vormittags 8 Uhr von Homburg ins Manbver⸗ gebiet, wohin ſich Kaiſer Wilhelm und König Humbert ſchon um 7¼ Uhr begeben hatten. Als eine Folge des Kaiſerbeſuches in Franken erſcheint die vom Prinz⸗Regenten Luitpold ver⸗ fügte Stellung des Kronprinzen Wilhelm des deutſchen Reiches und von Preußen à la suite des 1. bayeriſchen Ulanen⸗Regiments. Auch dieſer Vorgang beurkundet den ſo herzlichen Charakter der Beziehungen zwiſchen den Höfen von Berlin und München. 8 Verſchiedenes. — Ladenburg, 10. Sept. Der Ge⸗ burtstag unſeres allgeliebten Großherzogs wurde hier in üblicher Weiſe begangen. Den Glanz⸗ punkt der Feſtlichkeiten bildete das vom Ge⸗ meinderat im Gaſthaus zum Schiff veranſtaltete Bankett. Nach Begrüßung der zahlreich Anweſenden durch Herrn Bürgermeiſter Hartmann hielt Herr Profeſſor Metzger einen äußerſt lehrreichen und ſchönen Vortrag über den orleaniſchen Erbfolge⸗ krieg und die Zerſtörung der Pfalz. Der Vergleich zwiſchen damaligen und heutigen Verhältniſſen mußte das Gefühl der höchſten Befriedigung mit dem „Heute“ erregen und zum Dank gegen diejenigen anſpornen, welche Deutſchland erhoben; in erſter Reihe unſern allverehrten Großherzog Friedrich. Herr Stadtpfarrer Haas brachte einen Toaſt auf unſern Kaiſer Wilhelm II. aus und freuten wir uns, aus dem Munde des geiſtlichen Herrn ſo ſehr patriotiſche, von Herzen kommende und von Herzen gehende, Worte zu vernehmen. Stürmiſcher Beifall wurde den Herren Rednern zu teil. Zur Verherrlichung des Feſtes trugen die Muſik⸗ vorträge, ſowie die Geſangsvorträge der Geſang⸗ vereine „Geſangverein“ und „Sängereinheit“ weſentlich bei und erregten eine allgemein echt patriotiſche Stimmung. Eine genußreiche Ab⸗ wechslung boten die Klavier- und Violinvorträge der jugendlichen Herren Gottfried Becker, Sohn des in beſtem Andenken ſtehenden Herrn Hof⸗ opernſängers Gottfried Becker, und deſſen Freund Herrn Wengter aus Karlsruhe und wurde den jungen Künſtlern reicher Beifall gezollt. Auch die Bedienung des Herrn Bös, welcher ſich nicht blos als ſchneidiger „Jäger“ ſondern auch als ein ganz famoſer Wirt erweiſt, fand allgemeine Anerkennung. — Ladenburg, 10. Sept. Geſtern Vor⸗ mittag fand durch Herrn Bezirksamtmann Schäfer die Uebergabe des von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog für 25jährige Dienſtleiſtung geſtiftete Ehrenzeichen an die Feuerwehrmänner Jakob Katzenmaier J., Heinrich Meng, Heinrich Siegel und Wilhelm Vorgeitz in feierlicher Weiſe im Rathausſaale ſtatt. — Karlruhe, 7. Sept. (Die furchtbaren Brandkathaſtrophen), von denen in dieſem Jahre der badiſche Schwarzwald heimgeſucht wird, mehren ſich in ſchreckender Weiſe. Wie ſchon kurz mit⸗ getheilt, iſt jetzt auch das Dorf Unterwangen im Bezirk Bonndorf einer ſolchen Kataſtrophe zum Opfer gefallen. Der ganze etwa 150 Einwohner zählende Ort iſt niedergebrannt, nur fünf Häuſer ſind ſtehen geblieben. Das Feuer brach in der Nacht vom Montag