einander und ſchloß hieran die Vertheidigung der inneren und äußeren Politik des Habinets. Bei der Erörterung der äußeren Politik ſagte er: „Wir ſind dahin gelangt, den Brand im Orient zu beſchränken und wir hoffen ihn zu löſchen. Dank der unbeugſamen Ausdauer Hanotaur's, iſt der Kettungsanker des europäiſchen Konzertes, ein ehemals des Sinnes entbehrendes Wort, lebendige Wirklichkeit und geſchichtliches Ereignis geworden, das für die Sukunft lebendige Ausblicke eröffnet. Das vor allem möglich geworden durch die enge Vereinigung und Semeinſamkeit der Anſchauungen unſerer Diplomatie mit der mächtigen befreundeten und verbündeten Nation. Verſchiedenes. — Ladennburg, 10. Okt. Das Bezirks⸗ feſt welches am geſtrigen Sonntag in der evang. Kirche dahier von den vereinigten Kirchengeſang⸗ vereinen der Diöceſe Ladenburg — Weinheim ab⸗ gehalten wurde, hat einen durchaus harmoniſchen und erfreulichen Verlauf genommen. Die Feier wurde als Gottesdienſt mit Gebet und Gemeinde⸗ geſang eröffnet und geſchloſſen. Den liturgiſchen Teil bildeten die Geſammtchöre, welche unter der kräftigen Leitung von Hauptlehrer Sigmund einen impoſanten Eindruck hervorriefen, Einzelgeſänge der zwölf Vereine denen eine ſorgfältige Vorbe⸗ reitung nachzurühmen war, ſowie eine in tief⸗ empfundener Weiſe zu Gehör gebrachte Alt⸗Arie aus J. S. Bachs unſterblicher Matthäuspaſſion. Die Feſtrede von Pfarrer Däublin von Hohen⸗ ſachſen erhob alle Herzen durch die friſche und entſprechende Art, wie er den Kirchengeſang als Wegbereiter für das Gotteswerk an den Menſchen⸗ herzen feierte. — Ladenburg, 12. Okt. Heute Vor⸗ mittag fuhr auf dem Neckar wieder das erſte Dampſboot mit deutſchen, badiſchen und württem⸗ bergiſchen Fahnen beflaggt von Mannheim nach Heilbronn nach einer Unterbrechung von ca. 40 Jahren. Die Fahrt wurde mit einem Moſelboote behufs Prüfung der Stromverhältniſſe unter⸗ nommen. — Mannheim, 11. Okt. (Unglücksfälle.) Am Samſtag Abend iſt der verheirathete Vor⸗ arbeiter Johann Bomarius am Rheinland dadurch verunglückt daß er zwiſchen die Buffer zweier europäiſche Konzert iſt Waagen gerieth wobei er eine ſtarke Quetſchung der Bruſt erlitt und in ſeine Wohnung gebracht werden mußte. Ein anderer Arbeiter Namens Marx Falk, welcher Augenzeuge dieſes Unfalls war, ſtürtzte vor Schreck die Böſchung herunter und brach ſich, indem er auf ein Schiff auffiel, den linken Arm. Der Verunglückte mußte in's Spital gebracht werden. — Gleichfalls kam am Samstag Abend am Binnenhafen der Kohlenar⸗ beiter Franz Adler zwiſchen die Buffer zweier Wagen, wobei er derartig ſchwere Verletzungen davon getragen hat, daß er im allgemeinen Krankenhaufe geſtorben iſt. — Von der Bergſtraße, 9. Okt. Es wird gewiß Intereſſe bei Ihren Leſern erregen von einer neuen Erfindung auf photographiſchem Gebiet zu vernehmen, die Herr Emil Bühler, Fabrikant in Schriesheim, mit einem neuen Co⸗ pierapparate gemacht hat, und welche, wie wir hören, bereits in allen Staaten zum Patent an⸗ gemeldet wurde. Mit dieſem Apparate ſoll bei jeder Witterung bei Tag und bei Nacht copirt und ſtets eine ganz gleich mäßige Arbeit geliefert werden können, was gewiß eine überaus wichtige Sache für den Photographen iſt, da ihm dadurch beim Portraitfach wie auch bei andern Abbild⸗ ungen die ſchnellſte Lieferung ermöglichſt wird. Herr Bühler wurde denn auch bereits in Hano⸗ ver der 1. Preis und auf der kürzlich in Freiburg vom Süddeutſchen Photographenverein veranſtal⸗ teten Ausſtellung für dieſen neuen Copirapparat und die Manigfaltigkeit ſeiner Papierfabrikation die goldene Medaille zuerkannt. — Darmſtadt, 10. Okt. Zu einem grauſigen Fund eines Beines in dem Aſchenkaſten einer Lokomotive wird von