auf den Zucker allein 188 Millionen Mark, eine Thatſache, welche in den Ureiſen unſerer Candwirthe denn doch zu ernſtem Nachdenken anregen ſollte. Verſchiedenes. — Ladenburg, 1. Aug. Wie aus den Jahresberichten der ſechs klaſſigen Realgymnaſien und Realſchulen hervorgeht, war die Schülerzahl der einzelnen Anſtalten im abgelaufenen Schuljahr folgende: Baden 217, Bretten 143, Bruchſal 247, Eberbach 86, Emmendingen 97, Kenzingen 109, Ladenburg 164, Mosbach 129, Müllheim 91, Schopfheim 98, Sinsheim 167, Ueberlingen 99, Villingen 110, Waldshut 138, Weinheim 148. — Ladenburg, 2. Aug. Die Gemeinde Bruchſal überläßt der neugegründeten Aetien⸗ geſellſchaft Karlsruher Waggonfabrik ein Gelände von 30 Morgen Bauterrain unentgeltlich. Ein ſolch Entgegenkommen von einer Gemeinde verdient Nachahmung. — Karlsruhe, 31. Juli. Nach einer Verfügung des Großh. Finanzminiſteriums iſt eine Staatsprüfung der Finanzeandidaten auf Montag den 11. Oktober d. J., anberaumt. — Straßburg, 31. Juli. Geſtern Abend ſtahl ein im Geſicht geſchwärzter Mann aus der Kaſſe des Zollamtes in Urbeis 100 M. Der Einnehmer verfolgte den Dieb. Letzterer flüchtete unter eine in der Nähe befindliche Brücke, wohin ihm ein Grenzwächter nacheilte, der Dieb feuerte auf den Grenzwächter zwei Schüſſe ab, von denen einer in den Oberſchenkel, der andere in Unter⸗ leib und in die Lunge traf. Der Verletzte liegt hoffnungslos darnieder. Der Thäter iſt noch nicht ergriffen. f — Salzburg, 1 Auguſt. Der heute von Salzburg nach Frankenmarkt abgegangene Perſonnenzug iſt zwiſchen Halvang und Seekirchen infolge Dammrutſchung entgleiſt. Der ganze Zug fiel über den Damm hinab. Der Locomotivführer iſt tot und der Heizer ſchwer verletzt. Von den Paſſagieren iſt niemand verletzt. — Berlin, 30. Juli. (Der Reichsan⸗ zeiger) veröffentlicht das Ergebniß des Reichs⸗ haushaltes zu 1896/97. Dannach kommen auf die ordentlichen Einnahmen, ſoweit dieſelben dem Reiche verbleiben 76 471414 Mark mehr als veranſchlagt. Davon werden fünfzig Milli onen zur Verminderung der Reichsſchuld verwendet werden. Der Etat ergiebt unter Hinzurechnung von 1995 700 Mark Ausgabenerſparniß einen Ueberſchuß von 28 467116 Mark. — Breslau, 2 Aug. Die durch Hoch⸗ waſſer in Schleſien angerichteten Schäden ſind noch viel bedeutender, als aus den erſten Mittheilungen hervorging. Am Samstag durchbrach das Hoch⸗ waſſer den Schutzdamm des Breslauer Umgehungs⸗ kanals, weshalb dort ſämmtliche Arbeiten eingeſtellt werden mußten. Im Weiſttritzgebiet hat der Wolkenbruch ungeheuren Schaden angerichtet. Hirſchberg und Umgebung gleichen einem See. Das Waſſer reicht an die Paterrefenſter der Häuſer, deren Bewohnern von Jägern auf Flößen gerettet werden. In Kunnersdorf ſteht das Waſſer bis an die Dächer. Sämmtliche Fabriken im Bobergebiet ſtellen den Betrieb ein. In Petershof ſind zehn Häuſer eingeſtürzt. Mehrere Brücken wurden weggeriſſen. Zahlreiche Gebäude ſind gefährdet. Die Ernte iſt total vernichtet. Der Grünzeughändler Weiß und Frau ſind auf dem Wege von Charlottenbrunn nach Schweidnitz bei Heriſchdorf, in Kunnerdorf 2 Perſonen, in Sechs⸗ ſtädten ein Soldat bei Rettungsarbeiten ertrunken. Nach einer Aufſtellung der „Bresl. Ztg.“ beträgt die Zahl der Toten in Schleſien 105. Ein geſtriges Telegramm aus Hirſchberg lautet: In der letzten Nacht iſt in den Gebirgen wiederum ein Wolkenbruch niedergegangen, der die durch den anhaltenden Regen ſchon ange⸗ ſchwollenen Gewäſſer zu reißenden Strömen machte. In Schmiedeberg ſind mehrere Häuſer niederge⸗ riſſen. Menſchenleben ſind zu beklagen. Der Eiſenbahnverkehr iſt auf Tage hinaus geſperrt, ebenſo die Landſtraßen. Die Telegraphen ſind ſtellenweiſe niedergeriſſen. In Steinkirch, Holz⸗ kirch, Langenöls, Wünſchendorf und andern Orten iſt die Ernte vernichtet. In Markliſſa ſind 5 Perſonen ertrunken. Bisher ſind im ganzen 11 Leichen geborgen. — Krakau, 1. Auguſt. Hier haben 1200 Cigarren⸗Arbeiterinnen die Arbeit eingeſtellt. Sie verlangen Abſchaffung einer Maſchine engliſcher Erfindung, welche täglich 130 000 St. Eigaretten herſtellt. Polizei⸗Soldaten beruhigten die Arbeiterinnen, welche die Fenſter einſchlugen und die Tiſche zertrümmerten. Militär erhielt Befehl, ſich bereit zu halten. — Hamburg, 1. Aug. Heute morgen kenterte auf der Elbe ein mit 13 Schiffsmalern beſetztes Boot, infolge Wellenſchlages eines Jollenführerdampfers. 