Bord des „Deutſchland“, um im Auftrage der Königin Victoria den Prinzen Heinrich zu begrüßen und verweilte bei demſelben eine Stunde. Prinz Heinrich begiebt ſich Morgen nach Osborne. Petersburg, 18. Dez. Die ruſſiſche Telegraphenagentur meldet: Ein ruſſiſches Ge⸗ ſchwader, unter Eontreadmiral Reunow, iſt in Port Arthur eingelaufen, um dort den Winter zu verbringen, und zwar mit voller Zuſtimmung der chineſiſchen Regierung. Dieſer Akt iſt aus⸗ ſchließlich begründet durch das Bedürfniß einer proviſoriſchen Winterſtation und es kann nicht die Rede ſein von einer Okkupation und von irgend einer Demonſtration oder feindſeligen Abſicht gegen China, Deutſchland, Japan oder irgend eine andrre Macht. Verſchiedenes. — Ladenburg, 21. Dezemb. Nachdem nächſtes Jahr bereits 50 Jahre verfloſſen find ſeit der 48er Bewegung, deren Ausgang damals viele Teilnehmer veranlaßte der Heimat den Rücken zu kehren, dürfte nachſtehendes Schreiben eines damaligen Führers an den hier anſäſſigen Muſiklehrer, Herrn Hertel, von Intereſſe ſein; New ⸗Nork, 2. Dez. Mein lieber alter Kriegskamerad! Ihren freundlichen Brief habe ich zur Zeit erhalten und mich ſehr darüber gefreut, es thut mir jedoch leid, daß Sie in Raſtatt gefangen wurden und ſo viel auszuſtehen hatten. Wäre ich nicht in der Nähe von Oos, wie Sie auch angeben, mit meinen zwei Ordonnanzen Weigand und Heß in Carriere an den beiden preuſiſchen Bataillonen die ihr Feuer auf uns abgaben, vor⸗ beigeritten, ſo wäre es uns wahrſcheinlich noch ſchlechter wie Ihnen gegangen. Wir können uns freuen, daß wir noch unter den Lebenden ſind und uns jetzt, nach ſo langer Zeit als alte „Sinſemer“ wieder begegnen, wenn auch nur brieflich und ohne Säbel und Trompete, denn die ſie damals geblaſen haben als mein Stabs⸗ Trompeter, blaſen Sie jetzt wahrſcheinlich nicht mehr! — Ich habe mich ſo oft erkundigt um einen Dragoner auszufinden, der im Treffen von Waghäuſel, am 21. Juni 49 bei dem An⸗ griff war, den die ganze Cavallerie machen ſollte, die aber unterwegs umkehrte, bevor ſie bei mir in Wieſenthal ankam. Können ſie vielleicht noch einen auffinden oder wiſſen ſie wie die Sache zuging? Ich würde Ihnen ſehr dankbar ſein für die Information. i Nun leben Sie wohl und ſeien ſie vielmals gegrüßt von Ihrem alten Cameraden und Freund F. Siegel, Maj. General. Ladenburg, 20. Dez. Ein Havel ock⸗ Marder trieb ſein Geſchäft am Freitag Abend in der Zeit von 7 — ½8 Uhr in einem Hauſe in der Kirchgaſſe hier, jedoch hat derſelbe ver⸗ geſſen das Rädchen hiezu mitzunehmen. — Schwetzingen, 18. Dez. Der neun⸗ jährige Sohn eines hieſigen Einwohners hatte geſtern Abend zwiſchen 5 und 6 Uhr im Auftrage ſeines Vaters bei einer Familie hier Geld — etwa 40 Mark — abzuholen und in Empfang genommen. Der Junge trug das Geld in einem kleinen Säckchen frei in der Hand, die Schnur desſelden um das Handgelenk geſchlungen. Während der Knabe nun unterwegs an dem Schaufenſter eines Ladens inmitten der Stadt ſtehen blieb, trat ein Fremder, an den nichts Böſes ahnenden Jungen heran, ſchnitt die Schnur am Säckchen durch, riß letzteres dem Knaben aus der Hand und ſprang davon. Leider erreichte der Gauner unbehelligt das freie Feld, und trotz aller Nachforſchungen hat man bis jetzt keine Spur von ihm gefunden. — Dar mſtadt, den 17. Dec. Bei der Main⸗Neckarbahn haben ſich lt. „Frkf. Ztg.“ im Oktober gegen den gleichen Monat 1897 im Perſonenverkehr etwa 11,97 pCt. Mehreinnahmen ergeben. Der September hatte im Güterverkehr etwa Mark 463 Mehreinnahme, der Oktober dagegen Mark. Mk. 46 697. Es liegt nahe, dieſe Zahlen mit den letzten Vorgängen in Ver⸗ bindung zu bringen; es wäre danach die Umleitung des Güterverkehrs wieder rückgängig gemacht worden. 