5 gadenburger Wo 5 Anzeiger für Ladenburg und eee —— — Umgegend. — Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren S ener Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. nnn 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. — Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. 5 Sr —— Samstag, den 11. September 1897. — — 7 Su ſprechen bei Frau Sihl zie. . den Sauntæg NMachmifteg v2 S * 1. uch die Hoffnung gehegt, daß das Verbot des aͤrſenmäßigen Terminhandelns die Preisbildung er Hörnerfrüchte in beſſere Bahnen lenken werde. Auf dieſe Weiſe ſollte der naturgemäße Juſtand herbeigeführt werden, daß wieder Horrath und Bedarf die maßgebenden Faktoren er Preisbildung ſein würden. Der Erfolg eigt, daß dieſe Erwägungen richtig waren. die Preiſe für die wichtigſten Halmfrüchte, oggen und Weizen, ſind heute durchſchnittlich 0 Mark pro Tonne höher als vor einem Jahre. Dieſe für unſere Landwirtſchaft erfreu⸗ che Thatſache iſt hauptſächlich eine Folge es Verbots des Terminhandels im Getreide. Es ſoll nicht geleugnet werden, daß auch ndere Umſtände zu der Steigerung der Ge⸗ eidepreiſe beigetragen haben, beiſpielweiſe un⸗ ünſtige Berichte aus einige Getreide erzeugenden ändern (ſo iſt z. B. in Rumänien ferner ie Ueber ſchwemmungen, durch die hier und a unſere heimiſche Ernte gelitten hat. Da vir aber anderſeits im Ganzen doch eine gute Nüttelernte haben, die die Preiſe drücken müßte o muß noch ein anderer Umſtand beſtehen, er den großen Oreiſunterſchied zwiſchen dieſem und dem vorigen Jahre erklärt. Und dieſer mſtand iſt das Verbot des Getreidetermin⸗ handels. Vor dem Erlaß des Börſengeſetzes wurden die Getreidepreiſe zur Zeit der Ernte unter der Hexrrſchaft des Differenzgeſchäftes künſtlich ge⸗ drückt. Den Schaden trugen die Landwirthe, die um baares Geld zum Bezahlen ihrer Schulden zu erhalten, in den meiſten Fällen gezwungen, waren, ihr Getreide ſo ſchnell wie öglich zu verkaufen. In aller Erinnerung — Sep. 189. Adthaſt. ilget. dürften noch aus vorletztem Herbſt die Machen⸗ ſchaften der Firma Cohn und Roſenberg in Berlin ſein. Der frühere Handelsminiſter Freiherr von Berleppſch, hat ausdrücklich den durch die Sachlage völlig unberechtigten Druck feſtgeſtellt, welchen dieſe Firma zu rein ſpecu⸗ lativen Zwecken auf die Getreidepreiſe übte, ſowie den ſchweren Schaden, welcher dadurch den Landwirthen erwachſen iſt. Dieſelbe Er⸗ ſcheinung wiederholte ſich jährlich. Der durch einen ſolchen Preisdruck den Brodverzehrern erwachſende Vortheil wurde ſpäter wieder dadurch ausgeglichen, daß die Preiſe künſtlich durch Terminſpeculationen in die Höhe getrie⸗ ben wurden. Die Brotverzehrer hatten alſo an dem Terminhandel auch kein Intereſſe, ebenſo wenig der reelle Händler, der wirklich lieferbares Getreide in den händen hat. Denn unter der Herrſchaft des Termingeſchäftes wurde ſein Intereſſe von dem Spekulanten unterdrückt. Producenten Conſumenten und auch die reellen Händler ſtehen ſich