9 Perſonen wurden gerethel 4 ſind ertrunken. — München, 2. Auguſt. Die Alten⸗ marktler Traunbrücke zwiſchen Traunſtein und Troſtberg iſt duch Hochwaſſerunterſpülung zerſtört; der Verkehr iſt nur durch Umquatirung möglich, Die Beförderung von Gepäck und Eilgutſtücken iſt ausgeſchloſſen. — Wien, Aug. Die Verheerungen, welche das Hochwaſſer in der Umgebung Wiens und in den Provinzen angerichtet hat, ſind enorm und haben einen Schaden von vielen Millionen verurſacht. Eine große Anzahl von Häuſern und Brücken iſt eingeſtürzt; auch zahlreiche Menſchenleben ſind zu Grunde gegangen. — Petersburg, 31. Juli, Nach einer Meldung der „Nowoſti“ ſollen bei den Ueber⸗ ſchwemmungen in Kertſch etwa 150 Menſchen umgekommen ſein. Es ſind bis jetzt 16 Leichen aufgefunden worden. Man nimmt an, die Leichen der übrig umgekommenen ſeien ins Meer geſchwemmt worden. — Jaroslaw, 1. Auguſt Eine große Feuersbrunſt in der Stadt Ljubine äſcherte über 209 Häuſer, eine Kirche, ein Spital und außer⸗ dem verſchiedene Amtsgebäude ein. Hunderte von Menſchen ſind obdachlos und brotlos. — Ein Petrol eum ſee. In Alaska hat man einen großen Oelſee entdeckt. In den Gebirgen fanden mehrere Goldſucher einen von hohen Bergen umſchloſſenen See, der eine belige Flüſſigkeit enthält und von Oelquellen geſpeiſt wird, die am Ufer am Boden des Sees hervor⸗ ſprudeln. Die umliegenden Berge führen rieſige Kohlenlager. Die Unterſuchung der mitgebrachten Proben der Flüſſigkeit ergab, daß der See aus Erdöl vorzüglicher Qualität beſteht, wie es beſſer noch keine pennſylvaniſche Quelle geliefert hat. Die von Seattle abgeſchickten Sachverſtändigen haben an Ort und Stelle weitere Nachforſchungen vorgenommen und bringen jetzt die Nachricht, daß jene Gegend vor Alaska Erdoel und Steinkohlen in ungeheurer Menge enthält und die dort von der Natur aufgeſpeicherten Vorräte den ganzen Bedarf der Welt auf lange Zeit genügen. Der Oelſee ſowohl wie die Kohlenlager liegen dicht an der Küſte und Oel quillt ſelbſt aus dem Meeres ſtrande hervor. Die Standard Oel Compann ſoll bereits ihre Finger nach jenen Erdſchätzen im fernen Norden ausgeſtreckt haben. Meiſter, was ich Ihnen ſchon vor Jahren geſagt habe, nur ordentliche Leute haben Ausſicht, aufge⸗ nommen zu werden. Darum kann jeder Verſicherte ſeine Polize mit berechtigtem Stolz vorzeigen, denn ganz abgeſehen davon, daß er ſich durch Sie ſchon als umſichtiger, für das Wohl der Seinigen be⸗ bedachter Famielienvater ausweiſen kana, wird ihm dadurch beſtätigt, daß er von ſeinen Mitmenſchen für einen ordentlichen, braven Mann gehalten wird.“ „Das thut mir für meinen Schwager leid,“ meinte Konrad niedergeſchlagen. „Ich fürchte der Lotteriegewinſt ſchlägt ihm den Segen aus. Er iſt ihm jetzt ſchon zu dem Kopf geſtiegen und —“ Der Meiſter vermochte nicht weiter zu reden. Ein plötzlicher Huſtenanfall überkam ihn und er kam ganz außer Atem. Zuletzt zeigten ſich auf ſeinen Lippen einige Tropfen ſchwärzlichen Blutes. Erſchrocken trat der Agent näher heran. „Aber liebſter Meiſter, Sie ſind ja ernſtlich krank!“ rief er beſorgt. Konrad konnte noch nicht ſprechen; er war dunkelblau vor Auſtrengung im Geſicht geworden. Gleichwohl wehrte er ſchon mit der Hand ab. „Nicht ſo laut! brachte er keuchend hervor. „Meine Frau ſoll ſich nicht ängſtigen — es wird ſchon vorüber gehen, man erhohlt ſich wieder.