die Deutſchland diesbezüglich gegeben werden mußten — im Herzen der Franzoſen ſitzt dieſer Mackel doch feſt. Es iſt in weiſer Erkenntniß und in aufrichtigſter Beſtrebung den Frieden zu erhalten ſeitens der deutſchen Regierung und ſogar des Monarchen ſelbſt in den letzten Jahren alles vermieden worden, was nur irgendwie die weſt⸗ nachbarlichen Gefühle hätte verletzen können, und es iſt ferner — ſoweit ſich das irgend mit der Würde des Reiches und dem Anſehen des Trägers der Krone vertrug — alles geſchehen, was geſchehen konnte, um langſam ein gutes oder wenigſtens erträgliches nach barliches Verhältniß anzubahnen. Deshalb kann es auch jenſeits der Vogeſen nicht gleichgültig laſſen, wenn ein derartiger Stachel, wie im Fall Dreyfuß, auf's Neue in die allmählich vernarbende franzöſiſche Wunde der Jahre 1870/71 getrieben wird. Auf dieſes Intereſſe an der Sache ſcheinen die Leiter der Dreyfußbewegung denn auch ſtark zu rechnen. Der Schwager des Verurtheilten, Artillerie-Kapitän Hadamard, der im Verein mit der ganzen Familie ſtets von der Unſchuld des nach der Teufels⸗Inſel Verbannten überzeugt war, ſoll eine Reiſe nach Deutſchland — wie es heißt — „zu Studien⸗ zwecken“ unternommen haben. Handelt es ſich in der That um Studienzwecke, ſo wäre die Hand⸗ lungsweiſe des Kapitäns zum Mindeſten recht unvorſichtig, denn als ſo nahe Verwandter eines Dreyfus thut man, trotz der officiellen Erlaubniß der Regierung, wohl kaum gut, nach Deutſchland zu gehen, da die franzöſiſche Spionenriecherei dem Lerneifer des Officiers bald andere Dinge unter⸗ ſchieben würde. Alſo ſteckt etwas anderes dahinter, und da wird man nicht fehl gehen, wenn man meint, dieſes Andere ſei lediglich der Verſuch, in Deutſchland bündige Beweiſe für die Unſchuld des Hauptmanns Dreyfuß zu finden. Jedenfalls iſt es bezeichnend, daß dieſer Reiſe die Nachrichten von geradezu unmenſchlicher Be⸗ handlung und von Fluchtplänen des Gefangenen, ſowie die Mittheilungen, daß das Wiederauf⸗ nahme Verfahren eingeleitet ſei, und der Senator Scheurer⸗Keſtner in der Kammer für Dreyfus eintreten werde, vorausgegangen ſind und daß der Gouverneur der Strafcolonieen plötzlich nach den „Iles de salut“ gereiſt iſt. Daß dies einzig und allein eine Inſpektionsreiſe geweſen ſein ſoll, glaubt hier in Paris Niemand. — ſuche waren erfolglos. ein neues Stadium getreten. Verſchiedenes. — Ladenburg, 31. Okt. Eine Feuers⸗ brunſt wüthete geſtern Abend in Ilvesheim. Der Brand brach in der Doppelſcheuer des Land⸗ wirthes Michael Wagner aus und äſcherte die⸗ ſelbe vollſtändig ein. Der Schaden iſt ein ziemlich großer da bedeutende Erntevorräthe, ſowie der ganze Tabak mitverbranten. Die Entſtehungs⸗ urſache iſt noch unbekannt. — Karlsruhe, 30. Okt. Die katholiſche Geiſtlichkeit der Dekanate Breiſach und Freiburg erläßt in Sachen der Nichtbeſetzung des Erz⸗ biſchöflichen Stuhles folgende Kundgebung: 1. Es iſt eine ſchreiende Mißachtung der wich⸗ tigſten Rechte der katholiſchen Kirche des Landes, daß die Wiederbeſetzuug des Stuhles trotz der klarſten Beſtimmung eines Staatsvertrages durch die Staatsgewalt verhindert wird. 2. Es ſind für den katholiſchen Teil des Landes unerträgliche Zu⸗ ſtände, wenn Solches ſogar in Zeiten angeblichen Friedens zwiſchen Staat und Kirche beklagt werden muß. 3. Ein ſolches Verfahren erſcheint um ſo bedenklicher und für den treugeſinnten katholiſchen Theil des Landes um ſo verletzender, je mehr und eindringlicher die