zum Sonntag zwiſchen 10 und 11 Uhr am Weſtende des Ortes aus und verbreitete ſich ſo ſchnell, daß es gleich ausſah, als wäre an verſchiedenen Orten zugleicher Zeit Feuer ausgebrochen. Um ½ 12 Uhr ſtanden 14 Häuſer in Flammen. Hilfe wurde aus den umliegenden Orten beigezogen. Der Feuerſchein des brennenden Dorfes beleuchtete auf Stunden weit die Straßen, die in der Umgegend des Oltes einen traurigen Anblick boten. Ueberall brüllendes, herumirrendes Vieh, Wagen mit Hausrath beladen, darauf weinende und wimmernde Kinder. Eine Wöchnerin mit ihrem 3 Tage alten und einem 1 Jahre alten Kinde wurde von den Feuerwehrleuten aus dem Hauſe ge⸗ tragen. Bot der Ort in der Nacht einen tief⸗ traurigen Anblick ſo vertiefte ſich dieſer am Morgen noch mehr. Zwiſcheu den glimmenden qualmenden Trümmern und Ruinen, die ein heftiger Sturmwind auf's neue in Flammen zu ſetzen droht, irren die armen Bewohner mit vom Regen durchnäßten Betten mit ihren Kindern umher nach einem geſchützten Plätzchen ſuchend. Die Urſache der Kataſtrophe wird allgemein in Brand⸗ ſtiftung vermutet. Das Elend iſt groß und Hilfe der Nächſtenliebe dringend nothwendig. — Karlsruhe, 8. Sept. (Der Auf⸗ ſchlag der Brotpreiſe) erregt hier und im Lande über⸗ haupt eine gewiſſe Erregung. Es wird nämlich behauptet, daß er mit den Getreidepreiſen in gar keinem Verhältnis ſtehe und daß auch dem Bauer nur herabgedrückte Preiſe geboten werden. Zudem ſeien die Brotpreiſe ſeit dem früheren Getreideaufſchlag nicht herabgegangen, ſodaß alſo 15 jetzt gar kein genüigender Aufſchlag vorli ge. Der . Staat wird ſich nicht leicht zur Einführung einer Brottaxe verſtehen; wenn aber die Erregung wächſt, kann es wohl geſchehen, daß die Verzeh⸗ renden ſich zuſammenthun, und Bäckereien zum Selbſtkoſtenpreis zu errichten. Aus anderen Landes⸗ theilen wurde ſchon früher gemeldet, daß man in ländlichen Kreiſen mit dieſem Gedanken umgeht. — Malſch (A. Ettlingen), 8. Sept. Bei den geſtrigen artilleriſtiſchen Uebungen ſtürzte ein Geſchütz um. Es wurde von der Bedienungs⸗ mannſchaft einem Kanonier die Bruſt eingedrückt, einem zweiten ein Bein gebrochen, ein dritter erlitt ebenfalls ſchwere Verletzungen. — Frankfurter Obſtmärkte. Das Comité hat beſchloſſen, in dieſem Jahre wieder zwei Obſtmärkte abzuhalten, den erſten am 22. September, den zweiten am 8. Oktober. Wie in den Vorjahren läßt die Marktordnung ausſchließlich in Deutſchland gezogenes Obſt u. ſ. w. zu und zwar: ſortirtes Tafelobſt, gepflücktes Wirthſchafts⸗ obſt, gewöhnliches Wirthſchafts⸗ und Moſtobſt gedörrte und eingekochte Obſtfrüchte, Obſtweine, Obſtbranntweine, Obſtliqueure, Mus, Marmelade, Gelee u. ſ. w., ferner gedörrte und eingekochte Gemüſe, ſowie Verpackungsmaterial. Der Verkauf geſchieht nach Proben. Die Proben von ſortirtem Tafelobſt und gepflücktem Wirthſchaftsobſt dürfen bis 5 Kg. brutto, diejenigen von gewöhnlichem Wirthſchaftsobſt bis 25 Kg. betragen. Obſt⸗ und Gemüſe⸗Produckte ſind mit Ausnahme der flüſſigen, die in Flaſchen aufzuſtellen ſind, in Original⸗ verpackung auszuſtellen. Jeder Probe iſt ein Begleitſchein beizugeben, der folgende Angaben enthält: Name der Sorte, Preis per Kg. bezw. per 100 Kg. ab nächſter Bahnſtation, das zur Verfügung ſtehende Quantum, den Namen des Verkäufers, die ungefähre Lieferzeit. Die Proben ſind am Tage vor Abhaltung des Marktes franko Marktlokal (Stadthalle) zu liefern, oder an das Obſtmarkt⸗Comitè, Gneiſenauſtraße 15, einzuſenden. Alle Verkäufe auf dem Obſtmarkte finden durch vom Markt⸗Comitèe abgeſtempelte Schlußſteine unentgeltlich ſtatt. Begleitſcheine ſind vom Obſt⸗ markt⸗Comité erhältlich, das auch jede weiter gewünſchte Auskunft ertheilt. Es ſei zum Schluß noch darauf aufmerkſam gemacht, daß das Comits (Centralſtelle für Obſtverwerthung) auch ſonſt vor und nach den Märkten den An⸗ und Verkauf von allen Sorten Obſt vermittelt. „Ich habe darauf wirklich noch nicht geachtet“ verſetzte er, gewiſſentlich ihrem Blicke ausweichend „warum aber machen ſie Frau von Trebnitz nicht darauf aufmerkſam? Sie ſind ja wohl ſehr befreun⸗ det mit ihr? „Sehr — wir haben überhaupt kein Geheim⸗ niß miteinander.“ Wieder ſchaute ſie ſchalkhaft lächelnd zu ihm auf. War es nun der eigenthümliche Ausdruck ſeines Geſichts oder ein ſpaßiger Gedanke, der ihr durch den Kopf fuhr, genug, plötzlich brach ſie in ein heiteres Lachen aus und ſagte dann: „Da fällt mir doch etwas höchſt Komiſches von dem Kutſcher ein, was ich Ihnen zu erzählen vergaß, er grüßte nicht wie ein Kutſcher, ſondern nahm wie ein feiner Herr den Hut vor mir ab. Das Wunderbarſte aber kommt noch. Denken Sie,“ und wieder ſuchte ihr mutwilliger Blick ſeinem ausweichenden Auge zu begegnen, „denken Sie, beim Abſchied reichte mir der Menſch die Hand! „Wie? Soweit hat ſich der Menſch, dieſer dreiſte Kutſcher vergeſſen!“ ſtieß Oswald unwill⸗ kürlich hervor. „Das muß ich meiner Couſine, Frau von Trebnitz melden, und wenn ſie ihn nicht über die Dreiſtigkeit zur Rede ſetzt, ſo werde ich es thun.“ „O, Herr von Burgſtedt, ich bitte, ſtrafen Sie den Kutſcher nicht, denn er war in jener Nacht mein treuer Beſchützer und hat es ſicherlich gut gemeint, als er mir herzlich die Hand reichte. ſicherlich hat der Kutſcher ein gutes Herz.“ „Meinen Sie,“ kam es mit ſeltſamer Beton⸗ ng von Oswalds Lippen und doch innig hing ſein lick an den Augen des ſchönen Mädchens. „O, gewiß hat dieſer Kutſcher ein gutes Herz denn er konnte es nicht über ſich briagen, mich ſo allein an der verſchloſſenen Hausthür ſtehen zu laſſen f geſeſſen ntgegnete Helene und ihre Stimme wurde wärmer, I könnte „Alſo Sie verſprechen mir, Herr von Burgſtedt, daß Sie Ihrer Frau Couſine nichts davon ſagen, daß deren Kutſcher ſozuſagen aus Edelmuth, aus Nächſtenliebe eine kleine Taktloſſigkeit beging. „Ja, ich verſpreche es Ihnen, und zwar ſehr gern,“ erwiderte Oswald von Burgſtedt aufathmend, denn es wäre ihm ja ſehr fatal geweſen, mit ſeiner ſtolzen Couſine die Kutſcher⸗Affaire, in welcher er ſeine Rolle zuletzt ſo bedenklich ungeſchickt geſpielt hatte, nun in dieſem Sinne zu verrathen.