Belehrungen und Ratſchläge zum richtigen und lohnenden Betrieb der Landwirtſchaft. Eine praktiſche Boden⸗ und Düngerlehre ſucht die Schüler mit den Grundſätzen richtiger Bodenbe⸗ arbeitung und Düngerbehandlung vertraut zu machen. An ſachgemäße Belehrung über den Bau und das Wachstum der Pflanzen reiht ſich praktiſche Unterweiſung über den Anbau, die Pflege, Auſbewahrung und Verwertung der landw. Gewächſe (Getreide, Handelsgewächſe, Futter, Wieſen⸗, Obſt und Weinbau. Der Un⸗ terricht im Bau und Leben der Tiere, be⸗ faßt ſich gleichzeitig mit der richtigen u naturgemäßen Züchtung, Fütterung u. Benützung der Thiere, ſowie mit der Behandlung kranker Tiere. Von dem zum Be⸗ triebe des landw. Gewerbes und im häuslichen Leben wichtigen und zweckmäßigſten Geräten und Maſchinen erhalten die Schüler eingehende Kenntnis. Grundſätze, Regeln und Berechnung über die richtige Führung des Hausweſens und des landw. Betriebs, über Kauf und Verkauf, ſowie Mitteilungen über die wichtigſten bürger⸗ lichen und rechtlichen Geſetzbeſtimmungen geben dem jungen Manne eine gute Vorbereitung auf ſeinen ſpäteren Beruf als Landwirt, Geſchäfts⸗ mann und Staatsbürger. — Mannheim, 21. Okt. Heute Abend gegen halb 7 Uhr wurde die Feuerwehr allarmirt. In dem geraumen, einen Hinterbau des Qua⸗ drates F 4 bildenden Magazin der Porzellan⸗ waarenhandlung von C. Schulz F 4, 7 war Großfeuer ausgebrochen, welches in den bedeutenden Strohvorräthen reichlich Nahrung fand, ſo daß das Magazin ganz ausbrannte. Der Feuerwehr gelang es nach gewaltiger Anſtrengung das Uebergreifen des Feuers auf die zahlreichen eng⸗ gebauten Nachbargebäude zu verhüten und das Feuer auf ſeinen Herd zu beſchränken. Der Schaden dürfte ſehr bedeutend ſein. Gegen 9 Uhr rückte die Feuerwehr wieder ab. — Weinheim, 20 Okt. In voriger Woche fand in der Altſtadtkirche zu Weinheim die Synode der Dibceſe Ladenburg⸗Weinheim ſtatt. Dieſelbe wurde durch Herrn Dekan Nüßle von Ilvesheim geleitet. Den Bericht über die kirchlichen und religiös⸗ſittlichen Zuſtände der Dibzeſe erſtattete Herr Pfarrer Sievert von Ladenburg, denjenigen über die Bewahrung ſittlich gefährdeter Kinder Herr Pfarrer Teutſch von Leutershauſen und einen dritten über die Ruhegehalte der Geiſtlichen Herr Pfarrer Schäfer von Großſachſen. Die Verhandlungen währten von 10 bis 2 Uhr und waren vom Geiſt der Liebe und des Friedens getragen. In den Dibzeſanausſchuß wurden wiedergewählt die Herren Pfarrer Sievert von Ladenburg, zugleich als Stellvertreter des Dekans, und Kirchengemeinderath Kayſer von ebenda. Ein gemeinſames Mittageſſen im „Pfälzer Hof“ hielt die Synodalmitglieder noch einige Stunden in trautem Kreiſe beiſammen. — Aus dem Weſchnitzthal, 21. Okt. Eine Schreckensurkunde erhielt die Familie Homburger in Rimbach. Von Saargemünd wo der hoffnungsvolle Sohn in Garniſon ſtand, kam die Nachrichs, derſelbe ſei tödtlich verwundet. Als der Vater nach Saargemünd eilte, fand er ſeinen Sohn nicht mehr am Leben. Ein Kamerad hatte ihm im Scherz mit dem Gewehr eine Kugel durch den Kopf gejagt. H. lebte nur noch kurze Zeit, in der er dringend bat, ſeinen Kameraden nicht zu ſtrafen; denn ſie hätten zuſammen geſcherzt und nicht gewußt, daß das Gewehr geladen ſei. — Oggersheim, 20. Okt. Geſtern /8 Uhr wurde bei dem Uhrenmacher hier ein gro⸗ ßer verwegener Diebſtahl ausgeführt. Der Uhr⸗ macher begab ſich einen Augenblick in das Nebenzimmer, als er wieder herauskam, war faſt die ganze Auslage geſtohlen und zwar 50 bis 60 goldenene und ſilberne Herren⸗ und Da⸗ menuhren, eine Menge Ketten, Ringe ꝛc. im Werthe von 1500 M. Der Dieb hatte lt. Pf. Pr. kaum eine Minute Zeit gehabt zu dieſer ver⸗ wegenen That. — Aus Karlsruhe, 20. Okt. Heute Vormittag kurz nach 8 Uhr wurde der Bahn⸗ wartsablöſer Joſeph Reichert von Malſch von dem