der Badiſchen⸗, der Württembergiſchen und der Bahyeriſchen Staatseiſenbahnen der Pfälziſchen Eiſenbahnen, der Reichseiſenbahnen in Elſaß⸗ Lothringen, der Eiſenbahndirektion Frankfurt a. M. und Mainz, der Cronberger Eiſenbahn, der in Baden und Heſſen belegenen Nebenbahnen beſtehende Einrichtung der Expreßgutbeförderung aufmerkſam zu machen. Einfaches Annahme⸗ und Abfertigungsver⸗ fahren, ſofortige Beförderung mit dem nächſten der Perſonenbeförderung dienenden Zuge bei mäßiger Taxberechnung, ſowie raſche Zuſtellung am Beſtimmungsorte bilden die Hauptvorzüge dieſer Einrichtung und machen dieſelbe namentlich für dringliche Sendungen empfehlenswerth. Die Sendungen müſſen mit deutlicher, dauer⸗ hafter Adreſſe verſehen ſein. Die Beigabe eines Frachtbriefes oder einer Begleitadreſſe (eines Begleitſcheines) iſt nicht erforderlich. — Mannheim, 6. Dez. Heute Nachm. wurde der Streckenarbeiter Schmitt von dem Schnellzug Nr. 163 Baſel Köln bei der Ausfahrt erfaßt und ſehr ſchwer verletzt. An ſeinem Auf⸗ kommen wird gezweifelt. — Heute Abend ſtieß ein Güterzug der Badiſchen Bahn mit einem Güter⸗ zug der Main⸗Neckar⸗Bahn zuſammen. Mehrere Wagen wurden ſtark beſchädigt. L Homburg i. Pf., 4. Dez. Geſtern Nachmittag wurde mit der Ueberführung und Beſtattung der Leichen der in der Grube Franken⸗ holz verunglückten Bergleute begonnen. 3 der Leichen wurden auf dem Frankenholzer Friedhof beſtattet, die Uebrigen wurden in btr. Heimaths⸗ gemeinden der Verunglückten überführt, woſelbſt die Beſtattungen im Laufe der heutigen und des morgigen Tages ſtattfinden werden. An der Spitze des endloſen Leichenzuges marſchirte die Frankenholzer Grubenkapelle, ihr folgten ſämmt⸗ liche Grubenbeamte und Abordnungen von Berg⸗ leuten. Am Grabe ſpielten ſich erſchütternde Szenen ab. Die amtliche Unterſuchung der Kataſtrophe hat ergeben, daß die Exploſion aller Wahrſchein⸗ lichkeit nach durch einen Bläſer, d. iſt eine Kluft im Geſtein, verurſacht wurde, indem die in dem Bläſer angeſammelten Gaſe an den Lampen der Bergleute ſich entzündeten. Von den verun⸗ glückten Bergleuten ſind heute früh noch 2 Mann geſtorben. Die Großherzogin von Baden hat telegraphiſch ihre Theilnahme an dem Unglücks. fall ausgedrückt. Unwetter. — Stuttgart, 4. Dez. Unter dem Vor⸗ ſiize des Geh. Hofraths Dr. v. Jobſt fand hier eine Beratung der Ortsvorſtände von Stuttgart, Heilbronn, Eßlingen und Cannſtatt, ſowie der Vorſtände der Handelskammern von Stuttgart und Heilbronn ſtatt. Schon vor einem Jahrzehnt haben Erhebungen über die Wiederaufnahme der Schifffahrt auf dem mittleren Neckar ſtattgefunden, neuerdings iſt in einigen Orten, namentlich in Eßlingen der Wunſch laut geworden, jene Unter⸗ ſuchungen wieder aufzunehmen. Man hatte nun damals gefunden, daß eine ſelbſt große Verbeſſer⸗ ung der natürlichen Fahrrinne nicht genügen würde, vielmehr ein rentabler Betrieb nur ge⸗ fichert, wenn ein vom Neckar abzweigender Kanal von etwa 1½—2 Meter Tiefe errichtet werden würde, ſo daß Kohlenſchiffe von 8—12 000 Ztr. Tragkraft ohne Umladung von Mannheim die aus dem Ruhrgebiet kommenden Kohlen oder holläudiſche Rohprodukte in das Oberland hinauf ſchleppen könnten. Dann könnte auch vielleicht die immer wieder erörterte Idee einer Verbindung des Neckars mit der Donau durchgeführt werden. Es handle ſich darum feſtzuſtellen, welche Aus⸗ ſichten das Projekt hat und wird zur Prüfung desſelben eine Autorität berufen werden. Später wird an die beteiligten württ. und badiſchen Orte eine Einladung behufs Einleitung der weiteren Schritte ergehen. — Charlottenburg, 7. Dez Geſtern Abend wurde die Ehefrau des Bahners Siebert und deſſen ſechsjähriger Sohn durch Revolver⸗ ſchüſſe getötet, die beiden