5 1 Verſchiedenes. 8 Mannheim, 8. Nov. Bei der heute vorgenommenen Neuwahl eines erſten Bürger⸗ meiſters, die in Folge des Ablaufs der neun⸗ jährigen Dienſtzeit des Herrn Bräunig erforderlich war, wurde dieſer nahezu einſtimmig wiedergewählt. Ein Gegenbewerber war nicht aufgeſtellt worden. 8 — Schwetzingen, 8. Nov. Von Samſtag Rauf Sonntag Nacht wurde der verh. Bahnwärter Lorenz Schatz von einer nach Friedrichsfeld fahrenden Lokomotiv erfaßt, auf die Seite geſchleudert und ſofort getödtet. — Karlsruhe, 5. Nov. Zur Erhaltung des Heidelberger Schloſſes werden fortgeſetzt alljährlich große Summen aus Staatsmitteln aufgewendet. Damit die Figuren an der Faſſade des Otto⸗Heinrich⸗Baues vor Verfall bewahrt bleiben, werden ſie herabgenommen, hierher gebracht und nachgebildet. Dieſe Nachbildungen treten dann an die Stelle der Originale in die Niſchen, während die Orginale aufbewahrt werden. Die erſten ſieben dieſer nachgebildeten Figuren wurden am Otto⸗Heinrich⸗Bau aufgeſtellt; er ſind die Fiquren Jupiter, Merkur, Diana, Hoff⸗ nung, Gerechtigkeit, Herkules und David. Die Nach⸗ bildungen ſollen den Originalen außerordentlich nahe kommen. — Durch einen Schlaftrunk ſoll eine Großmutter in Appenweier ihren Enkel getödet haben. Die Frau gab dem Kinde Mohn⸗ kapſelthee als Schlaftrunk, nach deſſen Genuß das Kind bald ſtarb. Die Leiche wurde gericht⸗ ich ſeciert. — Karlsruhe, 7. Nov. Die 28. Ver⸗ ammlung der ſüdweſtdeutſchen Irrenärtzte tagte am 6. und 7. d. Mts. hier. Etwa 60 Herren waren anweſend. Auf der Tagesordnung ſtehen nsgeſammt elf Themates. Von allgemeinem Intereſſe ſind die Fragen des weiteren Ausbaues der Irrenfürſorge außerhalb der Irrenanſtalten, die Lage der Irrenfürſorge in Baden und die Irrenfürſorge in den Kreispflegeanſtalten. Den einleitenden Vortrag über den „weiteren Ausbau der Irrenfürſorge außerhalb der Irrenanſtalten“ ielt Fiſcher⸗Pforzheim. Er gelangt zu folgenden Forderungen: Regelung der Verhältniſſe der Staatsirrenanſtalten zu den Kreispflegeanſtalten; Ausdehnung der Verpflegung aus den Irrenan⸗ alten Entlaſſener; öffentliche Belehrung weiteſter Kreiſe durch die Preſſe; Errichtung von Sana⸗ orien als Uebergangsſtationen; Regelung der Staatsanſtalten. Die ſehr ausgedehnte Diskuſſion ergab eine Uebereinſtimmung darin, durch die Kreispflegeanſtalten könnten die Staatsirrenan⸗ ſtalten entlaſtet werden durch Aufnahme von in Staatsanſtalten geweſener Geiſteskranken. Be⸗ züglich der Errichtung von Sanatorien gehen die Anſichten auseinander; einig iſt man hingegen darüber, daß die Errichtung von Reconvalescenten⸗ Abtbeilungen in den Staatsanſtalten wünſchens⸗ wert und durchführbar iſt. — Ueber die Lage der Irrenfürſorge in Baden hielt Krägelin⸗Heidel⸗ rerg den einleitenden Vortrag. Er führt aus, daß nach den heutigen Erfahrungen auf je 500 Seelen der Bevölkerung ein Platz in den Irren⸗ anſtalten gerechnet werden müſſe. Für Baden müßten ſonach 3550 Plätze vorhanden ſein, während die Irrenanſtalten nur 2214 Plätze enthielten. Hieraus ergebe ſich für Baden große Mangelhaftigkeit und Unzulänglichkeit in der Irrenpflege. Zur Schaffung und Abhilfe empfielht er die Auswahl der Kranken und die Errichtung von billigen Pflegeanſtalten. Geh. Rat Battlehner, Medizinalreferent im Miniſterium, mißt den Pſychiatern die Schuld bei, wenn Baden auf dem Gebiet der Irrenpflege nicht mit der Zeit fortgeſchritten. Medizinalrath Arnsperger teilt mit, dem Landtag werde eine Vorlage zugehen auf Erweiterung der Irren⸗Anſtalten Illenau und Emmendingen. Ueber die Irrenfürſorge in Kreis⸗ pflegeanſtalten referierte Thumann⸗Fußbach. Er kommt zu dem Schluß, daß die Kreispflegung nur in beſchränktem Maße zur Aufnahme von Pfleglingen aus den ſtattlichen Irrenauſtalten eignen, es wäre die Schaffung einer