und die Eingeborenen Truppen haben Befehl erhalten die Beſatzung von Rewals⸗Pludi zu verſtärken. Verſchiedenes. — Ladenburg, 16. Aug. Immer wenn die Muſen mit ihren edlen Künſten in den Dienſt der Wohlthätigkeit traten, durften ſie berechtigten Anſpruch machen auf ein zahlreiches und dankbares Publikum. So hatte ſich denn am Abend des 15. Auguſt eine ſtattliche Anzahl Zuhörer im Saale des Gaſthauſes zum Schiff eingefunden, um dem Konzert beizuwohnen das der hieſige Geſangverein, unterſtützt von bewährten hieſigen und Mannheimer Soliſten, zu Gunſten der Hagel⸗ beſchädigten des Kreiſes Eppingen gab. So ſehr man gewohnt iſt, bei derartigen Ver⸗ anſtaltungen des Geſangvereins gediegene Leiſtungen iu hören, ſo mußten geſtern ſogar die hoch⸗ geſpannten Erwartungen eines verwöhnten muſikaliſchen Geſchmackes befriedigt werden. Dazu trugen vor Allem die Mannheimer Gäſte bei, die als berufene Künſtler wahrhaft klaſſiſche Produktionen boten. Herr Kammermuſiker Rud. Bärtich entzückte geradezu durch die elegante techniſch vollendete und dabei ſo gemütvolle Art ſeines Violinſpiels; meiſterhaft hörten wir die Polonaiſe für Violine und Klavier von H. Vieux⸗ temps, den Violinſolo aus a. d. Oper „Nacht⸗ lager in Granada“ v. C. Kreutzer, Hullamzo Balaton v. J. Hubay, Thema mit Variationen v. Paganini und eine vorzügliche Kompoſition von ſeinem Bruder Herrn Muſikdirektor Rich. Bärtich. Letzterer hatte die Freundlichkeit, die Klavier⸗ begleitungen ſämtlicher Solo⸗Piecen zu übernehmen und wird man kühn behaupten können, daß wir in Ladenburg noch nie ein derartiges Spiel gehört haben. Herr J. Groß, verfügt über einen wunder⸗ baren Bariton, der in allen Lagen und Nuan⸗ cirungen gleich anſprechend klingt. Am herrlichſten kam derſelbe in der Ballade v. Reinhold Becker „Der Trompeter an der Katzbach“ zur Geltung; aber auch den andern Darbietungen dieſes Herrn ſind der erwähnten würdig zur Seite zu ſtellen. Drei Ladenburger Damen waren es, die in liebenswürdiger Weiſe es unternommen hatten, die einheimiſche Kunſt als Soliſtinnen würdig zu repräſentieren. In Fräulein Agricola lernten wir eine gewandte Klavierſpielerin kennen, die recht wohl berufen war als Partnerin mit direktor Rich. Bärtich aufzutreten. f Neben der erprobten und gefeierten Sängerin Frau Scharnberger, die wie ſchon früher, ſo auch jetzt in liebenswürdiger Weiſe 4 Nummern des Programms übernommen hatte, riß Fräulein Mina Hochſtetter durch 2 nette, mit ihrer klaren weichen Stimme vorgetragene Lieder das Publikum zu lautem Beifall hin. In gewohnter, Meiſter⸗ ſchaft wurden die Chöre vom Geſangverein unter der erprobten Leitung ſeines Dirigenten ausge⸗ führt und ſo wirkte alles zuſammen, um dieſen muſikaliſchen Abend zu einem genußreichen zu geſtalten. Auch das materielle Ergebnis mit 160 M. iſt als befriedigend zu verzeichnen und wird manche Thräne der Not ſtillen. So gat denn auch Herr Freitag allen Zu⸗ hörern aus dem Herzen geſprochen, als er in beredten Worten dem Danke Ausdruck verlieh, der hauptſächlich den Mannheimer Gäſten und den hieſigen Damen für ihre freundliche Mitwirkung gebührt, und ebenſo den wackeren Sängern, die trotz geſchäftlicher Abhaltungen ſo Tüchtiges zuſtande brachten. Nicht unerwähnt wollen wir die private Opferwilligkeit laſſen, die eine Verlooſung nützlicher Gegenſtände ermöglichten; ebenſo hatte Herr Haupt⸗ lehrer Seelos in freundlicher Weiſe ſein Pianino für dieſen Abend zur Verfügung geſtellt und auch ihm gebührt herzlicher Dank. Zum Schluſſe den Mannheimer Herren ein fröhliches Wiederſehen in Ladenburg, wo ſie ſich ein dankbares Andenken zugeſichert haben und dem wackeren Geſangverein, der ſein heſtes Können in den Dienſt der Mildthätigkeit zu ſtellen ſtets bereit iſt, ein Wachſen, Blühen und Gedeihen! — Mannheim, 14 Aug. Zu den Kohlen⸗ diebſtählen hat die „N. B. L.