8 man allzu könnte. Politiſches. Baden, 3. Okt. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog ſind mit hohem Gefolge geſtern Abend 7 Uhr 3 Minuten hier eingetroffen. In Begleitung der hohen Herrſchaften befanden ſich die Herren Graf Andlam, Oberſt v. Schönau, Dr. Dreßler, ſowie Frln. v. Edelsheim. Zur Verabſchiedung in Konſtanz hatten ſich am Bahn⸗ hof die Spitzen der Behörden, die Herren Geh. Rath Engelhorn, Geh. Rath Jung Oberbürger⸗ meiſter Weber, Oberſt Emmich, Landgerichts⸗ präſident Eiſelein, Oberpoſtdirektor Dehn und Gendarmeriemajor Schmitt eingefunden. Als Ihre Königl. Hoheiten im Salonwagen mit dem um 1 Uhr 44 Min. abgehenden Schnellzug ab⸗ fuhren, brach die verſammelte Menge in herzliche Hochrufe aus. Für dieſe Sympathiekundgebung dankten die Großherzoglichen Herrſchaften ſehr freundlich. Unſer allverehrter Großherzog ſah ſehr gut aus; ſeine Bewegungen waren friſch und elaſtiſch, ein Beweis, wie wohl ihm nach dem Tannnenduft des Schwarzwaldes auch die friſche Seeluft bekommen iſt. Darmſtadt, 2. Okt. Das ruſſiſche Kaiſer⸗ paar iſt in Begleitung des Grafen Murawiew heute nachmittag 4 Uhr hier eingetroffen. Zum Empfange war auf dem Bahnhofe die geſamte großherzogliche Familie anweſend. Millitäriſchen Empfang und eine Eskorte hatte der Kaiſer dankend abgelehnt. Das Publikum brachte dem Kaiſerpaar herzliche Kundgebungen dar. Schwerin i. M., 3. Okt. Die Leichr des Herzogs Friedrich Wilhelm von Mecklenburg⸗ Schwerin traf nachmittags halb 4 Uhr von Cuxhaven auf dem mit Trauerzeichen geſchmückten Bahnhof ein, wo der Großherzog, der Herzog⸗ Regent, die Herzoge Paul Adolph und Heinrich, der Erbgroßherzog von Oldenburg und Prinz Heinrich XVIII. Reuß j. L. dieſelbe erwarteten. Marineoffiziere hoben den Sarg auf den Trauer⸗ wagen. Die auf dem Louiſenplatz aufgeſtellten Truppen, unter denen ſich auch eine Kompagnie der 1. Torpedo⸗Abteilung unter Führung des Kapitänlieutenants Schaefer befand, präſentierteu. Unter Trauermuſik, Trommelwirbel und dem Läuten der Glocken ſämtlicher Kirchen bewegte ſich der Zug nach dem Dome. Um halb 5 Uhr gläubig der Zukunft vertrauen 95 Sen 0 erreichte der Zug die Domkirche. Der Sarg wurde vor dem Altar niedergelegt. Nachdem der Domprediger Weber ein Gebet geſprochen hatte, legte Großherzogin Marie einen mit dem Heimatswimpel des untergegangenen Torpedoboots durchflochtenen Lorbeerkranz nieder. Der Sarg bleibt morgen und Dienſtag bis zur Beiſetzung in Parade aufgeſtellt. Verſchiedenes. — Karlruhe, 3. Okt. (Ein vierzehn⸗ jähriger Mörder.) Eine erſchütternde Tragödie hat ſich in dem Orte Buchhauſen abgeſpielt. In der Wohnung des Fabrikarbeiters Kraft dort waren mehrere Kinder des Zimmermeiſters Günth. Es entſtand ein kleiner Streit, in deſſen Verlauf der 14 Jahre alte Kraft den kleinen 4jährigen Günth aufforderte, den Hausgang zu verlaſſen oder er ſchieße ihn tot. Das Kind zögerte, der Aufforderung zu folgen: Der vierzehnjährige Benget holte während dem das Gewehr ſeines Vaters, das geladen war, legte auf das vier⸗ jährige Kind an und ſchoß ihm eine Ladung Schrot in die Seite. Das Kind war alsbald eine Leiche. Der jugendliche Mörder zeigte, als er gerichtlich vernommen wurde“ keinerlei Reue über ſeine That, die er unumwunden zugeſtand. — Mainz, 3. Okt. Der von Frankfurt gegen 1 Uhr früh in Wiesbaden ankommende Perſonenzug, hielt plötzlich auf der Strecke Er⸗ benheim⸗Wiesbaden, Der Locomotivführer meldete daß er ſoeben einen Menſchen überfahren habe, den er bei dem dichten Nebel nicht frühzeitig ge⸗ nug auf dem Geleiſe bemerken konnte. Nach Ankunft des Zuges in Wiesbaden ging ſofort eine Maſchiene ab, um den Verunglückten abzu⸗ holen. An der