Für die Redaktion verantwortlich: Karl Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Molitor, Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen ruck und Verlag von Karl N 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. kolitor, Ladenbur 2 85 Samstag, den 13. November 1897. — tt Jui Ladenburg. An 0 ar 5 30000 Ao. 91. wine: 7 5 15 1. 1 a 5 Politiſches. 11195 2 5 Ef 0 8 * dere Berlin, 10. Nov. In der Novelle zum rahurgik Civilproceß, welche dem Bundes rath zuging, We iſt die Keviſionsſumme von 1500 auf 3000 9 Mark erhöht, zwecks Entlaſtung des Keichs⸗ gerichts. Ferner iſt das Suſtellungsverfahren vereinfacht, die Befugniſſe der Gerichtsvollzieher eingeſchränkt und der Kreis nicht pfändbarer Sachen, beſonders auch im Interreſſe der Candwirthſchaft, erweitert. Berlin, 11. Nov., 5 Uhr. Der Keichs⸗ rauchte chile Fuß betrieb 1 U rped. d. gl. anzeiger veröffentlicht die Einberufung des — Reichstages auf den 50. November. Hause Rio de Janeiro, 11. Nov. In den g Gefängniſſen feſtgehaltene Perſonen haben hier l auch als dag revoltirt. Soldaten wurden gegen ſie ausgeſandt. zu bitkauſg g Die Behörde hat die Gewißheit erlangt, daß das Attentat auf den Präſidenten auf eine weitverſchweigte Verſchwörung zurückzuführen ſei. — Wie weiter gemeldet wird, hat der Kongreß einen Geſetzentwurf betr. die Ver⸗ hängung des Belagerungszuſtandes in J. und 2. Leſung angenommen. Verſchiedenes. L Ladenburg, 12. Nor. (Sonntag achmittag 4 Uhr Große Gala Fremdenvorſtell⸗ ung im Saalbau Mannheim.) Dieſe Nachmittags⸗ Vorſtellung iſt extra für auswärts Wohnende arrangirt. Sämmtliche Künſtler und Künſtlerinnen werden wie Abends nur in hervorragenden Pro⸗ duktionen auftreten. Aus dem reichhal tigen Programm heben wir hervor: Miß Marguerite, die berühmte Löwenbändigerin mit ihren 7 dre⸗ ferner Auftreten von Tänzerinen, Sängerinnen, berühmthen Sport⸗Jongleurs und eines ſehr beliebten Wiener Humoriſten. Bertha Rother, das Modell in den berühmten Gemälden des Profeſſors Gräf, wird an dieſem Nachmittag zum vorletzten Mal in Mannheim in ihren lebenden Bildern Bewunderung erregen. Der Beſuch dieſer Vorſtellung iſt nur zu empfehlen. — Weinheim, 7. Nov. ([Monatsver⸗ ſammlung des Obſt⸗ und Gartenbauvereins Sonntag, den 14. Nov., Nachmittags 3 Uhr, findet im Saale des „Schwarzen Adler“ wieder eine Monatsverſammlung des „Obſt⸗ und Garten⸗ bauvereins“ ſtatt, wobei Herr Landwirthſchaſts⸗ Inſpektor Römer und Herr Landwirthſchaftslehrer Kölmel Vorträge halten werden. Erſterer Herr wird ſprechen über „Die Behandlung der Zimmer⸗ pflanzen während des Winters“, Herr Kölmel über die „Aufbewahrung des Obſtes und der Garten⸗Erzeugniſſe im Winter.