nt been Dienstag und Freitag Abend. Auen Preis vierteljährlich Mark 1.—, mit illuſtriertem Unter⸗ Smarff haltungsblatt Mark 1.40, frei ins Haus. er Für die Redaktion verantwortlich: Karl Molitor, r Atttibu 9 Ladenburg, N A. ——— — ů ů ů ů ů — — —ů No. 65. Anzeigen: Die einſpaltige Corpuszeile oder deren Raum 10 Pfg., Lokale Geſchäfts⸗ und Privatanzeigen Druck und Verlag von Karl Molitor, 3 „ 7 6 Pfg., Reklamen 20 Pfg. Ladenburg. — Samstag, den 14. Auguſt ————— — 5 dul Politiſches. „Ie Peterhof, IJ. Aug. Bei dem geſtrigen 0 Frühſtück in Urasnoje Selo teilte Haiſer r geh Wilhelm dem Großfürſten Nikolai Nikolajwitſch Sula die Ernennung zum Chef des Magdeburgiſchen 10 für N Huſarenregiments Nr. 10 mit. Der Haiſer nasha 1 ſprach in einem Telegramm an das Regiment r für uu, die Hoffnung aus, es werde ſich der hohen % Ehre ſtets würdig zeigen. Der Großfürſt cher, Shih „ Wag richtete an den Regiments⸗Hommandeur einen 1 „ J telegraphiſchen Gruß für das ganze Regiment. Petersburg, II. Aug. Den geſtrigen Gefechtsübungen in Krasnoje Selo wohnten außer den beiden Monarchen die Spitzen der militäriſchen Behörden, der Chef des Militär⸗ Kabinetts General⸗Adjudant von Hahnke und der militäriſche Bevollmächtigte bei der beutſchen linge. der, Jude „ „Glectohce „ Glaſer, dez Schmied, Sh hren, eue, Botſchaft von Lauenſtein bei. Zunächſt führte Kaiſer Wilhelms Wiborg'ſches Leibregiment andvnt, perſchiedene Evolutionen und Exerzitien vor, Arbeit denen der Kaiſer mit größtem Intereſſe folgte. Person Der Haiſer gab wiederholt ſeine Befriedigung rde. le zu erkennen und dankte nach dem Schluß der hen für Inn Dorführungen dem Regiments und Biviſions⸗ und bene kommandeur für die ausgezeichnete Haltung des 8 Linderag, Regiments und die vorzügliche Ausführung der Sorlicerm verſchiedenen Manöver. Er verlieh ſodann ſuchen: eine weitere Anzahl von Offizieren und Unter⸗ . offfzieren Auszeichnungen. Im Anſchluß an anduerk, dieſe Manöver fanden Kavallerieübungen ſtatt. dientt, Enie, Nach dem Abſchluß des Manövers fand im ortiet. Kaiſerpavillon ein Frühſtück ſtatt, zu dem auch Perſonal alle kommandierenden Offizieren zugezogen mädcher, 1e, waren, die an den Uebungen teilgenommen . hatten. Nach dem Frühſtück zog Uaiſer Wilhelm die einzelnen Herren ins Geſpräch und äußerte wiederholt ſeine Befriedigung über die geſehenen vorzüglichen Leiſtungen. Beide erung t die gehen e rer. 1897. Monarchen kehrten ſodann nach Petersburg zurück. Peterhof, II. Aug. Heuẽte vormittag um 11 Uhr traten das deutſche und ruſſiſche Haiſerpaar an Bord der „Alexandria“ die Fahrt nach Kronſtadt an, der Zar in deutſcher, Haiſer Wilhelm in ruſſiſcher Marineuniform. Das Wetter war herrlich. Die Verabſchiedung der deutſchen Majeſtäten am Landungsplatze in Peterhofe war äußerſt herzlich. Der Zar zog den Frhrn. v. Bülow in längere Unter⸗ redung und reichte ihm bei der Abfahrt noch⸗ mals die Hand. Als die „Alexandria“ abfuhr, ertönte Kanonendonner, die Muſik ſpielte die deutſche hymne, die Truppen riefen Hurrah, das Publikum rief Wünſche auf eine glückliche Keiſe zu. Das deutſche Maiſerpaar erwiderte fortwährend ſehr herzlich