Die Haltung der Polizei und des Militärs war ausgezeichnet. Um 6 Uhr abends war alles ruhig. Verſchiedenes. — Mannhe im, 17. Aug. Der in der Schiffs⸗ und Maſchinenbau⸗ Aktien⸗ Geſellſchaft vorm. H. Fiſcher und vormals Gbr. Schulz als Bureau⸗ Chef angeſtellte Kaufmann St. Dörr wurde unter dem Verdacht, 21,000 Mark unter⸗ ſchlagen zu haben, in Unterſuchung genommen. Die Unterſchleife ſollen bis in das ſechſte Jahr zurückdatiren und durch falſche Buchungen bisher verborgen geblieben ſein. Dörr führte ein Leben, das über ſeine Verhältniſſe hinausging. Da die Geſellſchaft ohnedies ſeit Jahren an einer Unter⸗ bilanz von ca 40,000 M. laborirt, welche in dieſen Tagen durch Zuſammenlegung der Aktien aus der Welt geſchaffen werden ſollte, ſo werden wohl der „Frkf. Zeit.“ zufolge Auſſichtsrath und Direktion wegen dieſes unter den erwähnten Verhältniſſen doppelt peinlichen Vorkommniſſes von den Aktien⸗Inhabern zur Rechenſchaft gezogen. — Heidelberg, 15. Aug. Der Vor⸗ ſitzende des hieſigen Vereins für Poſtwerthzeichen⸗ kunde, Herrn Joſeph Lindau, beabſichtigt, wie die „Heidelberg. Ztg.“ meldet, zu Gunſten der Hagel⸗ beſchädigten in Eppingen und Württemberg, ſeine bekannte Briefmarken⸗Specialſammlung vonEuropa der Oeffentlichkeit zugängig zu machen. Die Ausſtellung findet vorausfichtlich vom 21 bis 24 Auguſt ſtatt. Die Sammlung eine der erſten Specialſammlungen eines Welttheils, enthält nur Europäiſche Briefmarken darunter die erſten Seltenheiten zum Theil auf ganzem Brief. Es befinden ſich darunter Exemplare, die ſowohl im Reichspoſtmuſeum in Berlin als auch in engliſchen Sammlungen fehlen. — Neckarau, 16 Aug. Heute frühe wurde lt. „Mannheim. Volksblatt.“ durch einen beſchäftigungsloſen Arbeiter von Ilvesheim ein frecher Eingriff in die Kaſſe der Wirthin zum „Zähringer Hof“ gemacht, indem er eine günſtige Gelegenheit benützte und den Baarbeſtand an großem Gelde (ungefähr 32. M.) an ſich nahm. Zwei Radfahrer fuhren ihm nach und erwiſchten ihn am Neckardamm. Das Geld hatte er im ſog. Teufelsloch in einem Mausloch verſteckt, wo es auch gefunden wurde. — Offenburg, 19. Aug. Nacht brannte Vergangene das Oelmagazin der hieſigen Maſchinenwerkſtätte am Bahnhof total nieder. Der Schaden wird auf ca. 280,000 Mk. geſchätzt. Menſchenleben ſind glücklicherweiſe nicht zu beklagen, trotzdem die Gefahr ſehr groß war, da die zahl⸗ reichen mit Oel gefüllten eiſernen Tonnen ſämmlich in die Luft flogen. Das Schauſpiel, welches das Funken ſprühende Flammenmeer bot, war ein grandioſes, zumal ſich zur gleichen Zeit noch ein Gewitter über unſere Stadt entlud, und grell leuchtende Blitze den Anblick noch ſchauerlicher geſtalteten. Die Entſtehungsurſache des Brandes iſt unbekannt; man vermuthet jedoch, es ſeien einige Funken in die ſogen. Putzwolle, welche beim Magazin lag, gefallen und hätten das Feuer verurſacht. — Ettenheim, 19. Aug. Heute Nacht gegen 12 Uhr ſchlug der Blitz in das Haus des Taglöhners Ferdinand Bille, welches ſofort in Flammen ſtand. Bald waren auch die in un⸗ mittelbarer Nachbarſchaft befindlichen Gebäude von dem Feuer ergriffen, ſodaß im Ganzen vier Häuſer mit Stallungen ein Raub des wilden Elementes wurden. Außer dem Hauſe des Tag⸗ löhners Bille brannten noch diejenigen des Maurer⸗ meiſters Germann, des Schuhmachers Geckle und der Wwe. Klingler nieder. Die Feuerwehren von Ettenheim und Altdorf waren herbeigeeilt, ver⸗ mochten aber dem Feuer nicht beizukommen; vier Hydranten waren in Thätigkeit. Menſchen ſind glücklicherweiſe nicht umgekommen; auch das Vieh konnte gerettet werden, einiges Geflügel jedoch und ein Bienenſtock verbrannten. Der Schaden iſt, lt. „hr. Z“, noch nicht feſtgeſtellt. — Frankfurt, 17. Aug. Der bekannte