Im Jahre 1887 nahm Frankreich unter den Handelsmarinen Europas die zweite Stelle ein, England zählte 6 502 000, Frankreich 722 000, Deutſchland 628 000, Norwegen 150 000 Tonnen. Im Jahre 1895 iſt Frankreich von Deutſchland überflügelt worden und an die dritte Stelle gerückt; England zählte 9 984 000, Deutſchland 1306 000, Frankreich 864 000, Norwegen 455,000 Tonnen. Die Zunahme der franzöſiſchen Handelsmarine betrug in dieſen 8 Jahren nur 19,71 pCt., während die engliſche um 54.44, die deutſche um 108, die norwegiſche um 202 pct. In weitern acht Jahren wird Frankreich vorausſichtlich auch von Norwegen Die Urſache dieſes Zurückbleibens findet Charles Roux in der Langſamkeit und in den großen Koſten der Arbeit der franzoſiſchen Werften und dann in den Staatsprämien, durch welche die Werften veranlaßt werden, nicht mehr zu produziren, als zur Erlangung der Prämien genüge. Verſchiedenes. — Bammenthal, 17. Okt. Am heutigen Sonntag Morgen ereignete ſich hier ein ſchwerer Anfall. Wie üblich läutete die Schuljugend die Glocken. Dabei ſprang der Kranz der Glocke ab und zerſchmetterte dem 15jahrigen Sohne des Herrn Fabrikanten Wilh. Sandritter das rechte Bein. Der ſchwerverletzte Junge wurde ſofort nter Begleitung des Herrn Dr. Nicolai von ier, der ihm die erſte Hilfe leiſtete, nach Heidel⸗ erg in die Klinik gebracht, wo ihm das Bein mputirt werden mußte. — Karlsruhe, 17. Okt. Samstag Nach⸗ ittag gegen 5 Uhr iſt der verheirathete Maurer Wilhelm Weber von Knielingen an dem Neubau er Verſorgungsanſtalt in der Kaiſerallee beim ufmachen einer Fahne vom Baugerüſt des ierten Stockwerks abgeſtürzt. Als Weber am ußerſten Ende des Gerüſtes die Fahnenſtange efeſtigen wollte, iſt er auf dem Dielenbeleg an ner Diele, die mit Blech beſchlagen war, mit em Fuß hängen geblieben, dadurch kam die tele aus ihrer Lage und verurſachte den Abſturz. eber iſt beim Fallen zwei bis drei Mal auf em Gerüſt aufgeſchlagen. Er wurde ſofort ittelſt einer Drotſchke nach Knielingen verbracht, jedoch unterwegs an den Folgen der erhaltenen wie er boshafter nicht gedacht werden kann, iſt in der vorletzten Nacht auf der Eiſenbahn von Von einem in der Tunnelſtraße aufgeſetzten Holzſtoße wurde nämlich ein ca. 50 Centimeter dicker und enſprechend langer Holzklotz auf das Gleis geworfen, wodurch der alsbald vorüberfahrende Güterzug 1 ie Lokomotive ſchob jedoch glücklicher Weiſe den Bretten her verübt worden. Gefahr ausgeſetzt war, zu entgleiſen. Klotz auf die Seite und fuhr über ihn weg, ſo Urheber dieſes gemeinen Streiches. — Baden⸗ Baden, 5. Okt. ſchweres Unglück] ereignete ſich geſtern Mittag gegen 12 Uhr dort, wo die Stefanienſtraße in die Lichtenthaler Allee einbiegt. feſtes damit beſchäftigt, Flaggenmaſten in den Boden eingerammt. den in der Nähe ſtehenden Sohn des Wagner⸗ meiſters Gattung derart unglücklich, daß ihm der Kopf geſpalten wurde und er ſogleich eine Leiche war. Daß durch dieſen beklagenswerthen Fall einen Mißton in das Feſt getragen wurde, läßt ſich denken. — Leipzig, 18. Okt. Heute, am Jahres⸗ tage der Völkerſchlacht bei Leipzig, wurde ein ehernes Bismarckſtandbild feierlich enthüllt. Die Spitzen der Zivil⸗ und Militärbehörden, Ober⸗ reichsanwalt Hamm, der Rektor der Univerſität, der Kreishauptmann v. Ehrenſtein, Generallieute⸗ nant Treitſchke, Vertreter der Stadt, der Indu⸗ ſtrie und des Handels und viele Körperſchaften nahmen an der Feier theil. Die ſtudentiſchen Vereine und der Verband der Kriegsveteranen bildeten Spalier. Die Feſtrede hielt Kommerzien⸗ rath Gruſer, worauf der Oberbürgermeiſter das Denkmal im Namen der Stadt übernahm. — Halifax, (Neuſchottland), 18. Okt. Der Ort Windhor, 45 Meilen Nordweſtlich von Halifax, wurde durch eine gänzlich, zerſtört. Das Feuer brach um Mitter⸗ nacht im Geſchäſtsviertel aus. Heftiger Wind trug die Flammen nach allen Richtungen. Die Stadt liegt zu / in Trümmern. Kirchen und öffent⸗ liche Gebäude, Banken und faſt ſämmtliche erletzungen geſtorben. — Bruchſal, 17. Okt. Ein Bubenſtreich, Geſchäftshäuſer ſind mitvergebrannt. 