— 2 anderen europäiſchen Mächte ein neues Auſtralien machen will. In dieſer Lage Europas, die wir nicht geſchaffen haben, an der wir aber nichts ändern können, fragt es ſich, ob es nicht zu unſerem Vortheile, folglich unſere patriotiſche Pflicht wäre, von einem thatſächlichen Frieden mit Deutſchland, wie mit Rußlaud das Gedeihen, den Einfluß und die Größe zu erlangen, die wir wegen des Zwiſtes mit Deutſchland eingebüßt haben.“ — Aus den hier ausgeſprochenen Gedanken leuchtet die ſehr richtige Erkenntniß, daß Frank⸗ reich zur Bedeutungsloſigkeit herabſinken muß, wenn es ſich dem mächtigen Zuge der ruſſiſch⸗ deutſchen Feſtlandspolitik nicht anſchließt. Das Banner Europas wird aufgeworfen! Von dieſem darf ſich Frankreich nicht trennen. Verſchiedenes. — Bruchſal, 21 Aug. Heute Nachmittag wurde auf der hieſigen Station ein Wagenwärter von einem Bahnzuge überfahren und ſofort ge⸗ töted. — Offenburg, 20, Aug. Ueber den Brand des Oelmagazins der Maſchinenwerkſtätte am Offenburger Bahnhofe wird dem „Karlsrh. Mittagsbl.“ von maßgebender Seite mitgetheilt, daß der entſtandene Materialſchaden nicht 200 000 Mark ſondern ſchätzungsweiſe 20 000 M. beträgt dazu kommt der Werth des Gebäudes (Eines Holzſchuppens) mit etwa 15000 M. (davon ¼ verſichert), ſo daß ſich ein Geſammtſchaden von gegen 35 000 M. ergiebt. Die eiſernen Tonnen in denen das Oel aufbewahrt wurde, ſind zwar geplatzt, aber nicht in die Luft geflogen. — Waldkirch, 18. Aug. Geſtern Nacht wurde auf dem Wege zwiſchen Gütenbach und Ober⸗ ſimonswald ein abſcheuliches Verbrechen verübt. Die 64jähr. ledige Maria Schultis von Unter⸗ ſimonswald, von einem Wallfahrtsgang heimkehrend, wurde von einem Unbekannten überfallen, durch Schläge auf den Kopf und in das Geſicht ſchrecklich zugerichtet und dann vergewaltigt. Blutig und mit zerriſſenen Kleidern wurde die halb blöd⸗ ſinnige Perſon in ein nahe gelegenes Haus geſchafft. Der Gendarmerie gelang es, den Unmenſchen in der Perſon eines am Straßenbau beſchäftigten 29 Jahre alten Italieners zu entdecken und feſt⸗ zunehmen. Der Verhaftete ſtellt lt. „Frb. Ztg.“ jedoch die ihm zur Laſt gelegten Verbrechen in Abrede; er will betrunken geweſen ſein. 18 — Köln, 21. Aug. (Der Eiſenbahnun⸗ fall bei Celle.) Die Unterſuchung über den Unfall der den Frankfurt⸗Hamburger D-Zug am 14. ds. bei Celle betraf, befindet ſich, wie wir vernehmen nunmehr in den Händen des Gerichts, nachdem durch die ſowohl von der Staatseiſenbahnver⸗ waltung wie vom Reichseiſenbahnamt vorge⸗ nommenen Unterſuchung feſtgeſtellt worden iſt, daß die Urſache des Unfalls weder im Zuſtande der Bahn oder des Geleiſes noch in der Locomotive und der Wagen noch in dem Verhal⸗ ten der für die Sicherheit des Zuges verantwort⸗ lichen Beamten liegen kann. Sowohl die Lage des Geleiſes wie die Beſchaffenheit der Schienen und Schwellen ebenſo die Bauart und der Zuſtand der Fahrzeuge des Zuges hat ſich, wie beſtimmt verlautet, als ganz normal erwieſen. Auch konnte feſtgeſtellt werden, daß die Geſchwin⸗ digkeit des Zuges nicht über das zuläſſige Maß hinausging. Dagegen erſcheint es nach verſchie⸗ denen bei der bisherigen Unterſuchung ermittelten Thatſachen wahrſcheinlich, daß ein Verbrechen vorliegt. Es iſt deshalb auf die Ermittlung des Thäters eine nahmhafte Belohnung ausgeſetzt. Der Berl. Localanzeiger weiſt bei Erwähnung dieſer Mittheilung noch beſonders darauf hin, daß ſieben Stunden vor der Kataſtrophe, die ſich auf dem öſtlichen Geleiſe abſpielte, auf dem weſtlichen Fahrſtrang der Sonderzug des Kaiſers die Unfallſtelle paſſierte. — Danzig, 21. Aug. In der letzten Nacht wurde eine Dampfbarkaſſe des Panzerſchiffes Weißenburg durch ein Torpedoboot überrant. Dasſelbe ſank ſofort nach der Colliſion. Der Matroſe Erwet und der Oberheizer Savalliſch ſind ertrunken. — München, 21 Aug. Der von München kommende Schnellzug 105 überfuhr heute in Freilaſſing das Perronſignal und fuhr dem Perſonenzug 877 in die Weiche. 