anderen Kinder ſchwer verletzt in der Siebert'ſchen Wohnung aufgefunden. Der Zuſtand der Kinder iſt hoffnungslos. Siebert wurde wegen dringenden Verdachtes des vier⸗ fachen Mordes verhaftet. — Haparada (Schweden), 5. Dez. An mehreren Stellen der Matillavara⸗Berge bei dem Dorfe Torakankorva, 8 Klm. nördlich von Ober⸗ Tornea ſind Goldlager gefunden worden. — Rom, 6. Dez. Seit 3 Tagen wütet hier und in der Gegend von Neapel ein großes Bei Baja und auf der Rhede von Neapel erlitten 25 Kauffartheiſchiffe Schiffbruch. Verluſte an Menſchenleben ſind nicht zu beklagen. In mehreren Ortſchaften bei Regio wurden durch den Sturm Häuſer zerſtört. Aus verſchiedenen Orten Calabriens wird ein ſeit 20 Stunden an⸗ haltender Regen gemeldet. arbeitet mit 3 Mill. Mark Kapital und beſitzt . — Von der Marine. Zur Verſtärkung der Landungsabteilung des Kreuzergeſchwaders werden demnächſt ein Bataillon Marine⸗Infanterie und eine Kompagnie Matroſen⸗Artillerie nach Oſtaſien abgehen. Das Bataillon Marine⸗Infantrie wird, wie die „Nordd. Allg. Ztg.“ erfährt, zu vier Kompagnien formiert und erhält eine Stärke von 23 Offizieren, Aerzten und Zahlmeiſtern und 1250 Unteroffizieren und Mannſchaften. Die Kompagnie Matroſen⸗Artillerie wird 4 Offiziere und Aerzte und 200 Unteroffiziere und Mann⸗ ſchaften ſtark ſein. Dem Transport wird eine Anzahl Pferde, Geſchütze und Maſchienengewehre beigegeben werden. . — Hohe Dividende. Die aus den Firmen Phillipp Poth in Mannheim und Raſſom Jung und Co. in Bremen hervorgegangene, von dem New⸗Yorker Haus Goepel und Trube ge⸗ gründete Mannheimer Bremer Petroleum A.⸗G Zweigniederlaſſungen in Bremen und Hamburg Sie erzielte in dem erſten Halbjahr ihres Beſtehens Mk. 693 977.— Bruttogewinn, wovon ſie Mk 56 152.— Abſchreibungen und Mk. 31891. Reſerveeinlagen beſtritt: hiernach konnten Mk 600 000 = 40 Pt. jährliche Dividende ver theilt, und Mk. 5 900.— vorgetragen werden Man ſieht, daß dieſe Filiale der Standart Oil Co. die Vortheile ihrer Monopolſtellung ſeh wohl auszunützen verſteht. Landwirtſchaftliches. Die neueſte Nummer des „Praktiſchen Rat gebers im Obſt⸗ und Gartenbau“ bringt folgende intereſſanten Arkikel: Was der Obſtbau einbringe kann, zeigt folgendes: In einem Dorfe auf Alſe beſitzt ein Hüfner, der fich ſehr für Obſtba intereſſiert, einen Obſtgarten, etwa 1 Tonn (½ Hektar) groß, meiſtens mit Gravenſteiner und Prinzenäpfeln, den in Schweswig⸗Holſtei beliebteſten Sorten, bepflanzt. Die Bäume ſtehe in der beſten Ertragszeit. Der Beſitzer pflegt dieſelben und ſorgt für geeignete Düngung. Sie ſtehen im Graslande, aber ſehr geſchützt gegen Norden, Weſten und Oſten. Im vorigen Jahre wurden ihm für die geſamte Ernte in Bauſch und Bogen 1300 Mark geboten; er verlangte aber 1600 Mark. In dieſem Jahre erzielte er 1800 Mark von dieſem 1 Hektar. Welche andere Fruchtart würde wohl ſoviel einbringe — K Pferd ſatteln zu laſſen; kannte er doch den Gaſt⸗ geber lange genug, um ſich eine ſolche Gefälligkeit erbitten zu können. Geſpenſtiſch ſchimmerten im Mondſchein die drei Lilien im Wappen des Schloſſes, ein Gefühl bitterer Wehmuth durchzuckte Albrechts Herz, als er beim Heimkehren auf das Symbol ſeines Hauſes blickte. „So rein und weiß und tadellos wie die Ehre der Schönerbecks, murmelte er vor ſich hin, „und jenes ſündige Weib muß daſſelbe Wappen führen!“ Droben im Arbeitszimmer des Schloßherrn brannte trotz der ſpäten Nachtſtunde noch Licht, und der Lieutenant eilte hinauf. Vor der Thür ſtand wiederum jene ſylphenhafte Frauengeſtallt aus dem ſoeben verlaſſenen Vallſaal und hob flehend die Hände zu ihm auf. „Erbarmen ſie ſich und laſſen Sie mich zu Rudolph hinein, ich muß das Schreckliche verhindern.