eingeleiteten Reform reten bereits in kürzeſter Seit in ein Stadium, in welchem ſich auch der Keichskanzler mit ihnen beſchäftigen kann. Verſchiedenes. 8 — Ladenburg, 24 Okt Auf Grund der im September d. J. ſtattgehabten Finanz⸗ aſſiſtentenprüfung ſind unter die Zahl der Finanz⸗ aſſiſtenten u. A. die Herren Otto Schmitthelm und Peter Schmitthelm aufgenommen worden. — Wiesloch, 24. Okt. Ein ernſthafter Wahlkrach fand in Walldorf ſtatt. Eine große Schlägerei ereignete ſich, deren bedauerliche Folge es war, daß 12 Perſonen in Unterſuchungshaft nach Mannheim abgeführt worden ſind. Die antiſemitiſche Verſammlung wurde von einem betrunkengemachten Mob angegriffen. Im „Lamm“ hatten ſich nach der Darſtellung des „Volksboten“ fünfzig Perſonen geſammelt, Herr Abg. Bindewald referirte über die Landtagswahl. Mitten im Vortrag erſchien der jüdiſche Lehrer Lisberger unter Deckung einer Anzahl Arbeiter. Sogleich bei ſeinem Eintritt und ohne irgendwie gereizt zu ſein (die Judenfrage war von dem Redner überhaupt noch nicht berührt worden) warf er dem Abgeordneten unflätige Schimpfworte ins Geſicht. Gleich darauf drängten immer mehr Leute in den Saal. Nach Beendigung des Vor⸗ trags wurde die Haltung des Mobs immer bedrohlicher. Es waren zumeiſt jüngere Burſchen, und aus denſelben war augenſcheinlich eine Leib⸗ garde auserwählt worden. Einer derſelben, ein „Athlet“, drang in das Nebenzimmer und ſuchte die Anweſenden zu ſtören. Es entſpann ſich zwiſchen ihm und einigen Leuten, die der Thüre zunächſt ſaßen, ein Wortwechſel; da — plötzlich ertönte ein Pfiff, und nun begann ein wildes Getöſe und Geheul. Zu gleicher Zeit flogen Gläſer, Flaſchen, Stühle ꝛc. durch den Saal nach der Thüre des Nebenzimmers. Die raſende Menge ſchlug blind auf Diejenigen los, welche ſich zum Schutze vor unſern Kandidaten Köſter und die Abg. Bindewald und Pfiſterer geſtellt hatten. — Oberkirch (Baden), 24. Okt. Der Landwirthſchaftliche Konſumverein und Abſatzverein Oberkirch hat, wie im Vorjahre, eine Vermittel⸗ lungsſtelle für den Abſatz von Wein errichtet. Der Herbſt iſt im Bezirke Oberkirch noch im Gange. Was den Mengenausfall anbelangt, ſo ſteht er hinter dem des Vorjahres zurück. Etwa ½ Herbſt kann man als Grundlage annehmen. Die Moſtgewichte dagegen übertreffen die des Vor⸗ jahres und ſchwanken zwiſchen 70 bis 95»ĩ nach Oechsle. Der Preis bewegt ſich zwiſchen 45—80 Mark pro Ohm. Für den Holzbeſtand iſt das milde Wetter recht günſtig. Weinkäufern wird durch obigen Verein über die lagernden Mengen und Sorten unentgeltlich Auskunft ertheilt. — Bühl, 23. Okt. Im Pfuhlfaß erſtickt.] In dem benachbartem Vimbuch ſtürtzte das zwei Jahre alte Söhnchen des Schmiedes Kegenold in ein zufällig offenſtehendes, vor den Schweinſtällen eingegrabenes Jauchenfaß und erſtickte. Als ſpäter die Mutter des Kindes in die Nähe kam, bemerkte ſie zwei Kinderfüßchen aus dem Faße herausragen. Groß war der Schrecken des Mutterherzens, als die Frau die Wahnehmung machen mußte, daß ſie ihr eigenes Kind als Leiche aus dem Grubenloch gezogen atte. g — Mainz 23. Okt. Geſtern explodirte in der Mombacher Conſervenfabrik in Mom⸗ bach ein ſogena nntes Kochfaß. Ein Arbeiter wurde an die Decke geſchleudert und ihm die Hirnſchale eingedrückt. Rom, 24. Okt. König, Umberto, der mit dem Prinzen von Neapel in den Alpen von Cuneo zur Gemſenjagt gegangen war, wurde durch einen Schneeſturm und Lawinenſturz im Jagdſchloß Santa Anna blockiert. Es herrſchte große Beſorgniß für die 200 Treiber, die die Höhe beſetzt hielten. Zum Glück waren alle gerettet. Die Jagd mußte aufgehoben werden. Im Laufe des Tages legten Soldaten und Bauern den Pfad frei urd befreiten die