5 Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen g 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Druck und Verlag von Karl Molitor, Erſcheint jeden Dienstag und Freitag Abend. Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, Ladenburg. r — Ladenburg. Mittwoch, den 18. Auguſt 1897. No. 66. Berlin, ſchafter v. Bülow iſt hier eingetroffen und hat die Teitung des Auswärtigen Amtes über⸗ nommen. Berlin, 15. Aug. Das deutſche Kaiſer⸗ paar iſt auf der Kückreiſe aus Rußland auf der Vacht „Hohenzollern“ am Freitag Abend in Hiel eingetroffen. Der Kronprinz und Prinz Eitel Fritz waren bereits Freitag Nachmittag in Begleitung des Ober⸗Gouverneurs General⸗ major v. Deines und des Militär⸗Houverneurs Oberſtlieutnant Freiherrn v. Tynker zur Be⸗ grüßung des Haiſers und der Haiſerin von Plon in Kiel angelangt und auf der Stations- facht der „Hohenzollern“ entgegengefahren. Die im Hafen liegenden Uriegsſchiffe, die Panzer⸗Hanonenboote „Mücke“, „Skorpion“, „Krokodil“, „Natter“, ſowie die Schulſchiffe „Gneiſenau“ und „Mars“ gaben bei dem Eintreffen der „Hohenzollern“ den Salut ab. Die Beſatzungen ſtanden in Parade und brachten 5 Hurrahs aus. Als die „Hohenzollern“ gegenüber der Marine⸗Akademie vor Anker gegangen war, begaben ſich die Prinzen mit ihrer Begleitung zur Begrüßung der kaiſerlichen Eltern an Bord der „Hohenzollern“. Auf der „Hohenzollern“ fand dann am Freitag Abend ein kleines Feſtmahl ſtatt, an welchem die kaiſerlichen Prinzen mit ihrer Begleitung theil⸗ nahmen. Nach dem Feſtmahl kehrten die kaiſerlichen Prinzen, denen Ihre Majeſtät die Haiſertn das Geleit nach dem Bahnhof gab, nach Plön zurück. Der Standpunkt des deutſchen Proteſtes gegen die höhere Verzollung der deutſchen Ein⸗ fuhr in Hanada zu Gunſten der engliſchen iſt alſo ſowohl von England wie von Hanada 15. Aug. Der kaiſerlich Bot- anerkannt und in korrekter Weiſe erledigt worden. „Durch eine ſoeben bekannt gewordene Verfügung hat das kanadiſche Sollminiſterium angeordnet, daß auch die nach Uanada direkt eingeführten deutſchen Waaren bis zum 1. Auguſt 1898 die bisher nur engliſchen Waaren eingeräumten Vorzugszölle des kanadiſchen Gegenſeitigkeitstarifs genießen ſollen, und daß der ſeit dem 22. April d. J. auf direkt importirte deutſche Waaren erhobene Mehrzoll auf Antrag von den kanadiſchen Zollbehörden zurückgewährt werden wird. (Spanien). Die feierliche Beiſetzung des von verruchter Frevlerhand ermordeten Miniſterpräſidenten Canovas hat am Freitag Nachmittag 4 Uhr in Madrid in einer groß⸗ artigen die ganze ſpaniſche Nation und alle Parteiführer ehrenden Weiſe ſtattgefunden. Alle Gebäude trugen Trauerſchmuck, und in den Straßen wogte eine äußerſt zahlreiche Menſchenmenge in Trauerkleidern. Tauſende von Blumenſpenden waren im Trauerhauſe niedergelegt worden Kononenſchüſſe verkündigten den Beginn der Feier. Im Trauerzuge ritten an erſter Stelle die Vertreter der Königin und der Regierung. Alle Führer der verſchiedenen Parteien, darunter