“ mitzutheilen, daß die in der Stadt kurſirenden Gerüchte von weiteren Verhaftungen unbegründet ſind. Seitens der Staatsanwaltſchaft iſt ſeit geſtern das Vorver⸗ fahren abgeſchloſſen und das geſammte Aktien⸗ material dem Großherzoglichen Unterſuchungsrichter v. Babo, welcher von ſeinem Urlaub zurückgekehrt iſt, zur weiteren Behandlung übergeben worden. Auf Erſuchen hat die Handelskammer als Sach⸗ verſtändigen den Kohlenhändler Ferdinand Baum vorgeſchlagen. Wie außerdem in Erfahrung gebracht wird, ſoll, wie bis jetzt ermittelt, die bei Seite geſchafte Kohlenmenge 56 waggons betragen. Hannover, 15. Aug. Die Königl. Eiſenbahn⸗Betriebsinſpection Hannover giebt be⸗ kannt: Am 14. d. Mts., Abends 9 Uhr iſt au der Bahnſtrecke Lehrte. —Hamburg und zwar auß freier Strecke in Km. 59,0 zwiſchen den Stationen Celle und Eſchede der aus 7 Wagen beſtehende Zug 73D mit der Lokomotive und 4 Wagen entgleiſt. Hierbei wurden 3 Perſonen getödtet; J. Ernſt Otto aus Flensburg, Schaer aus Gronau und H. A. Henning aus Hamburg, ferner 16 Perſonen, darunter 3 ſchwer, verletzt. Die ſofort aus Celle und Uelzen herbeigerufenen Aerzte legten den Verletzten den erſten Verband an und ſorgten für die Ueberführung nach Celle. Die Urſache des Unfalls hat noch nicht feſtgeſtellt werden können und wird die ſofort eingeleitete Unter⸗ ſuchung ergeben. Die entgleiſten Wagen ſperten beide Hauptgeleiſe, jedoch war um 5 Uhr das Weſtgeleiſe wieder fahrbar und konnte der Bahn⸗ betrieb zwiſchen Eelle und Eſchede eingeleiſig wieder aufgenommen werden. Die Reiſenden der ſonſtigen Züge fanden zum Theil durch Umleiung der Züge, zum Theil durch Umſteigen an der Unfallſtelle möglichſt ſchnelle Beförderung. Hamburg, 15. Aug. Der in der Richtung auf Hamburg kommende Durchgangszug iſt geſtern Abend zwiſchen Celle und Uetzen enk⸗ gleiſt. Die Maſchine flog mehrere Meter weit Biſenbahr⸗ — ins Gehölz. Die Wagen ſchoben ſich ineinander d und wurden faſt ſämmtlich zertrümmert. Mehrere uhr Perſonen wurden getödet, ſehr viele verwundel Abe Die Schwer verwundeten wurden nach Eelle, die Leichtverwundeten nach Uelzen verbracht. — Warſchau, 15. Aug. Im Gouverue⸗ mentLublin richtete ein furchtbarer Orkan einen koloſſalen Schaden an. In Oſtrow ſind viele Häuſer eingeſtürtzt, Menſchen und Vieh wurden getötet. Die Telegraphen verbindung zwiſchen Warſchau und Odeſſa iſt geſtört. — Prag, 15. Aug In einem Schlaf⸗ wagen des Karlsbader Expreßzuges wurden die Paſſagiere während ſie ſchliefen, Ihrer Baarſchaft und Werthſachen von einem Mitreiſenden beraubt; der Dieb, welcher in Collin den Zug verlaſſen hat, konnte bisher nicht ermittelt werden Man glaubt, daß derſelbe die Paſſagiere betäubt und dann beraubt hat. Sieh ſah es nie, wie deſſen Geſicht ſich ordent⸗ lich blauſchwarz färbte und er luftſchnappend auf⸗ ſchnellte, um gekauert durch bange Minuten beweg⸗ ungslos zu ſtehen. Die Anfälle gingen in der Regel bald wieder vorüber; den blutigen Schaum vor dem Munde trocknete Meiſter Waldow behutſam fort, damit die Frau ja nichts merken und ſich ängſtigen ſollte — D und dann ſaß er auch ſchon wieder auf dem Dreifuß und arbeitete ſo raſch er nur konnte. „Ich habe keine Zeit mehr — — ich muß — — ich muß!“ flüſterte er dann wohl mit zuckenden Lippen vor ſich hin. „O lieber Gott im Himmel, gieb mir doch Ausdauer und Kraft damit mein Lebenswerk nicht umſonſt auf Erden geweſen iſt!