die Zukunft ſchauen; das Geſpenſt des Krieges wird uns nicht ſchrecken. Wir werden alle unſere Kräfte dem friedlichen Dienſte des Vaterlandes und der Feſtigung ſeiner Wohlfahrt zum Ruhme der Fortſetzung der Politik des Zaren⸗Friedens⸗ ſtifters weihen. Klar, ohne dunkle Gewitterwolken ſteigt die Morgenröthe auf. Man athmet frei auf und unwillkürlich bringen die Lippen die Worte des Gebetes hervor: „Ehre ſei Gott in der Höhe und Friede auf Erden.“ Montevideo, 26. Aug. Präſident Borda wurde beim Verlaſſen der Kathedrale während der Feier des Nationalfeſtes durch einen Revolver⸗ ſchuß getödtet. Der Tod erfolgte faſt ſofort. Der verhaftete Mörder iſt ein Jüngling Namens Arredondo. Die proviſoriſche Präſidentſchaft über⸗ nahm Senatspräſident Cueſtas. Verſchiedenes. — Ladenburg, 27. Aug. Die Direktion der Main⸗Neckar⸗Bahn erläßt nachſtehende Bekannt⸗ machung: Im Binnenverkehr der Main⸗Neckar⸗ Bahn leinſchließlich der Großherzoglich Heſſiſchen Nebenbahnen Eberſtadt — Pfungſtadt, Bicken⸗ bach — Seeheim, und Weinheim — Fürth i, O., ſowie im Verkehr der Main⸗Neckar⸗Bahn (ein⸗ ſchließlich der genannten Nebenbahnen) mit Be⸗ förderung von Perſonen auf Zeit⸗ und Schüler⸗ karten mit Genehmigung der Aufſichtsbehörden am 1. Oktober l. Jahres anderweite Beſtimmungen und Fahrpreiſe zur Einführung. Die derzeitigen Preiſe der Zeitkarten erfahren unter gleichzeitiger Erweiterung der Ausgabebeſtimmungen eine be⸗ deutende Ermäßigung, während die Taxen der Schülerkarten nur im geringeren Umfange ermäßigt werden unter gleichzeitiger theilweiſer Einſchränkung der Ausgabebeſtimmungen. Ferner bleibt im Verkehr mit Mannheim Hptbf. Bad. Bahn die Ausgabe direkter Monats⸗ karten auf die Stationen Frankfurt, Darmſtadt, Weinheim, Großſachſen, Ladenburg, Friedrichs⸗ feld und Schwetzingen beſchränkt; auch erfolgt die Ausfertigung der Schülerkarten im Verkehr ſämmtlicher Stationen mit Mannheim Hptbf. Bad. Bahn nur bis und ab Friedrichsfeld M. N. B. Nähere Auskunft wird von dem Perſonen⸗ Tarifbüreau in Darmſtadt ertheilt. — Friedrichsfeld, 26. Aug. Geſtern e Nachmittag ging über die hieſige Gegend ein ſchweres Hagelwetter nieder, das großen Schaden anrichtete. — Vom Neckar, 25. Aug. Die allgemeine Fiſcherei Zeitung bringt über ein großes Fiſch⸗ ſterben in Süddeutſchland eine Anzahl von Feſt⸗ ſtellungen. Im Neckar trat dieſes Ereigniß am Morgen des 2. Juli ein und dauerte auf der Strecke zwiſchen Hirſchhorn und Neckarhauſen 10 Stunden. Die Fiſche trieben in Maſſen auf dem Rücken liegend den Fluß hinab und wurden mit Körben eingefangen. Man ſchätzt das Gewicht des verlorenen Fiſchbeſtandes auf nicht weniger als 2000 Zentner. Zwei Tage vorher ereignete ſich eine ähnliche Kataſtrophe im Kocherfluſſe wo der Schaden kaum geringer iſt. Ueber die Urſache des Sterbens gehen die Anſichten noch auseinander; nur darüber herrſcht eine Ueberein⸗ ſtimmung, daß die ſtarken Gewitterregen mittel⸗ bar dafür verantwortlich gemacht werden. Von der einen Seite wird angenommen, daß vom Regenwaſſer in kurzer Zeit ſoviel Schlamm in den Fluß geſpült wurde, bis die Fiſche im Waſſer nicht mehr athmen konnten; dafür ſpricht der Umſtand, daß die Kiemen der todten Fiſche ganz mit Schlamm bedeckt waren. Von anderer Seite wird behauptet, daß durch das Regenwaſſer von irgend einer Fabrik her Säure oder Giftſtoffe oder vom Felde künſtlicher Dünger und ähnliches in den Fluß gelangte. Ein gleiches Mißgeſchick hatte den Fiſchreichtum der Iller ergriffen; hier liegt die Veranlaſſung freilich klar am Tage. Ein Arbeiter an einer Zündholzfabrik hat 2 Töpfe mit Phosphorabfällen in den Fluß geworfen ſtatt ſie, wie üblich, zu vergraben. iſt