3000 Perſonnen ſind obdachlos. daß der Zug bald der Gefahr entgangen war. Die Polizei und Gendarmerie fahndet nach dem Ein Daſelbſt iſt man zur Zeit anläßlich des bevorſtehenden Feuerwehr⸗ eine Ehrenpforte zu errichten und ſind zu dieſem Zwecke vier große plößlich ſtürzte einer dieſer Maſten um und traf Feuersbrunſt faſt * — Newyork, 17. Okt. Eine Depeſche aus Havanna meldet: Der Küſtendampfer „Krito it an der Nordküſte von Pinar del Rio geſ n , Er hatte, einſchließlich Soldaten, Paſſagiere u Schiffsmannſchaften, 200 Perſonen an Bord. f Alle ſind umgekommen. e — New⸗York, 18. Okt. Nach den . b. letzten Depeſchen aus Havauna hat der verſunkene Dampfer „Kriton“ außer der Schiffsmannſchaft 100 Paſſagiere an Bord, darunter zwei Militär⸗ und Marinebeamte und über 70 Sol⸗ vum daten. Ein Kommiſſar wurde gerettet. Nach 41 f ſpäteren Depeſchen ſoll der „Kriton“ überlaſten geweſen ſein. Von 100 an Bord befindlichen aden Perſonen ſeien nur zwei gerettet. 2 5 — Newyork, 18. Okt. Den letzten hn Depeſchen aus Havanna zufolge, betrug die Zahl der beim Schiffbruch des „Kriton“ geretteten inn Peſonen 40 bis 50. Die Zahl der Todten wird ** auf 150 geſchätzt. 1 Un klarheit herrſcht noch vielfach üben Chiffre⸗Inſerate. Wer eine Chiffre⸗Annonce au⸗ . gibt, will mit ſeinem Namen nicht in die Oeffentlichkeit vun b treten, er beauftragt nur die Expedition, alle n unt Briefe oder Karten, welche unter der betreffenden n nen Chiffre eingehen, ihm zuzuſenden. das geſchieht dann von der Expedition 1 — 2 mal. Weiter nun v. hat die Expedition mit den Chiffre Annoncen u dert nichts zu thun. Wenn nun jemand keine Ant⸗ an in wort auf eine Offerte erhält, die er unter der rte angegebenen Chiffre an die Expedition geſandt hat, ſo liegt das nicht an der Expedition, ſon⸗ An . U dern an dem Einſender der Annonce. Die Ex⸗ diene pedition kann man nicht dafür verantwortlich Hutnt machen. [Ein Mittel gegen Bruchleiden.] Zum Beweis dafür daß die Dummen nicht alle werden, berichtet die Leipziger Droguiſten⸗Zeitung: Im württembergiſchen empfiehlt zur Zeit ein wandernder Wunderdoktor Namens Wehrle ein ſelbſterfundenes Mittel gegen Bruchleiden. Das Univerſalmittel koſtet nichts, es werden nur zwei 1 =I 1 * — * 3 . 8 + 8 „ „Ja, aber er iſt vierzig Jahre alt und ſieht mich ſtets ſo ernſt und ſtrafend an, wenn ich mich amüſire da iſt Lieutnant von Bergen doch viel netter.“ „Hm, ſchön, glänzend, von beſter Familie, aber doch gar nicht ſehr vermögend, und Du biſt ſo verwöhnt, daß Du einen Millionär heirathen müßteſt.“ „Ach, wenn ich einen Mann ſo recht von Herzen liebte,“ ſeufzte Fräulein Elſe mit all der Schwärmerei ihrer zwanzig Jahre, „ſo könnte ich ſelbſt in einem elenden Häuschen leben und glück⸗ lich ſein.“ „Ah ah!“ lachte der Comerzienrath, „die Theorie von der Hütte und ihrem Glück theile ich nicht, je älter man wird, je reeler werden auch unſere Bedürfniſſe. Alſo den ſchönen Lieutnant möchte ich eben nicht zum Schwiegerſohn und ich will dich auch aus der Erwartung befreien, wer Dein Verehrer iſt, — es iſt Niemand anders als Herr Alfred Drummer, mein erſter Buchvertreter und Stellvertreter in meinem Geſchäfte. Das ſchöne Mädchen fuhr empor, und unver⸗ 5 555 Entrüſtung blitzte in den blauen Augen auf. „Der und das kannſt Du mir bieten, Papa? Ich ſoll den bieteren Menſchen heirathen, daß alle unſere Bekannten mich über die Achſel anſehen und mir ihre Kreiſe verſchließen werden? Zudem iſt's ein widerlich eingebildeter Menſch, deſſen ewig ſar⸗ kaſtiſches Lächeln und ſtarrer kalter Blick für mich etwas geradezu Abſtoßendes haben.