zu Gunſten der CTandwirthe betrifft, ſo halten wir ſie für eine praktiſche Cöſung der ſog. „Heimſtätten“ Frage Mittel, deren Bereicherung der Bauern durch Händler entgegenwirken. 0 Verſchiedenes. — Mannheim, 8. Dez. Von der hieſigen Garniſon haben ſich ca. 40—45 Mann gemeldet, um an der Expedition nach Oſtaſien teilzunehmen. Auch Herr Lieutenant v. Böthlingk, der Sohn des aus dem 70. Feldzug berühmten Hauptmanns gleichen Namens, ſoll allen Ernſtes gewillt ſein ſich dem Unttrnehmen anzuſchließen und viel Aus⸗ ſicht haben, zugelaſſen zu werden. — Viernheim, 7. Dez. In den letzten Tagen war ein adeliger Ruſſe, der mit 147000 Rubel unterſchlagener Mündelgelder flüchtig gegangen, ſteckbrieflich verfolgt. Gendarm Seibert aus dem benachbartem Lampertheim gelang es, den Flüchtling in einer Wirthſchaft in Roſengarten zu verhaften und hatte den Verhafteten nach Königsberg zu transportieren, woſelbſt er von der ruſſiſchen Polizei in Empfang genommen wurde. Von den unterſchlagenen Geldern trug der Ruſſe noch 144,000 Rubel bei ſich. — Karlsruhe, 8. Dez. Nach dem ſoeben erſchienenen Jahrersbericht der bad. Staatseiſen⸗ bahnen betrug die Länge der bad. Staatsbahnen (ohne Main⸗Neckarbahn) 1470,99 Klm., die der Privatbahnen 54,26 Klm. Am Schluſſe des Berichtsjahres waren im Betrieb 396 Abfertigungs⸗ und Halteſtellen. Das Anlagekapital verzinſte ſich 1896 zu 4,38 pCt. 14 Theilſtrecken und Zweigbahnen warfen eine höhere Rente ab (10,85 bis 4,96 pCt.); 20 Strecken blieben hinter dem durchſchrittlichen Ergebniß von 4,38 pCt. zurück bei 7 Strecken waren Zuſchüſſe nothwendig. — Adersbach, 8. Dez. Vorige Woche verendeten im Zwiſchenraum von 2 Tagen einem hieſigen Landwirth zwei der ſchönſten Kühe, welche von dem im Stalle aufbewarten Tabak fraßen, infolge von Nikotinvergiftung. Beide Thiere waren großträchtig. Der den Eigenthümer treffende Schaden wird auf 800 bis 900 Mark geſchätzt. Schon mehrfach iſt auf die große Gefährlichkeit des in den Stallräumen auf⸗ bewahrten Tabaks hingewieſen und zur Vorſicht ermahnt worden. — Tübingen, 7. Dez. (Eine ergreifende und für ein geeignetes Trauerfeier] hat heute hier ſtattgefunden. Man brachte mit akademiſchen Ehren und unter Be⸗ theiligung der geſammten Univerſität einen jungen Studirenden der Theologie, Theoder Weible aus Schorndorf, zu Grabe, der ſich am Samſtag Abend von der Eiſenbahn hatte überfahren laſſen. Wie der Geiſtliche am Grabe mittheilte, hat man heute früh unter den Habſeligkeiten des Unglücklichen ein gewiſſenhaft geführtes Tagebuch gefunden, aus welchem hervorgeht, daß ſchwere krankhafte Seelenkämpfe religiöſer Natur den jungen Mann zur Verzweiflung und in den Tod getrieben haben. Der Geiſtliche richtete an die jugendliche Trauer⸗ verſammlung die ernſte Mahnung, derartige Kämpfe nicht ſtumm in die Bruſt zu verſchließen, ſondern Troſt in der Mittheilung an Freunde zu ſuchen. Nachdem noch ein Bundesbruder des Ver⸗ ſtorbenen ihm herzliche Worte in das Grab nachgerufen, ſang die ganze akademiſche Trauer⸗ verſammlung die letzte Strophe des Studenten⸗ liedes „Vom hoh'n Olymp herab“, in der es zum Schluß heißt: „Wir weinen und ſenden Grüße hinab in unſres Bruders ſtilles Grab.“ Dieſer Abſchluß wirkte tiefergreifend. (Prinz — Friedrichsruh, 8. Dez. Heinrich) traf um 9,30 Uhr auf dem hieſigen Bahnhoſe ein und wurde vom Graſen Rantzau empfangen und ins Schloß geleitet. Im Vor⸗ zimmer wurde Prinz Heinrich von der Gräfin Rantzau empfangen und ins Schloß geleitet. Im Vorzimmer wurde Prinz Heinrich von der Gräfin Rantzau in Gegenwart des Profeſſors Schweninger begrüßt und darauf im Wohnzimmer, vom Fürſten Bismarck, der wegen ſeines Bein⸗ eidens den Rollſtuhl nicht verlaſſen konnte. Der Beſuch dauerte etwa zwei Stunden. Der Prinz ſtattete