“ „Jetzt meine Gnädige, nachdem ſie das Un⸗ heil angerichtet?“ frug der bleiche Offizier eiskalt, ich meine, man muß ſich alle Folgen genau klar machen, ehe man als Ehefrau Liebeserklärungen eines Ehrloſen annimmt.“ „Ich liebe jenen Menſchen aber nicht.“ „Um ſo ſchlimmer. So haben ſie mit ihm geſpielt und ihn ebenſo in's Unglück geſtürzt wie ihren eigenen Gemahl.“ „Albrecht, um der Barmherzigkeit des Himmels willen —“ „Frau von Schönerbeck,“ unterbrach er ſie ſchneidend, „erſtens muß ich ſie bitten, mich nicht beim Vornamen zu nennen und dann den Himmel nicht anzurufen, deſſen Gnade Sie durch ihr Be⸗ nehmen ſich verſcherzt haben.“ „O, Herr von Schönerbeck, und ich glaubte, daß Sie mich verſtünden!“ Ja, ſie hatte ihn erkannt und ein Gefühl der Empörung über ſich ſelbſt trieb ihm dunkle Röthe in die Wangen. „Gnädige Frau,“ ſagte er in demſelben halb⸗ lauten Tone als bisher, „ich kann nur wiederholen, daß ein ſolcher Auftritt wie heute meine Anſichten und Empfindungen über den Haufen geworfen hat. Für eine Treuloſe habe ich nur Verachtung.“ „Sie taumelte zurück wie von einem Keulen⸗ ſchlage getroffen, dann aber floh ſie, als jagte das Heer der Furien hinter ihr drein. Albrecht pochte energiſch an der Thür. „Ich bin es, Onkel Rudolph, öffne mir!“ Stumm und bleich ſtanden ſich Onkel und Neffe gegenüber, endlich ermannte ſich der Schloß⸗ herr und wies auf das Sopha. „Laß und niederſitzen, Albrecht,“ begann er heiſer, „ich bin zu Tode erſchöpft und muß doch meine Kräfte ſammeln zu morgen früh.“ „um ſechs Uhr findet das Duell ſtatt.“ Der alte Mann nickte gedankenvoll. „Ich bedaure Lichtenau, auch er wurde getäuſcht und von einer Koketten am Narrenſeil geführt. Alb recht, wundere Dich nicht über dieſe meine Bitterkeit; jetzt im Angeſicht des Todes quillt ſie über, nachdem ich ſie jahrelang unterdrückt und bekämpft habe. O, Neffe, und doch habe ich Bertha geliebt, heiß, leidenſchaftlich wie ein Jüngling, treu und wahr wie ein Mann. Mir wurde ſchon am Hochzeitstage klar, daß ſie mich nur zur Verſorgung nahm, aber ich dachte, ich könnte ſie durch meine Liebe dazu bewegen, mir auch ihr junges, keuſches, Herz zu ſchenken. Genug, ſoll ich Dir all die zahlloſen Anläſſe ausmalen, wo ſie mich kränkte und den Liebesworten anderer Männer lauſchte. Hätte ich all dieſe niederſchießen wollen, ich wäre ſchon längſt ein' vielfacher Mörder. Albrecht kam Du nach dem allen dennoch Bertha lieben?“ Es klang eine ſo erſchütternde heimliche Angſt aus den Worten, Thränen ſtanden in den Augen des alten Mannes, als er die Hand des Neffen ergriff, daß dieſer auf's Tiefſte erſchüttert wurde. Nein „So wahr ein Gott im Himmel lebt, Onkel,“ 16 1 und er hob in feierlichem Schwur die Hand zum mr, Himmel, „wenn ich jenes Weib jemals anders be. r trachtete, als es meine Ehre geſtattet, heute iſt' h größter vorbei, und das Tiſchtuch zwiſchen mir und ihr Irag auf ewig zerſchnitten. 5 „Und du wirſt Dich meiner lieben kleinen Hertha annehmen?“ „So wahr mir Gott helfe, „ja“ klang die feſte Antwort. „Nun denn, ich danke Dir, mein treuer Albrecht,“ rief Rudolph tief erſchüttert und breitete beide Arme aus, um den Neffen ans Herz zu drücken, „erſt jetzt kann ich ruhig ſterben, da ich i dun mein Kind in Deinem Schutze weiß.“ könkers 11 Un 2 Trüb kalt dämmerte der Morgen herauf, als die zwei Männer, in ihre Mäntel gehüllt, das 5 Haus verließen, Albrecht trug den Piſtolenkaſten Wöpatatu unter dem Arme. ui nnd „Lebewohl, Du Schloß meiner Väter, Ihr De Lilien ſchützt es auch fernerhin, wenn ich unter dem Hügel ruhe,“ murmelte der Schloßherr bewegt! „ich fühle es, daß ich lebend nicht mehr wieder⸗ kehre, aber ich ſterbe gern, dean was ſoll ich noch länger im Leben.“ Fortſetzung folgt.