“ „Nein, das dürfen ſie nicht auf die leichte Achſel nehmen!“ ſagte der Agent entſchieden. „Sie ſtehen doch unter ärtzlicher Behandlung?“ „Natürlich,“ nickte der Angegriffene. Ich bin doch in der Krankenkaſſe.“ Nachdem der Agent ſich noch ein Weilchen mit dem Kranken unterhalten, ihm in freundlicher Weiſe Mut zugeſprochen und allerlei gute Ratſchläge ertheilt hatte, entfernte er ſich ſchweren Herzens. Frau Waldow machte ihrem Manne das Daſein durch ihre kurzſichtigen ürfe in der nächſten Zeit recht ſauer, . 1 Immer von neuem hielt ſie ihm keifend vor, wie klug und geſchickt es der Schwager angefangen habe, ſich und ſeiner Familie Glück zu begründen, während er ſich jeden Biſſen am Munde abdarbeu müſſe und doch nichts von der Verſicherung habe. Dieſe Unzufriedenheit Frau Karlinens ſteigerte ſich noch, als ſie von Naſſe, der inzwiſchen mit ſeiner Familie nach der Provinzialhauptſtadt über⸗ geſiedelt war, zum Beſuch eingeladen wurde. Zurückgekehrt wußte ſie nicht genug vom herrlichen Leben zu erzählen, welche die Verwandten nun in dem neuen Heim führten. Der Schwager hatte eine guthgehende „Eckdeſtillation“ an ſich gebracht in welcher die Gäſte wie in einem Taubenſchlage aus⸗ und eingingen. „Ja, der Wilhelm bringt's zu etwas — — und alle Tage haben ſie Braten auf dem Tiſch, das leidet Wilhelm gar nicht anders!“ ſchloß die neidiſche Frau ihre Schilderung. „Die Mina iſt natürlich dumm, die verbittert ihrem Manne immer das Leben mit ihren langweiligen Unkenrufen. Ach lieber Gott, ich hätte den Wilhelm heiraten ſollen. Wir würden uns das Leben ſchon leicht gemacht haben!“ Meiſter Konrad nickte nur ſchmerzlich vor ſich hin, was ſeine Frau ſo herzlos herausſprach, das war ihm im Grunde der Seele auch ſchon zuweilen aufgeſtiegen. Die ſtille, ſparſame Schweſter würde auch zu ihm beſſer gepaßt haben, ſie hätte ihn wohl begriffen und ſein umſichtiges Sparen zu würdigen verſtanden. Aber ſchon im nächſten Moment ſchämte er ſich dieſer Anwandlung wieder. Er ſtand auf und gab ſeiner Frau einen herzaften Kuß. „Sei nur ſtill, Mutting, auch für uns kommen noch beſſere Zeiten!“ beſchwichtigte er. 1 5 Jetzt ſind Schauspieler in unſerm Städtchen die ſind gekommen ( während du noch fort warſt — — ich werde Dit ein Billet beſorgen, da kannſt Du Dich unter halten.“ f Aber dieſe Anfmerkſamkeit, welche Meiſte Konrad ſeiner Frau nur leiſten konnte, indem er ſich einige Stunden länger an den Schuſtertiſch ſetze und die Nacht zum Tag machte, glich bei der vergnügungsliſternen Frau einem Tropfen au heißem Steine. Schon nach wenigen Tagen war die alte Unzufriedenheit wieder da und ſie verbitterte ihrem Mann das Daſein durch kränkende, nörgelnde Redensarten von früh bis ſpät. 5 Die einzige Freude des braven Manhes waren ſeine Kinder, die prächtig gediehen und ihm viele Freude machten. Er ließ ſich auch keine Mühe verdrießen, um mit ſeinem ſchwachen Wiſſen den lernbegierigen Kleinen nachzuhelfen. 5 Der Umgang mit Ihnen war ſeine liebſte Erhohlung und er konnte immer weniger begreifen, daß ſich ſeine Frau von dieſen reinen Freuden des Daſeins ſo ganz abſeits hielt. . Der vergnügungsluſtigen Frau konnten die Kinder nichts bieten ja ſie ſah in dieſen nur eien Hemmſchuh, der ſie an das Haus feſſelte und ſie davon abhielt, mit den Nachbarinnen zusammen zuſtehen und zu klatſchen. 5 Wenn der Lehrer, der beide Kinder unterrichtete vorſprach und immer nur gutes über die beiden lerneifrigen und begabten Kinder zu berichten wußte dann ſtrahlten die Augen Meiſter Konrads bor Vergnügen und ſtolzer Freude. Dann wurde er nicht müde, immer von nenen wieder ſeine Kinder zu liebkoſen und ſie auf den Knieen reiten zu laſſen. 8985 . un dufche U du ptech