nachmittags von Friedrichsruh kommend dem Generaloberſt Grafen Walderſee in Altona einen einſtündigen Beſuch ab. Vor der Abfahrt begrüßte Prinz Heinrich das auf dem Perron aufgeſtellte Offizierscorps. Auf eine Anſprache des Grafen Walderſee, in der dieſer dem Prinzen zu ſeiner bevorſtehenden Reiſe gutes Soldaten⸗ glück wünſchte, antwortete Prinz Heinrich! „Ich danke Sr. Excelenz herzlich für die Glückwünſche, die er in Ihrem Namen an mich gerichtet hat. Ich bitte Sie, mir glauben zu wollen, daß, wenn ich hinausgehe dorthin, wohin die Gnade des Kaiſers, zu ſeiner Ehre und zur Ehre des Vater⸗ landes werde ich meines Amtes walten. Se. 0 Majeſtät der Katſer lebe hoch, hoch, hoch!“ Di Offiziere ſtimmten in das Hoch ein. Nach kurzer herzlicher Verabſchiedung ſetzte Prinz Heinric ſeine Reiſe nach Kiel fort. — Kiel, 8. Dez. (Schiffskolliſton.) Di Panzer „Brandenburg“ und „Württenberg“ ſin im großen Belt in Koliſion geweſen. Der Belt ſtrom drängte die „Württemberg, gegen de 0 der „Brandenburg“ der verboge — Von der Nahe, 6. Dez. [Ei ſchweres Geſchick] iſt unerwartet über eine Lehrers⸗ familie in Kreuznach hereingebrochen. Freitag erkrankte plötzlich die etwa 20 jährig zweite Tochter des katholiſchen Lehrers Heinrie Wolf unter allen Anzeichen von Geiſtesſtörung Der ſchwergebeugte Vater wollte am Samſta Vormittag die erkrankte Tochter in eine Nerve heilanſtalt verbringen, erlitt aber im Wage den er vor ſeiner Wohnung ſoeben beſtiegen hatt einen Schlaganfall, der am Nachmittag ſeine Leben ein Ziel ſetzte. Der Gram über da traurige Geſchick der Tochter hat dem greiſe Herrn das Herz gebrochen. [Tabakbau und die Tabakernte i deutſchen Zollgebiet]. Im Jahre 189 hatten 158014 Pflanzer einen Flächeninhalt vo zuſammen 22077 Hektar (1895: 157027 Pflanz 21154 Hektar) mit Tabak bepflanzt und davo geerntet 46290 Tonnen (1895: 48546 Tonne Tabak in dreifachem, trockenem Zuſtande, auf Hektar durchſchnittlich 2097 Kilogr. (1895: 229 Kilogr.) Die Tabakernte iſt daher 1896 Allgemeinen geringer ausgefallen als 1895, doch wurde der Tabak durchſchnittliich nicht unweſentlich beſſer bezahlt als der im letztgenannten Jah geerntete, nämlich mit 80,41 Mk. für 100 Kilo gegen 77,46 Mk. für den 1895er Tabak. Jahre 1897 haben nach den vorläuſigen Angab 154867 Pflanzer eine Fläche von 21653 Hekt mit Tabak erbaut: gegen 1896 hat demnach d Tabakbau im deutſchen Zollgebiet um etwa 2 v. H. abgenommen. Am ſtärkſten iſt der Tabakbau in Baden (1897: 9027 Hektar), dann in Bayern (3427 Hektar), der Provinz Brandenburg (2798 Hektar), Elſaß⸗Lothringen (1649 Hektar) und Pommern (1506 Hektar). 5 Nach dem Frühſtück trippelten kleine, flinke Füßchen die Treppe hinunter. „Wo ſind Papa und Onkel Albrecht?“ frug Herthas helles Stimmchen! Albrechts Antlitz er⸗ füllte ein ſchmerzliches Lächeln. „Mein Liebling, mein armes verwaiſtes Kind,“ flüſterte er und ſchritt hinaus zu der Kleinen. Willſt Du den Papa ſehen, Hertha frug er er⸗ ſchüttert. Siehſt Du, er iſt in Himmel abgerufen worden zum lieben Gott.“ „Aber wenn ich ihn ſehen ſoll, muß er doch da ſein?“ forſchte das kleine Mädchen mit uner⸗ bittlicher Logik, und ſie klammerte ſich feſt an des Oheims Hand; denn daß darin etwas Geheimniß⸗ volles, Wunderbares ſein müſſe, war ihr klar. Mit großen, entſetzten Augen ſtarrte ſie den bleichen Vater an, der gar nicht wie ſonſt lächelte, wenn ſein kleines Töchterchen zu ihm trat. „Dein Papa ſchläft; er iſt droben beim lieben Herrgott und ſieht Dich von nun an immer, des⸗ halb mußt Du ſehr bray ſein, Hertha, darfſt Du auch nicht weinen.“ i „Eine Weile ſchaute das Kind beklommen in des Toden Antlitz, dann wandte es ſich fragend an den Oheim. „Wirſt Du auch einmal ſo einſchlafen, Onkel Albrecht, und ich auch?