auch Sagaſta, ferner das geſammte diplomatiſche Corps unzahlreiche Abordnungen befanden ſich in dem Trauer⸗ geleite. Die Truppen bildeten auf dem Wege des Zuges Spalier. Nachdem die geſammten Truppen Madrids an dem Sarge vorbei⸗ maſchiert waren, fand die Beiſetzung der Leiche Canovas, in der Familiengruft auf dem Kirch⸗ hofe zu San Iſidoro ſtatt. In dem Augen⸗ blicke, als der Sarg aufgehoben wurde, ſagte Frau Canovas, ſie verzeihe dem Mörder, weil ſie das große Werk Canovas kenne. Wie man jetzt erfährt, hat von Peterhof aus der Maiſer eee Wilhelm der Hönigin⸗Regentin von Spanien, ſowie auch der Frau Miniſter Canovas, als: bald nach Eingang der Nachricht von der Ermordung Canovas, ſein herzlichſtes Beileid übermittelt. — Ferner wird aus Madrid gemeldet, daß der Generalſtaatsanwalt am Sonnabend eine Verordnung bekannt gegeben hat, durch die verboten wird, Nachrichten über Anarchiſten, die vor Gericht geſtellt ſind, zu veröffentlichen, weil trotz der beſten Heſinnung der Verfaſſer ſolche Veröffentlichungen zu Verherrlichungen von Verbrechen werden können. Das Gericht, daß auch der General Primo de Rivini auf den Philippinen ermordet worden ſei, wird für unbegründet erklärt. Rom, 16. Aug. Der Großſiegelbewahrer und Juſtitzminiſter Coſta iſt geſtern nachmittag 5 / in Gvada geſtorben. Hurz vor ſeinem Tode ſandte er an den Hönig eine Depeſche, in der er ſagt: „Sterbend ſende ich Eurer Majeſtät die höchſten Grüße als Ausdruck der Ergebenheit, die nur mit dem Tode endet.“ (Engliſch⸗Indien). Swiſchen Eng⸗ land und Afghaniſtan ſcheint ein ſchwerer Conflict im Anzuge zu ſein. Aus Bombay wird gemeldet, daß der afghaniſche Agent in Calcutta vor drei Wochen nach Kabul zurück⸗ gekehrt. Auch der afghaniſche Agent in Bombay iſt vor einigen Tagen infolge einer Aufforberung des Emir⸗Abdurrahman ab⸗ gereiſt, nachdem er ſeinen ganzen Beſitz veräußert hatte. Ebenſo ſollen die Agenten in Simla und Harrahs abgerufen ſein. Man glaubt hier, daß der Emir von Afghaniſtan die Aufſtände an der Grenze zum wenigſten dulde. Es wird gemeldet, daß ein Theil des Afridi⸗ Stammes in Waffen ſtehe. Die Hindu in Peſchawur befürchten von den Muhamedanern ausge⸗ plündert zu werden. Die Dorſeſthire⸗Regimenter Hilf Dir ſelbſt, dann hilft Dir Gott! Eine Erzählung für das Volk von Höcker. 5 0 8 e Nachdruck verboten. 5 Fortſetzung. Das war eine fühlbare Erleichterung für den wackeren Meiſter. Sie wurde noch merkbarer, als ein Jahr darauf auch das Töchterchen eingeſegnet und unter gleich günſtigen Bedingungen von der beliebteſten Putzmacherin Gundelfingens in die Lehre genommen wurde. „Siehſt Du, Mutter,“ ſagte Meiſter Konrad da leuchtenden Auges zu ſeiner Lebensgefährtin. „Haſt immer auf unſer zurückgezogenes Leben ge⸗ ſcholten. War doch zu etwas gut. Sind wir auch arm, ſo achten uns doch die Leute. Haben unſere Kinder gern in die Lehre genommen. Wäre die Viktoria zu nichts gut für uns geweſen als ſie mich gezwungen hat, ſparſam zu ſein, ſo