rl e e A Denen SAD 4 5 2 7 0 80 8 * f cc cl 2 Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Unter⸗ i Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. No. 101. ——— — — Die deutſche Expedition nach China. Geſtern Donnerſtag hat das deutſche Geſchwader unter Führung des Prinzen Heinrich Kiel verlaſſen, um Deutſchlands Intereſſen in China zu vertreten und zu verteidigen. Der Haiſer hat es als eine Pflicht erachtet, ſeinem Bruder bei ſeiner Ausfahrt das Geleite zu geben, und mit ſeinen Wünſchen für einen glücklichen Erfolg und glückliche Heimkehr der tapferen Schar vereinigten ſich diejenigen des deutſchen Volkes. Ueber die Ausfahrt ſelbſt wird berichtet: Bamburg, 15. Dez. Der Uaiſer traf heute Vormittag 11,0 Uhr hier ein. Er trug Marineuniform. Sur Begrüßung waren der Bürgermeiſter Dr. Versmann und drei Sena— toren auf dem Bahnhofe erſchienen. In der Begleitung des Haiſers befanden ſich Prinz Adalbert, Admiral Unorr, die Staatsſekretäre Tirpitz und v. Bülow, die Hahinettschefs v. Cucanus, v. Hahnke und Frhr. v. Senden⸗ Bibran, Graf Walderſee, Oberhof und Haus⸗ marſchall raf Eulenburg und u. ſ. w. Nach herzlicher Begrüßung begab ſich der Haiſer mit dem zum Empfange erſchienenen Herren und mit ſeinem Gefolge nach dem Rathauſe. Das Wetter war ſchoͤn. Nach Beſichtigung des Kathauſes fand in der feſtlich dekorierten „Noſe“ des Kathauskellers ein Frühſtück zu 18 Gedecken ſtatt. um 11 Uhr 10 Minuten erſchien der Haiſer mit ſeinem Gefolge in der Börſe, empfangen von den Mitgliedern der Handels- kammer, und begab ſich auf die Galerie, welche durch Teppiche und Blumen geſchmückt war. Als der Kaiſer an der Brüſtung erſchien, brach das Publikum in anhaltende donnernde Hoch⸗ rufe aus. In Vertretung des anweſenden Handelskammer⸗Präſidenten hielt Adolf Wehr⸗ g und Umgegend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor Ladenburg. Samstag, den 18. Dezember u —— — ——— — 1897. eee, — mann eine Anſprache an den Naiſer, in der er auf die hohe Ehre des kaiſerlichen Beſuches hinwies, heiße Wünſche für die glückliche Fahrt des Prinzen Heinrich ausſprach und mit den Worten ſchloß: „Dem mächtigen Schirmherrn des deutſchen Reiches und der deutſchen Flagge auf allen Meeren S. M. dem Maiſer Wilhelm, ein donnerndes Hoch! Die Kede, welche mehr⸗ fach von lautem Beifall unterbrochen wurde, rief beim Schluſſe tauſendſtimmigen brauſenden Jubel hervor. Der Uaiſer dankte ſichtlich erfreut und reichte herrn Woermann 1 5 Um 1 Uhr 20 Minuten begab ſich der Kaiſer zu Wagen nach dem Dammthorbahnhof, um nach Hiel zu fahren, überall von den Huldig⸗ ungen des Publikums lebhaft begrüßt. Kiel, 15. Dez. Nach 3 Uhr nachmittags traf der Haiſer mit dem Prinzen Adalbert und Gefolge hier ein und wurde vom Prinzen Heinrich begrüßt. Der Haiſer begab ſich unter lebhaften Kundgebungen des Publikums mit dem Prinzen Heinrich und Adalbert nach der Jenſenbrücke und fuhr von da mittelſt Salon⸗ pinaſe an Bord des Ur uzers „Gefion“, während die im Hafen liegenden Schiffe Salut⸗ ſchüſſe abgaben. Auf der „Gefion“ wurde alsbald die Haiſerſtandarte gehißt. Der Haiſer hielt dort eine Anſprache an die Mannſchaften, in der er ſie ermahnte, eingedenk ihres Fahnen⸗ eides ſich brav zu halten und wünſchte ihnen Lebewohl. Kiel, 15. Dez. Nach kurzem Aufenthalt auf der „Gefion fuhren der Maiſer, die Prinzen, ſowie die Admirale zum Ureuzer „Deutſchland“ und verweilten daſelbſt bis 4 Uhr. Von der „Deutſchland“ fuhr der Kaiſer zur Barbaroſſa⸗ brücke, landete dort unter begeiſterten Hurrah⸗ rufen der zahlreichen Menſchenmenge und begab ſich mit Begleitung ins königliche Schloß. r Wilhelmshafen, 15. Dez. Heute vor! mittag fand die Bildung des Marine⸗Infanterie⸗ bataillons und der Matroſen-⸗Artilleriekompagnie, aus Matroſen⸗Artillerie und Freiwilligen der 5 beſtehend, für die Expedition nach China att. Politiſches. Kiel, 16. Dez. Die „Gefion“ verließ heute früh 8 Uhr den Uriegshafen auf der Fahrt zum Hanal. Nach Uhr fuhr der Hreuzer „Deutſchland“, der die Maiſerſtandarte und die Kriegsflagge gehißt hatte, mit dem Haiſer, dem Prinz Heinrich und den drei älteſten kaiſerlichen Prinzen auf der lommando⸗ brücke vom Kriegs hafen unter Salutſchüſſen und Hurrahrufen aus. Prinzeſſin Heinrich ſtand mit ihren Söhnen am Schloßfenſter. Marburg, 15. Dez. Wie die „Ober⸗ heſſiſche Stg.“ meldet, überbringt am Samstag 5 der Militärbevollmächtigte Italiens in Berlin dem hieſigen Jägerbataillon Nr. 11 zwei von dem Chef des Bataillons, der Königin Margh⸗ erita von Italien, übergebene, koſtbare Fahnen⸗ bänder. Die Uebergabe erfolgt in Gegenwart des Commandirenden des JJ. Armeecorps, des Generals der Infanterie v. Wittich, als Ver⸗ treter des Kaiſers, bei einer Parade. Dann findet ein Eſſen im Officiercaſino und Feſt⸗ ſpeiſung der Mannſchaften in der Kaſerne ſtatt. Friedrichruh, 16. Dez. Um 7 Uhr 15. Min. iſt der Kaiſer in Begleitung des Prinzen Adalbert mittelſt Sonderzuges hier eingetroffen. Graf Nantzau begrüßte den Kaiſer namens des Fürſten Bismarck, da dieſem ſein Geſundheitszuſtand nicht erlaubte, zum Empfange des Kaiſers am Bahnhofe zu erſcheinen. Unter den Hurrahrufen des Publikums begaben ſich ſodann der Kaiſer und Prinz Adalbert, beide Im Banne des Wahns. Novelle von H. von Limpurg. Nachdruck verboten. N 5 Fortſetzung in Zweifel, Du biſt es, ich hätte Dich unter Hunderten ſogleich erkannt,“ rief eine ſilberhelle Mädchenſtimme und zwei Arme ſchlangen ſich um den Ankommenden. Er war betäubt — dieſe elegante junge Dame im einfachen, modernen reh⸗ farbenen Straßenkleid mit dazu paſſendem Hütchen, mit Veilchen garniert ſollte Hertha, ſein Mündel ſein? Unwillkürlich ſtarrte er, ohne die Umarmung des jungen Mädchens zu erwiedern, in das füße, roſige Geſichtchen, um welche kaſtanienfarbene Löckchen ſich eigenſinnig ringelten. e „Hertha, Du?