5 Perſonen des Perſonenzuges wurden ſchwer verletzt, von denen eine bereits geſtorben iſt. Von den In⸗ ſaßen des Schnellzuges wurde einer leicht verletzt. Mehrere Perſonenwagen wurden zertrümmert. Die Verletzten ſind ſämmtlich aus Wien und Salzburg. Pilſen, 23. Aug. Infolge des hier abgehaltenen Sokolfeſtes fanden den ganzen Tag über Zuſammenſtöße zwiſchen den Tſchechen und derartig bedrohlichen Charakter an, daß Infanterle u. Cavallerie von der blanken Waffe Gebrauch machen mußte. 3 Perſonen wurden durch Bajonettſiſche ſchwer verwundet, eine Dame von der Caypallerie überritten und lebensgefährlich verletzt. eher 50 Verhaftungen wurden vorgenommen. — Paris, 22. Aug. In der Nähe von Rouen entgleiſte die Locomotive eines Expreßzuges und ſtürzte die Böſchung hinab. Ein Wagen wurde vollſtändig zertrümmert. Ein Notar wurde getödet, 15 Reiſende und das ganze Zugperſonal verwundet. — Bu dapeſt, 22. Aug. Durch ein großes Feuer iſt die ganze Gemeinde Vajdagka vernichtet worden. 150 Häuſer wurden eingeäſchert, Die bereits vollſtändig eingebrachte Ernte iſt eben⸗ falls ein Raub der Flammen geworden. — Grenoble, 23 In der hieſigen Irren⸗ anſtalt erſtach geſtern ein Irrſinniger eine barm⸗ herzige Schweſter mit einem Küchenmeſſer. Landwirtſchaftliches. Die Apfelernte wird im allgemeinen nicht gut in Deutſchland und damit wird das Schreck, geſpenſt der deutſchen Apfelzüchter, das von Jahr zu Jahr an Umfang zunimmt, die amerikaniſche Concurrenz uns abermals viel näher gerückt, denn bei ſteigender Nachfrage ſteigt naturgemäß auch die Einfuhr; ſind aber die Abſatzkanäle erſt einmal erſchloſſen, ſo ſind ſie ſelbſt bei guter Ernte ſchwer wieder zu ſchließen. „Amerika produciert billiger wie Deutſchland“ heißt es dann wohl, — richtiger wäre: „Amerika produ⸗ ciert praktiſcher wie wir.“ In der neueſten Nummer des praktiſchen Ratgeber im Obſt⸗ und Gartenbau ſetzt ein deutſcher Landsmann, Herr Richter, ſeine hochintereſſanten Mittheilungen über amerikaniſchen Obſtbau fort, ſpeciell ſchildert er diesmal den Apfelbau auf den Inſeln des Sees Champlain, von wo die Aepfel durch den Champlain⸗Kanal zum Hudſon und auf dieſem nach New⸗Hork geſchafft werden. Hier hat man endlich den leidigen Sortenwirrwarr überwunden und ſich auf den Anbau einiger weniger guten Apfel⸗ und Birnſorten gelegt. Wir können das Studium dieſer hochintereſſanten Aufſätze nur allen Obſt⸗ züchtern auf das Dringenſte empfehlen; die neueſte Nummer des praktiſchen Ratgebers wird ger umſonſt zugeſchickt von der Königl. Hofbuchdruckereß Trowitzſch u. Sohn in Frankfurt a. O. . Das verſprach der Lehrer mit Thränen in den Augen. „Verlaßt Euch auf mich, ich will es ſchon beſorgen!“ ſagte er. „Mag's noch recht lange dauern.“ „Eine Frage noch. Wenn ich nun ſterbe, wieviel wird denn meine liebe Frau erhalten, denn da ich die 30 Jahre nicht durchgelebt habe, ſo kann doch die ganze Summe nicht ausgezahlt werden?“ „Doch, das wird alles auf Heller und Pfennig ausgezahlt!“ verſetzte der Agent. Es handelt ſich nur um die Gewinnbeteiligung, aber dieſe iſt auch beträchtlich, Ihr habt ja 18 Jahre ſchon eingezahlt, da müßten gegenwärtig ungefähr 1375 Mark ge⸗ zahlt werden.“ „O das iſt ein ſchönes Geld!“ ſagte der Leidende befriedigt. „Da kann meine Frau ſchon etwas anfangen, ein kleines Geſchäft oder dergleichen.“ Sie nahmen Abſchied voneinander und der Lehrer ſagte auf Wiederſehen. Aber er wußte es ebenſo gut, wie Vater Waldow, daß ſie ſich auf Erden nicht wiederſehen würden. N Eines Tages nahm der Arzt Frau Karline beiſeite und meinte in gedämpftem Tone: „Es iſt meine Pflicht, Sie darauf aufmerkſam zu machen, daß Ihr Mann den Abend ſchwerlich überleben wird!