“ Nach Beendig⸗ ung dieſer Vorträge wird eine Gratis⸗Verlooſung von Pflanzen und Blumen⸗Zwiebeln an die Mit⸗ glieder vorgenommen werden. — Karlsruhe, 11. Nov. Die Wahlen zum Landtag haben keine Ueberraſchungen gebracht, ſondern ſind ſo ausgefallen wie nach den Wahlmännerwahlen zu erwarten war. Nur aus dem Wahlkreis Lörrach Land, wo das Er⸗ gebniß zweifelhaft war, iſt auch jetzt nichts de⸗ finitives bekannt. Je nachdem nun die entgiltige Entſcheidung fällt, werden die Nationalliberen oder die Frei⸗ ſinnigen ein Mandat mehr bekommen. Nimmt man den letzteren Fall an, ſo beſteht die Zweite badiſche Kammer für die nächſten 2 Jahre aus folgenden Abgeordneten: Nationalliberalen: Blankenhorn, Eglau, Fieſer, Frank, Geldreich, Geſell, Geller, Greif, Hauß, Höring, Keller, Klein, Kogler, Kriechle, Leimbach, Müller, Neuwirth, Pfefferle, Dr. Reichert, Schmid, Strauß, Weber, Weygoldt, Wilckens, Wittum, (Flüge, wild). Centrum: Armbruſter, Birkenmayer, Blaltmann Bodmann, Breitner, W. Fiſcher, F. Fiſcher Gießler, Grünniger, Henning, Herth, Hug, Köhler, Kopf, Lauck, Reichert, Schuler, Schüler, Wacker, Weber, Werr. Conſervative: Kirchen⸗ bauer von Stockhorner. Antiſemiten: Mampel, Pfiſterer. Demokraten: Bleß, Delisle, Eder, Heimburger, Venedey. Frei ſinnige: Haſtig, Pflüger. Socialdemokraten: Dreesbach Geck, Geiß, Kramer, Schaier. — Karlsruhe, 9. Nobo. In Altripp gab am Sonntag abend die Seiltänzerfamilie Frank Vorſtellung. Die Schlußnummer führte die beiden Kinder, einen jungen Mann von 19. Jahren und ein Mädchen von 17 Jahren, auf zwei zehn Meter hohe Seile, über die fie ohne Banlancier⸗ ſtange zu gehen hatten. Nur gegenſeitig unter⸗ ſtützten ſich die Geſchwiſter auf dem halsbrecher⸗ iſchen Wege. Als ſie in der Mitte der Seile angekommen waren und ein Hurrah ausbrachten, riß eine Kette des Flaſchenzuges und das Gerüſt, über das das Seil geſpannt war, ſtürzte, die beiden auf dem Seile befindlichen Perſonen fielen herab und blieben als lebloſe Maſſe auf dem Boden liegen. Dem Mädchen war noch eine Haarſpange tief in den Kopf gedrungen. Der Vorſtellung wohnte ein großes Publikum an, ein hundertſtimmiger Schrei des Entſetzens erfüllte die Luft, als das Unglück geſchah. Der Jammer der Eltern war herzzerreißend. Den ärztlichen Bemühungen gelang es, in den Verunglückten wieder Lebenszeichen zu erwecken. für ihr Leben dürfte indeß wenig Hoffnung ſein. — Bühl, 9. Nov. Heute hat ſich der ſeit etwa 1 Jahr hier angeſtellte Bahnmeiſteran⸗ wärter, G., ein geborener Ladenburger, in ſeiner Wohnung erſchoſſen. G. war 32 Jahre 5 5 ſirten Königslöwen; Fräulein Elſa Sadoni, A Walzer⸗ Liedertänzerin; Fräulein Cornelſen, ju⸗ 5 gendliche Soubrette; Gaſtauftreten einer aus 7 5 Perſonen beſtehenden Japaniſchen Künſtlertruppe; Taglöhll Der R ag er Rechke. 10 lung Novelle von H. von Ziegler. nh i 35 Nachdruck verboten. 15 f Fortſetzung uß hohlen, „Nein, niemals! Ich ſage Ihnen, Drummer 15 iſt ein Schurke und es würde ihn mit Triumph 1, erfüllen, wenn ich zu Grunde — Aber, was ſage debohlen ich da! Die ganze Sache iſt ja nur eine Bagatelle, ratiſtoſtt nicht der Rede werth. Sie werden doch keinen f Gebrauch davon machen, beſter Profeſſor! Ah, meine 9. 9. Al Tochter iſt fertig und nun wird Lieutenant Kühn —— ſingen; ein vortrefflicher Bariton, kann ich Ihnen finn ſagen.