Heilkünſtler Richard Mohrmann iſt auf Grund eines Erſuchens der Staatsanwaltſchaft zu Frankfurt a. M. wegen fahrläſſiger Körperverletzung und Betrug in Berlin verhaftet worden — Breslau, 19. Aug. Ueber einen Theil der Provinz Schleſien ſind neuerdings ſchwere Unwetter niedergegangen; Mehrere Perſonen wurden vom Blitz erſchlagen. In Rogau bei Zopten iſt der Typus infolge Verſeuchung des Waſſers durch die letzte Hochwaſſerkataſtrphe aus⸗ gebrochen. Die verſeuchten Brunnen ſind ver⸗ ſchloſſen worden. — Bozen, 17. Aug. Als um 7 Uhr Abends zwiſchen Blumau und Bozen der dicht beſetzte Courirzug den Blumauer Tunnel paſſirte ſtürzte eine Felſenmaſſe auf das Geleiſe. Die Maſchine und 5 Waggons erſter und zweiter Klaſſe entgleiſten und ſtürtzten Über die Hohe Böſchung auf die Eiſackſtraße. Die 1 Waggons ſtecken im Tunnel. Die Panique, welch unter den Paſſagiren ausbrach, war entſetzlich, Der Locomotivführer Neved, der Heizer Zugselli, der Poſtbeamte Frank aus Insbrug und der Poſtcondukteur Meßner aus Iunsbruc wurden ſchwer verletzt; einige Paſſagiere erlftte Verletzungen. Eine unten auf der Straße gehende Frau die ſich retten wollte, erlitt einen Mein bruch. Der Verkehr iſt nur durch Umſteige möglich. Von Bozen gingen zwei Hülfszüge mz Aerzten, Feuerwehr und Militär nach der Unfall ſtätte ab. Der Telegraph iſt unterbrochen. Ein tauſendköpfige Menge umſteht den Bozen Bahnhof und wartet auf die Rückkehr der Hülfs üge n — (Zur Warnung.) Die Firma H. Bonſilz Bankgeſchäft in Paris, Rue Chauchat 4, perſe det an deutſche Adreſſen auch in Baden ſind de artige Zuſendungen namentlich an Privatier gelangt — einen in franzöſiſcher und deutſche Sprache verfaßten Proſpekt, in welchen zur Sub ſkription auf 4000 Aktien à 25 Franks für „L Ramie Egyptienne“ eingeladen wird. Di „Rane“ iſt eine Brenneſſel⸗Art die Textilzwech verwendbar iſt. Dieſe Brenneſſel ſoll nach dem Pro⸗ ſpect „Leinen, Flachs und ſelbſt Wolle und Sei erſetzen und übertreffen!“ Die Kapitalanlage dieſer Pflanze ſoll „längſtens in vier Jahre bereits eine Dividende von fünfhundert Proze abwerfen“ und längſtens im 4. Jahre bereits eie „hundertfachen Mehrwert gegen den Supſeripfions preis“ erzielen. Wer 25 Frances einſendet, se von der Firma Bonfils „ſofort geſtempelten Int rimsſchein, welcher nach dem Gründungsact u zutauſchen iſt,“ erhalten. — Wer ſo thöricht ſei will, auf dieſen plumpen Schwindel herein fallen, der ſende ſein Geld nach Paris, neh aber zugleich von demſelben Abſchied auf Nimmer wiederſehen. f (Hinweis.) Der heutigen Nummer unſeres Blattes lieg der Jahrespreiscourant 1897/8 des I. Verſand und Specialgeſchäftes von Gebrüder J. u. J Schulhoff in München, Thal 71 bei. Dasſelb hat ſich durch ſeine reellen Waren zu enor billigen Preiſen in der ganzen Umgegend eingeführ und iſt der Bezug in Partien von dieſem Verſand geſchäfte ſehr zu empfehlen. Eifer geſprochen. Jetzt aber zwang ihn ein erſchreck⸗ lich heftiger Huſtenanfall, jäh abzubrechen. 2 3u ihrem unbeſchreiblichen Entſetzen ſah Frau Karlinenzum erſten Mal, wie das helle Blut ihrem Mann über die Lippen rießelte. Da packte ſie eine gräßliche Angſt und ſie fiel Meiſter Konrad um den Hals. „Mann um Gotteswillen, erhalte Dich mir!“ ſchrie Sie jammernd auf. „Was ſollte ich denn ohne Dich beginnen!“ „Wie Gott will! ſagte Meiſter Konrad darauf mit ergebungsvollem Lächeln. „Auch bliebe ich noch gar gern auf dieſer Erde. Aber mag es kommen wie die Schickung will. Ich weiß eines, daß Du nicht Not zu leiden brauchſt, und — das meine liebe Frau, iſt mir ein unendlicher Troſt. Gott ſegne und vergelte es den Männern der Viktoria die den herrlichen Einfall gehabt haben, ſelbſt den Unbemittelſten die reichen Segnungen einer Lebens⸗ verſicherung durch Gründung der Voksverſicherung zu erſchließen — o wieviel Thränen haben ſie bereits getrocknet, wieviel bange Verzweiflung haben in ſtillfreudiges Hoffen umgewandelt!