“ Wohl war die Frau auf eine derartige ſchlimme Nachricht ſchon ſeit langem vorbereitet! aber ſie erhob doch ein großes Lamento und eilte ſchreiend zu ihrem Manne, als ob ſie dieſen dadurch hätte retten können. „Mutter, das muß auch ſein!“ ſagte da Konrad mit ſchwachem Lächeln. „Das Sterben hat ſeine Zeit wie das Leben — aber ſei ſo gut — rufe die Kinder zu mir — mir wills ſchon dunkel vor den Augen werden!“ Deutſchen ſtatt. Abends nahmen dieſelben einen Die weinende Frau ging, ſeinen Wunſch zu erfüllen. f Eine Stunde ſpäter knieeten die ſchluchzenden Kinder vor dem Sterbebett des geliebten Vaters. „Dieſer aber ſtreichelte zärtlich die Wangen der Knieenden und lächelte ſie liebreich an. „Kinder, mir iſt ſo wohl — ſo unbeſchreiblich glücklich zu Mute!“ brachte er angeſtrengt hervor. „Wißt Ihr's noch, wie wir hinauszogen in Eurer Kindheit, wenn es Samstag Abend geworden war und die Arbeit ruhte? Dann ſtanden wir droben auf dem Berge, zur Stadt nieder dämmerten die Abendſchatten und die Feiertagsglocke begann zu läuten. Da machten wir Pläne, wohinaus am nächſten Tag gegangen werden ſollte — und wenn dann der Ruhetag des Herrn gekommen war, dann ging es in den Wald und Luſt und Jubel lebte in unſern Herzen — und nun ſteh' ich allein auf dem hohen Bergesgipfel und die Sabbatglocke, die ſo weihevoll ertönt, winkt mir allein — Ihr, meine lieben Kinder ſteht noch unten im ſchattenumdüſterten Thal — und da — da, meine lieben Kinder, lege ich Euch an's Herz, ſeid ſo gut, bleibt gut! Ach, könnte ich es Euch in die Herzen gießen, was mir als ſüßer Troſt in der Seele lebt, wie ſelig man ſchlafen gehen kann, wenn man ſein Tagewerk geſchafft und ſeine Pflicht als ein getreuer Knecht erfüllt hat.“ Er wendete ſich zu ſeiner laut ſchluchzenden Lebensgefährtin und faßte deren Hand. „Nicht weinen heute, meine liebe Frau!“ ſagte er ſanft. „Es iſt Feiertag heute. Ich bin müd' getoorden und habe eine Sehnſucht, zum Schlafen zu kommen. Ich weiß ja, Du biſt verſorgt — gelt, Alte, war doch ein Gottesſegen damals, daß ich dem Agenten folgte — der Thaler alle Woche wäre auch verpulbert worden und nun bringt er Segen! Wie leicht ich ſcheide, uun ich weiß, Ihr ſeid verſorgt. Die Kinder verlaſſen Dich nicht, dazu haben Sie ihren Vater zu lieb und auch Dich, gelt?“ a Und unter Thränen gelobten es die beiden jungen Menſchen dem Scheidenden, treulich der Mutter beizuſtehen. „Feiertag!“ ſagte da der Sterbende und ſeliger Frieden prägte ſich auf ſeinen Zügen aus, „Ja mein Vater im Himmel, ich habe redlich ge⸗ ſtrebt und wenn ich auch oft gefehlt, ſo habe ich's halt nicht beſſer verſtanden — und mein Platz, den hab' ich ausgefüllt, das darf ich mir jetzt in der Todesſtunde ſagen und ich weiß es auch, daß mein Gedächtnis fortleben wird —“ Und dann winkte er den Kindern ſich ihm zu nähern und mit zitternden Händen ſegnete er ſie, „Ich kann Euch wenig außer meinem Segen hinterlaſſen!“ ſagte er röchelnd. „Aber an den harten Thalern klebt mein Schweiß — und Ihr ſollt Euer Gut mehren, indem Ihr an mich denkt E und ich weiß es auch, Gottes Segen wird auf Euch ruhen und nun — behüte Euch der liebe Gott — ich bin müd', recht müd' geworden!“? Er neigte das Haupt ein wenig und ſchloß die Augen. Ganz ſtill lag er da und athmete kaum mehr hörbar. Allmälig breitete ſich ein liebes Lächeln um ſeine Lippen und umzog das ganze Geſicht. Und mit dieſem Lächeln ſchlief der wackere ſchlichte Mann hinüber und ging in ein jenes ernſte ſternenfunkelnde Land hinter den ſchwarzen Kirche hofsthoren, aus deſſen Bezirk noch kein Wanderer zurückgekehrt iſt. 5 Da warfen ſich die Kinder ſchluchzend über ſeine entſeelte Hülle und auch Frau Karline ſchrie jammernd auf. 8 8 Fortſetzung folgt. fl in drventn (llenw n Msgeſcht unt 1 zich ingetroff cod int, lade zur kt. 0 ii von bein von in Gebin Apihnem Qua 1 M sowie 4 l, Cre aalhemd Auhen Nun be dus 5