die Abſchiedsgrüße. Fürſt zu Hohenlohe hatte ſich bereits vorher von den Majeſtäten verabſchiedet und war mittags mit der Eiſenbahn von Petersburg abgereiſt. — KHronſtadt, 11. Aug. Heute mittäg gegen 1 Uhr begab ſich das deutſche und das ruſſiſche Kaiſerpaar an Bord des Panzers „Hönig Wilhelm“, wo es beim Prinzen Heinrich das Frühſtück einnahm. Eine dichte Menchen⸗ menge wogte auf dem Uronſtadter Quais. Bald nach 4 Uhr erſah man aus den Manövern der Schiffsmannſchaften, daß der Augenblick der Verabſchiedung gekommen war. Die Reede bot ein prachtvolles Bild; eine leichte Briſe bewegte die See. um 4 Uhr wurde das Abfahrtsſignal gegeben; die deutſchen Kriegs ſchiffe donnerten die Abſchiedsgrüße, die Uron⸗ ſtadter Forts erwiderten dröhnend den Salut. Die Mannſchaften paradierten auf Deck und riefen dreimal Hurrah, während die ruſſiſche Nationalhymne geſpielt wurde. Als der „Gefion“ vorüber war, nahte die „Hohenzollern“. Beide Kaiſerpaare verabſchiedeten ſich vom Prinzen Heinrich und fuhren in einem Boot der ruſſiſchen Haiſervacht nach der „Hohenzollern“. Dort verabſchiedeten ſich die ruſſiſchen Majeſtäten aufs herzlichſte. Sie hatten etwa 10 Minuten an Bord verweilt und begaben ſich ſodann ins Boot. Das ruſſiſche Kaiſerpaar wurde vom deutſchen Haiſerpaar bis an den unterſten Abſatz der Treppe des Fallreegs geleitet. Inzwiſchen feuerte auch der Panzer „Hönig Wilhelm“ ſeine Abſchiedsgrüße. Als das ruſſiſche Kaiſerpaar nach der Hacht „Alexandria“ fuhr ſandte das deutſche Kaiſerpaar vom Deck der „Hohenzollern“ aus Abſchiedsgrüße. Der Kaiſer ſalutierte, die Kaiſerin winkte mit den Händen, die ruſſiſchen Majeſtäten erwiderten die Grüße in gleicher Weiſe. Um 5% Uhr ging die „Alxeandria“ nach Peterhof ab; bald nach 6 Uhr folgte die „Hohenzollern“ den deutſchen Schiffen. Die Abfahrt der deutſchen Schiffe, deren Kauchſäule noch lange am Horizont ſichtbar war, ſchloß aufs aus drucks⸗ vollſte die Haiſerreiſe ab. Kronſtadt, 11. Aug. Beim Verlaſſen des Panzers „König Wilhelm“ umarmten ſich beide Kaiſer, küßten ſich und ſchüttelten fich die Hände, ebenſo die Kaiſerinen, denen beide Kaiſer die Hände und Wangen küßten. Als beide Monarchen ſich verabſchiedeten brach ein gewaltiger Jubel der Menſchenmenge los, welche zur Ver⸗ abſchiedung der Schiffe erſchienen war, der Jubel erneuerte ſich bei der Verabſchiedung auf der „Hohenzollern.“ f Verſchiedenes. — Ladenburg, 13. Aug. Der Geſang⸗ verein Ladenburg veranſtaltet am nächſten Sonntag, abends 8 Uhr im Gaſthauſe zum Schiff ein Hilf Dir ſelbſt, achten Aan dk und ben ten. a * 5 1 zaraliut J dann hilft Dir Gott! . Eine Erzählung für das Volk von Höcker. reiner Nachdruck verboten. 0 Fortſetzung. Lad f die Verſicherung nicht Schuld!