Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder in f Ladenburg. 5 3 0 Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. — — ͤ — No. 84. Mittwoch, den 20. Oktober 1 ——— — —ſ— 0 eier zur Enthüllung des Aaiſer Wilhelm⸗Denkmals in Narlsruhe. Karlsruhe, i. Okt. Die Feier der nthüllung des Haiſer⸗Denkmals der Haupt⸗ J und Keſidenzſtadt Karlsruhe wurde durch ein 0 heute Abend im großen Saale der Feſthalle abgehaltenes Feſtbankett eingeleitet. Hurz nach 0 8 Uhr erſchien der Großherzog in Begleitung des Erbgroßherzogs und des Prinzen Herrmann von Sachſen⸗Weimar. Oberbürgermeiſter chnetzler brachte den Trinkſpruch auf Kaiſer nd Großherzog aus. Nach ihm ergriff der Sroßherzog das ort zu folgender Anſprache: „Die Freude darüber, daß die Stadt es unternommen hat, dieſes Denkmal, wie der Herr Oberbürgermeiſter ausgeſagt, zum Denkmal für weite Kreiſe und fernere Ge⸗ nerationen zu ſetzen, vermag ich nicht in die richtigen Worte zu kleiden, ſondern ſchließe mich den Worten des verehrten Oberbürger⸗ meiſters an, denn das iſt der größte Werth, den wir alle darin erblicken dürfen, und ich möchte Ihnen Allen gegenüber den Wunſch aus ſprechen, daß ſo wie wir verſammelt find, burg i. 6 n afk. rung in vercheſen ſwerſchluß da an alle Litta geiſtgelbbrefr dahin thun, daß das, was 1870 71 geſchaffen wurde erhalten bleibe und, wenn es Noth thut, mit der ganzen Kraft der Nation vertheidigt werde. Aber dazu bedarf es nicht nur des feſten Entſchluſſes, ſondern auch der Hingebung, der Erwähnung gethan worden iſt, der Aufopferung um jeden Preis, das zu leiſten, was nothwendig iſt, um das Keich aufrecht zu erhalten. Nach Außen wie nach Innen ſtehen wir Gefahren gegenüber, denen wir feſten Fußes und feſten Auges gegenübertreten müſſen. Möge es ſich nicht wir darnach trachten und unſere Pflicht darum handeln, Haus, Staat und Familie zu erhalten, denn dann iſt die Schöpfung des Keiches ſchon verloren. Frühzeitig müſſen wir Hand anlegen, daß das, was geſchaffen iſt, erhalten bleibe; darnach wollen wir trachten. Und ich weiß, es iſt nicht umſonſt, daß ich auf die Treue der Stadt Karlsruhe und des Landes bäue. Deßhalb, wenn ich meinen Dank nochmals ausſpreche, ſo erfülle ich eine Verpflichtung, Ihnen allen das zu ſagen, was mit mir meine Angehörigen fühlen. Ich fordere meine Angehörigen und die Häſte der Stadt Karlsruhe auf in ein Hoch einzuſtimmen auf dieſe Treue und die ewig treue und treue gebliebene Stadt Karls⸗ ruhe; ſie lebe hoch, hoch, hoch! Die Feſtrede hielt Herr Rechtsanwalt Binz. Keallehrer Bergmann brachte einen Trinkſpruch auf das Vaterland, Oberlandesgerichtsrath Rothweiler toaſtete auf den Fürſten Bismarck. Im Laufe des Abends wurden auf Antrag des Oberbürgermeiſter Schnetzler Huldigungs⸗ telegramme an den Haiſer Wilhelm nach Wies⸗ baden und an den Fürſten Bismarck abgeſendet. Den zweiten Teil des Programms bildeten Vorträge der „Liederhalle“ und der Grenadier⸗ kapelle, die mit vielen Beifall aufgenommen wurden. Der Kaiſer hät den