“ Aber zuweilen kam es doch vor, daß der Agent vorſprach und Meiſter Waldow im Bett antraf. Dann konnte natürlich kein Wochenthaler gezahlt werden und der menſchenfreundliche Agent hatte Mühe, den darüber gänzlich Verzweifelnten zu tröſten. „„ Wieder waren einige Jahre vergangen. Der Sohn des Ehepaares hatte aus und ſtand nun als Kommis im Dienſt ſeines Lehr⸗ prinzipals, der ihm ſoviel bezahlte daß der ſtreb⸗ ſame Jüngling ſich ſelbſt durchhelfen konnte. Er hatte gehalten was er verſprochen und war nun zum Stolz und zur Freude ſeiner Eltern heran⸗ gereift. Da kam aus der Provinzialhauptſtadt ein tieftrauriges Schreiben. Es ſtammte von ungelenker Hand und war von der Tochter Frau Minnas geſchrieben. „Lieber Onkel und Tante! Mutter liegt im Sterben, möchte Euch nochmal ſehen. Kommt doch ſchnell.“ Abſichtlich hatte Meiſter Konrad die letzten Jahre über ſich um die Familie ſeines Schwagers nicht gekümmert. Helfen konnte er nicht und das Elend mit anzuſehen war ihm nicht möglich. Er hatte nur in Erfahrung gebracht, daß der prahlende Wilhelm auf ſeiner Eckdeſtillation ganz elend ver⸗ kracht war und nun irgendwo im Arbeiterviertel mit ſeiner Familie im Elend hauſen ſollte. Jetzt aber litt es den ſelbſt kranken und ſich gerade gegenwärtig hinfällig fühlenden Mann nicht länger. Er machte ſich ſofort zur Reiſe nach der Provinzialhauptſtadt fertig. Erſt wollte ihn Frau Karline der Koſten wegen nicht begleiten. Dann fürchtete ſie auch, einen Blick in eine Tiefe des Elends zu thun, wie ſie dies trotz ihrer ſelbſt ärmlichen Verhältniſſe niemals erſchaut hatte. Aber die Liebe zur Schweſter ſiegte doch und ſie reiſte mit ihrem Manne. Das war ein gar trübſeliges Wiederfinden. „Wie gewonnen, ſo zerronnen!“ In ſchrecklicher Weiſe hatte ſich dies Sprich⸗ 1 5 dem Geſchick des tiefgeſunkenen Mannes er⸗ llt. Vergeblich hatte Wilhelm darauf gerechnet und gehofft, das Glück ſchon wieder zwingen zu können es hatte ſich nicht zum zweiten male fangen laſſen. Aus dem früheren arbeitsluſtigen hatte der unſelige Lotteriegewinſt einen arbeits⸗ ſcheuen Trunkenbold geſchaffen, welcher bereits wiederholt mit dem Geſetz in Konflickt gekommen war. Zuletzt hatte ſich der Säuferwahnſinn bei ihm ausgebildet — — — und nun weilte er bis jetzt in einem Krankenhauſe. Meiſter allein. g Thränenden Auges berichtete die tief unglück⸗ liche, am Rande der Verzweiflung angelangte Frau Aber nicht dieſe Kunde war es allein das Ehepaar erſchütterte. Sie trafen Frau Miena im Sterben und 2 Ihre beiden Kinder fehlten. daß die lüderliche Geſellſchaft, in welcher ihr Mann zuletzt verkehrt, anſteckend auf die zarten Seelen der beiden heranwachſenden Kinder gewirkt habe. Trotz des üblen Rufes, welchen der Vater genoß, hatte der junge Naſſe eine Lehrſtelle in einem geachteten Manufakturwarengeſchäft erhalten. Aber der von früh auf in die ſchlech te Geſellſchaft der die Straßen der Großſtadt bevölkernden Gaſſen⸗ jungen Gerate ne hatte ſich am Eigenthum ſeines Lehrh errn vergriffen und büßte unn trotz ſeines jugendlichen Alters ſchon im Gefängnis. Die kaum ſechzenjährige Tochter war eine Verlorene. Das Laſter hatte ihre jungen Züge entweiht, und die Verwandten waren froh, als das ſchnippiſche Ding ſie mit der Sterbeaden allein ließ. Frau Karline wußte ſich nicht vor Schluchzen zu faſſen. „Aber Miena, warum haſt Du uns das nicht wiſſen laſſen,“ klagte ſie. 1 Die Sterbende lächelte nur ſchwach. Ihr hättet mir doch nicht helfen können! verſetzte ſie endlich. „Was ſollte ich Euch Kummer bereiten. l rtſetzung folgt