“ ae 8 Voll ernſter Theilnahme blickte der Gelehrte herbe, in das farbloſe, verzerrte Antlitz des Commerzien⸗ ; dehohltl raths. Jetzt war es ihm zur Gewißheit geworden, . ithole daß hier irgend etwas Schreckliches ſich vorbereitete, rat 15 doch noch ehe er ein Wort zu erwiedern vermochte, war Zeche a Lehnert voll nerviöſer Lebendigkeit weiter geeilt. 10 „Arme Elſe,“ murmelte er vor ſich hin, Theodot „wenn irgend eine Kataſtrophe eintreten ſollte, will — ch zu Dir ſtehen und Dir gewiß helfen; wer weiß, ob Du nicht einen teuren Freund wirſt brauchen können.“ — Die Gäſte hatten ſich Einer nach dem Anderen der Commerzienrath mußte nothwendig noc urückgezogen, und das Brautpaar blieb allein, denn 5 lch 5 zurückgezog b h nach Profeſſor von Dorn ſei, der hier wartete. Auf ſeinem Comptoir. Bergen begriff, daß auch er ſich zurückziehen müſſe, und doch wurde es ihm ſchwer, ſich von ſeiner Braut zu trennen. „Morgen früh, Elſe, hole ich Dich zum reiten ab,“ ſagte er, ihre Lippen zum unzähligſten Male küſſend und wenn wir erſt verbunden ſind für alle Zeiten —“ Sie hielt ihm lachend und verwirrt den Mund zu, was ihn veranlaßte, ſie abermals in die Arme zu ſchließen und den Abſcheid von vorne zu beginnen, „Adieu, lieber Ernſt,“ ſagte ſie innig, geh' jetzt, ich kann Dich nicht länger hier behalten; Papa iſt heute ſo ſonderbar ſchwer aufgeregt, ich begreife nicht, was ihm fehlen kann. „Ich auch nicht,“ lachte der junge Offizier übermüthig, „aber laſſe Dich das nicht kümmern, Liebſte; ein Kaufmann hat wohl größere oder kleinere Verdrießlichkeiten, die ein Brautpaar aber nichts angehen.“ flüſterte ſie, „Mein Ideal,“ ſchmiegend, „mein Ritter ohne Furcht und ſich an ihn Tadel. 25 Alſo auf Morgen.“ * Vor dem Hauſe des Commerzienraths ſchritt ein einſamer Spaziergänger auf und ab, an dem der Lieutenannt eilig vorüber ſchoß, ohne ihn anzu⸗ ſehen. Er ahnte nicht, daß es ſein Vetter, 0 was er wartete, hätte er nicht zu ſagen vermocht, und doch trieb ihn eine innere Unruhe dazu — Droben ſtand der Commerzienrath vor ſeinem Buchhalter, der höhniſch, mit gekreuzten Armen auf ihn hinblickte. „Ich habe es Ihnen geſagt, Beſter,“ meinte er achſelzuckend, „wenn Ihre Tochter meine Hand ausſchlüge, ſollten Sie meine Rache fürchten. Wer nicht hören will — der büßt im Zuchthaus, haha!“ „Aber, Herr Drummer, läßt ſich nicht ein anderer Ausweg finden, um vorläufig die ſpaniſchen Depoſiten wieder zu ergänzen?“ „Keiner. Sennor Malejos kann vielleicht ſchon morgen kommen; ich rühre keinen Finger.“ „So bleibt mir weiter nichts übrig, als eine Kugel durch den Kopf —“ „Pah, ſo raſch ſtirbt es ſich nicht und wer damit droht, thut es nicht. Aber verſuchen Sie nur, mein beſter Lehnert, wie es im Zuchthaus ſchmeckt; Hummern mit Kaviarſauce wird es nicht geben.“ „Teufel,“ knirſchte der unſelige Mann, die geballte Fauſt gegen ſeinen Peiniger ſchüttelnd „wenn ich Sie nicht gehabt hätte, ſtände ich heute nicht am Rande des Abgrundes.“ „Es lag ja in Ihrer Hand, alter Freund mich zu gewinnen, und noch heute geht es — ich lechze nach dem Beſitze der liebreichen Elſe —“