einfahrenden Heidelberger Perſonenzug Nr. 279 erfaßt und gräßlich verſtümmelt; Hände Füße und Kopf wurden furchtbar zugerichtet. Den Unglücklichen trug man auf einer Bahre nach dem ſtädtiſchen Krankenhaus doch war der⸗ ſelbe bei ſeiner Ankunft daſelbſt ſchon geſtorben. Das Unglück ereignete fich dadurch, daß um die kritiſche Zeit zu gleicher Zeit zwei Züge in den Bahnhof einfuhren, der erſte von Heidelberg über Durlach (fällig 8 Uhr 07) der auch den Reichert erfaßte, der andere von Mannheim über die ſtrategiſche Lienie (fällig 8 Uhr 07). Beide Züge fuhren in Abſtand von ungefähr zwei Wagenlängen in den Bahnhof ein. Der eine markſcheine, 14 Tauſendmarkſcheine ſowie kleinere ſchein belohnt. Zug war vorüber und in dem Moment, als Reichert nach dem andern ſehen wollte, war das Unglück ſchon geſchehen. Reichert iſt etwa 28 Jahre alt und hinterlätzt eine alte Mutter, die er ſeither unterſtützt hatte. — Bruchſal, 20. Okt. Der Polizei ist es gelungen, die Thäter ausfindig zu machen, Wa welche am Ende der vorigen Woche Nachts einen 1 großen Holzklotz auf das Geleis der Brettener Eiſenbahnlinie geworfen haben, wodurch ein nach⸗ folgender Zug großer Gefahr der Entgleiſung ſer, ausgeſetzt war. Es ſind drei junge Bürſchchen n, im Alter von ungefähr 20 Jahren, die ſich nu. lun vor der Strafkammer demnächſt wegen Gefährdung einnllie eines Eiſenbahntransportes zu verantworten haben 4 11 werden. 0 fn — Frankfurt, 20. Okt. Im ſtädtiſchen li Krankenhauſe wollte die Krankenſchweſter Hedwig f aus dem zweiten Stock mittelſt Fahrſtuhl nach hake unten fahren. Infolge ihrer Kurzſichtigkeit ſah ſie nicht, daß der Fahrſtuhl ſich unten befand und trat in den leeren Raum. Mit einem gel⸗ lenden Schrei ſtürzte ſie in die Tiefe, wo ſie mit drei Arm und Beinbrüchen und anſcheinend innern Verletzungen aufgefunden wurde. — Hamburg, 19. Okt. [Ein werthvoller Fund]. Eine Brieftaſche mit über 300 000 Mk. in Werthpapieren u. ſ. w. ließ am Sonnabend ein Hamburger Großkaufmann in einem Wagen der Straßenbahn liegen. Die Brieftaſche enthielt Checks in Höhe von 271000 Mk, 159 Hundert⸗ 1 Bankbillets im Betrage von etwa 1000 Mark. Der Schaffner des Wagens fand die Brieftaſche und ſtellte ſie alsbald dem Eigenthümer zu; er wurde, wie verlautet, mit einem Tauſendmark⸗ — Kiel, 21. Okt. Die Leiche des mit dem Torpedoboot S 26 verunglückten Oberfeuer⸗ werksmaat Riechert iſt unweit Weſſelburen an den Strand getrieben und in der dortigen Leichen⸗ halle aufgebahrt worden. Die Beerdigung findet unter Betheiligung der Kriegerpereine heute Nach⸗ mittag ſtatt. 3 8 — Madrid, 20. Okt. 11. Uhr. Ein ſchrecklicher Cyklon verwüſtete die zur Gruppe der Phillippinen gehörende Inſel Leyte und verur⸗ ſachte ungeheure Verluſte unter der Bevölkerung. Der Schaden iſt unermeßlich. 3 1 fei i kligen „Herr Profeſſor von Dorn zu Hauſe?“ „Gewiß, ich werde den Herrn Commerzienrath ſogleich melden.“ Die Thür zum Zimmer ward geöffnet, und ein vornehm ausſehender, hochgewachſener Mann, anfangs der Vierzig, trat dem Commerzienrath Lehnert mit verbindlichem Gruße entgegen. Man ſah der Stirn, dem ernſten, geiſtvollen Auge den Gelehrten an. Eine wunderbare Ruhe und Har⸗ monie lag in dem ganzen Weſen des auch äußerlich ſo hervorragenden Mannes, der allgemeine Achtung bei Jedermann genoß. Er war reich, vornehm, liebenswürdig und dennoch nicht vermählt, ſo daß wohl oft ſehnſüchtige Blicke ihm folgten. „Vergeben Sie dieſen frühen Beſuch, Herr Profeſſor“, rief Lehnert heiter, „ich hoffe auf Ihre Nachſicht deshalb, doch wollte ich Sie gern beſtimmt treffen, um Sie zu bitten, mich heute Nachmittag in meinem Wagen zum Offiziers⸗Rennen zu be⸗ gleiten.“ „Sehr liebenswürdig, Herr Commerzienrath“, entgegnete Herr von Dorn, ſeinem Gaſte einen Seſſel anbietend, „und ſehr frohlockend, denn ich bin eigentlich ein großer Liebhaber von dieſem edlen Sport.