Jagd⸗ geſellſchaft aus ihrer Lage. — London, 22. Okt. Eine Freuersbrunſt zerſtörte die mit 72000 Spindeln arbeitende Spinnerei der New Hall Company in Burnley. Der Schaden beträgt eine Mill. Mark. f — Havre, 23. Okt. In der letzten Nacht brach in einer Petroleum Niederlage eine Feuersbrunſt aus. Das Gebäude brannte voll⸗ ſtändig nieder. Ein Dienſtgebäude, welches 18 000 Liter Mineralöl enthielt, wurde von den Flammen ergriffen und brannte total aus. Gegen Morgen nahm das Feuer große Dimenſionen an. Ein Behälter von 30000 Kilo Del wurde vo Feuer ergriffen und ging in Flammen auf. — Newyork, 24. Okt. Der Expref zu von Bufallo nach Newyork, der Newyork⸗Centra Linie ſtürzte heute früh in der Nähe von Eg viſon in den Hudſonfluß. Der Damm, welch die Schienen trägt, iſt wahrſcheinlich von de Regen unterſpült geweſen und hat nachgegebe Die Geleiſe ſind dann mit der Maſchine u 7 Wagen in den Fluß gerutſcht. Di Todten wird auf 28 geſchätzt. Einige Reiſend wurden dadurch gerettet, daß man von oben d Wagendecken einſchlug und die Perſonen herau zog. Landwirtf chaftliches. Durch die Reihen der wirtſchaftlich bedrängt großen und kleinen Grundbeſitzer erſchallt je der Ruf, ſich dem Obſtbau im großen zuz wenden: man hört von mangelndem Angeb von der ſich ſtetig mehrenden Einfuhr aus Nor amerika und man möchte gern theilnehmen, d deutſchen Obſtbau zu heben, wenn man n wüßte, was man pflanzen ſoll, welche Obſtart welche Obſtſorten, Zur rechten Zeit erhebt der neuſten Nummer des praktiſchen Ratgebers im Obſt und Gartenbau Herr Ritterguts ſitzer Garcke warnend ſeine Stimme und ma alle, die Obſt anpflanzen wollen, zur größ Vorſicht. Der Obſtbaum im Freien ſoll 80, unter günſtigen Verhältniſſen 100 Ja ſtehen und demnach 30, 40 bis 50 volle Ernten f bringen, Die Fehler, welche wir bei ſeiner och de Anpflanzung in Beziehung auf Sortenwahl treffen a 8 rächen ſich demnach an Kindern und Kindes⸗ neil kindern. Treffen wir dagegen die rechte Wahl, aul 1 ſo werden Enkel und Urenkel unſerer dankbar gedenken. Seine nun folgenden Ratſchläge teilt Herr Garcke in zwei Teile: „was wir nicht pflanzenſollen,“ und „was wir pflanzen ſollen.“ Wir können Jedem, der jetzt im Herbſt Obs anpflanzen will, nur dringend raten, ſich die 0 Nummer des praktiſchen Ratgebers im Obſt und Gartenbau, in welcher der Aufſatz des Herrn Garcke enthalten iſt, kommen zu laſſen — die Zuſendung geſchieht umſonſt und franko von dem Geſchäftsaut genannter Zeitſchrift in Frankfurt a. Oder. 3 „So, ſo! Ah n daslkommt Dein ſpaniſcher Freund, Sennor Malejos. Er ſteuert direkt auf Dich los, um Dir etwas mitzutheilen. Na, dem Kerl ſieht man die Geldſäcke an, auf denen er ſitzt.“ „Buenos dias amigo!“ rief der Spanier er⸗ freut und ſchüttelte des Profeſſors Hand, „ich bin ſehr zufrieden, Sie zu treffen, da ich mich dabei verabſchieden kann.“ „Sie wollen verreiſen, Sennor 2“ „Ach, nur einmal auf den Antillen zum Rechten ſehen, wiſſen Sie, ich will vor allen Dingen eine Zuckerraffinere verkaufen, bei der ſo eine halbe Million zu verdienen iſt, da lohnt es ſich ſchon, ſelbſt hinzufahren.“ „Natürlich. Kann ich Ihnen in Ihrer Ab⸗ weſenheit vielleicht irgendwie nützen?“ „Sie ſind ſehr gütig, Herr Profeſſor. Ich habe meine Werthpapiere, Silber u. ſ. w. zum Commerzienrath Lehnert gegeben, wo ſie doch wohl ſicher ſind? Sollte mir irgend etwas zuſtoßen oder — jener Firma —“ „Das iſt doch kaum anzunehmen; Lehnert iſt beinahe Millionär und völlig rechtſchaffen.“ „Ja, ja, ich meine auch nur für alle Fälle.“ Natürlich, ich verſtehe Sie, Sennor; rechnen Sie und verfügen Sie über mich, ſo viel Sie wollen.