“ „Und Sie ſollen erfahren, daß ich für Ihre Verſchwiegenheit nicht undankbar bin,“ bemerkte Helene von Pellheim lächelnd. „Wenn Sie wollen, Herr von Burgſtedt, ſo laſſe ich Sie durch meinen Onkel, den Baron von Rudorf, zu ſeiner letzten großen Jagd einladen.“ „O, dieſe Einladung werde ich mit großem Danke annehmen, denn die Jagden des Barons von Rudorf ſind ſehr berühmt, und ich hatte noch nicht die Ehre, bei ihm Jagdgaſt zu ſein. Und nun möchte ich mir eine Frage geſtatten, verehrtes Fräulein? Sie ſind doch hier bei ihrer Couſine Frau von Pellheim nur zu Beſuch. Wann werde ich wohl die Ehre haben können, Sie wieder einmal zu ſehen.“ „Ich bin eine Waiſe, meine Eltern ſind leider längſt todt,“ ſagte jetzt das ſchöne Mädchen ſehr ernſt. „Seitdem ich voriges Jahr die Penſion verlaſſen habe, lebe ich meiſtens im Hauſe meines Vormundes und Onkels des Barons von Rudorf“. „Nun ſo werde ich alſo zur Jagd Ihres Onkels das Vergnügen haben, Sie in deſſen Schloß zu ſehen.“ „Ich hoffe es,“ erwiderte das ſchöne junge Mädchen mit leichtem Erröthen und erhob ſich von dem Divan, auf welchen ſie neben Oswald hatte. Unſer längeres Verweilen hier bon meiner Couſine könnte hier mißliebig vermerkt werden, Herr von Burgſtedt,“ flüſterte Helene dann noch, „und heute verweile ich gerade nicht gern in Ihrer Nähe, denn ſie ſcheint es zu wünſchen, daß ihr älterlicher Bruder, der Regierungsrath von Wurmb mir den Hof macht, und offen geſtanden, ich kann ältere Herren als Verehrer nicht leiden.“ Dieſe letzten Worte trafen Oswald von Burg⸗ ſtedt, welcher eben zum Abſchiede eine Verbeugung vor Helene von Pellheim machte, wie ein elektriſcher Schlag. Mit ſeinem ſcharfen Verſtande überſah er ſofort die ganze Situation des jungen elternloſen Mädchens, welches unter der Protektion ihrer Cou⸗ ſine, der Frau von Pellheim, ohne Zweifel an deren älteren Bruder verheirathet werden follte, ohne daß man auf das Herz der jungen Dame, die dieſen Freier nicht leiden mochte, irgend welche Rückſicht nahm. „O, wenn Sie geſtatten, ſo werde ich Sie heute Abend vor dieſem unliebſamen Verehrer einigermaßen ſchützen, gnädiges Fräulein,“ erklärte Oswald keck. „Ich bitte noch einmal um Ihre Tanzkarte. Darf ich die Ehre haben, die beiden noch unbeſetzten Tänze mit Ihnen zu tanzen. Es wird ſich auf dieſe Weiſe ſchon Gelegenheit finden, daß Herr von Wurmb nicht all zu viel in Ihrer Näße weilt.“ „Ich nehme Ihre Freundlichkeit an,“ flüſterke das junge Mädchen und reichte Oswald ihre Tanze karte. Aber kaum hatte er dieſelbe in die Hand genommen und noch zweimal ſeinen Namen darauf 4 geſchrieben, als auch ſchon hinter ihm die laute Stimme der Frau von Pellheim erklang. Fortſetzung folgt lusſch⸗ ll.