alſo heute beſſer als früher. Den Nachtheil von dem Verbot des Ter⸗ minhandels haben allein die Spekulanten. Ihre Entnahmequelle iſt verſtopft. Ihr Aerger darüber iſt um ſo größer, als die früheren Preisnotirungen der Berliner Produktenbörſe weder von den Landwirthen noch von den reelen Getreidehändlern, die das Getreide kaufen, weil ſie es brauchen, und nicht, weil ſie damit wetten wollen, vermißt werden. Die Notirungen der Centralſtelle der Cand⸗ wirthſchaftskammern genügten ihren Anſprüchen vollkommen. Politiſches. Berlin, 9. Sept. Die Kaiſermanöver im Maingebiet nehmen im Allgemeinen den program⸗ König von Italien, dem König von Sachſen, dem mäßigen Verlauf, ſoweit eben dei dieſen völlig im Kriegsſtyl angelegten großen Truppenübungen von einem Programm geſprochen werden kann. Der Kaiſer und ſeine erlauchten Manövergäſte, namentlich der König von Italien, widmen den ſo hoch intereſſanten militairiſchen Schauſpielen fortgeſetzt lebhafte Theilnahme. Nachdem der erſte Manovertag, der Montag, damit geendet hatte, daß die Bayern unter großen Anſtreng⸗ ungen den Kinzigabſchnitt gewannen und die Vor⸗ ſtöße des 11. preußiſchen Armeecorps bei Hanau zurückwieſen, griffen die bayeriſchen Truppen am Dienſtag die ihnen als „Weſtarmee“ gegenüber⸗ ſtehenden beiden preuſiſchen Armeecorps in deren verſchanzten Stellungen auf der ganzen Linie an. Ein Sturmangriff des bayeriſchen linken Flügels wurde abgeſchlagen, dagegen gelang es dem rechten Flügel der Bayern, gegen Mittag in die preuſiſchen Stellungen bei Windecken einzudringen, worauf das Gefecht abgebrochen wurde Dem Manöver vom Dienſtag wohnten neben dem Kaiſer, dem Großherzog von Heſſen, deu bayeriſchen Prinzen u. ſ. w. auch die Kaiſerin, ſowie die Königin von Italien bei. In der zweiten Nachmittags ſtunde erfolgte die Rückkehr der geſammten Fürſt⸗ lichkeiten aus dem Manövergebiet nach Homburg. Von dort aus begab ſich das Kaiſerpaar mit ſeinen hohen Gäſten Nachmittags 6 Uhr nach Wiesbaden, wo die erlauchten Herrſchaften bis Abends 11 Uhr verweilten, um dann nach Homburg zurückzufahren. Die kaiſerlichen und italieniſchen Majeſtäten, ſowie der König von Sachſen begaben ſich nach der Ankunft in Wies⸗ baden zunächſt ins königliche Schleß, wo Tafel ſtattfand. — Am Mittwoch wohnten die Kaiſerin und die Königin von Italien wiederum, wie ſchon am vergangenen Tage, den Kaiſermanövern bei. Die hochfürſtlichen Damen fuhren zu dieſem Zweck Der Doppelgänger. f Novelle von J. Piorkowska. 8. Nachdruck verboten. f Fortſetzung. Als Frau von Pellheim Oswald vorſtellte, atte dieſer nicht den Muth, ſein ſchönes Gegen⸗ über anzuſehen, und erſchrocken wechſelte er die arbe, als er fühlte, wie ihr Blick auf ihm ruhte, vährend er ſeinen Namen auf ihre Tanzkarte chrieb. Der Walzer war zu Ende. Nach der großen Pauſe kam Osvbald's Tanz it Helene von Pellheim an die Reihe. Er begab ſich zu ihr, reichte ihr den Arm nd ging mit ihr in eins der kühleren Seitenbou⸗ oirs. chlug ihren Fächer auf und fächelte ſich Khülung u, während ſie ſinnend ihre kleine Fußſpitzen be⸗ rachtete. Plötzlich ſchlug ſie den Blick zu ihm auf. „Sonderbar,“ ſprach ſie, „ihr Name war mir öllig fremd, und doch kommt mir ihr Geſicht be⸗ 5 vor, als müßte ich ſie ſchon irgendwo geſehen aben.