beſonderen Irrenanſtalt innerhalb der einzelnen Anſtalten erforderlich. Die nächſtjährige Verſammlung iſt in Heidelberg. — Berlin, 9. Nov. An der Kaſſe des Bankhauſes J. Bleichröder in der Voßſtraße ver⸗ ſäumte geſtern der Lehrling eines anderen Bank⸗ hauſes, der auf einen Check von 100 000 Mark, auf die Reichsbank lautend, wartete, den Aufruf ſeiner Firma. Als er ſpäter um Abfertigung bat, ſtellte ſich heraus, daß der Check bereits abgegeben worden war. Man fuhr ſchleunigſt nach der Reichsbank und es gelang gerade noch den Vor⸗ zeiger des Checks, einen ſtellenloſen vorbeſtraften Kaufmann, Namens Löwy, zu verhaften. — Kaiſer Wilhelm iſt, wie man weiß, ein eifriger Jäger. Am 30. September feierte * 7 5 er ſein 25jähriges Weidmannsjubllum Rimonten. Insgeſamt hat der Kaſſer in den 28 Jahren zur Strecke gebracht: 2 Auerochſen, 7 Elche, 3 Renntiere, 3 Bären, 1022 Stück Rot⸗ wild, 1275 Stück Damwild, 2189 Stück Schwarz⸗ wild, 680 Rehe, 121 Gemſen, 16188 Haſen, 674 Kaninchen, 9643 Faſane, 54 Auerhähne, 4 Birkhähne, 654 Rebhühner, 20 Füchſe und 1428 Stück verſchiedenes Wild, in Summa 33 967 Stück. — Der Diebſtahl an elektriſchem Strom iſt trotz der entgegenſtehenden reichsge⸗ richtlichen Entſcheidung auch von einer Nürnberger 4 Strafkammer für ſtrafbar erklärt worden. Der elektriſche Strom ſei eine bewegliche Sache ſagt die Strafkammer, „denn er ſei das Produkt der Arbeit desjenigen, der die electriſche Eentrale beſitzt; er ſei beweglich, da er an beliebige Punkte geleitet werden, und ſei eine Sache, da man desſelben in einer andere Perſonen ausſchließenden Weiſe ſich bemächtigen könne“. 0 1 mull Landwirtſchaftliches. Der „Landesverein für Obſt⸗ und Gartenbau im Herzogthum Gotha“ hat in der Stadt Gotha eine Verkaufsſtelle für Obſt eingerichtet, die den Mitgliedern des Vereins ermöglichen ſoll, ihr ſelbſtgewonnenes Obſt direkt an das Publikum zu verkaufen. In dem Lagerraum dieſer Ver⸗ kaufsſtelle ſind im vergangenen Jahre höchſt intereſſante, auch für jede Hausfrau lehrreiche Verſuche gemacht worden, um zu ermitteln, wie⸗ viel friſches Obſt durch längeres Lagern an Gewicht verliert. In der neuſten Nummer des praktiſchen Ratgebers im Obſt⸗ und Gartenbau werden die Reſultate veröffentlicht. Danach ver⸗ lor z. B. der Prinzenapfel bis Ende Dezember von 25 Pfund 8 Pfund — beinahe ein Drittel ſeines Gewichts, Canada⸗Reinette bis Ende Februar von 25 Pfund 5 Pfund, das ſind 20 /, der rothe Eiſerapfel dagegen nahm in den erſten 27 Mosten faſt nichts, ſpäter bis Ende Mai von 25 Pfund 4 Pfund, das ſind 16% ab. Die für Obſtzüchter, Ooſtver⸗ käufer und ⸗käufer gleich wichtigen Ermittelungen ſeien allgemeinſter Beachtung empfohlen. Die Nummer des praktiſchen Ratgebers wird von dem Geſchäftsamt in Frankfurt a. Oder auf Wunſch umſonſt zugeſchickt. 1 4 8 3 8 1 1 em Brautpaare Glück gewünſcht und heiter mit demſelben geſcherzt; Niemand ahnte, daß er dabei ie Empfindung hatte, als ſenkte eine dunkle Wetterwolke ſich drohend auf Elſes blondem Köpf⸗ chen nieder. 5 „Iſt meine Braut nicht einzig?“ frug Bergen it ſtolzem Lächeln, als er den Vetter etwas ab⸗ eits von ſich gezogen, „Du weißt doch mein lieber rnold, daß ich ohne meine liebe Elſa nicht leben könnte!“ g „Du haſt ein Kleinod errungen, Ernſt,“ gab er Gelehrte zurück, „halte es feſt und hüte es 1 Augapfel, damit es Dir immer erhalten eibt.“ „Wie feierlich und doch auch unheimlich das lingt,“ lachte der ſchöne Bräutigam über⸗ müthig, „Ihr Federfuchſer faßt doch das Leben ſchrecklich ſchwer auf und habt dadurch nichts von demſelben. Wir machen natürlich unſere Hochzeits⸗ reiſe nach Oberegypten.