Altheim berichtet: Geſtern Abend ließ ſich eine hieſige, erſt ein Jahr verheirathete Frau von dem Schnellzug, der in Darmſtadt 9 Uhr 48 Minuten Abends eintrifft, überfahren. Dieſelbe iſt förmlich in Stücke zeriſſen auf dem Bahnkörper gefunden worden. Durch das Auffinden eines Beines in dem Aſchen⸗ kaſten der Lokomotive des Schnellzuges in Darm⸗ ſtadt entdekte man erſt den Selbſtmord. Motive ſind nicht bekannt. f — Hall, 11. Okt. Auf tragiſche Weiſe kam hier der anfangs der 40 Jahre ſtehende Kupferſchmied Blinzig ums Leben, derſelbe war vorgeſtern abend noch in Geſellſchaft in den drei Königen geweſen und um 12 Uhr mit einem Nachbar nach Hauſe gegangen. In Ermanglung eines Hausſchlüſſels ſchlupfte er zum Abortfenſten hinein. Dabei ſcheint er ausgeglitten zu ſein denn geſtern früh fand man ihn kopfüber zwiſchen dem Sitz und der Thüre eingeklemmt tot vor Nach Ausſage des Arztes hat ein Schlaganfall dem Leben des beliebten Mannes ein Ende gemacht Er hinterläßt eine Witwe und 2 Söhne im Alte von 10 und 14 Jahren. — Berlin, 11. Okt. (Kartenbriefe Reichspoſtverkehr.) Die Ausgabe von Karten briefe ſoll am 1. November beginnen. Das neue Formular gleicht äußerlich einer mittel gumirter Ränder leicht verſchließbaren Doppe karte bietet aber zum Beſchreiben den dreifache Raum als eine gewöhnliche Poſtkarte. Die Ein richtung der Kartenbriefe, die vor einer Reih von Jahren zuerſt in Belgien eingeführt wurde hat ſich allmählich über eine ganze Reihe vor Ländern verbreitet. Gegenwärtig beſteht ſie Belgien, Bulgarien, Dänemark, Frankreich Großbritanien, Italien, Montenegro, Niederland Oeſterreich-Ungarn, Portugal, Rumänien, Ruß land, Schweden, Serbien, in mehreren qmerikg niſchen Staaten und in einzelnen engliſcher Kolonien. Die Schweiz und Spanien habe keine Kartenbriefe. Das Porto für Kartenbrief iſt allgemein dasſelbe wie für gewöhnliche Briefe vereinzelt, z. B. in Niederland und Rußland wird außer dem Porto noch ein Zuſchlag fü das Formular erhoben. Landwirtſchaftliches. Die internationale Obſt⸗Ausſtellung in Hamburg iſt in dieſen Tagen geſchloſſei worden. Erwartungsvoll haben viele tauſend deutſcher Obſtfreunde die ſchönen, dicht gefüllte Hallen in Hamburg mit der Frage betreten: Wi wird unſer deutſches Obſt den Vergleich mit de auswärtigen beſtehen? in einem längern Aufſatze in der ſoeben erſchienenen Nummer des Prakki⸗ ſchen Ratgebers im Obſt und Gartenbau wir die Antwort auf dieſe Frage in fachlicher, 9 gründeter Weiſe zu Gunſten unſeres vaterländi ſchen Obſtbaues gegeben. Wir können alle Obſtfreunden das Studium des intereſſante Aufſatzes dringend empfehlen — die betreffende Nummer wird koſtenlos von der Verlagsbuchhand lung Trowitzſch & Sohn in Frankfurt g. zugeſchickt. lich wollte — aber genug das Unglück geſchah und er iſt todt.“ Drin aus der Krankenſtube drang ein gellen⸗ des Lachen, ſo entſetzlich wie er es noch nie ver⸗ nommen und als ſie angſtvoll zu der Tochter eilte fand ſie dieſelbe in wildem Fiber, ſich die Haare 1 0 und ſtets von neuem die Worte wiederho⸗ nd: 2 700 Hz „Er waren zwei Königskinder —“ Arme, arme Ada! So war Idas Unglück über ſie gekommen mit der Liebe zugleich und ihr heiſer Wunſch, das Glück kennen zu lernen, für's ganze Leben. Wie glücklich war Dietrich Volkert, daß eine höhere Macht ihn von der Erde nahm, in der Stunde, da er die Geliebte zum erſten und zum letzten Male in den Armen gehalten hatte, während ſie die Kette eines öden, liebevollen Daſeins klirrend weiterſchleppen mußte. Weiche weiße Herbſtfäden zogen durch die Lüfte, tiefblau wölbte ſich der Himmel über der Erde und die rot und goldnen Blätter vom Baum und Strauch leuchteten im Sonnenſchein, als man Dietrich Volkert zur letzten Ruhe beſtattete. Die Knappſchaftskapelle ſchritt dem Sarge vorauf, einen wehmütigen Marſch intonirend; dann folgte ber Direkter, der Ober und der Unterſteiger ſodann jüngere Knappen, welche abwechſelnd den unter Blumen und Kränzen verſchwindenten Sarg trugen. Aber kein Anverwandter folgte dem ſtillen Zuge, der Todte hatte allein beſtanden, weder El⸗ tern noch Geſchwiſter beſeſſen, welche ihn betrauer⸗ ten! Dann wurde der Sarg hinabgelaſſen, Gebet und Segen geſprochen und endlich polterten die Erdſchollen hinab in die Gruft.