“ „Das kann wohl ſein,“ antwortete er möglichſt unbefangen,“ wenn jemand, wie ich, manche Woche W vier bis ſechs Bälle beſucht. —“ 1 Hier ließ Helene ſich in einen Divans ſinken „Ich glaube nicht, daß ich ſie in einer Geſell⸗ ſchaft getroffen habe, fiel ſie ihm, „ſonſt würden Sie ſich meiner erinnern. Haben ſie mich ſchon geſehen?“ Dabei blickten ihn ihre großen klugen Augen ſehr ſcharf an. „Ob, ich ſie ſchon irgendwo geſehen habe?“ ſtammelte er und ſchwieg dann ſichtlich verlegen. „Es ſcheint faſt ſo,“ lachte Helene. Dabei machte ſie eine ſchnelle Bewegung und blieb mit ihrem Spitzkleide an einer der Blatt⸗ pflanzen hängen, welche die Ecken neben dem Divan aus füllten. Raſch trat Oswald hinzu, um ihr bei dem vergeblichen Bemühen, ſich wieder loszumachen behülflich zu ſein. „Sie geſtatten mein gnädiges Fräulein.“ Dieſe einfachen Worte berührten eine verwandte Saite in ihrer Saite in ihrer Bruſt. Wo hatte ſie dieſelben ſchon einmal von ſeinen Lippen? „Ah jetzt weiß ich es ſah ſie und ſah leb⸗ haft zu ihm auf. Oswald erblaßte wußte ſie es wirklich? Was bedeutet der muthwillige Blick in ihren ſchwarzen Augen?“ „So erinnern ſie ſich wirklich wo Sie mich — oder vielmehr meinen Doppelgänger geſehen haben? „Ihren Doppelgänger — Sie entſchieden nicht erwiederte ſie lachend, „Ihre Couſine — Frau von Trebnitz iſt doch wohl Ihre Couſine? — ſie hat den komiſchſten Kutſcher, den meine Augen je ge⸗ ſehen haben. „Und dieſem komiſchen Kutſcher ſoll ich ähnlich ſehen? 5 „Ich will ſie nicht beleidigen,“ fuhr Helene munter fort, aber wahrhaftig, dieſe Aehnlichkeit iſt wunderbar — Uebrigens knüpft ſich eine kleine Geſchichte an dieſen Kutſcher — wenn ſie wollen, erzähle ich ſie Ihnen. „Wie Sie ſoeben ſagen,“ fuhr Helene fort, nachdem ſie mit ihrer kleinen Geſchichte zu Ende war. „Sie geſtatten, mein gnädiges Fräulein,“ mußte ich unwillkürlich daran denken, wie er vom Bocke ſprang und mir den Klingelkopf aus der Hand zog. Sein übergroßer Eifer macht mich ein wenig ſtutzig, doch flößte mir ſeine ganze Erſcheinung ſolche Furcht ein, daß ich nichts zu ſagen wagte. — Vor ihnen braucht man ſich ſicher nicht zu fürchten? — und doch,“ ſprach ſie wie ſinnend weiter, „haben ſowohl ihre Züge wie ihre Stimme eine ganz ähnliche mit dem. Es darf ſie das wirklich nicht kränken, denn wie ich ſagte, war es ein Kutſcher außergewöhnlicher Art. Wieder derſelbe Blick! War das Bosheit, die aus dieſen ſchönen dunklen Augen ſprach? „Wiſſen Sie,“ hub ſie, müßig mit ihrem Fächer ſpielend, nach kurzer Pauſe wieder in un⸗ ſchuldigem Tone an, noch nie in meinem Leben habe ich aber auch eine ſo wunderliche Livree ge⸗ ſehen, wie die Trebnitz'ſche W 5 e