5 — Colmar, 20. Dez. Heute früh kurz vor 4 Uhr fuhr vor dem Güterbahnhof ein in die Station einfahrender Güterzug in einen zur Abfahrt bereit ſtehenden Güterzug hinein. Der Materialſchaden iſt ziemlich bedeutend. Nach dem „Elſ Tageblatt“ wurde ein Bremſer getödtet, ein anderer ſchwer verletzt. Man vermuthet, daß der herrſchende Nebel die Beamten irre geführt hat. Der Verkehr iſt geſperrt. — Berlin, 20. Dez. Am Samstag Abend hat der 26jährige Wilhelm Buckow ſeine 16jährige Braut erſchoſſe 1 letzt. Nach Anlegung eines wurde er in die Charite derbracht. — Rom, 18. Dez. In ECitta di Caſtello bei Perugia verurſachte heute früh halb 9 Uhr ein heftiges, 12 Sekunden andauerndes Erdbeben in den Wänden und Decken vieler Häuſer erheblich Riſſe und Spalten und brachte zahlreiche Schorn ſteine in der Stadt und auf dem Lande zum Einſturz. Die Thurmglocken ſchlugen an, Bevölkerung war in großer Beſtürzung. 5 Seismographen der italieniſchen Obſervatorien hatten Erdſtöße verzeichnet. Lundwirtſchaftliches. — Es iſt eine bedauerliche Thatſache, unſer Obſt immer noch nicht ſorgfältig verpack Es liegt das daran, daß eine gute Obſt⸗ verpackung theuer iſt und daß die Großhändler behaupten, ſie erzielten für ungenügend verpacktes Obſt, wenn es auch unanſehlich geworden, immer noch beſſere Preiſe, wie für gut verpacktes Obſt, bei dem ſie die theuren Verpackungs⸗ koſten mit bezahlen müſſen Um nun den Konſumenten tadelloſes Obſt ohne allzu große Mehrkoſten zu verſchaffen, wird es nöthig ſein, eine billige und gute Verpackungsark zu finden, bei deren Anwendung die Aepfel, um dieſe handelt es ſich im weſentlichen, einmal nicht leiden, zweitens aber nicht allzuſehr vertheuert werden. In gründlicher Weiſe wird die ganze Verpackungsfrage von Aepfeln in der neuſten Nummer des praktiſchen Rathgebers im Obſt⸗ und Gortenbau erörtert. Es iſt höchſt intereſſant wie da die Anſichten praktiſch erfahrener Männer auseinander gehen — aus der Diskuſſion ſind aber klar die Schwierigkeiten zu erkennen, die zu über⸗ winden ſind. Wir können Allen, die ſich für die wichtige Frage intereſſiren, rathen ſich die betreffende Nummer des unermüdlichen Blattes kommen zu laſſen, ſie wird auf Wunſch gern umſonſt zugeſchickt vom Geſchäftsamt in Frank⸗ furt an der Oder. Neneſte Nachrichten. Berlin, 21. Dez. Die Gemahlin des Reichskanzlers, Fürſtin Hohenlohe, iſt heute Vor⸗ mittag halb 10 Uhr an Lungenentzündung geſtorben 5 25 — Du Dich unter deinen Bewerbern nach einem rechten Freier umſiehſt.“ „Hat Onkel Albrecht zu Dir jemals von Liebe geſprochen, Mama?“ „Om, ich weiß nicht mehr! jedenfalls wußte ich ganz genau, daß er mich einſt verehrte und der Papa auch. „Aber trotzdem ſtanden ſich beide ſo nahe. Ich habe Papas letzes Tagebuch geleſen und darin ſehr viele Stellen gefunden, die mir nicht ver⸗ ſtändlich ſind. Jedenfalls liebte er den Onkel Ablrecht auf's innigſte.“ „Hm ja — und ſein letzter Wunſch war, daß Albrecht und ich uns einſt angehören ſollten.“ „Ich werde den Onkel Albrecht danach fragen —“ „Hertha, was fällt Dir ein,“ rief Frau von Schönerbeck zornig, „miſche Dich nicht in Sachen, die Dich nichts angehen, und die ſich jetzt von ſelbt machen werden.“ „Woher weißt Du, daß er Dich liebt, Mutter? frug das junge Mischen herb, „wäre er dann wohl vierzehn Jahre fern geblieben?“ Genug von ſolchen Worten, liebe Hertha, Du ſollſt mir noch die Orangenblüthen ins Haar flechten, verlaß Dich darauf. Und nun ſtill, er kommt.