eine große Anzahl Edelfiſchen durch dieſe leichtſinnige That vernichtet worden. Daß zahl⸗ reiche Perſonen durch Genuß der todten Fiſche erkrankt ſeien, hat ſich nicht beſtätigt Uebrigens iſt auch aus Norddeutſchland ein ähnlicher, ſehr beklagenswerter Fall zu vermelden. Der Forel⸗ lenbeſtand der Oker im Oberharz, der durch lange Pflege ſich hoch entwickelt hatte, iſt in der Mitte des Monats Juli auf einmal vollſtändig zu Grunde gerichtet. Im ganzen Fluſſe ſchwammen in jenem Tage zahlloſe Leichen dieſes koſtbaren Fiſches auf dem Waſſer. Angeblich ſoll das Fiſchſterben dadurch veranlaßt ſein, daß aus der bei Altenau gelegenen „Silberhütte“ Säuren in den Fluß hineingelaſſen wurden. — Hirſchhorn, 25. Aug. Ein wahres Beſonders n Blutbad verurſachte geſtern eine Anzahl in eine Steinbruche beſchäftigte italieniſche Arbeiter auf der Kirchweih im benachbarten Scharbach. Oh ne jede Urſache warfen lt. „Heidlb. Ztg.“ die Unholde einige gefüllte Flaſchen Wein über einen Tiſch an dem lauter achtbare ältere Leute ſaßen. Als man ſie in aller Ordnung zur Ruhe verwies geberden ſich die Unmenſchen wie raſend. Der gleichfalls anweſende Bürgermeiſter Falter wollte natürlich Frieden ſtiften, erhielt aber ſofort pier Dolchſtiche wovon einer ſehr bedenklich ſein ſoll Von den zu Hilfe kommenden Bürgern und jungen Leuteu erhielt ein junger Mann namens Schork einen lebensgefährlichen Stich in di Lunge, zwei weitere Leute erhielten gleichfalls Dolchſtiche. Und dies alles ohne jede Veranlaſſun — Donaueſchingen, 23. Aug. Auf höchſt bedauerliche Weiſe verunglückte heute Nach mittag auf dem hieſigen Vahnhof Herr Gepäck ſchaffner Breithaupt von Konſtanz. Derſelbe ſtand an der Thüre des Wagens; in dieſem Au genblick rollte die Thür mit ſolcher Heftigkeit zu daß dem genannten der Kopf zerquetſcht wurde Der Tod trat alsbald ein. Der Bedauernswerth hinterläßt lt „Seb“ eine trauernde Witwe mit theils uuverſorgten Kindern. — Neubreiſach, 24. Aug. In der Werk ſtätte des Steinhauermeiſters Grenzinger explodirte geſtern Nachmittag eine große Menge Pulver, das zum ſprengen beſtimmt war. Ein in de Werkſtätte anweſender Arbeiter, welcher Exploſion verſchuldet hat, trug lt. „Brsg. Ztg.“ ſchwere Verletzungen im Geſicht und an andern 1 Körpertheilen davon. — Chemnitz, 24. Aug. Heute Nachmit⸗ 1 die eum, 8 5 unge, gt 15 a dal Hebl unge tag machte, wie das „Chemnitzer Tagblatt“ meldet ein 19 jähriger Kommis im Hausflur eines Reſtaurants einen Raubmordverſuch gegen einen 9 Geldbriefträger und verletzte denſelben mit einnmn Der Kommis wurde feſtge⸗ Dolchmeſſer ſchwer. nommen. Der Ueberfallene iſt im Krankenhaus geſtorden. — Paris, 25. Aug. Auf dem Konkreſſe der ländlichen Hilfs⸗ und Sparkaſſen in Tarbes hielten der Pfarrer Müller⸗Neuwied und Pfarrer Cetti⸗Mülhauſen i. Elſ. ſehr beifällig aufgenommene Vorträge über die Raiffeiſen 'ſchen kaſſen in Deutſchlanꝰdz. es nur möglich — dieſes viele — viele Geld hat er alles durch den Sparthaler erworben? „Er hat als ein guter bedachtſamer Hausvater gehandelt.“ meinte der Agent, der ſich ſelber einer tiefinnerlichen Rührung nicht erwehren konnte. „Ach wie habe ich meinem guten Mann doch Unrecht gethan“ ſchluchzte Frau Karline „Ach daß ich ihn noch einmal aus dem Boden hervorholen könnte, um ihm zu danken für all ſeine Liebe und Treue.