“ Nach dem Begräbniſſe der unglücklichen Frau Miena begaben ſich die Gatten wieder nach dem Heimatſtädchen. Meiſter Konrad fühlte ſich gar nicht recht wohl; er mußte ſich ſofort nach ſeiner Ankunft in das Bett legen. Der herbeigezogene Artzt zog ein bedenkliches Geſicht. i i „Sagen Sie mir die Wahrheit!“ bat der Meiſter herzlich. „Ich bin ja Mann — und ich weiß ſchon ſeit langem, daß es ſchlimm um mich ſteht!“ „Der Tod ſteht noch nicht vor der Thür!“ ſagte der Artzt darauf. Aber freilich außerhalb des Bettes werden Sie nicht mehr lange zubringen können!“ Das war eine harte Botſchaft, welche von Frau Karline Kranken aber wurde. „Sie werden ſich ſchon wieder erholen, ver⸗ laſſen Sie ſich darauf!“ tröſtete Lehrer Streißgut bei ſeinem nächſten Beſuche. Und wegen der Ver⸗ ſicherungen ängſtigen Sie ſich nicht, Sie haben ja 17 Wochen im Voraus bezahlt — da können Sie es immer ſchon aushalten.“ Das war freilich eine große Beruhigung für den wackren Meiſter, deſſen Kräfte bedenklich ſchnell abnahmen. „Was ſoll nun werden, wenn ich nicht mehr zu Kräften komme, ſondern ſiech liegen muß!“ klagte er im ſtillen Gebet, als eine Woche um die andere verſtrich, ohne daß es wieder mit ihm beſſer werden wollte. Der böſe Huſten ſetzte ihm Gegentheil immer ärger zu und die ſchwächenden Nachtſchweiße ſtellten ſich jetzt mit unheimlicher Regelmäßigkeit wieder ein. „Nun, da wird auch noch Rath zu ſchaffen ſein!“ tröſtete der Agent. Die Viktoria hat für ſolche Fälle einen Hilfsfond gebildet, aus welchem die Beiträge von Verſicherten, die verübergehend in Folge von unverſchuldeter Notlage zur Zahlung uicht im Stande ſind, eine Zeit lang gedeckt werden können. Wenn es wirklich einmal ſo weit kommen ſollte, ſagen Sie mir es nur; ich will dann gerne ein Unterſtützungsgeſuch bei der Direktion für Sie befürworten und bin überzeugt, daß Sie nicht ver⸗ mit lautem Schuchzen, von dem mit tiefſter Trauer hingenommen geblich bitten werden. Es giebt überhaupt keine Geſſellſchaft, welche menſchenfreundlicher und entgegenkommender gegen ! ihre Verſicherungsnehmer wäre, als gerade d Viktoria. „Gottlob das brauchen wir noch nicht — ein paar Thaler ſind immer noch da und meine Fran muß ſie halt ſtrecken. Das verſtand Frau Karline jetzt beſſer a früher. Zudem wunderte ſie ſich ſelbſt über 9 große Anzahl von Freunden, welche die Krane ihres Mannes ihnen erweckte. Nun erfuhr ſie in Staunen, daß der ſchlichte, brave Meiſter in weite Kreiſen als ein edles Beiſpiel fürſorglichen Spa gegolten und dadurch ſchon manch Anderen ange ſpornt hatte, ſich ebenfalls um die Segnungen de Viktoria zu bemühen und gleichfalls der Volksde ſicherung beizutreten. Da verging kein Tag, wo nicht ein To kräftige Fleiſchbrühe, ein gebratenes Hühnchen, ein Flaſche ſtärkenden Weines oder dergleichen in da Haus gebracht worden wäre. Die Nachbarn beeiferte⸗ ſich ordentlich, dem leidenten Manne gutes zu er weiſen. Aber auch die beiden Kinder des Ehepaare wetteiferten darin, ihre Liebe und dankbare Er kenntlichkeit dem Vater zu erkennen zu geben. Der Tochter Lehrzeit war noch nicht ganz ab gelaufen; aber doch brachte ſie dem Vater ſchor ſchön gebundene Sträuße ſelbſtgefertigter künſtliche Blumen. Der Sohn aber darbte ſich jeden Biſſer am Munde ab, um den Vater durch eine Flaſch Wein oder dergl. Freude machen zu können. „Kinder, das iſt ja viel⸗ zu viel!“ pflegt der Kranke dann wohl zu ſagen und auch feine Frau ſtand gerührt dabei und wiſcht Schürzenzipfel die Augen aus. laßwein elwein