“ Schlaf wohl Dietrich Volkert, Dir geſchah es zum Glück, daß Du nicht weiter leben mußteſt mit der tiefen Wunde in der Bruſt! „Es waren zwei Königskinder —“. Gräfin Ada Heldenreichs Hochzeitstag brach an, ſchön und warm, wie es im October ſo oft deren giebt. Im Schloſſe herrſchte fiberhafte Thätigkeit; Prinz Fürſtenau und einige Verwandte waren erſt geſtern angekommen, denn die Braut hatte ſich jeden Polterabend verbeten, ſie war noch immer angegriffen von dem Nervenfieber, welches ſie erſt kürzlich überſtanden. So wurde dann beſchloſſen, die Hochzeit ganz klein zu veranſtalten und nur die nächſten Bekannten der Umgegend einzuladen; natürlich mußte die Feier in allem Luxus und Glanz ausgeſtattet werden, die Namens Heldenreich angemeſſen waren. Die Gräfin Mutter aber ſah recht ernſt und ſchwermütig bei all' dieſen Vorbereitungen auf die bleiche, ſtille Tochter, welche ſogar nicht aus ihrer Apathie ſich herauszureiſen vermochte. Das liebe⸗ volle treue Mutterauge forſchte überhaupt ſehr oft in den Zügen ihres Kindes nach dem Grunde ihres pberänderten Weſens, ohne es ſich erklären zu können. Daß Ada tief unglücklich war, wußte die Gräfin, aber ſo oft ſie eine Andeutung gemacht oder eine Bitte gewagt, oder ſich doch auszuſprechen ſich zu beſinnen, ehe es zu ſpät und jene Konben⸗ ienzehe geſchloſſen ſei, zuckte das junge Mädchen zuſammen und ſagte herb und abweiſend: „Nein, Mama, es iſt ſo gleichgültig, au weſſen Seite ich weiterlebe. „Aber Kind Ada, es iſt Sünde, ſo muthlos zu ſein, was iſt geſchehen, daß Du ſo verändert biſt?“ „„ 0 5 Schmucketui ſtehen. „Frage mich nicht, Mama, es iſt vorbei, fü immer vorbei!, Und ſie kannte ihr Kind, wußte genau, daf ſie eher ſterben, als ihr Inneres verrathen würde hatten doch ſelbſt die Fieberphonthaſien keine Silb jenes Geheimniſſes auf Adas Lippen gebracht. das Moireegewandt ausgebreidet daneben der du tige Brautſchleier und das Etui mit den funkelnden Familiendiamanten. Ada ging ſelbſt ruhelos an und nieder, todtenblaß aber ohne Thräne; ſie wa ſchon friſirt doch wollte die Gräfin ſelbſt die Brautkrone aufſetzen. So war denn der gefürchtete Moment heran. dem Geſetze galt ſie nach der gekommen, vor de ſtandesamtlichen Trauung ſchon als Prinzeſſin von Fürſtenau; nur die kurze Spanne Zeit bis ſie den Trauring am Finger fühlte gehörte noch ihr — und ihrem Herzen. Schloſſe noch alles ſchlief, war ſie hinüber nach dem Kirchhof geeilt, um ein ſtilles einſames Grab oftmals that. Unter Weiden hatte man dort zu beſuchen, wie ſie alten, tief herabhängenden Dietrich Volkert in das Grab geſenkt, hier kuh ſein heißes Herz von allem Jammer und Weh welches es zuletzt noch empfunden. a O, wie ſie ihn beneidete! Wer doch auch i kühler Erde rnhen dürfte wie viel leichter un wohliger müßte das ſein, als weiter zu leben liebelos und freudenarm. Erſt hat ſie den bitte ren Kelch getrunken, welche Entſagung heißt und dann — Ein dunkler Blick ſtreifte hin über den prachk⸗ vollen Brautſtaat, der für ſie beſtimmt worden Ada lachte kurz und hart auf, dann verſchränkt ſie die Arme über der Bruſt und blieb vor dem Schluß folgt. Früh ſchon als im U E gutt. 4 eie.