“ „Er hat ſeinen ſchönſten Lohn in dem Bewußt⸗ ſein redlich erfüllter Pflicht gefunden,“ ſagte Streißgut. „Friede ſeiner Aſche, er war ein braver Mann im ſchönſten Sinne des Wortes, Sie aber Frau Waldow ſehen es nun wohl ein, daß Sie ihrem braven Mann Unrecht gethan haben, als Sie ihn davon abhalten wollten der Viktoria bei⸗ zutreten. Die Witwe konnte nur nicken. Thränen erſtick⸗ ten ihre Stimme. „Rechnen wir einmal aus, was Ihr Gatte in den 18 Jahren gezahlt hat und was er ſeiner Familie dadurch erworben hat,“ fuhr Streißgut fort. „Er hat jedes Jahr 156 Mark entrichtet. Das macht in 18 Jahren, wenn man vom Zinſes⸗ zins abſieht, 2800 Mark. Dafür hat er bis heute außer ſeiner eigenen Verſicherung auch dieſelbe für Sie verdient. Das macht zuſammen ſchon über 5750 Mark. Dazu kommen nun die ſchon in zwei Jahren fälligen 1140 Mark für ihre beiden Kinder alſo rund 3900 Mark. Eine nette Summe nicht wahr, wenn man bedenkt, daß der Wochen⸗ thaler ohne die Viktoria doch planlos ausgegeben alſo ſamt den Zinſen Ihnen verloren gegangen wäre, ohne daß Sie dadurch im Lauf der Jahre mehr gehabt hätten, denn ſelbſt in einer beſcheiden geführten Haushaltung ſpielt ein T haler heute keine große Rolle mehr, dazu iſt das Geld zu über⸗ flüſſig geworden.“ Frau Karline ſah nur immer wieder das ſchöne, viele Geld an, welches Sie jetzt ihr eigen nannte. „Mutter darf ich Dir einen Vorſchlag machen fragte der Sohn beſcheiden. Die Witwe ſchaute ihn erwartungsvoll an. „Mein Chef hat mir geſtern erklärt, daß er mich vom nächſten erſten aufbeſſern wollte. Ich werde alsdann 100 Mark Salär bekommen. Unſere Kleine hier — babei deudete er auf die Schweſter „aber hat gleich voll ausgelernt. Wie wäre es nun da, wenn ſie ſich auch eine Stelle ſuchte. Da könnten wir drei hübſch zuſammen wohnen, Du ſorgteſt für uns und wir kämen für uns und wir kommen für Deine Bedürfniſſe auf.“ Die Witwe ſchlug erfreut die Hände über dem Kopfe zuſammen. „Ach, Du lieber Gott, das war ein Glücks⸗ fall,“ rief ſie. „Dann brauchte man das viele ſchöne Geld gar nicht anzubrechen. Die Augen des Agenten feuchteten ſich. erhob ſich und drückte dem jnngen Hand. „Das iſt ein ſchöner guter Entſchluß von Ihnen,“ ſagte er. Der wird Ihnen gewiß Segen bringen.“ „Aber der junge Mann ſchüttelte ernſt den Kopf. „Nein, lieber Herr!“ ſagte er. Das iſt meine und meiner Schweſter Schuldigkeit. Wir müßten ja vor unſerm jetzt im Grabe ruhenden Vater ſchamrot werden, wenn wir unſere Muter im Stich laſſen wollten. Wem verdanken wir es denn, daß wir ſo weit gekommen ſind um verhältnißmäßig Er Mann die früh auf eigenen Füßen ſtehen zu können? Nur unſerm guten Vater, der uns ein gutes Beiſpiel ſtrenger Pflichterfüllung geweſen iſt. Wie er war ſo wollen wir auch ſein, das ſind wir ihm und ſeinem uns geheiligten Andenken ſchuldig. Freudig leuchtete es auch in den Augen des jungen Mädchens auf, als dieſes neben den Bruder trat und deſſen Rechte ergriff. „Ja, boir ſtehen zu unſrer Mutter und können kein höheres Glück, als für ſie ſorgen zu dürfen wie es unſer Vater immer ſo gern und treu gethan hat.“ „Amen,“ ſagte da der Lehrer. „Der Seg Gottes wird mit Euch ſein, meine lieben Kinder. Der Geiſt Eures teuren Vaters aber wird, Euch umſchweben und er wird Euer Thun ſegnen. Putzgeſchäft der „Geſchwiſter Waldow“, Ein verkommener zerlumpter Mann mit eine roten Säufergeſicht, aus welchem die Augen ſti blicken, ſchaute befand. Dann rieb der Verkommene ſich die Augen, als ob er den Schlaf aus dieſen hinwegſcheuchen oder ſich überzengen wollte, ob er nicht geträumt hätte. „Was hier ſollen ſie wohnen — hier im dieſem ſchönen Hauſe ?“ 5 Er ſchaute kopfſchüttelnd wieder durch di hohen Spiegelſcheiben in den auf das eleganteſt eingerichtete Laden, in welchem eine Anzahl Ver käuferinnen thätig waren. 8 Fortſetzung folgt, mit verwudertem Blick zu der glänzend ſchwarzen Firmentafel empor, auf welcher ſich in metergroßen Goldbuchſtaben die obige Inſchrift rei b N f en de N und watt e e N N