ganze Entwicklung unſerer öffentlichen Verhältniſſe dazu mahnt, die Katho⸗ liken des Landes nicht weiter zu beunruhigen. — Pforzheim, 1. Nov. Der Säger Chriſtian Gaiſer hat in der Nacht vom Samstag auf Sonntag ſeinen 10jährigen Sohn vergiftet und ſich dann ſelbſt erhängt. Geſtern Vormittag 10 Uhr ſahen die Hausbewohner durch eine Thürſpalte den Körper des Gaiſer an einer Bettlade hängen, worauf ſie die Spreng⸗ ung der Thüre veranlaßten. Gaiſer hatte ſich auch an beiden Füßen tiefe Schnittwunden bei⸗ gebracht. Sofort angeſtellte Wiederbelebungsver⸗ Das Motiv zur That iſt unbekannt, Nahrungsforgen können es nicht geweſen ſein. 1 — Landau, 41. Okt. Auf dem hieſigen Bahnhof ereignete ſich heute Nacht ein Eiſenbahn⸗ unfall. Der Blitzzng Baſel⸗Köln, welcher Nachts um 1 Uhr hier eintrifft, fuhr in voller Kraft auf eine größere Anzahl auf dem Geleiſe ſtehen⸗ In Summa: die „Affaire Dreyfus“ iſt in erzbiſchöflichen der Güterwagen, welche 1 Rangiermeiſter geſſen hatte, wegzuſtellen. ſo gewaltiger, daß die Güterwagen einen haus⸗ hohen Trümmerhaufen bilden. Die Lokomotive ſtellte ſich quer über das Geleiſe, Soweit bis jetzt bekannt iſt wurde nur ein Reiſender im Kreuz verletzt. Als der Rangiermeiſter das Un⸗ glück ſah, wollte er ſich ſelbſt entleiben; er ſtellte ſich zwiſchen zwei Ulanöverirende Wagen und kommandirte „Schlag bei“. Er erreichte jedoch ſein Vorhaben nicht, denn er wurde wohl ſchwer an den Rippen verletzt, eine Lebensgefahr ſoll jedoch für den Unglücklichen nicht beſtehen ö Der herrſchende dichte Nebel verhinderte auch daß der Mann im letzten Augenblick noch auf ſein Verſehen aufmerkſam werden konnte In aller Frühe des heutigen Tages war die Unter⸗ ſuchungsbehörde am Platze. Der Materialſchaden iſt bedeutend. 5 — Die Weinachtswünſche unſerer Damen gehen ſicher auf eine herrliche Robe, eine elegante Straßentoilette, einen vornehm ſtyliſirten Hut, eine ſchöne Pelzgarnitur, Cape etc. und wenn ſie hierin das Richtige, ihrem Geſchmack und ihren Verhältniſſen am beſten Entſprechende ſchnell und mühelos finden wollen, dann dürfen ſie nur die neuſte Nummer des ton⸗ angebenden Modenblattes „Große Mo de⸗ welt“, mit bunter Fächer⸗Vignette, Verlag John Henry Schwerin, Berlin, W. 35, durchblättern, worin alle dieſe Dinge nach neu⸗ ſtem Schik zur Darſtellung gebracht ſind. Die große Extra⸗Handarbeiten⸗Beilage, das vielfigir⸗ liche Stahlſtich⸗Modencolorit, der Schnittmuſter⸗ bogen (zu jeder 14 täg. 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Dorn ſtrich ſich tief aufathmend mit der Hand über die Stirn. „Dornröschen murmelten ſeine bebenden Lippen, „weßhalb darf nicht ich der Prinz ſein, der dich zum Leben wieder erweckt. „Ueber die holde Schläferin beugte ſich im Sammetwamms des Prinzen Herr Drummer, und es ſchien dem ernſten Zuſchauer, als ſei der Ausdruck ſeines Antlitzes noch nie zuvor ſo trium⸗ phierend und boshaft geweſen als in dieſem Moment. „Arnold,“ ſagte Lieutenannt von Bergen, der neben dem Profeſſor ſtand, mit vor Aufregung heiſerer Stimme, „ich habe den Cotillon mit dem ſüßen Dornröschen, und jetzt oder nie muß mein Geſchick ſich entſcheiden.“ „Gemach Ernſt,“ warnte der Gelehrte, die Hand auf den Arm des Officiers legend, „Du willſt in erſter Linie eine reiche Erbin, und man ſagt, daß Lehnert nicht gut ſtände.“ „Donnerwetter, und Du glaubſt es in der That —“ „Ich glaube nichts, ich weiß nichts, aber ich warne Dich nur, da ich weiß, daß Du Fräulein Lehnert nicht liebſt.