“ „Um ſo angenehmer, da brauche ich nicht allein zu fahren. Meine Tochter reitet natürlich, und ich bin Ihnen daher ſehr dankbar.“ „Wie geht es dem gnädigen Fräulein?“ frug der Profeſſor und holte Cigarren für ſeinen Beſuch herbei, ſodaß dieſem das Aufleuchten dieſer ernſt⸗ ſchönen Männeraugen entging, „ich hatte lange nicht den Vorzug, Sie zu ſehen.“ „Ich danke! Wie es jungen Damen immer geht. Ewig neue Toilettenſorgen, Vergnügen in immer neuer Geſtalt, das iſt wohl der Hauptinhalt ihres Lebens.“ 12 75 „O nicht doch, Herr Commerzienrath, Fräulein Elſe hat doch wohl auch hervorragend geiſtige Intereſſen.“ „Hm, ja, ſie ſchöngeiſtert mit Jedem herum, und ich frage mich oft, was es dem Mädchen für Freude machen kann, über alle möglichen Dinge zu reden wie ein Buch. Aber das gehört eben mit zur Mode und zur Bildung.“ „Ein feines Lächeln umſpielte ſekundenlang die Lippen des Gelehrten, dann wechſelte er das Geſpräch und Lehnert erhob ſich auch bald zum Gehen. „Alſo auf Wiederſehen, verehrter Herr von Dorn. Ich hole Sie um vier Uhr hier ab.“ Als er fort war, blickte ihm Arnold von Dorn gedankenvoll nach. Er begann, wie es ſeine Ge⸗ wohnheit war, im Zimmer auf und ab zu ſchreiten. „Wie unähnlich ſind ſich dieſe Beiden“, ſprach er leiſe vor ſich hin, „und doch gehören ſie zu einander. Elſe iſt das liebreizendſte und begehrens⸗ wertheſte Mädchen, das ich kenne, und — wenn ſie mich lieben, mein Weib ſein wollte, ſo wäre ich der Glücklichſte aller Sterblichen. Aber freilich, ich bin zu alt für ſte. Sie ahnt wohl nicht, welche treue Liebe ich im Herzen trage. Könnte ich ſie behüten und ſchützen vor allem Leid des Lebens, mein Herzblut wollte ich für ſie vergießen.“ Ein Schatten war über das ernſte Männer⸗ geſicht geflogen, und ein tiefer Seufzer hob die breite Bruſt, dann ſetzte ſich der Profeſſor an den Schreibtiſch, um den wiſſenſchaftlichen Aufſatz zu vollenden, der in nächſter Zeit zum Vortrag kommen ſollte. Und doch wollte die Arbeit heute nicht von Statten gehen. Er ſah immer von Neuem ein roſiges Mädchenautlitz mit lachenden purpurrothen erfaßt und wollte ihr Recht haben. Wie ſchön müßte es ſein, wenn jene Thür ſich öffnete und ſie hereinſchaute, um ihn zu grüßen, anzulächeln oder nur um ihm zuzunicken. „Fort mit dem Gedanken, es iſt ja Wahnſinn!“ rief er heftig, „ſie wird einen anderen Mann be⸗ glücken, und ich bleibe fern ſtehen. Dieſer ſchimmernde Stern iſt nicht für ſolch ernſten lang⸗ weiligen Gelehrten, auch wenn ich ihn hüten und bewahren wollte wie meinen Augapfel.“ „Ah, lieber Vetter“, rief gleich darauf eine kräftige Männerſtimme, und in das Arbeitszimmer trat ein eleganter Offizier, ſich ohne viele Umſtände in einen Lehnſtuhl dicht am Schreibtiſch werfend, „wie geht's Dir, immer fleißig? Iſt doch höͤliſch langweilig, das ewige Bücherhocken, kommſt gar nicht zum ordentlichen Lebensgenuß, hm?“ „Wie Du es nimmſt, Ernſt“, lächelte der Profeſſor, die Feder aus der Hand legend, „da ich eben den Gelehrtenberuf ergriffen habe, und er für mich zum Lebensinhalt geworden iſt, ſo finde ich ihn eben ſo wenig langweilig, wie Du Deine militäriſche Laufbahn. Du kommſt vom Dienſt!“ „Hm ja. Bin mit meinem Oberſt draußen bei einer Uebung geweſen. Es dauerte nicht lange, war aber doch anſtrengend. Denke nur, faſt vier Stunden im Sattel geſeſſen!“ „Armer Kerl, Du ſiehſt auch ſchon recht an⸗ gegriffen und elend aus.“ Lieutenant von Bergen ſtrich ſich, blaſikt lächelnd, den langen, ſchwarzen Schnurrbart, das Auge ſchaute ſo müde drein, als ſei er in der That faſt überwältigt von der Laſt des Daſeins. 10 Fortſetzung folgt. 10: fiſch Aahilen 1 1 9 Wb 8 Wir 0 Lippen und goldigem Haar vor ſich. Die Liebe hatte den ernſten Mann zum erſten Mal im Leben !