“ ſtaunte er, dann jedoch ſchloß er ſie innig in die Arme und küßte wieder und wieder die innig rothen Lippen. „Aber, Onkel Du haſt mich nicht erkannt,“ rief Hertha neckiſch, „ſehe ich denn mir meinem letzten Bilde, das ich Dir ſandte, nicht ähnlich? „Nein kopfſchüttelte er, und in Gedanken ſetzte er hinzu: „Du biſt viel ſchöner als jenes Bild.“ „Nun komme, aber, Onkel Albrecht,“ bat Hertha munter, „Mama wartet mit dem Eſſen auf uns.“ Schönerbeck kam ſich wie ein Fremder vor, daß er dieſem heiter plauderndem Mädchen gegen⸗ über verſtummt war, und erſt mit Aufbietung aller Energie vermochte er in ihren Ton einzuſtimmen. „Ich kann mir gar nicht vorſtellen, Kind, daß Du erwachſen biſt und nicht mehr die kleine Hertha von damals, als ich fortreiſte.“ „Aber Du, Onkel biſt ſo unverändert der⸗ ſelbe geblieben,“ entgegnente Hertha liebevoll und ergriff ſeine Hand, „Da ſiehſt dem Papa auch außerordentlich ähnlich.“ „Aber nun mußt Du im Sommer auch nach Lilienort kommen, Kleine, da kannſt Du reiten fahren, ſchießen — ich werde bald eine Amazone aus Dir machen.“ „Und Du wirſt bald einſehen, daß ich dazu viel zu ſtill und wenig emancipirt bin. Ich ſtopfe lieber einen Strumpf als nach der Scheibe zu ſchießen.“ Der Wagen hielt jetzt vor einer hübſchen Villa und Hertha ſtieg leichtfüßig heraus. „Da ſind wir nun, Onkel Albrecht, willkommen als unſer lieber Gaſt!“ Ein Dienſtmädchen nahm das Gepäck des Freiherrn in Empfang und aus der Veranda trat in ſchleppendem, dunkelrothem Seidenkleide eine Dame heraus, die mit ſtrahlendem Lächeln dem Ankommenden die beringte Hand entgegen ſtreckte. „Mein theurer, theurer Albrecht, alſo endlich nach ſo langer Trenung ſehen wir uns wieder. Wie ſehr habe ich mich auf dieſen Tag gefreut.“ Sie hatte vielleicht erwartet, daß er ihre Hand mit tiefer Verbeugung an die Lippen ziehen werde, doch das geſchah nicht. Er ſtand hoch auf⸗ gerichtet und leicht lächelnd vor der noch ſchönen Mutter Herthas, deren zartes Antlitz allerdings die Spuren feinſter Kunſt nicht verleugnen konnte. Neben der in friſcheſter Jugendblüthe ſtehenden Tochter verlor Frau Bertha in der That bedeutend, wenn ſie auch Abends bei magiſchem Pupurlicht noch ſehr gut ausſehen konnte, Hertha wunderte ſich ein wenig, daß der Onkel die Mama nur ſo ſteif begrüßte, dann aber flogen die Gedanken weiter, und ſie rief fröhlich: „Nun will ich Dir noch Dein Zimmer zeigen, lieber Onkel damit Du ablegen und zum Eſſen kommen kannſt, denn Du biſt ſicherlich ſehr müde.“ „Auf Wiederſehen denn mein lieber Neffe,“ ſagte Frau von Schönerbeck mit kokettem Augen⸗ aufſchlag, den jedoch nur ihre eigene Tochter be⸗ merkte, Albrecht hatte ſich bereits zur Thür gewandt. Herthas Antlitz verfinſterte ſich, und ſie eilte mit zuſammengepreßten Lippen den Korridor entlang bis ſie in dem Fremdenzimmer ſtehen blieb. „Alſo auf Wiederſehen, Onkel,“ ſagte ſie herzlich, „wirſt Du den Weg zu uns finden?“ „Gewiß mein Liebling. Sieh, nun fühle ich mich erſt wohl in der Heimath, ſeit ich weiß, daß ſich Jemand über meine Rückkehr freut.“