“ Die ſchönen Augen des jungen Mädchens blitzten auf, ſie ballte die kleine Hand, und als Albrecht kam, lächelte ſte ihm viel kälter als vorhin einen Willkommen zu. Es war ein behagliches Mal für den Reiſenden, der nun endlich wieder am heimiſchen Herde ſaß. Frau Bertha ſprühte vor Lebendigkeit und liebens⸗ würdiger Vertraulichkeit, ſie erzählte, lachte, ſcherzte, ſo daß es kaum auffiel wie ſtill und ſchweigſam Hertha geworden war. Der Champagner perlte im Glaſe, man ſtieß an, daß die Gläſer klangen — das des jnagen Mädchens fiel klirrend zu Boden. „Wie ungeſchickt von mir, ich bitte um Ver⸗ zeihung,“ ſagte ſie mit klangloſer Stimme, „mir iſt nicht wohl, Mama. Darf ich in den Garten hinaus gehen ?“ „Ja gewiß, Kleine,“ nickte Frau Bertha gütig. Ihr war es ſehr recht, mit einem unge⸗ ſtörten Alleinſein mit dem Schwager zu kommen. „Meine arme Hertha,“ und Albrecht ſprang erſchrocken iu die Höhe,, Was iſt denn nur mit Dir? ſoll ich Riechſalz holen?“ „Nein, ich danke, mir wird bald wieder beſſer ſein,“ und eilig entfernte ſich Hertha, denn heiße Thränen ſchoßen ihr bere its in die Angen, und ſie hätte um die Welt nicht gewollt, daß der Oheim dieſe bemerkte. Alſo er hatte die Mutter geliebt und der Vater hatte gewollt daß beide ſich finden ſollten. Nein, nein, das war ja nicht möglich, der Oheim würde niemals den Totden ſo hintergan gen haben. Sie glaubte noch unerſchütterlich feſt an den Oheim während der Mutter Wort, das hatte ſie alles ſchon erlebt, nicht immer einwandfrei blieb. Aber dennoch wachte allmählich eine ſonderbare, beklemmende Angſt im Herzen des jungen Mädchens, ihr war als wolle man Angſt an das Ideal legen, welches in ihrem Innern lebte, doch ſie mochte ſich nicht klar werden, von welcher Seite der Schlag drohte — und dennoch wußte ſie es ganz genau. So ſaß ſie in der dunklen Eſchenlaube des Garteus und weinte bitterlich. Das that ihr wohl, das erleichterte ihr Herz und ſie fühlte, wie ſie wieder ruhiger wurde. „Hertha, meine liebe kleine Hertha, klang da plötzlich eine wohlbekannte liebe Stimme an ihr Ohr, „alſo hierher hatte ſich meine Kleine geflüchtet. Doch nicht etwa vor dem alten, gefürchteten Onkel? „O, nein, Onkel Albrecht, und etwas verwirrt ſprang das junge Mädchen empor, „ich — mir war im Zimmer ſo beklommen, und da mußte ich fortlaufen.“ „Aber bei der Mama iſt Jemand, der wohl hauptſächlich deinetwegen kommt, Graf Fuentos.“ „Ach, der ſchreckliche Spanier,“ ſchmollte das junge Mädchen, „da gehe ich noch lange nicht hinein. Willſt Du nicht ein wenig hier ſitzen bleiben, lieber Onkel, es iſt ſo angenehm ſtill und kühl hier.“ „Ja Kind, gerne. Du glaubſt gar nicht wie wohl mir iſt, daß ich nun endlich das Nomaden⸗ leben abgeſtreift habe und wohl für immer.“ „Afrika muß doch einen eigenen Reiz auf die Europäer ausüben,“ nickte Hertha gedankenvoll die Meiſten vertragen das Klima nicht, gehen aber trotzdem immer von neuem hin. Weshalb biſt Du dort geweſen? Du haſt unſer ſchönes altes Schloß, biſt Du beliebt und beachtet bei Alt und Jung und hatteſt keinen zwingenden Grund, den ſchwarzen Erdtheil zu durchqueren.“ Sinnend ſchaute der Freiherr in das grüne Blättergewirr über ſich. Der eigentliche Grund, ſo feige es ihm heute erſchien, mußte er ſich es doch ſelbſt eingeſtehen, war Frau Bertha geweſen und ſeine Furcht in ihre Netze zu fallen. „Deines Vaters Todt hatte mich gewaltig erſchüttert, Kind, und ich glaubte, es hier in der Heimath nicht überwinden zu können.“ „Woran iſt Papa geſtorben?“ frug Hertha athmenlos, ihre Aagen hingen voll Erwartung an ſeinen Lippen, von ihm, das wußte ſie, würde ſie die Wahrheit hören. „Dein Vater“ — nur einen Moment hielt er inne — „blieb im Zweikampf.“ „O mein Gott, do — Onkel Albrecht? 8 Nothverbandes ch — nicht etwa mit Dir NN 2 — 3 — SD — Hen 9 22 2 2 4 —.— Ane Pat S N00