen muß.“ „Ich hoffe, gnädige Frau, Sie werden mich im Sommer mit Hertha für eine geraume Zeit auf Schloß Lilienort beſuchen?“ „Sebr gerne lieber Albrecht, weshalb aber gebrauchen Sie fortwährend jene förmliche Anrede ſtatt mich ſchlichtweg Bertha zu nennen?“ Ein fatales Gefühl regte ſich in dem ernſten Manne, eine geheime Stimme begann ihn vor der Sirene zu warnen, welche von neuem ihre Netze nach ihm auswerfen zu wollen ſchien. „Sie wiſſen, meine Gnädige, daß ich niemals von einer ſolchen Verwandtſchaftlichkeit Gebrauch machte, auch nicht, als mein Onkel, ihr Gemahl noch lebte,“ lehnte er kühl ab. Die Dame erröthete und biß ſich anf die Lippen. 5 „Sie ſind hart Herr von Schönerbeck,“ ent⸗ gegnete ſie halblaut wehmütig, „ich glaubte, Sie endlich nach ſo langen Jahren mit mir verſöhnt zu haben.“ „Verſöhnt? Ich wüßte nicht, wann ich Ihnen je anders als heute gegenüber geſtanden hätte.“ „Doch, und ihr Auge blitzte ihm entgegen, es gab eine Zeit — wo es anders war — ich habe mich nicht getäuſcht.“ Der Freiherr runzelte die Stirn, ſo hatte dies kluge Weib damals bemerkt, was in ſeinem Innern vorging. „Gnädige Frau,“ ſagte er ſchneidend, „es iſt wohl beſſer, wir laſſen Gedanken und Gefühle aus der Vergangenheit ruhen, es würden ſonſt wohl allerlei Schwächen und Irrthümer von beiden Seiten zu Tage treten, welche beſſer begraben bleiben.“ „Haben Sie denn meinerſeits nicht darin eine Sühne erblickt, daß ich nicht wieder heirathete ? „Ich muß geſtehen, meine Gnädige, daß ich mich niemals mit ähnlichen Gedanken befaßt habe. Meine Zeit war ſtets fo ausgefüllt, daß mir gleich⸗ gültiges ganz fern lag.“ Sie ward wiederum roth vor Aerger, aber ſie ſchwieg, ſie gab die Hoffnung, dieſen Mann zu erobern doch nicht auf. Im Bannkreis der Lilie wollte ſie neue Feſſeln ſchmieben und endlich glücklich ſein, denn ſie liebte eben gerade dieſen Mann mit glühender Leidenſchaft. — „Sie werden bald verreiſen, gnädiges Fräulein,“ frug der elegante Conte mit ſchwachem Tone. „Ihre Frau Mutter war nicht allein ſo gütig mir zu verrathen, wohin, ſondern ſie hat mich auch eingeladen, nach Schloß Lielienort nachzukommen.“ „Die Mama ?“ frug Hertha überraſcht, das kann ſie ja gar nicht, denn das Schloß gehört Onkel Albrecht, der eben erſt aus Afrika heim⸗ kommt. „Hm, es iſt doch auch der Wittwenſitz von Frau von Schönerbeck.“ „Je nun, die Anſichten ſind verſchieden. Ich würde allerdings nie einer ſolchen einſeitigen Auf⸗ forderung Folge leiſten. l Fortſetzung folgt. Heilige Nacht. Heil'ge Nacht! Die Tannen rauſchen, Kerzenglanz die Welt durchzieht Und die Menſchenherzen lauſchen, Wieder auf das alte Lied. Auf das Lied von jener Liebe, ie allein vom Himmel ſtammt Und die Welt und ihr Getriebe Heut mit lichtem Glanz durchflammt Durch der Hütten niedre Stille, Durch des Schloſſes goldne Pracht Zieht mit ſeiner Gnadenfülle Hell das Lied der heil'gen Nacht. An des Domes Säulenhallen Pocht der wunderbare Klang Und die Orgeltöne ſchallen, Jubelnd brauſt der Chorgeſang. Ob, millionenmal erklungen, Auch dein Ton die Welt durchzieht. Nimmer wirſt Du ausgeſungen, Altes heil'ges Weihnachtslied, Alle Jahre klingſt Du nieder, Unſern Herzen lieb und traut, Und zu Kinder macht uns wieder einer Töne Friedenslaut. Nimm auch heut des Alltags Schmerzen. Wiederum von hinnen ſacht, Schmeichle Dich in unſre Herzen, Frommes Lied der heilgen Nacht! 2 80 8 2 —— 1 fc feht