“ — Als der Spanier ſich verabſchiedet, ſchritten beide Herren ruhig plaudernd weiter, bis mit einem Male Bergen herumfuhr und eine daherkommende Dame fixirte. „Ah, ſieh da, unſere Primadonna! Ich muß ein paar Worte mit ihr wechſeln, Du vergiebſt, wenn ich Dich verlaſſe, beſter Arnold.“ „Ernſt, Ernſt, und dabei gehſt Du mit dem Gedanken um, ein anderes Mädchen zu heirathen?“ Sei nicht thöricht. heute Nachmittag!“ Er ging ſäbelklirrend der ſchönen Sängerin entgegen, deren hübſches Geſichtchen ſich bei ſeinem Anblick dunkler färbte, und Herr von Dorn wandte ſich unmuthig ab. „Und dieſen Schmetterling liebt Elſa“, ſeufzte er vor ſich hin, „ich weiß es genauer als ſie ſelbſt, denn ich kann in ihren Augen leſen, darum, weil ich ſelbſt ſie liebe — Gott im Himmel, muß ich denn untergehen an dieſer Leidenſchaft?“ — — Er hatte bislang ein ziemlich freudloſes Daſein geführt; die Eltern verlor er in früheſter Jugend und warf ſich mit raſtloſem Eifer auf die Wiſſen⸗ ſchaften, um ſo dem Leben doch wenigſtens einen Inhalt abzugewinnen. Er hatte ein recht be⸗ deutendes Vermögen geerbt, welches ſich unter der Verwaltung ſeines braven, ehrenwerthen Vormundes zuſehendes vermehrte; aber er benutzte kaum den kleinſten Theil der Zinſen, ihm war es gleichgiltig und nur darauf legte er Werth, bei den Menſchen um ſeiner ſelbſt willen angeſehen zu ſein. Und dies wurde ihm in reichem Maße zu Theil. Ernſte, ſchaffenskräftige Naturen finden doch immer und überall Anerkennung; wohin Profeſſor von Dorn auch kam, nahm man ihn mit größter Achtung auf, und gar manche töchterreiche Mutter ſchaute voll Intereſſe dem ſchönen, ernſten Manne nach, der leider ſo wenig von den jungen Damen wiſſen wollte. Erſt als er Elſa Lehnert auf ihrem erſten Balle geſehen, ſchlug auch ſeine Stunde. Das liebliche Mädchen im weißen Tüllkleide mit dem Vergißmeinnichtkränzchen auf den goldblonden Haaren ſtahl ſich tief in ſeine Seele, und als er Abends längſt daheim war, ſchritt er noch immer raſtlos Adieu und auf Wiederſehen „Ah bah, Du langweiliger Moralprediger, im Gemach umher, ohne daß er den tiefen Eindruck kann ich deshalbznicht mit anderen Damen reden? (zu bekämpfen vermochte, den Fräulein Lehnert auf ihn gemacht. Und ſeitdem hatte er ſie oft geſehen, hatte bei dem Commerzienrath Beſuch gemacht, war viel geladen geweſen — und dennoch auch nicht einen Schritt näher gekommen. „ Er wollte erſt ſondiren, ob das junge Weſen ihn auch ſo zu lieben vermöge, wie er ſie, treu, innig und ewig. Aber der ſchöne Schmetterling flatterte voll heiteren Lebensgenuſſes bald hier, bald da hin und Profeſſor von Dorn ſagte dann ſtill vor ſich hin: a „Noch iſt es nicht Zeit, noch muß ich warten, Nun aber kam ſein eleganter, liebenswürdiger Vetter, der offenbar tiefen Eindruck auf das Töchterchen des Commerzienraths machte, und des Profeſſors Hoffnungen ſanken jetzt immer mehr und mehr. i Wie, ſollte es möglich ſein, daß Elſe ihn wählte und vielleicht an ſeiner Seite elend würde? Durfte er nicht eingreifen, ſie warnen, ſie auflehen, ihn zu erhören und an ſeinem Herzen den Platz zu ſuchen, an dem ſie vor allem Leid und Weh am Beſten geborgen wäre. n „Ego iſt, der ich bin“, murmelte er vor ſich hin, als er in das Haus trat, welches das Ziel ſeines Ganges bildete; „ich kann ja nichts hun, als von Weitem zuſehen wie alles kommt erſt dann, wenn ſie eines wahren Freundes bedarf, kann ich vortreten und gebe Gott, daß ſie in ſener Stunde meine Liebe erkennt und annimmt, Ihr Glück ſoll dann meines Lebens ſchönſter l ſein.“ — Flitterwochenzwiſt. Mutter: Ihr habt euch ſchon gezankt und ſeid erſt eine Woche 1 25 heirathet?“ — Junge Frau: „Ja, Georg hat vorhin geſagt, ich mache ihn weit glücklicher als er mich!“