“ „Ja mein Liebling, wir alle; gebe Gott, da wir ebenſo rein und treu thun können, wie d edler Vater.“ „Kann ich Papa einen Kuß geben?“ „Ja meine Hertha!“ Erſchüttert hob Albrecht das Kind empor, als es die Todteskälte auf den blaſſen Lippen fühlte, da ſchrie das kleine Mädchen herzzerreiſend auf und verbarg ſein Geſichtchen an der Bruſt des Onkels. „Nein, o nein, das iſt ja nicht mein Papa.“ jammerte es, bitterlich weinend, „er iſt ſo kalt und ſo ſtill, und hat die Augen zu. 0 * * * 985 2 Das feierliche Leichenbegängniß zu des dahingeſchiedenen Schloßherrn fand unter großer Theilnahme ſtatt. Eine zahlreiche Traperverſamm⸗ lung hatte ſich eingefunden denn der Verſtorbene ſtand überall und in höchſter Achtung und ſein raſches tragiſches Ende hatte dieſe Sympathieen noch verſtärkt. Die in tiefe Trauer gehüllte Wittwe mit breiter Schleppe und lang wallendem Kreppſchleier ward auffallend wenig beachtet und nur dem bleichen, tiefernſten Neffen beeilte man ſich, die warmſte Theilnahme zu beweiſen. War er doch nur der letzte Erbe der Schönerbeckſchen Lilien, fiel ihm doch Schloß, Titel und Reichthum des Verſtorbenen zu, da das kleine weinende Mädchen an des Oheims Hand nach den Majorathsbeſtimmungen nicht mit⸗ erben durfte. Die Militärkapelle aus der benach⸗ barten Stadt hatte den gedämpften Trauerchoral geſpielt, der Pfarrer des Kirchſpiels die Rede gehalten und den Todten eingeſegnet, und dann hatte man ihn hinausgetragen in das Erbbegräbniß, wo alle ſeine Vorfahren bereits ruhten. Frau von Schönerbeck war allein hinter dem Sarge gegangen, denn Albrecht ſchritt mit ſteinernem Antlitz neben dem Geiſtlichen hinter dem Sarge; er hatte die Pflicht, die Wittwe zu führen, abgeſchüttelt, er wollte nicht die Hand der Frau auf ſeinem Arme füblen, die den Onkel Rudolph in den Tod getrieben hatte. Ein älterer, fernſtehender Herr aus der Trauer⸗ berſammlung trat an die Dame endlich heran und bot ihr den Arm, den ſie mit leichtem Danbe ſogleich annahm. Und nun war all dies letzte Gepränge vorüber, die Gäſte fortgefahren, die Candelaber gelöſcht und Lieutenant von Schöuerbeck, nun der letzte Freiherr ſeines alten Geſchlechts, ſtand tiefernſt an d hohen Bogenfenſter der Bibliothek und blickte hin in den grünen, ſchweigenden Park. Was ſollte nun werden? 5 Daß er den Abſchied nehmen und hier un dem alten Lilienwappen leben müſſe, war ihm auß allem Zweifel, nur mit Bertha konnte er nicht zuſammen bleiben; ihm war, als berührte ſchon ihre Nähe ihn wie ein Gifthauch. Sie hatte den Todten nicht mehr geſehen; es mochte in ihrem Innern das Gefühl der Schuld erwacht ſein, welches ſie fern von dem Ahnenſaal hielt, oder war es Trotz, war's noch Haß bis über's Grab hinaus geweſen ? Da drehte ſich plötzlich die Thüre in den Angeln, unwillkürlich fuhr Schönerbeck zuſammen, denn er wußte, auch ohne hinzuſehen, genau, wer eintrat: es war Bertha! Daß er einer letzten Unterredung mit ihr nicht aus dem Wege gehen konnte, wußte er wohl, und dennoch ſcheute er in einer ihm ſelbſt peinlichen Schwäche davor zurück. Er drehte ſich um und ſtand nun dem ſchönen Weibe gegenüber das ihm gefährlich zu werden gedroht, bis zu dem Augenblick, wo die Larve von ihrem Antlitz gefallen — und er begonnenn hatle, ſie zu verachten. Aber in der That, ſie war ſchön, bezaubernd ſchön und eine gefährliche Schlange. „Was wünſchen Sie noch von mir, gnädige Frau?“ frug er kalt, „die Teſtamentseröffnung wird morgen früh in der Stadt erfolgen.“ „Ich — weiß es, aber woher mußte ich mit Ihnen reden, Albrecht. Sie zürnen mir?“ „Wie käme ich dazu? Wir ſtehen, um dies vorauszuſetzen, einander doch viel zu fern.“ Sie hob die großen, wunderſchönen, in Thränen ſchwimmenden Augen zu ihm auf. 5 Fortſetzung folgt. f 9 t 0 0 h gel. 0 e 1 1 ö 2 n 3 In niht an 2 = S 2 a — ö