wäre das ſchon ein wahrer Gottesſegen. Das Haus war einſam geworden. Der ſchnell alternde Mann kam ſich wie verlaſſen vor. Ver⸗ klungen war das frohe Lachen ſeiner Kinder, dahin die glücklichen Stunden, die er in den ſtändiſchen Beſchäftigungen mit den beiden jungen Menſchen⸗ men hatte verbringen dürfen. a Seine Frau war auch ſtiller geworden. Sie war nun einmal verdroſſener Gemütsart, hatte ſich alsjunges Ding ganz andere, überſpannte Erwartungen vom Leben und all den Vergnügungen, die ſie im Schoß der Zukunft erwartete gemacht und trug nun ſchwer an der Enttäuſchuug. Sie war ihrem Mann weniger, als dieſer vielleicht einmal hätte erwarten dürfen. Wenigſtes aber machte ſie ihm keine häuslichen Scenen mehr, wenn ſie auch den Agenten immer ſchief anſchaute kam dieſer zur Erhebung des Wochenbeitrags. Hätte ſie freilich von den heimlichen Ab⸗ machungen zwiſchen den beiden Männern gewußt ſo würde ſie wohl wieder geſcholten haben. Meiſter Konrad fühlte ſich immer ſchwächer und hinfälliger. Auch ärtztliche Hilfe wollte nicht mehr aufſchlagen. Nachts quälten ihn ſchwächende Schweiße und oft kam es jetzt vor, daß er ermattet über der Arbeit einnickte. Aber gerade dieſe Wahrnehmung, die erſten Schatten des herannahenden Todes, wie Meiſter Konrad ſchwermütig heimlich bei ſich dachte, eiferten den Unermüdlichen zu immer neuer Arbeit an. „Sagten Sie nicht, daß ich auch Wochen⸗ marken im Voraus kaufen könnte? fragte Meiſter einmal den ihn beſuchenden Agenten. „Selbſtverſtändlich das ſteht ja Ihrem Belieben.“ Meiſter Konrad ſchaute ſich immer um, ob auch ſeine Frau nicht in der Nähe weilte. Dann holte er raſch ein Bruſtbeutelchen hervor und ganz in entnahm dieſem ein goldenes Zehnmarkſtück und einige Silbermünzen. „Hier, nehmen Sie, fünf Thaler im Voraus!“ verſetzte er. a „Aber ſoviel iſt wohl nicht nötig, lieber Meiſter, mahnte der Agent. Sie ſollten auch an ſich denken.“ „Habe keine Feierſtunde jetzt,“ wiederſprach der Meiſter kopfſchüttelnd. Mein Feierabend kommt bald. Aber weiß, ob unſer Vater im Himmel raſch heimruft oder ob ich nicht noch lange das Bett werde hüten müſſen, will ich ſchaffen, ſo lange mir Gott die Kraft dazu giebt!“ Dabei blieb er. So oft der Agent jetzt vor⸗ ſprach, erhielt er immer einen oder zwei Thaler extra. Um dies zu erſchwingen, mußte Meiſter Konrad die Nächte zu Hilfe nehmen. Er hielt es vor ſeiner Lebensgefährtin geheim, daß er von einem größeren Meiſter einen bedeutenden Zwiſchen⸗ auftrag erhalten hatte und da ſeine Frau ſich um ſeine Arbeit nicht viel kümmerte, ſo gelang es ihm immer ein paar Sohlen aufzunageln oder ein paar Schuhe vorzurichten, ohne deren Arbeitserlös in in die Wirtſchaftskaſſe abführen zu müſſen. Frau Karline hatte jetzt viele freie Zeit und die benützte 'ſie weidlich, um ſich nach Herzensluſt mit ihren Freundinnen auszuſchwatzen. Daher kam es, daß Sie nie Zeuge wurde von den hohlen, erſchreckend häuſig wiederkherenden Huſtenanfällen, an welchen ihr Mann litt. N