“ Ein vorzügliches Diner wurde eingenommen, der Champagner floß in Strömen, und der Haus⸗ herr war mit einer der luſtigſten, er toaſtete, ſtieß an und trank zu ohne Aufhören, er lachte oft und durchdringend und fand für Jeden ein zutreffendes Scherzwort, aber kein Menſch ſah, wie der Angſt⸗ ſchweiß ihm vor der Stirn ſtand, und wie ſein Auge oft irre in's Weite flog. Oder ſah doch ein ſcharfes Auge dies alles? Profeſſor von Dorn ſaß ihm gegenüber, und da r ſelbſt ziemlich ſtill war, konnte er um ſo beſſer eobachten. Was war dem reichen Commerzienrath paſſirt? . Ohne Zweifel beherrſchte ihn eine innere Erregung, r zuckte zuſammen, wenn ein Diener mit einer Frage ſich ihm näherte, er bebte, wenn die Thür des Saales ſich öffnete. Dorn wurde aufmerkſam, er erinnerte ſich deſſen, was ihm Herr Drummer zu⸗ geflüſtert und nahm ſich vor, auf der Huth zu ſein, damit Elſes Glück nicht getrübt werde. Zufällig kam das Geſpräch auf den auch Dorn gut bekannten Sennor Malejos und ſonder⸗ bar! bei dieſem Namen zitterte das Glas Wein in Lehnerts Hand dermaßen, daß die rothe Flüſſigkeit überlief und das Tafeltuch tränkte. „Er — er iſt noch nicht abgereiſt,“ meinte der Commerzienrath, ſcheinbar gleichgültig, „ich dachte er ſei ſchon längſt zu Schiff gegangen.“ „O ja, das muß wohl auch der Fall ſein.“ „Nein — der Sennor — will — wenig⸗ ſtens glaube ich, daß er noch hier ſein muß.“ — Man erhob ſich, um im Nebenſalon den Kaffee einzunehmen, es ſollte noch muſizirt werden und Bergen reichte galant ſeiner Braut den Arm, um ſie zum Piano zu führen. „Singe ein Lied für mich, Geliebte,“ bat er leiſe, glühend, „die Andern ſind ja doch nur Staffage; wir iſt, als lebten wir ganz allein für einander.“ 5 0 „Mein Ernſt, mein Ideal,“ flüſterte ſie zurück, ohne ihn anzuſehen, nun ich Dich habe, weiß ich erſt, was leben heißt.“ Die kleinen, weißen Hände flogen über die Taſten, mächtige Akkorde brauſten auf, und dann erſcholl des ſchönen Mädchens weicher Sopran: „Ich wollt' meine Lieb' ergöſſe ſich, All in ein einziges Wort. Mit verſchränkten Armen ſtandProfeſſor Dorn am Fenſter, ſein Auge hing an dem bräutlichen Mäd⸗ chen dort drüben, ſein Herz blutete, daß ſie ihm verloren für alle Ewigkeit. Ja, wenn ſie nur auch in der That glücklich würde! „Au ein Wort, Herr Profeſſor,“ vernahm er dicht neben ſich die heiſere Stimme Lehnerts, „es betrifft etwas rein Geſchäftliches; Sie kennen Sennor Malejos genau?“ „Wie Sie das anffaſſen, Herr Commerzienrath; jedenfalls ſtehe ich auf gutem Verkehrsfuße mit ihm.“ „Was wünſchen Sie von mir, Commerzienrath, ich will Ihnen gern zu Dienſten ſein.“ 5 „Ha, ja — o, es iſt nur eine Bagatelle, der Sennor will herkommen. Er — er hat Depoſiten bei mir ſtehen und ich — ich muß ver⸗ reiſen — vielleicht ſchon Morgen — oder heute Nacht. Sie begreifen — daß es mir fatal wäre, wenn er unnöthig käme; vielleicht könnten Sie ihm — telegraphiren — er wird dann gewiß nicht kommen — und mir wäre ein großer Gefallen damit geſchehen — ach ja, ein ſehr großer Gefallen, Herr Profeſſor.“ f Der ſcharfſichtige Pſychologe ſtutzte; hier lag ein vielleicht furchtbares Geheimniß verborgen; ſtand nicht für den bleichen Mann da vor ihm Alles auf dem Spiele? Weshalb wohl ſtellte er ihm ſonſt dies eigenthümliche Anliegen? „Ich bedauere, Herr Commerzienrath, Ihnen hierbei leider nicht dienen zu können,“ entgegnete er ablehnend, „um mich in die Privatangelegen⸗ heiten Sennor Malejos zu miſchen, ſtehe ich dem⸗ ſelben denn doch zu fremd gegenüber und kann dabei auch Ihnen nichts nützen. Wenn Sie Ihre Reiſe —“ „O bitte, Herr Profeſſor, nicht ſo laut! Ich erwähnte dieſelbe nur ſo nebenbei; es iſt völlig Privatſache und würde auch niemand intereſſiren.“ „Je nun, denn ließe ſich gewiß ein Arran⸗ gement treffen, daß Sie Malejos Hierherkommen entweder abwarten oder ſich durch vertreten ließen.“ 1 5 gt. „Haben Sie irgend welchen Einfluß auf ihn?“ 3 Herr ihren Buchhalter 100 Vorn Ine — 8 anti.