“ „Da irrſt Du Dich denn doch ſehr!“ brauſte Bergen auf, „ich bin bis über die Ohren in ſie verliebt, und wenn ſie mich abwieſe, glaube ich, nickte der Profeſſor, und ſein Auge hing wie im Traum an dem Dörnröschen, welches ſoeben hinter dem Vorhang verſchwand, „Du wirſt eines Tages anders ſprechen und vielleicht bedauern, den Ring am Finger zu tragen, nach dem ſich Dein Herz jetzt ſehnt.“ „Du fiſchblütiger Kathedermenſch,“ eiferte nicht kennt. Bücher und Schriftſtücke häufen ſich in deinem Hirn ſo, daß die Liebe nicht mehr Platz findet. Aber wir vom bunten Tuch verſtehen es beſſer! Und wenn ich nur will, habe ich Schön⸗ Elschen ſogleich am Finger!“ „Der Profeſſor wandte ſich ab. Dieſe über⸗ müthige Sprache von derjenigen, die ihm wie ein Engelsgebilde vorſchwebte, verſtimmte ihn. ſein Empfinden nicht zu enthüllen. Nach den lebenden Bildern ſollte der Ball von Neuem beginnen, nachdem man erſt an einem reich beſetzten Büffet ſich geſtärkt und erfriſcht hatte. Es entwickelten ſich gräziöſe, buntwechſelnde Bilder, heiteres Lachen erſcholl, Teller und Gläſer klirrten, und ein Hoch nach dem andern wurde ausgebracht. Nur Herr Drummer ſtand mit ver⸗ ſchränkten Armen bei Seite, ſeine Lippen hatten ſich entfärbt, ſeine Augen ſchoſſen Blitze. „Das ſoll ſie mir büßen,“ knirrſchte er vor ſich hin, „das boshafte Geſchöpf! Und mein muß ſie dennoch werden oder — der hochmütige Vater wandert in's Zuchthaus. In demſelben Moment kam der Commerzien⸗ rath vorüber und ſogleich hielt ihn Drummer an. „Ah Vergebung!“ rief erſterer haſtig, „ich „Leidenſchaft, Bergen, aber keine Liebe,“ N — ſpaniſche Depotgeſchichte kenne und verwerten werde.“ „Ah, jawohl, ich weiß,“ der Commerzienrath lächelte gezwungen, „aber mein Beſter, Sie be⸗ Bergen, ſo kannſt Du nur reden, der die Liebe greifen, daß ich für die Launen meiner Tochter nicht aufkommen kann.“ „Mir einerlei, Sie wiſſen, daß ich niemals drohe, ſondern die Wahrheit zu reden pflege.“ „Ich will ſehen, was ſich thun aber —“ 8 5 „Entweder oder, dabei bleibt es!“ Aber er bezwang ſich, nichts zu ſagen, um löſen ſollte.“ Sehr beunruhigend kam Lehnert auf ſeine Toch ter zu und raunte ihr in's Ohr: „Elſe, tanze den Cotillon mit Drummer, ich bitte Dich darum! Es liegt mir viel daran, daß Du ihn freundlich behandelſt.“ „Aber Papa, das fällt mir nicht im Traume ein! Ich bin von Herr von Bergen engagiert und ſehe nicht ein, weshalb ich dieſe Verpflichtung „Thue mir den Gefallen, Elſe!“ Das ſchöne Mädchen blickte forſchend in des Vaters bleiches Antlitz. Eine düſtere Erinnerung an ihr Geſpräch mit dem Buchhalter ſtieg vor ihrer Seele auf, aber dennoch ſchüttelte ſie ſtolz das blonde Köpfchen. „Nicht doch, Papa, es geht eben nicht, und deßhalb bin ich außer Stande, Deinem Wunſche nachzukommen. Aber ich will ein Uebriges thun und dem orroganten Herrn in der Damen⸗Polka einen Orden bringen. Ob das dem edlen Herrn wohl genügen wird ? Der Commerzienrath ſeufzte. Als er jedoch gleich darauf Lieutnant von Bergen traf, behandelte er ihn um ſo kälter und abweiſend il er Elſe bin in Anſpruch genommen —“ jagte ich mir eine Kugel in's Gehirn. „Sorgen Sie dafür, daß Fräulein Elſe mir gegenüber den Kürzeren gezogen. ver Der Anprall war ein achte genau auf den Titel und die bunte Fächer⸗ den Cotillon giebt, ſonſt Sie wiſſen, daß ich de a e Aula falt 0 1 5 1 ll * 5 d 77 1. Abrigen vr l 1 5 u. B. 5 de ge 5 1 ung Ant Mann Ar. 4“ Vorſtel l Ladend — Neuhe