“ Lehnert ſah recht unbehaglich in's Weite und meinte dann gleichſam beſchwichtigend: „Nun, nun, liebes Kind, nur nicht ſo ſchroff. Der Drummer iſt ein tüchtiger Geſchäfts⸗ mann und wäre mir am liebſten als Schwieger⸗ ſohn, aber ich will Dich keineswegs zwingen.“ 5 „Das kannſt Du und darfſt Du auch nicht, Pa pa,“ erklärte die junge Dame energiſch, „ſage Deinem Herrn Buchhalter ſomit in meinem Namen ein mehr oder weniger verblümtes Nein, und die Sache iſt für mich erledigt.“ ö „Aber Elſe, nur nicht ſo raſch! Ueberlege es Dir denn doch noch —“ „Auch nicht eine Minute länger, Papa.“ Das ſchöne Geſichtchen überzog ſich plötzlich mit dunklem Roth und verwirrt dankend neigte Elſe den blonden Kopf, als im ſelben Moment ein ſtattlicher, eleganter Offizier auf prachtvollem Pferde vorüberſprengte und mit feurig leuchtendem Blick hinaufgrüßte. „Ah, das war ja wohl der ſchöne Herr von Bergen“, ſagte Lehnert ärgerlich, „faſt als ob er Dir ſchon am frühen Morgen Fenſterparade reiten 19 5 Ja, wenn Drummer ſo ausſähe und Baron hieße —“ „Laß mich mit Deinem langweiligen Buch⸗ halter zufrieden, Papa“, lachte Elſe mit einem Male ſtrahlend übermüthig, „ich nehme ihn eben doch nicht, und wenn alle Kaiſer und Könige der Welt als Freiwerber zu mir kämen. Heute Nach⸗ mittag iſt Offizierswettrennen, Du kommſt doch auch hinaus 2“ „Ja, ich werde Herrn von Dorn auffordern, mit in meinem Wagen zu fahren. Du ſelbſt reiteſt natürlich?“ „Gewiß, ohne Frage. Kleide hier ſein. geſagt, es bleibt bei meinem endgültigen, ent⸗ ſchiedenen Nein.“ Lächelnd, ruhig und heiter war ſie hinaus⸗ geglitten. In ihrem Zimmer blieb ſie ſtehen und faltete beide Hände über der wogenden Bruſt. Er war es — er — und wenn alle Welt Und nun muß ich fort, die Schneiderin wird gleich mit meinem neuen g Adieu, lieber Papa — und wie bis drei Mark „für das Inſerat gefordert. Der bie Zulauf iſt ein ſehr bedeutender. Der Kranke n gert bekommt ein Säckchen, das zugenäth iſt und ja Curl nicht geöffnet werden darf. Dasſelbe wird um 8 den Hals getragen und unter Gebet angehängt. 2 Ein Patient öffnete das Säckchen und fand auf —— einem Stückchen Pappendeckel aufgenäht die Füße Prin eines Maulwurfs ((k ff ſſe über mich herſiele, ich laſſe nicht von ihm, obwohl z gene, ich noch kaum weiß, ob er mich liebt.“ — Aber in den ſchönen Augen leuchtete es doch he hell und glückſelig auf bei dieſen Worten, und das 1 . ſchöne Mädchen eilte lächelnd und zuverſichtlich ein 1 un der Liedchen trällernd davon zu der wartenden ett i, Schneiderin. n uni Finſter ſchaute indeß der zurückgebliebene Vater 1 J. N ihr nach, während ſeine Hand ſich zur Fauſt ballte. „Fatal, ſehr fatal“, brummte er vor ſich hin, „ſie will nicht, und ich habe Drummer doch ſchon einen zuſagenden Beſcheid gegeben. Was mache ich nur? Ob er ſich noch wird vertröſten oder hin ? halten laſſen? Ich bezweifle es, aber mag er Elſe doch ſelbſt fragen. Die Zeiten ſind vorüber, daß Eltern ihre Kinder zwingen, und giebt ſie ihm höchſt eigenhändig einen Korb — um ſo beſſer.“ 5 Aber dennoch war er beunruhigt. Er raffte die Zeitungen zuſammen und ging hinüber in ſein Comptoir, von wo aus er auch die Schreibſtube ſeines gefürchteten Buchhalters überſehen konnte. i Dieſer, ein ſtämmiger Mann, nicht ſehr groß, mit ſtart ausgeprägten, charakteriſtiſchen, wenn ſchon nicht ſehr gewinnenden Geſichtszügen, röthlich blonden Haar und gut gepflegten Händen, ſaß an ſeinem Pult, eifrig mit Schreiben beſchäftigt. Ab und zu flog ein ſarkaſtiſch befriedigter Zug um ſeinen Mund, 1 und er nickte leicht mit dem Kopfe. Fiaortſetzung folg Humoriſtiſche 5 In der Schule. Lehrer (bei Beſprechung von Schillers „Wilhelm Tell“): „Wie kam es, daß Geßler die „Hohle Gaſſe“ um ſo viel ſpäter erreichte, als Tell?“ — Schüler: „Seine Uhr war bgelaufen!“ 5 9