bezeichneten Stelle fand man mitten auf dem Geleiſe einen Menſchen in ſchlafähnlichem Zuſtande liegen. Man rüttelte ihnauf und fand, daß er unverletzt aber ſtark be⸗ trunken war. Der Zug war über ihn hinweg⸗ gegangen ohne ihn zu berühren. — Gießen, 3. Okt. Bei dem Bahnhof Beienheim, der geſtern eröffneten Bahn Friedberg⸗ Nidda überfuhr ein Zug ein Fuhrwerk; eine Frau und das Pferd ſind tod, ein Mann ſchwer, die Tochter und ein Fahrgaſt, die früh genug ab⸗ ſprangen, leicht verletzt. — Ludwigsburg, 3. Okt. (Ein ſchreck⸗ liches Ende) nahm ein Famielienzwiſt, der lange ſchon zwiſchen den beiden Schwägern Berner und Utz anf dem Hardt⸗ und Schönbühlhof bz Markgrönigen beſtanden hatte. Geſtern Nach mittag ſchlug Utz ſeine Frau, und dieſe flüchtete in das Haus Berner. Der wütende Mann aber ging mit gezücktem Dolchmeſſer nach und rief, Berner und alles müſſe „hin ſein“. Berner griff nun nach ſeinem Revolver, um ſich zu per⸗ teidigen und ſchoß auf ſeinen Schwager Ju den Kopf getroffen brach dieſer zuſammen und gab gleich darauf den Geiſt auf. Berner hatte ſich geſtern noch dem königl. Amtsgericht geſtellt Heute kam der Staatsanwalt, um an Ort und Stelle den Thatbeſtand aufzunehmen und ue allem feſtzuſtelleu, ob Berner, wie er angiebt, in Notwehr gehandelt hat. — Paris, 4. Okt. In Saint Cire (Dey, Lot.) wurde unter Beiſein des Kriegsminister und der fremden Militär Attaches das Denk⸗ mal des Marſchals Conroberts enthüllt. Hierauf fand ein Feſtmahl ſtatt, bei dem Kriegsminiſter Billot auf die fremden Offtziere toaſtete, der ruſſiſche Militärattache Baron Frederies antwor⸗ im Namen der fremden Offizier. — Kattowitz, 2. Okt. Die Kattom Ztg., meldete aus Dombrovo aus Ruſſiſch⸗Polen Auf dem Hüttenwerke Huta Bankowa ſind ſämmtliche Arbeiter 4500 an der Zahl, aus⸗ ſtändig. Der Gendarmerieoberſt aus Warſchau und hohe Regierungsbeamte ſind dort eingetroffen, Geſtern Abend fanden ſeitens der Menge Aus⸗ ſchreitungen ſtatt. Die Menge bombardirte das Militär mit Steinwürfen, worauf der Oberſt Feuer geben ließ Zwei Mann wurden ſofort getöted, fünf ſchwer verletzt wovon einer geſtorben iſt. 6 Compagnien Militär ſind eingetroffen. Sämmtlichen Arbeitern wurde von der Hütten⸗ verwaltung gekündigt. Das Werk gehört einem Konſortium ruſſiſcher und franzöſiſcher Kapitalisten. — Im Beſitze von nicht weniger als 15 Rettungsmedaillen befindet ſich eine Fiſchersfrau in Paris Namens Vincent. Ihre beiden Töchter ſcheinen der Mutter an Muth nicht nachzuſtehen, denn die ältere iſt auch ſchon im Beſitze einer ſolchen Medaille und die jüngere, 11 Jahre alte Tochter warf ſich bei Baulogne in die Seine, um ein ſechsjähriges Kind das am Ertrinken nahe war, zu retten. „ 8 gethürmte Wolkenmaſſen empor, der Wind hatte ſich völlig eingelegt die Vögel zogen ängſtlich zwitſchernd hin und her und die ganze Natur ſchien wie gelähmt durch das heranziehende Gewitter. Auch die gräfliche Familie mit einigen Gäſten kam auf den Feſtplatz; Graf Heldenreich nahm huldvoll neben ſeinem Direktor Platz, während die Anderen an die Würfelbude und an das Glücks⸗ rath traten. Adas helles Sommerkleid ſchimmerte bei dem Schießſtande und magnetiſch zog es auch Dietrichs hohe Geſtalt dort hin; ſie zielte gerade und wollte abdrücken, als ein Blick ſeiuer Augen den ihren traf. Da zitterte die kleine Hand der Schuß ging los und traf in's Centrum. „Bravo, bravaſimo,“ rief Prinz Egon ſchnarrend, „das war ein Kapitalſchuß, auf den ſie eine Prämie haben müßten! Sie ſind ganz roth dabei geworden. Gewiß ich liebe übertriebenes Lob keines⸗ weges lautete die herbe Entgegnung und die junge Dame legte die Büchſe aus der Hand. „Na, mein Beſter lachte, der Prinz, ſich zu Volkert wendend, um ſeine üble Laune nicht merken zu laſſen, „probieren ſie es einmal, ob ſie es der gnädigen Gräfin nachmachen können.