“ i wiederſprach der Entrüſtete. „Ich bin von jeher nit * kein kräftiger Mann geweſen. Glaubſt Du etwa lu als b ich hütte weniger arbeiten müſſen, auch wenn ich den Verſicherungsthaler nicht zu verdienen gehabt hätte? Im Gegentheil! Der hat mich davon abge⸗ halten, mich mit Weib und Kind Sonntags in ſchlecht gelüftete, dumpfe Wirtslocale zu ſetzen und durch thörichtes Trinken auf meine Geſundheit 1 1 einet einzuwirken. Dafür ſind wir ſchön in Gottes herr⸗ zActerdatkäſ licher Natur herumgegangen und haben unſere 9nd. As“ Geſundheit gekräftigt! Ich darf es getroſt herum⸗ — ſagen, denn es entſpricht meiner tiefernſtigen Ueber⸗ anz fc zeugung, ohne den weiſen Zwang, welchen die Fasse Viktoria auf mich ausübt, wäre ich vielleicht auch 5 ſo ein leichtſinniger Bruder geworden, denn damals als der liebe Gott mir den wackeren Verſicherungs⸗ Agenten in den Weg geführt hat, da war ich ſchon nahe daran, mich zu Deinen Anſichten zu bekehren. Jetzt aber möchte ich dem Himmel auf den Knieen un danken, daß er mir Hülfe zur rechten Zeit geſand U , hat. Nun werden meine Kinder wenigstens einen Notgroſchen haben — o Wilhelm, hätteſt Du es mir damals nachgethan, als noch Zeit hierzu gewe⸗ ſen iſt““ Aber dazu lachte der Trunkene nur. „Mache Dich doch nicht lächerlich!“ ſagte er rauh. „Ein Eſel wär ich geweſen. Hoho, während Du geſchuftet haſt, da habe ich mich amüſirt — iſt mir gut bekommen — und der heutige Dalles, der ſoll ſchon wieder verſchwinden —“ Er pätſchelte ſeiner weinenden Frau auf die Backe. „No heul doch nicht, Miena!“ knurrte er. ich kann nun einmal das Geflenne nicht ausſtehen. Sobald ich 'n Treffer gemacht habe kaufe ich Dir u ſeidenes Kleid!“ Aber mit herber Bewegung ſtieß ſeine Frau ſeine Hand zurück. „Ich brauche keine ſeidene Kleider!“ ſagte ſie. „Schaffe lieber Brod in das Haus. Sieh wie Deine armen Kinder dort ſtehen —“ „Ja, die Kinder lachen mich immer aus, weil ich ſo abgeriſſen herumlaufe!“ klagte das Mädchen und bohrte die Fingerknöchel in die Augen. „Sie ſchelten uns immer Bettelvolk!“ Das gab der Mutter einen Stich durch das Herz; Konrad ſah wohl das Erbleichen der armen Frau. „Wilhelm was für ein Geiſt iſt in Dich gefahren!“ ſagte er traurig. „Geh in Dich. Suche Dir lieber eine Stelle als Schuhmacher, biſt ja immer tüchtig in unſerm Handwerk geweſen. Hier in der großen Stadt giebt es gewiß viele Meiſter, die Dich gern annehmeng und Dir auch guten Lohn zahlen.“ 5 Aber da lachte Naſſe höhniſch auf.“ 53 „Behalt Du Deine Weisheit für Dichl!“ höhnte er. „Schon übermorgen iſt Ziehung, da ſchaut es bei uns vielleicht ganz anders aus. Ich brauche keine Hilfe, keinen Rat werd es ſchon ſelber zwingen. Hilf Dir ſelbſt' ſo hilft Dir Gott!“ Aber da leuchtete es ſo ſtark in den Augen des ſchlichten großen Schwagers auf, daß der rahlhans unwillkürlich die Augen niederſenken mußte. „Ja, das iſt gewißlich wahr, aber man muß ſich auch wirklich helfen!“ ſagte Meiſter Wal⸗ dow mit ſtarker Betonung. „Man muß arbeiten von früh bis ſpät, wacker die Hände regen und in allen Dingen, die man unternimmt, muß man an das Ende denken — — das iſt eigene Hilfe und zu der hilft auch ganz ſicherlich der liebe Gott. Aber einer der die Hände in den Schoß legt und wartet, bis ihm die gebratenen Tauben in das Maul fliegen — — einer der ſeine Familie vernachläßigt, nur um den Lotteriekollek⸗ teuren die Taſche zu füllen, der ſich alles zuwendet den eigenen Bauch füllt, die Familie aber auf den St. Nimmermehrstag vertröſtet, au welchem der bekannte Eſel mit dem großen Sack voll Geld