Grafen Walder⸗ ſee in ſeinem Namen zu der Feier entſendet. Politiſches. Berlin, 16. Okt. Heute Vormittag 10 Uhr fand in der Ruhmeshalle des Zeughauſes die Nagelung neuer Fahnen in Gegenwart des Kaiſerpaares, der vier älteſten Söhne der an⸗ weſenden Mitglieder des Königlichen Hauſes, der Prinzen regierender deutſcher Häuſer, des Reichs⸗ kanzlers, des Kriegsminiſters, des Generalſtabs⸗ chefs, der kommandirenden Generäle und der Um⸗ FPV 1897 gebungen der Majeſtäten und Fürſtlichkeiten ſtatt Der Kaiſer ſchlug die erſten Nägel ein, dann folgte die Kaiſerin, die Prinzen und Prinzeſſinen, der Reichskanzler und die übrigen dazu Befohlenen. Berlin, 18. Okt. Geſtern Vormittag fand vor dem Zeughauſe in Gegenwart des Kaiſers und der hier anweſenden Fürſtlichkeiten ſowie zahlreicher Generale die Weihe für die neuen Regimenter beſtimmten Fahnen ſtatt. Die Kaiſerin wohnte der Feier auf dem Balkon des Palais Kaiſer Milhelm J. bei. Nach dem Gebet und der Weiherede des Garniſonspfarrers richtete der Kaiſer an die Commandeure der Regimenter welche eine Fahne erhalten, eine längere Anſprache. Er knüpfte an den 18. Oktober 1813 als den Tag des Frührotſcheines der kommenden Zeit an Seit jenem Tage an habe ſich das preuſiſche Heer entwickelt, wie der Phönix aus der Aſche. Es ſei geführt von dem großen Kaiſer Wilhelm und von ſeinem erlauchten Vater, der am 18. Oktober geboren ſei. Die neuen Regimenter ſeien gegründet aus dem Stande der alten und ſollen auch den alten Ruhm bewähren. Die Offiziere möchten die Truppen erziehen in demſelben Geiſte der Treue, der Vaterlandsliebe und des unbedingten Gehorſams. Generaloberſt Graf Walderſee dankte dem Kaiſer im Namen der Armee für die Aus⸗ zeichnungen. Die neuen Fahnen wurden nach dem Zeughauſe gebracht, um verpackt und nach den verſchiedenen Garniſonen verſandt zu werden. Um 6 Uhr Nachmittags fand im weißen Saale des kgl. Schloſſes Tafel ſtatt, zu welcher etwa 130 Einladungen ergangen waren und an der u. A. auch Reichskanzler Fürſt Hohenlohe theil⸗ nahm. i Paris, 17. Okt. Der Deputirte von Marſeille, Charles⸗Roux, hat dieſer Tage über die franzöſiſche Handelsmarine eine Studie ver⸗ öffentlicht, der wir folgende Ziffern entnehmen. , dieſlbe iu du weh. dull Der Rechle. Novelle von H. von Ziegler. Nachdruck verboten. Dicht an der Vorſtadt F.. . , einer der chönſten und größten Provinzialſtädte des weſtli⸗ chen Mitteldeutſchlands, lag die Beſitzung des für ſehr reich geltenden Bankiers und Commerzienraths ben. Lehnert, eine luxuriös und geſchmackvoll aus⸗ i — geſtattete Villa. —— Der Comerzienrath ein hoher Sechziger ſeit igen. Jahren Witwer, bewohnt ſie mit ſeiner einzigen Tochter Elſe, einem ſchönen etwa zwaazigjährigen Mädchen. Er hatte ſich zu eigener Hände Arbeit emporgebracht mit raſtloſem Fleiß und dem Wahl⸗ ſpruch „Der Zweck heiligt die Mittel,“ denn wenn ſchon man ihm nichts Unrechtes beweiſen konnte, ſo munkelte man doch viel und nicht allzu Günſtiges in Betreff der Gerechtlichkeit bei vielen ſeiner