“ Ruhig ohne eine Silbe zu erwiedern, nahm der angeredete Bergmann, der ortendlich huenen⸗ haft ſtattlich in ſeiner kleidſamen Feſttracht neben dem unbedeutenden Offizier ausſah, an welch letztrem nur die mächtig gedrehten Schnurrbartſpitzen im⸗ ponirten, die Büchſe, genau an derſelben Stelle die Ada berührt; er zielte kaum ehe er den Hahn ſpannte, dann ging der Schuß los und traf genan dieſelbe Stelle wie vorhin die Gräfin. „Haha lachte der Prinz höniſch, „ſehen Sie doch, Ada, welche Sympatie ſie mit dem Herrn ier haben es iſt ordentlich erſtaunlich!“ Er dachte den Hochmuth des jungen Mädchens bitter mit den Worten zu verletzen, als Strafe für ihre Abfertigung vorhin, doch ſeltſam! Sie wurde allerdings wieder ſehr roth, wandte ſich zu Volkert und reichte ihm die Hand. „Das freut mich Dietrich, daß wir denſelben Schuß thaten! ich meine es iſt eine Erinnerung an die Vergangenheit, wo Sie ſo oft mit mir ge⸗ ſpielt haben.“ Prinz Egon biß ſich wüthend auf die Lippen denn die Gräfin hatte ihn mit eiskaltem verächtlichen Blicke geſtreift, ehe ſie dem Bergmann die herzlichen Worte ſagte; es war nicht gut, mit ihr in Fehde leben, überhaupt ſchien ſie keine ſo bequem Braut, die ſich durch Schmeicheleien locken ließ. Unmuthig wandte er ſich von bem Schieß⸗ ſtande ab und der Würfelbude zu, wo ein junges Mädchen kokett präſentirte; Ada hatte abermals die Büchſe genommen unyv gezielt, obſchon ihr Herz pochte und ihr Auge unſicher umher flog. Dietrich Volkert ſtand ſchweigſam neben ihr, die Arme über der Bruſt gefaltet, den Blick auf Sie gerichtet, als ſähe er eine liebe Engelviſion herab⸗ ſchweben, die jeden Augenblick wieder ſchwinden könnte. Grollend klang von weitem der erſte Donner an ihr Ohr und ſie erwachte zur Gegenwart aus tiefem Sinnen. „Glauben Sie, Volkert, daß das Gewitter heraufzieht,“ frug Ada und ſchlug den Blick voll zu ihm auf; es lag kein Schatten mehr von dem Hochmuth darin, der ſo entſtellend das ſchöne Geſicht ſonſt beherrſchte. „Ja,“ gab er dumpf zurück, es kommt und ich wollte — es ſchmetterte mich hinab, in die Erde, wo kein Sonnenſtrahl je mehr zu mir * dringen könnte.“ Ein junges Mädchen in zierlichem Feſtſchmuck 25 trat knixend näher und bot auf einem Brett der jungen Gräfin Wein an. „Der Herr Graf ſoll leben, erklärte ſie ſchüchtern,, „und da wollen wir alle zuſammen an⸗ ſtoßen.“ Zwei Gläſer mit Rotwein ſtanden noch auf dem Brett, Ada ergriff eins und bedeutete Volkert das andere zu nehmen. „Der Herr Graf ſoll leben,“ rief der Direk⸗ tor herantretend, „gnädige Frau erlauben Sie?? Die Gläſer klangen aneinander, helles Jubel rufen tönte über den weiten Platz und erſtickte das immer deutlicher werdende Grollen des Donners. Auch an Dietrich Volkert kam die Reihe. Ada ſtand vor ihm und jener Blicke, dem er ſchon einmal begegnete, traf ihn wieder voll und fragend Lag nicht ſtets von neuem wiederkehrende Frage des keuchenden Menſchenherzens darin; „Glück, was iſt Glück?“ Sie bot ihm ihr Glas zum Anſtoßen, dann klang ein Ton an ihre Ohren, ſchrill, faſt unheil⸗ verkündent — und die Hand der Gräfin ließ das volle Weinglas fallen, daß es in zahlloſe Scher⸗ ben zerbrach und blutroth ſeinen Inhalt über das duftige Sommerkleid floß. Volkert aber ſtand aufrecht; mit einem Blicke ſo leuchtend, wie drüben das Sonnenlicht über dem Taiche, ſchlürfte er ſein Glas bis zum letzten Tropfen aus, um es dann an einem Steine zu zerſchmettern. SSeaeae Aieltag und m Mori! Zllberſdun — 11 55 Jaht v. 81. 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