Geld⸗ geſchäfte. Er war ein finſterer, barſcher Mann, der nicht ſelten die ſich bei ihm einfindenden Gäſte fühlen ließ, daß er der reiche Mann ſei und ihre Huldigungen als etwas Sebſtverſtändliches betrachtete. Ohne ſeinen Kaſſirer, Herr Drummer, der auch Buchhalter und Sekretär war, konnte Lehnert wohl nicht exiſtiren, und die böſe Welt behauptete, daß dieſer ſopiel von Lehnerts ſchlauen Geſchäften wiſſ um ihn völlig in Händen zu haben. d — Neben dieſem rauhen wenig gebildeten Vater lebte Elſa Lehnert dahin wie ein lichter Sonnen⸗ ſtrahl, fröhlich, harmlos und gutherzig wie ein Kind, und dabei doch fein gebildet, kunſtſinnig und Welt⸗ dame von Kopf bis zu Fuß. Sie verkehrte in den vornehmſten Familien, die nur ihr zu Liebe den Emporkömmling, wie man Lehnert nannte, bei ſich ſahen, hatte Fühlung in Künſtler⸗ und Gelehr⸗ tenkreiſen und hatte überall, wo ſie hinkam der Mittelpunkt, das ſonnige Lebenselement eines je⸗ den Hauſes. Und mit Recht, denn nicht nur beſaß ſie alle Vorzüge und Tugenden der großen Dame, ſondern ſie war auch ein bildſchönes Mädchen. Die ſchimmernden, goldblonden Haare umgaben ein bildſchönes Geſichtchen, wie Milch und Blut anzu⸗ ſehen, aus dem große blaue Augen träumend in die Welt blickten. Die ſchlanke, elegante Geſtalt mit den ruhigen, harmoniſchen Bewegungen, ſtets geſchmackvoll und einfach gekleidet, erregte überall Bewunderung und viel ſtets, auch in der größten Geſellſchaft auf. Der Commerzienrath war auch überaus ſtolz auf ſein Töchterchen und verwöhnte es über die Maßen. So ſaßen denn beide an einem ſonnenhellen Septembermorgen auf der Varanda ihres Hauſes und frühſtückten, die Zeitungen lagen daneben und der eifrige Geſchäftsmann verſäumte nicht, die neuſten Kursberichte einzuſehen. Elſe hatte eine Modenzeitung ergriffen und blätterte ziemlich gedankenlos darin. Ein heller Zug umſpielte die friſchen Lippen, offenbar an irgend etwas Angenehmes. . Plötzlich legte Herr Lehnert die Zeitung weg und begann einigermaßen unſicher: f „Liebes Kind ich habe mit Dir zu reden, und da wir hier allein ſind —“ Etwas erſtaunt ſah die junge Dame auf. „Sprich nur, Papa, ich höre, aber weshalb ſo feierlich?“ f 5 „Es handelt ſich, beſte Elſa, um — um Deine Zukunft. Mir iſt ein Heirathsantrag ge⸗ macht worden —“ a Eine dunkle Blutwelle ſchoß in des Mädchens liebliches Geſichtchen, ſie ſenkte das ſchöne Köpfchen und murmelte verwirrt: i „Ein — Heiratsantrag? O, Papa, ich will aber noch gar nicht heirathen.“ „Hm, die Partie iſt nicht ſchlecht und darf. keinenfalls ohne weiteres von der Hand gewieſen werden. Rathe einmal, Kleine, wer wohl dein Ver⸗ ehrer ſein könnte? „Doch nicht der ernſte Proffeſſor von Dorn, der fo oft hier iſt meinte Elſe, die ſich bereits etwas geſammelt hatte, „er macht einen ſehr ge⸗ diegenen angenehmen Eindruck, aber — heirat 5 könnte ich ihn nie und nimmer. i „Der iſt's nicht, jedoch wäre er nicht z unterſchätzen, denn er hat ein bedeutendes Vermögen und eine ſehr angeſehene Stellung.“ . 5